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𝟹𝟾 | 𝐴𝑙𝑙𝑦

❧༺༻☙

„Hast du schon was Neues von Hagrid gehört?"
Remus' gedämpfte Stimme begleitete mich auf den letzten Metern zum Klassenraum für Zaubertränke.
Die Erinnerung an das Gespräch mit dem Wildhüter war noch so frisch wie Morgentau, der von Grashalmen abperlte. Ich nickte.
Als wäre dies ein Zeichen gewesen, auf das er gewartete hatte, beugte er sich näher zu mir und wir steckten die Köpfe zusammen.
„Er meinte, es hätte ihm einen schönen Schreck eingejagt, als er gestern in der Früh wach wurde und ein junges Mondkalb in seinem Garten gefunden hat", antwortete ich leise und unterdrückte ein belustigtes Grinsen.
„Er hat also keine Ahnung?", wollte Remus mit einem Schmunzeln wissen.
„Nein, absolut nicht. Aber das ist vermutlich auch besser so."

Ich dachte unwillkürlich an diese nervenaufreibenden Augenblicke zurück, sobald wir mit dem magischen Geschöpf im Schlepptau dem Verbotenen Wald den Rücken gekehrt hatten.
Es war, als hätte sich etwas von mir losgelöst - in dem Moment, in dem wir über die Grenze getreten waren. Etwas, das einem unsichtbaren Schleier glich, hatte die ganze Zeit über meine Sinne vernebelt.
Mit einem Mal war das Gefühl der Taubheit verflogen und ich konnte wieder klar sehen und denken.
Ich weiß noch genau, wie ich mich sogleich an Remus gewandt hatte und ihn mit meiner Planänderung überfallen hatte.

„Vielleicht schaffe ich es auch, es vor Hagrids Hütte abzulegen, damit er es gleich findet", war es aus mir herausgebrochen. „Dann müsste er nie erfahren, dass wir uns nachts an Orten aufhalten, an denen wir nicht sein sollten. Und wir würden zudem einem Vortrag über Verantwortung, Pflichtbewusstsein und Achtsamkeit entkommen!"
Alles Eigenschaften, die wir nämlich nicht besitzen.
Und so hatte ich das zierliche Tierwesen direkt vor seine Tür gesetzt, einmal kräftig gegen das robuste Holz geklopft, mich hastig hinter seiner Hütte versteckt und gewartet.
Erst als ich das schiefe Knarzen der Pforte und ein überraschtes Glucksen seinerseits vernommen hatte, war mir ein Stein vom Herzen gefallen und ich konnte unbekümmert von dannen ziehen.

Eine Stimmfarbe, die mir nicht vertrauter sein könnte, ließ mich aus meiner Erinnerung aufhorchen.
Severus.
Keinen Herzschlag später erschien er. Sein Anblick hatte mir noch nie einen so heftigen Stich versetzt.
Seit dem Treffen, das nicht stattgefunden hatte, ging er mir konsequent aus dem Weg. Er hatte kein einziges Wort mehr mit mir gewechselt, mich keines Blickes mehr gewürdigt.
Alles, was ich von ihm wollte, war einfach nur gesehen zu werden. Vielleicht hatte er ja auch einen guten Grund gehabt, dem Astronomierturm fernzubleiben.
Aber ich würde vermutlich nie erfahren, was ihn dazu bewegt hatte. Für ihn war ich nur noch ein Geist.
Durchsichtig. Kaum nennenswert.

Er zog mit Lily an uns vorbei, auf dem Weg zu ausgerechnet dem Unterricht, der uns verbunden und zusammengeschweißt hatte.
Er war der Einzige, der meine Leidenschaft für Zaubertränke geteilt hatte. Aber die kommenden Momente, die irgendwann zu wertvollen Erinnerungen hätten werden können, musste ich nun gertrennt von ihm erleben.
Als er mich im Vorbeigehen beinahe streifte, wehte sein Duft zu mir herüber.
Er ist so nah und doch so unerreichbar.

Wieso warf er unsere einstige Verbundenheit, die über so viele Jahre angedauert und tiefe Wurzeln geschlagen hatte, einfach so weg? Das tat mehr weh als alle andere.
Soll er doch seine gesamte Freizeit mit Lily verbringen und ihr wegen jedem Schwachsinn hinterher rennen, das kümmert mich nicht. Aber warum muss er mich wie Luft behandeln?
Denkt er etwa, er kann sie damit beeindrucken? Oder habe ich etwas falsch gemacht?
„Ally...", hob Remus behutsam an, nachdem er die Situation eine Weile stumm beobachtet hatte. Er bemühte sich um einen neutralen Tonfall, aber die leise Spur des Mitleids konnte er aus seiner Stimme nicht fernhalten. „Wir sollten reingehen."
Ich sah schweigend zu, wie Severus mit Lily in unserem zugeteilten Raum verschwand. Dann nickte ich schwach.

„Schön, dass Sie alle so pünktlich hergefunden haben!", läutete Professor Slughorn mit seinem verschmitzten Lächeln den Unterricht ein und das letzte Getuschel verstummte.
Auch wenn unser Zaubertrankmeister eine unerwartet herzliche Art an sich haben konnte, wollte es sich niemand mit dem Hauslehrer von Slytherin verscherzen.
„Zumindest der Großteil", korrigierte er sich, als das massive Eisen aufschwang und Pettigrew zu dem freien Platz neben Potter und Black hetzte.
Er stolperte fast über seine eigenen Füße, so eifrig trugen ihn seine Beine über den Steinboden. Nachdem er sich wortlos auf seinem Hocker niedergelassen hatte, fuhr der Professor gelassen fort.
„Wir widmen uns heute einem wichtigen Zaubertrank, der häufig zum Einsatz kommt und weltweit sehr gefragt ist. Es ist nicht ganz einfach, ihn herzustellen. Aber sie sind mittlerweile geübt genug, dass ihnen diese Aufgabe mit gutem Gewissen zuzutrauen ist."
Ein ironisches Brummen machte die Runde.

„Der Beruhigungstrank wird Personen verabreicht, die unter Schock stehen oder ein Trauma erlitten haben und sich nach einer Linderung ihrer innerlichen Schmerzen sehnen. Aber auch wenn Sie einen Gefühlsausbruch erleiden sollten, ist Ihnen damit gut geholfen. Das genaue Rezept finden Sie im Buch auf Seite 429."
Er bedachte uns mit einem vielsagenden Blick, als würde er nun von uns erwarten, dass wir die Lektüre zur Hand nahmen und besagtes Kapitel öffneten.
„Lassen Sie sich gesagt sein, dass Sie bei der Dosierung der Pfefferminze mit Bedacht vorgehen müssen. Wenn Ihnen zu viel von dem Kraut in den Kessel rutscht, verspüren jene, die den Trank einnehmen, ein brennendes Gefühl im Mund. Die Augen werden wässrig und ein unkontrollierbares Schluchzen schüttelt den Körper."
Die Gesichter meiner Mitschüler sprachen Bände. Während die Züge der eine Hälfte abgeneigt verzerrt waren und soviel wie Kein schöner Anblick dachte, hatte die andere ein schelmisches Grinsen auf den Lippen und rätselte, wem sie diesen Trank wohl unterjubeln könnten.
„Fangen Sie mit dem Brauen an!"

Damit begann das Chaos.
Alle sprangen auf und besorgten sich die vorgeschriebenen Zutaten. Die Gespräche entfachten erneut, lauter und leidenschaftlicher als zuvor.
Geklapper erfüllte die Luft, die schon kurze Zeit später schwer und vollgesogen von Dämpfen und seltsamer Gerüche war. Ich hatte das Gefühl, mir platzte der Kopf.
Der Lärm und das Gedränge zwischen den Tischen raubte mir den letzten Nerv. Die Kleingruppen, die sich sofort zusammengefunden hatten, quetschten sich lautstark und ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne zu den Vorräten. Die Ingredienzen waren fein säuberlich in die Regale einsortiert.
Das wird einem Schlachtfeld gleichen, prophezeite ich und spürte, wie mich der Gedanke zunehmend gereizt zurückließ.

Nachdem sich die dritte Menschentraube selbstsüchtig an mir vorbei gedrückt hatte, als wäre ich ein falsch platziertes Verkehrshütchen, hätte ich sie am liebsten böse angefunkelt.
„Wie wär's mit hinten anstellen? Wir müssen alle warten, bis wir dran kommen", murrte ich stattdessen.
Doch sie unterhielten sich in dermaßen voller Lautstärke, dass sie mich nicht hören konnten. Ich war wie die Hintergrundstrahlung, die einfach so selbstverständlich existierte, dass es niemanden mehr kümmerte. Ein Seufzen verließ meine Kehle und ich ließ mein Schicksal über mich gehen.
Warum muss man immer laut sein, um überhaupt gesehen zu werden?

Als Letzte in der Schlange schnappte ich mir meine Utensilien und verkrümelte mich an meinen Arbeitsplatz.
„Noch ein Wort der Warnung", ertönte Slughorns Stimme durch den ganzen Raum. „Sie sollten diesen Trank auf keinen Fall zugänglich für Ihre Haustiere aufbewahren. Die Nebenwirkungen sind zu verheerend, als dass man sie sich vorstellen will. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!"
Konzentriert machte ich mich daran, die Anleitung gründlich zu lesen. Doch gerade als ich die ersten Sätze verstanden hatte, vernahm ich ein ungehaltenes Zischen.
Lily.
„Severus, kannst du das bitte lassen? Es interessiert mich nicht, was du davon hältst!"

Ein angespanntes Knistern lag zwischen ihnen. Ein falsches Wort und Lily würde sicherlich an die Decke gehen.
Sag bloß nichts Unüberlegtes, riet ich Severus in Gedanken. Ich konnte nur erahnen, worum es in ihrer Diskussion ging, aber sie wirkte mehr als nur aufgebracht.
Währenddessen stand er bedrückt neben ihr und blätterte mit einem geschlagenen Zucken des Mundwinkels ziellos durch das Lehrbuch.
Eigentlich wollte ich ihm nur noch mit einem unbeteiligten Blick begegnen, doch ihn so zu sehen, machte etwas mit mir. Ein unangenehmer Druck in meiner Körpermitte, als wäre der Nachschlag beim Frühstück zu viel gewesen, presste alle Vorsätze aus mir heraus.

Wie gerne ich doch jetzt bei ihm wäre. Alles in mir verlangte danach, einfach zu ihm zu gehen, meine Arme um ihn legen und ihm zu versichern, dass alles gut werden würde.
Vergiss es, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf leise fauchen. Vergiss ihn. Er wird nie mehr als eine Sandkastenfreundin in dir sehen. Eure gemeinsame Zeit - wenn man das denn überhaupt so nennen konnte - ist längst vorbei.
Ich schluckte, atmete tief ein und aus, um meinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten. Nach einem kurzen Moment der Stille, in dem ich ihn verstohlen bei seiner Arbeit beobachte, antwortete ich ihr.
Aber er braucht mich gerade.
Frustiert knurrte sie mich an. Bis er stark genug ist, um dich wieder auszutauschen wie ein ungewolltes Kuscheltier! Verstehst du es denn nicht?
Wiederwillig löste ich meine Aufmerksamkeit von ihm und wandte mich meinem eigenen Zaubertrank zu. Ist ja gut. Kein Grund, persönlich zu werden.
Anders kapierst du es nunmal nicht.

Während ich die Pfefferminze erst kleinschnitt und anschließend zu einer Art Mus hackte, behielt ich den Hinweis von Slughorn im Hinterkopf.
Auf unerwünschte Nebenwirkungen konnten wir wirklich verzichten. Danach ging es dem Lavendel an den Kragen. Ich zupfte die knospenarten Blüten von seinem Stiel und warf sie in den Kessel. Er antwortete mir mit einem sanften Brodel. Es war wie eine Bestätigung, dass alles nach Plan lief.
Noch.
Ich ließ die Masse weiter vor sich hin kochen, rührte gelegentlich um - einmal mit und einmal gegen den Uhrzeigersinn.
„Wie kommst du mit der Aufgabe zurecht?", erkundigte ich mich bei Remus, als ich eine freie Minute gefunden hatte und durchatmen konnte.
„Könnte besser aber auch schlechter sein", war sein Fazit bisher.

Zum Schluss wartete noch das Krokodilherz darauf, verarbeitet zu werden. Den blutigen Klumpen, der am äußersten Rand meines Schneidebretts ruhte, hatte ich bisher weitesgehend gemieden.
Für gewöhnlich half ich anderen Lebewesen, sich zurück in ihr Leben zu kämpfen und nicht, es aufzugeben.
Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich die toten Muskelzellen auf meiner Haut spürte und das Messer ansetzte. Warum ist das so hart?
Ich fuhr mit der Klinge auf und ab, doch es tat sich kaum etwas.
„Was zur...?", fluchte ich leise vor mich hin.
Der besorgte Blick von Remus heftete sich auf meine Bewegungen. Unruhig trat er vom einen Fuß auf den anderen, als hätte er die Befürchtung, ich könnte ihn in meinem emsigen Treiben versehentlich erstechen.

„Ally, soll ich dir-"
„Nein", funkte ich sofort dazwischen. „Ich will das selbst machen!"
Meine Stimme klang entschlossener denn je. Jetzt erst recht! Der Ehrgeiz war aus seinem Tiefschlaf geweckt worden.
„Du machst noch Hackfleisch daraus", warf er berechtigterweise ein.
„Dann gibt es eben Pfefferminz-Lavendel-Tee mit Fleischeinlage statt einem Beruhigungstrank. Wobei ich nach der Stunde sicher einen davon vertragen könnte", gab ich zurück.
Remus schaffte es nicht, sein Lachen zu unterdrücken. „Wie du meinst. Wenn du Hilfe brauchst, weißt du ja, wo du mich findest."

Es ging mehr Zeit für dieses furchtbare Herz drauf als mir lieb war, aber irgendwie hatte ich es dennoch geschafft. Und es war nicht zu einem Hackbraten mutiert, also betrachtete ich die Mission Krokodilherz zerstückeln als vollen Erfolg.
Kurz vor Abschluss der Stunde konnte ich die typische tiefblaue Farbe erzielen und mich damit zu den wenigen zählen, die es tatsächlich geschafft hatten, einen wirksamen Beruhigungstrank herzustellen.

„Einen angenehmen Tag. Genießen Sie das Wetter!", verabschiedete uns Professor Slughorn. „Snape, Greene! Würden Sie noch auf ein Wort mit mir bleiben?"
Ich hatte mich gerade daran gemacht, die matte Oberfläche meines Kessels zu polieren, als seine Worte in Zeitlupe zu mir hindurch sickerten.
Meine Hand verstärkte ihren Griff um das faserige Tuch und hielt während dem Wischen inne.
Verwirrt richtete ich mich auf. Was hat das zu bedeuten?
Völlig ahnungslos, was auf uns zukommen könnte, suchte ich den Kerker nach Severus ab. Das leichte Stirnrunzeln, das sich vor seinem Haaransatz abzeichnete, bestätigte meine Vermutung. Er hatte genauso wenig mit dieser Aufforderung gerechnet wie ich.

„Geh ruhig schon mal vor", murmelte er an Lily gewandt. Mit einem knappen Nicken sammelte sie ihr Zaubertränke-Buch ein und verließ in Begleitung einiger Gryffindors den Raum.
„Keine Sorge, es wird schon nichts Schlimmes sein", bestärkte Remus mich und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, ehe auch er in seine wohlverdiente Pause ging.
Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, als ich ihm nachsah. Aber was könnte er ausgerechnet von uns wollen?
Wir waren weder Vertrauensschüler noch sonst irgendwie auffällig gewesen. Einfach normale Zauberlehrlinge, die wie schon Abertausende zuvor ihre Ausbildung abschließen wollten.

Nachdem sich auch der letzte Schüler in die Korridore verzogen hatte, traten Severus und ich unsicher nach vorne.
Ob er Wind davon bekommen hat, dass ich mich nachts raus geschlichen habe? Als mein Hauslehrer ist es bestimmt seine Aufgabe, mich dafür zu bestrafen. Aber was hat Sev dann hier zu suchen?
Ich versuchte mir meine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Doch mit einem Mal wusste ich nicht mehr, welche Haltung ich annehmen sollte.
Aufrecht, angespannt oder locker, gelassen? Und vor allem, was macht man eigentlich mit den Armen? Wohin damit? Einfach hängen lassen, hinter meinem Rücken oder vor mir verschränken?
Meine unbeholfene Rastlosigkeit verriet mich. Bevor ich die Impulse kontrollieren konnte, setzte ich meine wirren Vorstellungen in die Tat um und wechselte eindeutig zu oft die Position.
Wenn unser Professor nicht gleich mit der Sprache rausrückte, würde ich vor Aufregung platzen. Doch er war noch in seinen eigenen Gedanken versunken.

Er kratzte sich mit seinen langen Fingern am Kopf und lockerte dabei versehentlich ein graues Haarbüschel aus seiner Frisur, das den Weg nicht mehr zurück fand.
„Da sind sie ja!", rief Slughorn erfreut, als er uns aus dem Augenwinkel näher treten sah. Ich zwang mich, den Blick von seiner hin und her baumelnden Strähne abzuwenden und neigte simultan mit Severus den Kopf vor unserem Professor.
Dieser strahlte uns an, als hätten wir unsere ZAG-Prüfungen mit einem Ohnegleichen absolviert.
„Meine zwei Jahrgangsbesten", ergriff er schließlich das Wort, ohne an Leuchtkraft verloren zu haben. „Ich weiß nicht, ob Sie es mitbekommen haben,
aber ich veranstalte hin und wieder ein Abendessen oder eine kleine Feier für ein paar ausgewählte Schüler."
Der Slugclub, fiel es mir ein. Davon waren mir bereits ein paar Details durch Regulus' Erzählungen zu Ohren gekommen, der schon seit geraumter Zeit Mitglied war. Müssen wir für ihn jetzt Gläser und Teller spülen?
„Da wir kurz vor den Sommerferien stehen und uns einige meiner Schüler nach diesem Schuljahr verlassen werden, habe ich zu diesem Anlass eine gesellige Runde organisiert, um sie zu verabschieden und Ihren Jahrgang in den Oberklassen willkommen zu heißen. Hätten Sie Lust, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren?"

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war mittlerweile fest davon ausgegangen, ich hatte mir irgendetwas zu Schulden kommen lassen. Dass er mich tatsächlich bei dem nächtlichen Ausflug auf verbotenem Terrain gesichtet hatte oder bei meinen anderen Fehltritten mit Severus, als wir zu untersagten Zeiträumen außerhalb unserer Betten waren.
Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass überhaupt irgendeine Seele dahinter kommen könnte - dafür war ich stets zu bedacht vorgegangen - blieb immer der letzte Rest Angst, der mich irrational werden ließ.

Der Vorschlag zu einem gemütlichen Beisammensein wirkte dagegen so harmlos wie ein Flubberwurm.
Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich mir Severus und mich in diesem Ambiente vorstellte, wie wir zusammen den Abend verbrachten.
Spätestens da wird er mich doch nicht mehr anschweigen, oder? Meine aufkommende Euphorie erntete sogleich einen Dämpfer.
Es wird sicherlich jemanden geben, dem er sich lieber zuwendet. Selbst wenn er die Wahl zwischen mir und einer abgetragenen Socke hätte, würde er sich wahrscheinlich für das Kleidungsstück entscheiden.

Ich schielte zu Severus.
Keine Regung war von seinen schmalen Zügen abzulesen. Wenn er meinen Versuch, unauffällig Augenkontakt aufzubauen, überhaupt wahrgenommen haben sollte, dann ließ er sich nichts anmerken.
Wieder keine Reaktion.
Hast du etwas anderes erwartet?, verspottete mich die Stimme in meinem Kopf.
Innerlich warf ich ihr einen finsteren Blick zu. Lass mir doch diesen einen Funken Hoffnung, der mir noch geblieben ist.

„Sie können sich natürlich eine Bedenkzeit nehmen, falls Sie erst Ihren Terminkalender prüfen müssen. Wir streben gerade das vorletzte Wochenende in Hogwarts an. Und wenn Sie möchten, dürfen Sie auch eine Begleitperson mitbringen, sollten Sie auf die Schnelle noch jemanden finden. Das dürfte die Stimmung ein wenig auflockern und ein paar Gesichter näher kennenzulernen, belebt sicher den Abend."

„Ich werde mir das Zeitfenster freihalten, Sir", meinte Severus endlich. Ich hatte schon die Sorge, er würde sich komplett aus dem Gespräch raushalten und mir das Reden überlassen, so anteilnahmslos wie er neben mir verweilt hatte.
„Ich auch, sehr gerne. Danke für diese großzügige Einladung, Professor", antwortete ich, nachdem ich mir sicher sein konnte, dass Severus nichts mehr ergänzen würde.
„Hervorragend! Erwarten Sie meine Eule", freute sich Slughorn.

Severus neigte den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass er seine Worte zur Kenntnis genommen hatte. Dann rauschte er ohne ein weiteres Wort aus dem Kerker.
Auch wenn mich unser Meister der Zaubertränke in beinahe jeder Stunde zum Lächeln brachte, wollte ich mit ihm nicht unbedingt alleine bleiben.
Nicht nach diesem Gespräch, das mehr einem Vortrag seinerseits geendet war. Irgendwie war es mir unangenehm, weil ich nun das Gefühl hatte, ihn nicht enttäuschen zu dürfen.
Immerhin hatte er betont, dass nicht jeder Schüler diese Möglichkeit erhielt. Es war wie eine unsichtbare Last, die er auf meinen Schultern abgelegt hatte.

Ich beeilte mich, um den Anschluss zu Severus nicht zu verlieren. Doch er war bereits aus meinem Sichtfeld, noch bevor ich die Schultasche von meinem Sitzplatz pflücken konnte.
Ob ich ihn einfach fragen sollte, ob er mit mir...? Seine Schritten hallten noch in den unterirdischen Fluren. Vielleicht könnte ich ihn einholen.
Du vergisst immer wieder, dass du für ihn nur noch Luft bist, amüsierte sich die Stimme. Was glaubst du, wird passieren, wenn du ihn jetzt erreichst, hm? Mach dich nicht lächerlich. Er wird dir garantiert nicht aus heiterem Himmel seine Aufmerksamkeit schenken. Du bist nicht das Gegenmittel zu seinem Amortentia. Du kannst ihn nicht aufwecken.

Kannst du nicht einmal für eine verdammte Minute deine Klappe halten?, gab ich zähneknirschend zurück. Auf die Antwort wartete ich gar nicht erst, sondern drängte sie in die hinterste Ecke meines Verstandes.
Als ich durch die Tür trat, hörte ich, wie Severus mit jemandem sprach. Undeutlich und schwach, aber gerade so greifbar.
„Würdest du mit mir zur Slughorns Abschlussfeier gehen?", meinte ich verstanden zu haben.
Pause.
Ein überlegtes Seufzen folgte, das fast schon verzweifelt und zerrissen klang. Es kam zweifellos von Lily. „Gut. Aber letzte Chance."
Soviel dazu. Das hat sich dann wohl auch geklärt.

Erst als ich tief ausatmete, wurde mir klar, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ein leiser Schmerz zuckte für einen Augenblick durch meinen Schädel.
Dann schüttelte ich alle Gedanken, die mir durch den Kopf zu schießen drohten, ab und setzte unbeirrt meinen Weg fort.
Jedenfalls tat ich so. Den anderen konnte ich etwas vormachen. Mir nicht.
Träge schob ich einen Fuß vor den anderen, während ich das Steinmuster im Boden fixierte. Eigentlich achtete ich stets darauf, nie die Linien zwischen den einzelnen Platten zu berühren. Doch heute war es mir gleich, dass meine Schuhe die Fugen kreuzten.

Am Ende des Korridors zog eine Bewegung meinen Blick an.
Er hat tatsächlich auf mich gewartet.
Es war Remus, der an der Wand lehnte. Der Gryffindor stieß sich in dem Moment sachte von ihr ab, als meine Augen seine fanden.
„Hey", hob er zögernd an. Das Lächeln auf seinem Gesicht schwand, als er meinen Ausdruck richtig deutete. „Was ist passiert?"
„Slughorn hat uns zu seinem Club eingeladen. So wie es scheint, hat er etwas Größeres geplant." Ich zuckte mit den Schultern.
„Aber das ist doch gut, oder etwa nicht?"
„Schon. Ich bin gerade nur etwas... Ich glaube, ich brauche einfach ein bisschen Zeit für mich", gab ich etwas kleinlaut zu.
Er versuchte mich mit seinen funkelnden Iriden einzufangen, doch ich wich ihm aus.
„Soll ich dich zum Gemeinschaftsraum begleiten?"
Ein Lächeln überkam mich. „Nicht nötig. Aber danke."
Ich spürte, dass es ihm widerstand, mich so stehen zu lassen. Er tat mir jedoch den Gefallen und bohrte nicht weiter nach.

Dann wollte er sich dem Gehen zuwenden.
„Remus, warte!" Bevor ich groß darüber nachdenken konnte, hatten sich meine Finger um sein Handgelenk geschlossen.
Überrascht blinzelte er mich an. Die unausgesprochene Frage stand ihm in Gesicht geschrieben.
„Wir dürfen jemanden auf Slughorns Abschlussfeier mitnehmen", erklärte ich mich und konnte nicht verhindern, dass mein Herz verräterisch kräftig in meiner Brust schlug.
„Würdest du mit mir gehen wollen?"
Ein unverhofftes Strahlen erhellte seine Miene. Doch keinen Moment später war es verschwunden.
Ich zweifelte daran, ob es überhaupt existiert hatte. Er musterte mich eindringlich, bevor er etwas erwiderte.

„Warum fragst du nicht Severus?", wollte er mit einem betrübten Unterton wissen.
Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen.
„Er ist direkt zu Lily gerannt." Mehr konnte ich nicht dazu sagen, ohne dass es schmerzte. Severus hatte nicht eine einzige verdammte Sekunde daran gedacht, dass wir diese Gelegenheit hätten nutzen können, um uns auszusprechen. Ein neutraler Rahmen um wieder normal miteinander zu kommunizieren und um diese unausgesprochene Sache zwischen uns zu begraben.
Doch er war nur daran interessiert, einen Abend in einer langen Reihe von Treffen mit Lily mehr zu haben.

„Aber du würdest lieber mit ihm gehen, hab ich recht?" Nun war er es, der sich meinem Blick entzog.
Mein Herz schrie, ja, nichts lieber als das!
Aber ich hielt inne, gab meinen Gedanken und dem Wirbelsturm aus Gefühlen Raum, sich zu sortieren.
Ich wollte nichts Unüberlegtes sagen. Nichts, dass so geblendet von den verletzten Emotionen des Augenblicks geprägt war. Nichts, was ich vielleicht bereuen würde. Gleichzeitig schuldete ich ihm eine aufrichtige Antwort.

„Nein", entgegnete ich schließlich. „Nicht so. Nicht, wenn ich weiß, dass er es eigentlich gar nicht wirklich will."
Remus rang mit sich. Als würde er abschätzen, wie ehrlich meine Worte waren. Er konnte schließlich nicht wissen, dass jedes einzelne ernst gemeint war.
Unschlüssig, ob er sich darauf einlassen sollte oder nicht, betrachtete er seine Finger, die nervös auf dem Riemen seiner Umhängetasche tanzten.
Dann richtete er seine matten Augen auf mich und schenkte mir sein müdes Lächeln.

„Es wäre mir eine Ehre."


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