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𝟺𝟶 | 𝐴𝑙𝑙𝑦

❧༺༻☙

„Miss Evans!"
Slughorns überraschter Ausruf hallte durch den Gang, als er Severus und Lily vor seinen privaten Räumlichkeiten in Empfang nahm.
„Es ist mir eine Freude! Sie sehen umwerfend aus!"
Seine Augen leuchteten. Severus nickte unserem Professor zu, während Lily ihn anstrahlte. „Die Freude ist ganz meinerseits, Sir."
Sie trug eine enge, elegante Robe in rötlichem Seidenstoff, das dem Anlass einer Verabschiedungsfeier gerecht wurde.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, wenn ich an mir hinuntersah.
Ich hatte angesichts der Jahreszeit ein luftiges Sommerkleid mit einem floralen Muster gewählt. Eine klare Fehlentscheidung. Aber ich konnte schließlich nicht ahnen, dass sich ausnahmslos jeder der Anwesenden derart in Schale werfen würde.

Betreten wandte ich mich von den frisch Eingetroffenen ab.
Remus, der wie Severus und die anderen Jungen in einem schicken Anzug steckte, musste meinen verunsicherten Blick bemerkt haben. Er lehnte sich zu mir.
„Ich finde, du siehst bezaubernd aus", flüsterte er mir ins Ohr. Das Lächeln, das er sich dabei nicht verkneifen konnte, hörte ich selbst aus seiner Tonlage heraus.
Auch wenn mir bei seinen liebevollen Worten angenehm warm wurde, konnte ich ihm nicht glauben, dass er es wirklich ernst meinte.
Ich wirkte so fehl am Platz wie ein Knuddelmuff bei einer Basilisken Versammlung.
„Nicht ansatzweise so ansehnlich wie du", wisperte ich zurück. Die Hitze stieg in seine Wangen und verlieh ihnen einen rosigen Touch.

Bevor er den Mund öffnen konnte, um etwas zu erwidern, knallte die Tür in ihre Angeln und Slughorn erhob seine Stimme.
„Hervorragend! Da sich nun auch meine letzten Gäste eingefunden haben, können wir endlich loslegen."
Während er sprach, verfolgte ich mit, wie sich Severus und seine Begleitung zu uns an den großen, runden Tisch aus Nussbaumholz setzten.
„Aber bevor wir mit dem Essen beginnen, wollen wir zuerst anstoßen." Alle Augen waren auf den Meister der Zaubertränke gerichtet.
Mit einer gekonnten Handbewegung öffneten sich die Schubladen und gläsernen Türchen einer alten Anrichte. Trinkgefäße, verziert mit edlen Goldschnörkeln, erhoben sich von den Regalen und flogen wie in einer unsichtbaren Perlenkette aneinandergereiht auf uns zu. Einige Flaschen mit undefinierbarem Inhalten schlossen sich ihnen an.
Als sich vor jedermanns Nase ein Glas eingefunden hatte, ertönte das Knallen der Korken und eine honigfarbene Substanz ergoss sich durch Zauberhand in die schwebenden Kelche.

„Ich hoffe, er gibt uns zum Abschluss nicht irgendeinen verkorksten Trank aus, den die Erstklässler gestern vermasselt haben", hörte ich Regulus witzeln.
Ich biss mir fest auf die Lippe, um das Lachen, das sich in mir anstaute, zurückhalten zu können. Doch das war nicht lange nötig. Ein Anflug von Wehmut überkam mich, als ich daran erinnert wurde, dass Regulus nun seine letzten Tage in Hogwarts bestritt.
Was würde ich tun, wenn ich nur noch eine Woche in diesem Schloss sein könnte?
Vermutlich würde ich jeden Winkel ablaufen, um mir alles genauestens einzuprägen.
Vielleicht würde ich mich das erste und letzte Mal in die Küche schleichen und ein paar der Leckereien stibitzen. Und wenn ich schon in der Gegend war,
würde ich liebend gerne einmal den Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs mit eigenen Augen sehen.
Ob er wirklich so gemütlich und voller Pflanzen ist, wie alle behaupten? Alleine bei der Vorstellung verspürte ich eine ungewohnte Euphorie.
Ich würde auf jeden Fall, so oft es mir möglich war, die magischen Geschöpfe bei Hagrid besuchen.
Das machst du doch sowieso ständig, gähnte die Stimme in meinem Kopf.
Dann würde ich am Schwarzen See auf die Landschaft blicken. Und jede Nacht vom Astronomierturm die Sterne bewundern.
Auch nichts Neues, kommentierte sie missbilligend.
Vielleicht würde ich gar nichts anders machen. Vielleicht war es nicht das Was? sondern das Wie?, das den Unterschied machte.
Wenn ich nur noch eine Woche in meinem zweiten Zuhause verbringen dürfte, würde ich jede einzelne Sekunde davon genießen. Jeden Schritt und jeden Atemzug.
Doch eine Sache würde mir wohl bis auf Weiteres unklar bleiben. Überwog die Vorfreude auf eine Welt, die einem nun zu Füßen lag, oder doch eher die Traurigkeit, dass die womöglich beste Zeit im Leben eines jeden Zauberers schon bald ein Ende finden würde?

„Auf unsere erfolgreichen Absolventen!" Slughorn hob feierlich sein Glas. Wir kamen seiner stummen Aufforderung nach und taten es ihm gleich.
„Es wird Sie sicherlich interessieren, dass das, was Sie da in ihren Händen halten, im Eichenfass gereifter Met ist. Eine der außergewöhnlichsten Metsorten
mit einer besonderen Geschmacksnote. Diese soll, wie der Name schon sagt, an Eichenholz erinnern."
Der Geruch, der von der Flüssigkeit ausging, ließ mich die Nase kraus ziehen.
„Hoffentlich will er uns nicht vergiften."
Remus, der meine gemurmelten Worte als Einziger verstanden haben musste, winkte ab. „Warum sollte er?"
Ich zuckte nur mit den Schultern.

Machen wir's kurz und schmerzlos.
Darum bemüht meine Gesichtszüge im Griff zu haben, griff ich nach meinem Getränk und drückte es mir hastig an die Lippen, ehe ich einen Schluck herunterwürgte.
Es schmeckte beinahe noch fürchterlicher als es roch. Mich kriegen keine zehn Graphörner dazu, diesen Trunk noch einmal anzurühren!
Um nicht aus Gewohnheit versehentlich danach zu greifen, schob ich es etwas weiter von mir weg.
Vielleicht etwas zu weit. Remus schien meine Meinung über dieses Verbrechen an den Spirituosen nicht entgangen zu sein. Er grinste schief vor sich hin und warf mir immer wieder einen amüsierten Blick zu.
Mein Ausdruck verdunkelte sich, als ich versuchte, ihn anzufunkeln.
„Hör bitte auf damit", lachte Remus los. „Du kannst nicht böse gucken. Da bekommt nicht mal ein Horklump Angst! Du siehst eher aus wie ein Niffler, dem man gerade ein vergoldetes Schokopapier geklaut hat!"
„Stimmt doch gar nicht", murrte ich und verschränkte die Arme.

Dann konnte ich mich nicht länger zusammenreißen. Unruhig schielte ich zu Severus.
Er saß beinahe wie versteinert neben Lily und verzog keine Miene. Nicht einmal als er den Met kostete.
Ob er sich zu sehr vor einem Fehltritt fürchtete?
Wie unschwer zu erkennen war, hing seine Freundschaft - oder wie auch immer man das nannte, was sie miteinander hatten - zu der hübschen Gryffindor am seidenen Faden.
Obwohl ich kaum davon erfuhr, was sich genau zwischen den beiden abspielte, war die Anspannung zu spüren. Ihre Verbindung bröckelte. Oft genug hatte ich unfreiwillig mitgehört, wie Lily sich über ihn empörte und er sich mehr und mehr in sich selbst zurückzog.
Im Moment erkannte ich ihn kaum wieder.
Ich wusste nicht, was mehr schmerzte. Sehen zu müssen, wie sehr er an ihr hing und sich aufopferte, nur um weiterhin ihre Nähe genießen zu dürfen oder die Tatsache, dass der Severus, dem ich mein Herz geschenkt hatte, verschwunden war.

Als der Hauptgang serviert wurde, fing die Tortur erst wirklich an.
„Jene unter Ihnen, die in den nächsten Tagen zu freien Hexen und Zauberer werden — lassen Sie hören, was sind Ihre Pläne für die Zukunft?" Enthusiastisch schnappte Slughorn sich das Besteck.
„Mr. Black, wollen Sie beginnen?"
„Gerne, Sir", erwiderte der Angesprochene höflich. „Ich bin nicht sicher, wohin mein Weg mich führen wird. Aber ich will dort sein, wo ich gebraucht werde."
Anerkennend hob der Professor die Augenbrauen. „Sie wollen nicht zu viel verraten, das gefällt mir. Den Schleier des Geheimnisvollen zu wahren, war schon immer eine ihrer Stärken. Ich hoffe, Sie halten uns auf dem Laufenden. Immerhin haben Sie viel Potential, das Sie ausschöpfen können."
Der Ansatz eines geschmeichelten Lächelns huschte über Regulus' Mundwinkel. Seine gesamte Präsenz strahlte in diesem Moment Stolz und Erhabenheit aus, genau wie man es von Mitgliedern der Familie Black erwartete - wenn man den Erzählungen trauen durfte.
Aufrecht, mit gestrafften Schultern und erhobenem Kinn verweilte er seelenruhig auf seinem Stuhl, während die Entschlossenheit in seinen dunklen Augen loderte.

Bevor ich es hätte verhindern können, glitt meine Aufmerksamkeit zurück zu Severus. Was er wohl auf diese Frage antworten würde?
Verfolgte er immer noch sein Ziel, unser Ziel, eines Tages unschlagbar in der Zaubertrankbrauerei zu werden?
Oder hatte er mittlerweile unserer gemeinsamen Leidenschaft den Rücken gekehrt?
Eine Erinnerung ploppte in meinem Gedächtnis auf, in der er fasziniert in den Büchern blätterte, die ihre Leser mit den dunklen Künsten vertraut machten.
Er hatte sich gar nicht mehr davon lösen können. Bestimmt hat er das Zeug, einer der einflussreichsten Auroren zu werden.
In einem einfachen Büro irgendwo in den stumpfsinnigen Weiten des Ministeriums sah ich ihn nicht. Er konnte so viel mehr bewirken, als Papierkram zu erledigen und sein Leben lang nur an einem Schreibtisch zu versauern. Vielleicht würde er schwarze Magier jagen und dafür sorgen, dass sie keinen Schaden mehr anrichten konnten.
Selbst wenn er es jetzt noch nicht wusste, er würde seinen Pfad finden, um auf seine Art und Weise etwas von Bedeutung zustande zu bringen. Da war ich mir sicher.

Und Remus?
Wenn ich ihn so von der Seite betrachtete, verkrampfte sich mein Bauch. Die schmackhafte Blätterteigpastete widerstand mir, obwohl ich nur wenige Gabeln zu mir genommen hatte.
Er erholte sich nur schleppend von der letzten Vollmondnacht. Bald würde schon die nächste anstehen. Sein Körper wirkte ausgezehrt unter den ständigen Anstrengungen und Strapazen, denen er ausgesetzt war. Wie würde er sich später zurechtfinden?
Auch wenn er sich jetzt munter gab, über die Witze der anderen lachen konnte und sich scheinbar wie jeder andere Teenager in unserem Alter an den Gesprächen amüsierte, wusste ich, dass es in ihm ganz anders aussah.
Die Angst, dass er irgendwann daran zerbrechen könnte, verdarb mir den Appetit.

„Und wie sieht es mit Ihnen aus, Miss Greene? Sie haben zwar noch reichlich Zeit, aber man kann sich nie früh genug damit auseinandersetzen. Jeder hat schließlich so einen Traum und ich schätze, das wird bei Ihnen nicht anders sein, nicht wahr?"
Als Slughorn das Wort an mich richtete, rutschte mir das Herz in die Hose.
Meine Wangen liefen rot an, als ich peinlich berührt feststellen musste, dass ich mich in meinen Gedanken verloren hatte. Die letzten Minuten waren nicht zu mir durchgedrungen. Ich hatte schlichtweg nicht zugehört, was meine Mitschüler verkündet hatten.
Dass alle ihren Fokus nun auf mich legten, machte es nicht besser. Ich hatte das Gefühl unter ihren Blicken zu schrumpfen. Eine neue Art des Unwohlsein verbiss sich in mir.

Ich war ohnehin schon an die Rückenlehne gepresst, doch jetzt würde ich am liebsten mit ihr verschmelzen und verschwinden.
Unbeholfen räusperte ich mich. „Nun ja..."
„Wirklich keine Wünsche?", fragte er ungläubig, als ich nach den richtigen Worten suchte. „Jemand mit Ihren Fähigkeiten, was Zaubertränke angeht, hat doch sicher eine Vision."
Dann dachte ich an diese Illusion, die mich nicht mehr losließ. Ein Funkeln trat in meine Augen.
„Wenn Sie so fragen, dann gibt es da tatsächlich etwas. Ich würde liebend gerne meine Begeisterung für magische Geschöpfe und Zaubertränke zusammenbringen. Die Wirkung verschiedener Tränke und Kräuter erforschen, um zu entschlüsseln, wie man sich diese für die Pflege von Tierwesen zunutze machen kann."

Kaum hatte ich es ausgesprochen, fühlte es sich lächerlich an. So eine Stelle gibt es gar nicht.
Von Neugierde und reinem Interesse hat sich noch niemand sein Leben aufbauen können.
Nur in Ausnahmefällen, wenn man das Glück auf seiner Seite hatte. Aber damit durfte man nicht rechnen. Das wäre naiv und einfach Wahnsinn.
Warum sollte also ausgerechnet ich das schaffen, woran viele andere vor mir bereits gescheitert waren? Wie sollte ich irgendjemanden von der Wichtigkeit meiner Tätigkeit überzeugen, wenn ich es nicht einmal selbst schaffte, an meine Idee zu glauben?
Am Ende würde ich doch wie jeder andere Planlose in der langweiligsten Ecke des Zaubereiministeriums landen und nur von der Arbeit in der Natur träumen können.
Von meinem Strahlen war nichts mehr übrig. Nur ein bedrücktes Lächeln schaffte es, den Schlag der Realität zu überleben.

„Sehr ambitioniert", lobte Slughorn meine Pläne, ehe er sich über die eines Ravenclaws erkundigte. Ich nahm die Äußerungen der restlichen Schüler nur beiläufig wahr.
Vom Leiter im Bereich der Zauberprüfungsbehörde über die Entsorgungseinheit für explodierende Bonbons, vom Professor für Verwandlung in Hogwarts bis zu der Eröffnung eines kleinen Cafés in der Winkelgasse war alles dabei.
Es wurde verräterisch still in mir. Der Abend verging, ohne dass ich mich aus diesem Gefühl befreien konnte. Ich sah den Nachtisch eintreffen, löffelte abwesend in dem Eisbecher herum und als er dann verschwand, hatte ich schon wieder vergessen, dass er überhaupt existent war.

Mein Blick wanderte nur zwischen der polierten Tischplatte und Slughorn hin und her, gelegentlich schweifte er zu Severus. Er hatte mir nicht einmal seine Aufmerksamkeit geschenkt.
Das hatten wir doch schon. Was erwartest du denn?, zischte mich die Stimme an.
Obwohl es mir so langsam in den Schädel gegangen war, dass sich daran nichts ändern wird, konnte ich es nicht lassen, seinen Blickkontakt zu suchen.
Ihm zumindest ein Zeichen zu geben, dass es nicht an mir lag. Dass ich jederzeit wieder bereit war, ihn in mein Leben zu lassen. Falls er das wollen sollte.
Es war wie ein letztes, verzweifeltes Aufbäumen meines Herzens.

„Gehen wir?"
Remus' Stimme holte mich aus meiner Dunkelheit.
Seine Hand lag auf meiner Schulter. Sie wärmte meinen Körper, vermochte es aber nicht, die Kälte in meinem Inneren zu vertreiben.
Stumm beobachtete ich, wie sich ein Schüler nach dem anderen von unserem Professor verabschiedete und ihm für seine Mühen dankte.
„Es war mir wahrlich ein Vergnügen, dass Sie uns mit ihrer Gesellschaft beehrt haben, Miss Evans. Ich hoffe, dass ich Sie hier absofort häufiger antreffen werde - wenn das in Ihren Interesse ist, selbstverständlich."
Als Severus und Lily vor Slughorn zum Stehen kamen, riss ich mich von dieser Szene los.
„Ja", meinte ich leiser als gewollt, doch ein Kratzen in meiner Stimme sorgte dafür, dass mich kaum jemand verstanden haben konnte. Ich war die Letzte, die sich von der Tafel erhob.
Mit einer Handbewegung machte mir Remus begreiflich, dass er mir den Vortritt gewährte.
„Gute Nacht, Sir", wünschte ich unserem Zaubertranklehrer. „Haben Sie vielen Dank für Ihre Zeit und die vorzüglichen Speisen."
„Ach, nicht dafür", winkte er überschwänglich ab. „Sie sind jederzeit willkommen, Miss Greene."

Remus verlor kein Wort. Auch nicht, als wir zusammen durch den langen Korridor schritten und keine Menschenseele unseren Weg kreuzte.
Irgendetwas musste ihn beschäftigen.
Es sah ihm nicht ähnlich, so abwesend den Kopf gesenkt zu haben und lieber den Boden statt die Luft über unseren Häuptern anzustarren. Er hing zwar oft in den Wolken, aber selbst dafür schien er zu versunken. Eine seltsame Aura, die ich nicht deuten konnte, ging von ihm aus.
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, durchbrach er endlich die Stille.

„Ich will dich noch zu deinem Gemeinschaftsraum begleiten", verkündete er, als wir eine Abzweigung des Ganges erreicht hatten.
Ich atmete auf. Doch bevor ich auf sein Vorhaben reagieren konnte, sprach er jene Frage aus, die ihm auf der Seele gebrannt haben musste.
„Warum bist du vorhin plötzlich so traurig geworden, als Slughorn dich nach deinem Berufswunsch gefragt hat?"
Eigentlich sollte es mich nicht mehr wundern, dass er mich und meine Gefühlswelt zu jedem Zeitpunkt wie seine eigenen lesen konnte.
Aber trotzdem traf es mich immer wieder unvorbereitet, was für ein wachsames Auge er mir gegenüber besaß. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihm etwas vorspielen sollte.
Nein, nichts da. Keine Notlügen mehr. Außerdem wird er es sowieso herausfinden.

Ein Seufzen drang aus meiner Kehle.
„Ich weiß einfach nicht, wie das alles funktionieren soll. Und dann mit diesem-" Ich deutete verzagt auf meinen Unterarm. „Du weißt schon. Auch wenn ich es nicht sehe, ist es da. Es ist und bleibt ein Teil von mir. Ich frage mich immer, wie ich damit jemals glücklich werden könnte. So bin ich immer irgendwie an ihn gebunden. Ich kann doch nie ein normales Leben führen. Ganz zu schweigen davon, dass es nicht mal eine Bezeichnung für das gibt, was ich nach Hogwarts vorhabe. Wie soll ich das denn alles alleine hinkriegen? Die Chancen stehen so verdammt schlecht, falls ich überhaupt so eine Stelle bekommen sollte. Das ist doch-"
„Es ist dein Traum, nicht wahr?", unterbrach Remus mich. Die Angst, dass es nur dabei bleiben konnte, lähmte mich innerlich.
Es war nicht mehr als ein kleiner Funken.
Aber ein Funke genügt, um das Feuer zu entfachen.
Da schlugen seine Worte bei mir ein wie das Sekret im Horn eines Erumpent. Ich hatte mich in meinem Kopf verrannt, den Fokus verloren, doch Remus brachte ihn mir zurück.
Wie betäubt nickte ich.
„Dann kämpfe dafür."

„Ich weiß nicht, ob ich die Kraft dafür-"
„Die hast du. Du hast alles, was du brauchst." Er wandte sich zu mir. „Du bist so viel stärker, als du denkst."
Die Ruhe, die seiner Tonlage innewohnte, löste sich aus seiner Stimme und nebelte mich ein.
Doch die Zweifel an seiner Behauptung hätten nicht größer sein können. „Wie kann man für etwas kämpfen, das unerreichbar ist?"
„Schreib ihm einfach", erwiderte er mit einer solchen Zuversicht, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie er sich so sicher sein konnte - bis ich bemerkte, dass ich nicht einmal begriffen hatte, wovon er überhaupt redete.
„Wie? Wem? Ich verstehe nicht-"
„Newton Scamander", klärte er mich auf. „Schreib ihm einen Brief."
Verblüfft öffnete ich den Mund, um etwas zu entgegen. Doch ich konnte das, was in mir vorging, nicht greifen.
„Das ist doch total verrückt", brachte ich irgendwann hervor.
„Und wenn schon." Remus zuckte mit den Schultern. „Einen Versuch ist es wert. Dann kannst du dir ruhigen Gewissens sagen, es wenigstens versucht zu haben."

„Was wirst du tun?", fragte ich den Gryffindor, den es noch viel schwerwiegender getroffen hatte als mich.
„Keine Ahnung. Ich werde schon irgendetwas finden. Irgendwie muss es ja funktionieren. Ich weiß zwar nicht wie, aber es muss einfach."
Ich befürchtete, dass ihm der Druck, den er sich selbst auferlegte, irgendwann die Luft zum Atmen nehmen könnte. Die Vorstellung, er könnte sich verlieren oder einsam in sich zusammenfallen, jagte mir einen Stich ins Herz.
„Wenn du irgendwie mal Hilfe gebrauchen könntest, dann scheu dich bitte nicht davor, mich danach zu fragen, ja?"
Ein kleines Lächeln lockerte seine Züge auf. „Wenn du mir versprichst, dass du Scamander diesen Brief schreibst."

Ich zögerte.
Das ist lächerlich, klagte meine innere Stimme. Wir werden uns so blamieren!
Was hatte ich schon zu verlieren?
Im Bestfall hatte Remus recht und es könnte klappen. Meinen Namen würde der Magizoologe im Normalfall sowieso mit dem Entsorgen des Pergaments wieder vergessen. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, wenn sich in seinem Gedächtnis einprägen würde, dass eine Ally Greene wie ein Kleinkind an eine zum Scheitern verurteilte Illusion geglaubt und keinen blassen Schimmer davon hatte, wie die Welt wirklich funktionierte. Aber da er mir ohnehin kein Gesicht zuordnen konnte, wäre der Schaden überschaubar.
Was ist denn so falsch daran, Hoffnung zu haben? Wenn er so war, wie ich ihn durch seine Werke einschätze, dann würde er das vielleicht verstehen.
Trotzdem ist es einfach fernab jeder Realität. Das ist Leben ist keine unbeschriebene Seite in einem Märchenbuch. Am Ende wird nicht immer alles gut.

Wir hielten gerade vor der Steinmauer, die den Slytherin-Gemeinschaftsraum verbarg, als ich einen Entschluss fasste.
„Also gut. Ich mach's", verkündete ich, ohne mir zu große Hoffnungen zu machen. „Aber ich glaube, manche Dinge sind dazu bestimmt, einfach nur Träume zu bleiben."
Noch während es mir über die Lippen kam, erschien der Junge mit den langen schwarzen Haaren in meinen Gedanken, der sich von mir abgewandt hatte.
Es fühlte sich an, als hätte ich unterbewusst über ihn gesprochen.
Severus. Ich erlaubte mir für einen Herzschlag, den Anflug von Sehnsucht zu verspüren. Er wird wohl immer mein Traum bleiben.

Ich war bereits dicht an die Öffnung der steinigen Wand getreten, doch ich hielt inne und drehte mich noch einmal zu Remus um.
„Du denkst dabei an Severus, hab ich recht?" Er seufzte. „Mach dir keine Sorgen um ihn. Das wird schon wieder."
Ich wollte seinem Blick ausweichen, aber ehe ich mich dem entziehen konnte, verschränkten sich seine lenzgrünen Augen in meinen.
Ein müder Glanz lag in ihnen, vermischt mit etwas Undefinierbarem.
Stilles Bedauern.

„Remus, ich..."
„Vielleicht kann er jetzt noch nicht erkennen, was ich in dir sehe. Aber vielleicht eines Tages."
Mit diesen Worten machte er einen zögerlichen Schritt auf mich zu.
Langsam, als hätte er Angst, eine falsche Bewegung könnte diesen Moment zerstören, kam er näher, ohne mich auch nur für einen Wimpernschlag aus dem Blick zu lassen.
Ich war so gebannt von seinen Iriden, dass ich beinahe schon das saftige Grün riechen und die erdige Waldluft schmecken konnte. Aber vor allem merkte ich erst, wie nahe er wirklich war, als ich ihn an meiner Haut spürte.
Warme, pulsierende Lippen legten sich auf meine Wange. Mir stockte der Atem.
So schnell wie er gekommen war, so schnell war er auch wieder fort. Ich hatte meine Lider nur für einen Herzschlag geschlossen. Und als ich sie wieder öffnete, war Remus verschwunden.

Doch das Kribbeln blieb.


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