𝟷𝟹 | 𝑆𝑒𝑣𝑒𝑟𝑢𝑠
❧༺༻☙
„Bis zur nächsten Stunde erwarte ich eine Rolle Pergament zum Thema Teufelsschlinge. Einen schönen Tag noch."
Mit diesen Worten wurde der Unterricht beendet. Widerwillig stöhnte ich genervt auf.
Eine ganze Rolle zu diesem langweiligen Grünzeug?
„Als hätten wir sonst nichts zu tun", beschwerte ich mich bei Ally, die gerade das Kräuterkunde Buch in ihrer Schultasche verstaute.
„Immerhin besser als diese zähen Aufsätze über Zauberkunst", gab sie berechtigterweise zurück.
„Wirklich spannend sind diese Pflanzen nun auch nicht", erwiderte ich und rümpfte die Nase.
„Ich finde sie toll", meinte Ally schulterzuckend, während wir das Gewächshaus verließen. Ihre Vorliebe für Pflanzen und magische Tierwesen würde mir wohl immer ein Rätsel bleiben.
Wie konnte man sich bloß dafür interessieren?
„Dann kannst du gerne meine Hausaufgaben übernehmen."
Obwohl es keine Frage war, wartete ich hoffnungsvoll auf eine Zusage. Sie setzte ein schiefes Lächeln auf, doch bevor sie antworten konnte, wurden wir äußerst unsanft unterbrochen.
„Snape! Greene!"
Diese Stimme verursachte ein unangenehmes Kribbeln auf meiner Haut.
Es war Sirius Black, der uns mit Potter, Pettigrew und Lupin zielstrebig über die halb vertrocknete Wiese gefolgt war.
„Wohin so eilig?"
Ich wandte mich an Ally.
„Komm, lass uns einfach weiter", raunte ich ihr zu und ignorierte den aufmüpfigen Gryffindor.
Innerlich stellte ich mich trotzdem auf Konfrontation ein, denn ich glaubte kaum, dass sie sich so leicht abschütteln ließen.
Angespannt spürte ich die Vibration ihrer Schritte im Boden, wie sie sich uns immer zügiger näherten.
Aber auch ich würde nicht locker lassen.
Denn das Risiko, vor allen anderen Schülern einen Streit anzufangen, wollte ich nicht eingehen.
Kurzerhand beschleunigte ich und zog die überraschte Ally an ihrem Umhang mit.
„Sev, warte! Ich kann nicht-"
Sie stolperte hinter mir her, doch ich ließ mich davon nicht beirren. Wir mussten auf der Stelle hier weg.
Doch dann fiel sie und ich musste notgedrungen anhalten. Fluchend reichte ich ihr meine Hand und half ihr wieder auf die Beine. „Alles okay?"
Sie wischte sich mit hochrotem Kopf eine verirrte Strähne aus dem Gesicht und nickte hastig.
„Snape!" Schon wieder Black. „Hat Lily heute etwa keine Zeit für dich?"
Ein schadenfrohes Lachen kam von Potter.
Sie hätten mir genauso gut den Cruciatus Fluch auf den Hals jagen können. Es löste dasselbe krampfhafte, schmerzerfüllte Ziehen in meinem Körper aus.
„Severus." Besorgt kam Ally näher. „Hör nicht auf ihn. Er weiß ganz genau, was er sagen muss, um dich zu provozieren."
Tief in mir wusste ich, dass sie recht hatte. Aber mein Verstand, der ihr zugestimmt und dafür gesorgt hätte, dass ich mich wieder beruhigen würde, war getrübt.
Ich fuhr herum.
„Verzieht euch doch einfach!", zischte ich meine Widersacher an. Ally legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, doch ich bemerkte sie kaum noch.
In diesem Moment gab es nur noch Black und mich.
„Was ist denn los mit dir, Snape?", warf mir Potter mit einem abwertenden Tonfall zusätzlich von der Seite an den Kopf.
„James, was erwartest du denn?", kam mir Black zuvor. „Er ist ein Slytherin."
„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?", mischte sich nun Ally ein. Sie klang gereizt.
Black und Potter warfen sich vielversprechende Blicke zu. „Haben wir da etwa einen wunden Punkt getroffen?"
„Ich kann es einfach nicht haben, wenn man ein Haus kategorisch ausschließt und alle seine Mitglieder aufgrund von Klischees verurteilt", schoss Ally zurück.
Die Augenpaare aller Zauberer, die sich zwischen den Gewächshäusern und den Mauern des Schlosses befanden, lagen spätestens ab diesem Zeitpunkt auf uns.
Lupin, der die ganze Szene bisher still schweigend beobachtet hatte, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Was hat das denn zu bedeuten?
„Welch Ironie dies von einer waschechten Slytherin zu hören." Black sprang sofort drauf an, das Wort Slytherin spuckte er uns beinahe vor die Füße, als würde er sich davor ekeln, es ausgesprochen zu haben. „Ihr Slytherins wechselt doch sowieso alle zur dunklen Seite! Es ist eure Bestimmung und eines Tages werdet auch ihr sie erfüllen."
Ally öffnete den Mund, um etwas zu kontern, doch sie schien so geschockt, dass ihr jegliche Rechtfertigungen im Hals stecken blieben.
Unterstellt er uns gerade, dass wir Todesser sind?
Ich funkelte Black böse an, wollte ihn an ihrer Stelle zurecht weisen, doch hinter uns ertönte auf einmal eine dröhnend laute Stimme.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
„Sirius!", brüllte ein älterer Schüler, der dem eben genannten verblüffend ähnlich sah. „Es reicht jetzt!"
Protestierend giftete Black irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
„Müsst ihr nicht schon längst in der nächsten Stunde sitzen?", setzte der Neuankömmling dem plötzlich kleinlauten Gryffindor noch nach, ehe sich die Gruppe um Potter widerwillig in Bewegung setzte.
Sprachlos suchte ich Allys Blick. Sie schien genauso mit der Situation überfordert zu sein wie ich.
Erst jetzt erkannte ich die Slytherin Uniform an unserem Retter.
„Ich bin untröstlich", sagte er sanft an uns gewandt, nachdem er den Gryffindors eine Weile kopfschüttelnd nach gesehen hatte.
„Regulus Black", stellte er sich vor. „Ich schätze mein Bruder Sirius bedarf keiner weiteren Vorstellung."
Ein verbitterter Unterton schwang in seinen Worten mit.
„Allerdings", pflichtete ich ihm zustimmend bei.
„Danke, Mr. Black." Ally entschied sich für die höfliche Variante.
„Für euch Regulus, bitte", verbesserte dieser. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich will mir gar nicht dieses mürrische Gesicht von Professor McGonagall vorstellen, wenn ich auch nur eine Sekunde zu spät in ihrem stickigen Klassenzimmer erscheine."
Mit einer Handbewegung und aufmunterndem Augenzwinkern verabschiedete sich Regulus und ließ uns sichtlich perplex stehen. „Macht's gut."
Die Kieselsteine knirschten gequält unter unseren Füßen, als wir endlich den Pfad zurück in das Herz von Hogwarts nahmen.
Schweigend liefen Ally und ich nebeneinander her, jeder war in seinen eigenen Gedanken gefangen.
Black's Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Immer und immer wieder hörte ich seine vorwurfsvolle Stimme.
Ihr Slytherins wechselt doch sowieso alle zur dunklen Seite, es ist eure Bestimmung!
Eigentlich hätte es mir nicht gleichgültiger sein können, was er von sich gab.
Doch das Schlimme daran war die Frage, die er mir damit unbewusst in meinen Schädel gepflanzt hatte. Eine Frage, die ich nicht wagte auszusprechen.
Was, wenn er recht hat?
❧༺༻☙
A/N
Um Verwirrungen zu vermeiden, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass mir durchaus bewusst ist, dass Sirius eigentlich der ältere der beiden Black-Brüder ist. Allerdings habe ich mir wegen künstlerischer Freiheit einfach mal erlaubt Regulus als großen Bruder einzusetzen.
Ich finde, dass er sich da ganz gut machen würde. Außerdem muss einfach mal jemand Sirius in seine Schranken weisen.
Und ich glaube, dass Regulus das am ehesten schaffen kann.
Wenn nicht er, wer dann?
❧༺༻☙
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro