Schneeglöckchen
Es war dunkel. Schmerz pochte dumpf durch meinen Körper. Nichts Neues. Schmerz war ein alter Begleiter, der sich nie abschütteln ließ. Aber das hier war anders. Schwerer.
Die Dunkelheit drückte auf mich, als ob sie mich verschlingen wollte. Doch irgendwo dahinter war etwas. Etwas, das ich nicht benennen konnte. Ein Flüstern, ein Drängen, fast wie ... Stimmen. Vertraute Stimmen. Ich wollte folgen, wollte etwas sagen, aber mein Körper war bleischwer, wie gefangen – schon wieder.
Dann, plötzlich, wurde der Schmerz weniger. Eine unglaubliche Wärme breitete sich aus, zog mich hoch, wie ein unsichtbarer Faden. Meine Augenlider zuckten. Warum war es so verdammt schwer, sie zu öffnen?
Das Murmeln wurde lauter, klarer. Und dann schlug mein Herz schneller. Die Dunkelheit begann zu bröckeln, und mein Atem wurde freier. Meine Augen flatterten auf, verschwommen sah ich ein Gesicht über mir. Es war nicht ihres. Aber wenn das stimmte ...
Panik schoss durch meinen Körper. Ich richtete mich auf, warf die Decke von mir. "Liv – wo ist Liv?" Meine Stimme war rau, kratzig, als hätte ich Sandpapier verschluckt.
"Hey, Sirius. Du bist in Sicherheit." Die Stimme der Frau war ruhig, und ihre Hände griffen sanft, aber bestimmt nach meinen Schultern, um mich wieder auf das Sofa zu drücken. "Olivia hat uns zu Hilfe gerufen, niemand außer uns weiß, dass du hier bist. Wenn du jetzt nicht still hältst, waren ihre Bemühungen umsonst."
Noch immer halb verwirrt und völlig außer Atem ließ ich mich zurücksinken. Mein Blick klärte sich langsam, und ich erkannte sie endlich – Tina Scamander. Mein Verstand jagte hinterher, suchte nach einer Erklärung. "Was ... was ist passiert?"
Tina warf einen kurzen Blick zu den anderen im Raum, bevor sie sich wieder mir zuwandte. "Deine Askaban-Gefangennummer war verflucht. Olivia hat uns geholt, und Agatha Selwyn hat den Fluch gebrochen – dank Olivias Opfer."
Ein kalter Schauer durchfuhr mich. "Was ist mit Liv?" Ich setzte mich ruckartig wieder auf, mein Herz schlug wild. "Wo ist sie?"
Tina trat näher, ihr Blick voller Mitgefühl, aber auch mit dieser Ruhe, die sie immer ausstrahlte, selbst in den schlimmsten Momenten. „Im Schlafzimmer," sagte sie leise. „Sie schläft noch. Agatha meinte, sie braucht Zeit, um sich zu erholen. Aber sie wird es schaffen, Sirius. Du musst dich beruhigen."
Beruhigen? Wie konnte ich mich beruhigen, wenn ich nicht wusste, wie es ihr wirklich ging? Wenn sie alles für mich riskiert hatte?
„Ich muss zu ihr," stieß ich hervor und versuchte, mich aufzusetzen. Doch ein stechender Schmerz zog sich durch meinen Körper, und meine Arme zitterten unter meinem eigenen Gewicht.
„Sirius, halt!" Tina drückte mich sanft, aber bestimmt zurück auf das Sofa. „Du kannst nicht einfach ... Hör zu, sie ist in Sicherheit. Olivia braucht Ruhe, und du auch."
„Aber sie ... sie hat ..." Die Worte blieben mir im Hals stecken. Wie konnte ich das erklären? Wie konnte ich ihr sagen, dass ich nicht einen Moment länger hier sitzen konnte, ohne zu wissen, ob Liv wirklich in Ordnung war?
Tina seufzte, aber es war keine Ungeduld, die in ihrem Blick lag. Eher eine leise Sorge, die ich nur allzu gut kannte. „Sirius, wenn du dich jetzt überanstrengst, wirst du ihr nicht helfen. Ruh dich aus. Ich verspreche dir, ich sage dir Bescheid, sobald sie aufwacht."
Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück, weil ich nichts anderes tun konnte. Mein Körper gehorchte mir nicht, und der Schmerz machte es unmöglich, klar zu denken. Doch die Schuld brannte in mir, heller als alles andere.
„Das hätte sie nicht tun sollen," murmelte ich, kaum mehr als ein Gedanke, der den Weg über meine Lippen fand.
„Was meinst du?" fragte Tina sanft.
„Liv." Meine Stimme zitterte. „Sie hätte sich nicht für mich aufopfern sollen. Sie hat es getan, weil ich ... weil ich nicht aufgepasst habe. Ich hätte ... verdammt, ich hätte es sehen müssen. Es ist immer dasselbe. Immer wieder dasselbe."
Tina setzte sich auf die Sofakante, sodass sie mir direkt in die Augen sehen konnte. „Sirius, das war nicht deine Schuld. Der Fluch war mächtig, und niemand hätte ihn allein brechen können. Olivia wusste, was sie tat. Sie hat dich gerettet, weil sie dich nicht verlieren wollte."
„Aber sie hätte nicht müssen," fuhr ich sie an, meine Stimme brüchig vor Wut – nicht auf Tina, sondern auf mich selbst. „Ich bin doch immer das Problem, Tina. Ich ziehe die Menschen um mich herum mit in den Abgrund. Erst James und Lily, jetzt Liv ... Wie lange dauert es noch, bis ..."
„Bis was?" unterbrach sie mich, ihre Stimme scharf, aber nicht unfreundlich. „Bis du endlich begreifst, dass nicht alles, was passiert, deine Schuld ist?"
Ich sah sie an, sprachlos. Die Worte hatten mich getroffen, obwohl ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Aber es fühlte sich falsch an, einfach loszulassen, wenn all das nur geschehen war, weil ich ...
Tina stand auf und drückte noch einmal leicht meine Schulter. „Ruh dich aus, Sirius. Olivia hat gekämpft, um dich zurückzubringen. Das Mindeste, was du tun kannst, ist, das nicht zu verschwenden."
Ich nickte schwach, obwohl die Gedanken in meinem Kopf wirbelten und ich wusste, dass ich keine Ruhe finden würde, solange Liv nicht hier war, wach und lebendig.
Doch als ich die Augen schloss, um mich zumindest dem Schmerz zu entziehen, blieben die Bilder von ihr. Ihr Lächeln. Ihre Wärme. Und die Angst, dass sie diesmal zu weit gegangen war. Ich sie ein weiteres Mal verlieren würde, bevor sie wirklich wusste, wie viel sie mir bedeutete.
"Bitte, Liv. Du musst wieder gesund werden. Ohne dich bin ich nichts." Flüsterte ich leise. So leise, dass es niemand hören konnte.
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921 Wörter
Heyy, das Kapitel aus Sirius' Sicht 😊
Hier brauch ich ganz dringend Feedback, passt es zu Sirius? Es hat so viel Spaß gemacht das Kapitel zu schreiben, dass (fast) sicher noch eins irgendwann kommt.
https://pin.it/2625nC76o
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