14 - weiche Finger
Manus Sicht
Ich hörte laute, pollternde Schritte die Holztreppe herunter stapfen. Nervös sah ich zu Patrick, welcher einfach stumm Wasser in mein Glas füllte und sich danach auf den Stuhl neben mich setzte. Wer zum Henker kommt da gerade die Stufen herunter? Unsicher krallte ich mich in meine Jeanshose und zwang mich, nicht zur Treppe zu sehen. Es wäre unhöflich, die Person penetrant anzuschauen. Nein, ich wartete, bis sie in der Küche war.
Und da trat ein großer, dicker Mann in den Raum und stellte sich vor den Küchentisch. Das musste sein Onkel sein.
Er sah mich an und schien, als würde er jeden Zentimeter meines Körpers mustern. "Manuel, oder?", fragte er mit dunkler Stimme. Eingeschüchtert nickte ich und ließ den Kopf fallen. Dieser Mann machte mir eindeutig Angst.
Und plötzlich streckte er seine Hand aus und lächelte breit. "Schön, dich mal näher kennenzulernen" Unsicher ergriff ich seine Hand und schüttelte sie. "Bisher kenne ich dich bloß als unseren Nachbarn, und als Nachhilfelehrer von unserem Palle", wieder lächelte er, "Schön, dass wir mal reden können. Wie geht es dir? Wie lange stand es schon fest, dass du mit uns isst?"
Er ließ meine Hand los und drehte sich zur Balkontür. "Barbara!", rief er, "Wieso hast du mir nicht gesagt, dass wir Besuch bekommen?" Er drehte sich wieder zu mir, legte seine Hand auf seinen dicken Bauch und lachte: "Hätte ich das gewusst, hätte ich extra deinetwegen abgenommen."
Auch ich begann zu lächeln und sah ihm dabei zu, wie er sich auf den Stuhl gegenüber von Patrick setzte. "Möchtest du auch was trinken?", fragte der Braunhaarige seinen Onkel, welcher nickte.
"Ich heiße übrigens Bob", sagte er, "Aber jetzt erzähl doch mal! Wie geht es dir und deiner Mutter?"
"Nun...", startete ich, "Mir geht es ganz gut. Meiner Mutter auch, sie hat bloß etwas Stress auf Arbeit. Aber ansonsten ist alles super." Um meine Aussage zu unterstreichen, nickte ich höflich.
"Das klingt doch klasse", erwiderte Bob und nahm einen Schluck von dem Wasser, "Und? Freust du dich auch schon so auf die Osterferien?"
Als Antwort nickte ich stumm. Die Balkontür ging auf und Patricks Tante betrat den Raum: "Ich wusste auch nicht, dass er kommt", sagte sie, "Sonst hätte ich dir natürlich Bescheid gesagt, Liebling"
Ich war froh, dass Barbara mich unterbrochen hatte. Denn eigentlich war das eine glatte Lüge, nein, ich freute mich nicht auf die Osterferien. Ich hatte zwar etwas geplant, ich fuhr an die Ostsee zu meinem Cousin, aber dass ich Patrick zwei volle Wochen nicht sehen würde.. Das war der pure Horror.
Als auch Patricks Tante am Esstisch saß, griff sie nach der Hand von ihrem Mann und schloss die Augen. Was zum- Und plötzlich spürte ich warme, weiche Finger, die meine Hand umschlossen. Der Druck war nur sanft, aber dennoch spürbar. Wunderschön. Es war Patricks Hand, die in meiner lag. Schnell nahm auch ich seine Hand und drückte sie vorsichtig. Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust, ich musste mich sehr zusammenreißen, nicht zu zittern und nicht all zu breit zu lächeln.
"Lieber Gott", ertönte Barbaras sanfte Stimme, "Danke, dass wir wieder reichlich zu essen und zu trinken haben. Beschütze uns alle auf unseren Wegen und lass auch Manuel unser Essen schmecken", sie lächelte, "Lass seine Mutter heile nach Hause kommen und uns alle morgen wieder gesund aufwachen. Amen."
"Amen", ertönte es von Patrick und Bob. Er ließ meine Hand los und lächelte in die Runde. Ich spürte diese Leere an meiner Hand, die Kälte, von der sie umschlungen wurde, als Patricks Hand nicht mehr an meiner war.
"Betet ihr bei euch zu Hause auch?", wollte Barbara wissen. Doch ich schüttelte bloß den Kopf: "Nein, meine Mutter und ich haben es nicht so.. mit Religionen.", sagte ich ängstlich, etwas falsches gesagt zu haben. Doch Barbara nickte interessiert und reichte mir die Nudeln, von welchen ich mir dankend auffüllte. "Wir beten auch erst seit zwölf Jahren. Eigentlich seit-"
"Bob", unterbrach Patrick seinen Onkel. Er sah ihn ernst an und sagte: "Ich möchte nicht darüber reden, nicht jetzt."
Sofort nickte der Dicke und lächelte seinen Neffen liebevoll an: "Na klar", sagte er, "Will jemand Parmesan?"
"Oh ja!", lächelte Barbara und ließ sich von ihrem Mann Käse über die Nudeln streuen.
Mein Blick glitt zu Patrick, welcher sich lustlos Nudeln auf den Teller füllte, Soße darüber kippte und alles miteinander verrührte. Er sah traurig aus.
Ich war sicher, was Bob sagen wollte, hatte mit Patricks Eltern zutun. Ich fragte mich, was mit ihnen war, oder ist. Wollten sie ihren Sohn einfach nicht haben, oder konnten sie ihn nicht mehr haben? Hatten sie etwas verbrochen? Ist einer von ihnen im Gefängnis? Hatten sie ihren Sohn ausgesetzt, und kennt Patrick seine Eltern überhaupt? Sind sie vielleicht tot? Sind sie vielleicht zusammen umgekommen? Bei einem Autounfall vor zwölf Jahren... oder so. Und deshalb beten sie seitdem. Ja, das würde Sinn ergeben. Oder nicht?
"Es schmeckt wirklich gut", lächelte ich in die Richtung seiner Tante, "Das haben Sie wirklich gut gemacht"
"Ich bitte dich", lachte sie, "Das sind bloß Nudeln! Aber danke. Und natürlich kannst du Bob und mich mit 'Du' ansprechen, Manuel"
"Dann können- ... Könnt ihr mich auch gerne Manu nennen", lächelte ich und nahm weitere Nudeln in den Mund. Patrick hingegen stocherte noch immer lustlos in seinem Essen. Was auch immer passiert war, es musste ihn ganz schön verletzt haben. ||
Hey Leute! Ich hoffe, es geht euch gut.
Ich schaue Doctor Who und bin gerade bei David Tennant angelangt. Ich liebe ihn jetzt schon!
Hoffe, der Part hat euch gefallen :)
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