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Am nächsten Morgen wartete Alex wieder, an sein Auto gelehnt, auf mich. Er begrüßte mich mit einem Kuss „guten Morgen babe," sagte er grinsend. Seine blauen Augen strahlen förmlich als er mich sah, was mir sofort ein Grinsen ins Gesicht zauberte.
Auf dem Weg zum Studio redeten wir oder sangen einfach nur die Lieder aus dem Radio mit.
Wir hatten gestern Abend beschlossen, dass wir unsere Beziehung erst einmal geheim halten würden. Mit ein paar Ausnahmen. Alex wollte es Reece bei Gelegenheit sagen und ich würde es Loumay heute Abend noch sagen. Ich hatte lange überlegt, ob ich es meinem Bruder erzählen würde aber war mir noch nicht ganz sicher. Dieses Wochenende wollte er eh mit Isla nach New York. Vielleicht werde ich es ihm nächstes Wochenende sagen. Wie lange wir unsere Beziehung geheim halten wollten, wussten wir auch noch nicht.
Auf dem Parkplatz vom Studio sagte Alex:„Jetzt darf ich dich den ganzen Tag lang nicht küssen." Er sah dabei aus, wie ein kleines Kind, dem man das Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. „Wenn du Glück hast, haben wir heute eine Kussszene," versuchte ich ihn zu trösten.
Während wir rein gingen redeten wir darüber, was wir heute wohl drehen würden.
Der Dreh war so wie immer: Wir gaben alle unser bestes, unsere Rolle so gut wie möglich zu spielen.
In der Mittagspause setzten Alex und ich uns zu Hope und Noah, die etwas abseits saßen. „Gibts noch etwas neues von deinem Dad?" fragte Alex Noah. „In zwei Wochen ist der Gerichtstermin," sagte er kurz angebunden. „ und gehst du hin?" fragte ich mitfühlend. „Ich bin mir noch nicht sicher," sagte er zögernd. „Wie gesagt, wenn du etwas brauchst sag einfach Bescheid," sagte Alex noch zu ihm und wandte sich dann seinem Essen zu.
Nach der Pause drehten wir weiter im Studio.
„Ab morgen drehen wir wieder an der Schule, weil wir hier jetzt eigentlich alle Szenen gedreht haben. Wenn alles gut geht sind wir in zwei Wochen fertig," sagte Methew zum Abschied noch.
„Hast du schon gesehen, dass die Listen für die Abstimmung, für die Klassenfahrt online sind?" fragte Alex als wir wieder im Auto saßen. „Ne wieso?" fragte ich ihn. „Du musst mitkommen! Du kannst deinen Freund doch nicht alleine auf die Abschlussfahrt gehen lassen," sagte er und machte sein bestes Hundewelpen Gesicht. „Außerdem können wir uns auch immer wenn wir wollen von der Gruppe wegschleichen und zu zweit in der Stadt irgendwas machen," versuchte er mich zu überreden. „Ich werde es mir überlegen," sagte ich nach einiger Zeit.
„Was machst du heute noch?" fragte er mich, während wir fuhren. „Ich wollte mich noch mit Loumay treffen, um zu schauen, wie es ihr geht und um ihr von uns zu erzählen. Und was machst du noch?" fragte ich ihn. „Wahrscheinlich lernen. Meine Eltern bringen mich um wenn ich die Prüfungen nicht bestehe," sagte Alex. „Kann ich mir bei deiner Mutter gar nicht vorstellen," sagte ich mit gerunzelter Stirn, woraufhin Alex kurz auflachte „besonders meine Mum wird mich umbringen, wenn ich durchfalle. Mein Dad hätte noch Verständnis weil er es auch nicht beim ersten Versuch geschafft hat," erklärte Alex mir. „Was! Dein Vater hat es nicht beim ersten Mal geschafft? Aber er ist doch echt nicht dumm," sagte ich verwirrt. „So weit ich weiß ist er durchgefallen, weil er nie anwesend war. Zumindest hat er das so gesagt," sagte Alex schulterzuckend. „Soll ich dich eigentlich zu dir fahre?" fragte er auf der Hälfte des Weges. „Ich frag kurz Loumay," sagte ich, während ich Loumay eine Nachricht schrieb.
Als diese eine Minute später antwortete, dass ich jetzt kommen kann, sagte ich zu Alex: „du kannst zu dir fahren. Ich gehe dann gleich zu Loumay. Soll ich danach noch zum lernen kommen?" fragte ich ihn. „Du kannst auch für ganz andere Sachen kommen," sagte er und zwinkerte mir zu. „Für was genau meinst du?" fragte ich unschuldig.
Er blieb am Straßenrand vor Loumays Haus stehen und stellte den Motor aus. „Du weißt genau was ich meine," sagte er und beugte sich dabei leicht zu mir. „Ach echt, weis ich das?" fragte ich ihn. Mittlerweile war ich ihm so nah, dass ich seinen Atem spürte. „Ja, du weißt es," sagte er und hob mich daraufhin auf seinen Schoß. Wie er das schaffte, ohne dass ich mich irgendwo anstieß, wusste ich nicht und ehe ich mich versah, landeten seine Lippen auf meinen.
„Hast du mir nicht vor einer halben Stunde geschrieben, dass du auf dem Weg bist?" fragte Loumay, als sie mir die Tür geöffnet hatte. „Ja da war noch so eine Ablenkung," sagte ich ausweichend. Ich würde ihr später erzählen, dass diese Ablenkung rheinzufällig der Typ war, der auf der anderen Seite der Straße wohnte. „Und wie geht es dir?" fragte ich sie besorgt als wir es uns in ihrem Zimmer gemütlich gemacht hatten. Ich habe ihr die Frage jedes Mal, wenn ich sie in den letzten Tagen besucht habe, gestellt. Meistens ist sie ausgewichen oder hat von allem anderen als ihren Gefühlen geredet.
„Ich habe heute Abend noch einen Termin im Krankenhaus und morgen gehe ich zu einer Psychologin. Ich kann mich zwar nur an Bruchteile von der Nacht erinnern aber mein Dad besteht darauf," erzählte sie. „Und wie siehts mit Logan aus?" fragte ich sie neugierig. Als ich sie das letzte Mal besucht habe, bin ich gerade gekommen, als Logan sich verabschiedet hatte und dann ist sie meiner Frage ausgewichen, weshalb er überhaupt da war. „ Er ist so nett und je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto mehr merkte ich, dass ich ihn gar nicht wirklich kannte," sagte sie nach einem Moment nachdenklich.
Loumay behauptete zwar, dass sie sich an die Nacht vor zwei Wochen nicht wirklich erinnern konnte aber sie hatte sich trotzdem verändert. Sie wirkte irgendwie nachdenklicher und mehr in sich gekehrt. „Und da ist etwas, was ich dir noch erzählen will," sagte ich gedehnt. „Bist du endlich mit Alex zusammen?" fragte sie. „Woher weißt du das?" fragte ich sie mit schief gelegtem Kopf. „Ich habe vorhin aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie du aus seinem Auto gestiegen bist und da hatte ich schon eine Vermutung aber ich wollte es von dir hören," sagte sie lächelnd und sah dabei fast wieder wie die alte Loumay aus. Anschließend musste ich ihr alles erzählen, wobei sie sich wirklich für mich zu freuen schien.
Ich erzählte ihr noch ein bisschen von der Schule und was sonst noch bei mir lief.
Nach zwei Stunden verabschiede ich mich von ihr „und wenn irgendwas ist, kannst du mich jederzeit anrufen oder einfach vorbeikommen," sagte ich noch, woraufhin sie mich anlächelt und sich mit einer Umarmung von mir verabschiedete.
Anschließend ging ich über die Straße zu Alex.
Nachdem ich geklingelt hatte, öffnete Lorena mir die Tür „Alex! Layla ist da!" rief sie die Treppe hoch, woraufhin von oben ein gedämpftes „Sie kann einfach hoch kommen," kam. Daraufhin ging ich hoch und ohne zu klopfen in sein Zimmer.
Er saß an seinem Schreibtisch und lernte. „Du lernst ja wirklich!" sagte ich etwas schockiert. Daraufhin drehte er sich zu mir um und sagte grinsend:„Was dachtest du denn?" Dieses Grinsen lies mein Herz ein bisschen höher schlagen. „Ich war mir nicht sicher, was du lernst," sagte ich achselzuckend und ging auf den Schreibtisch zu. Als ich fast am Schreibtisch war, stand er auf und legte seine Lippen auf meine.
„Wir könnten jetzt so weiter machen aber ich muss wirklich noch Mathe fertig machen. Außerdem will ich nicht so ein Arsch von Freunde sein, der von seiner Freundin nichts anderes als ihren Körper will und wenn wir so weiter machen, dann könnte es vielleicht den Anschein haben, dass dies der Fall ist," sagte er immer noch nah an meinem Gesicht. Daraufhin lächelte ich „Ich bin ganz deiner Meinung," sagte ich, woraufhin ich ihn noch einmal küsste und mich dann ein bisschen von ihm entfernte.
„Hast du noch einen Stuhl hier?" fragte ich und schaute mich in seinem Zimmer um. „Ne aber ich glaube, dass Lorena noch einen Stuhl hat."
Wir gingen ohne zu klopfen in Lorenas Zimmer, woraufhin diese sich erschrak und zu uns herumfuhr. „Was willst du?" fragte sie Alex genervt. „Chill ich wollte nur einen Stuhl haben," sagte Alex so, als würde er eine Tollwütige Katze beruhigen wollen. Während dessen deutete er neben sie, wo am Schreibtisch ein zweiter Schreibtisch Stuhl stand.
„Ja nimm ihn dir," sagte sie und drehte sich dann wieder ihrem Laptop zu. Es schien so, als ob sie irgendwas schreiben würde. „Schreibst du einen Blog?" fragte ich sie und schaute über ihre Schulter. „Seid wann hast du einen Blog?" fragte Alex und schaute seiner Schwester über die andere Schulter. „Ja, ich habe schon seit einer Weile einen Blog aber ich wüsste nicht, was irgendwen das angeht," sagte sie und schloss die Seite, um sich wieder zu uns umzudrehen. „Ich bin dein Bruder! Da interessiert es mich eventuell, wenn meine kleine Schwester ihr Leben mit der ganzen Welt teilt," sagte Alex. „In meinem Blog rede ich sicherlich nicht über mein Leben," sagte sie und musste ein bisschen lachen „Außerdem bist du es, der es aus irgend einem Grund vergessen hat, mir zu erzählen, dass er eine Freundin hat," sagte sie und schaute uns grinsend an. Ich warf Alex einen Blick zu, der ebenfalls zu mir schaute. „Woher weißt du es?" fragte ich sie ohne nachzudenken. „Jetzt weiß ich es. Ich hatte so eine Ahnung. Alex war immer so gut gelaunt, wenn er etwas mit dir gemacht hat aber ich war mir nicht sicher bis jetzt," sagte sie und lächelte uns an „sagt man da herzlichen Glückwunsch?" überlegte sie laut.
Ich schaute Alex hilfesuchend an. Wir wollten doch nur einen Stuhl haben und jetzt wurden wir von Lorena terrorisiert. Und wofür? Alex drückte meine Hand, die er genommen hatte, ohne dass ich es gemerkt hatte. „Wir wollten einfach nur einen Stuhl holen und du lenkst gerade nur von deinem Blog ab," sagte Alex und nahm sich mit seiner freien Hand den Stuhl. „Es ist ein Food Blog!Nehmt euch den Stuhl und macht dann was immer ihr vor hattet aber verschwindet aus meinem Zimmer ich will den Beitrag heute noch fertig schaffen."
Gesagt getan — Wir nahmen uns den Stuhl und gingen dann wieder in Alex Zimmer zurück.
„Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass deine Schwester einen Food Blog hat," sagte ich, als die Türe wieder zu war. „Ich auch nicht," stimmte Alex mir zu.
Mit dem Lernen wurde es heute dann doch nichts mehr weil wir die ganze Zeit nach Lorenas Blog suchten. Also fast die ganze Zeit.
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