89 - pro and con
Ich zog scharf die Luft ein, nickte aber und krallte mich unbewusst in meiner Bettdecke fest, um meine Nervosität zu kompensieren. ,,Harry, ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein", sprach Louis und da ich noch mit einem Aber rechnete, konnte ich mich noch nicht freuen. Auch der Wind, der draußen tobte, beunruhigte mich noch zusätzlich, deshalb versuchte ich, mich allein auf Louis zu konzentrieren. ,,Ich habe wirklich", Louis griff unter mein Kopfkissen und drückte mir einen Stapel Blätter in die Hand, ,,den ganzen Tag an diesen Notizen, an diesen Listen gesessen, hab meine Gefühle niedergeschrieben und versucht, irgendwie zu verstehen, was mein Herz mir sagen will. Durch die Angst war es so übergangen worden und auch wenn du es mir jetzt schon ewig sagst, heute hab ich es endlich verstehen können.
Es hat gedauert, bis ich es verstanden habe, sehr lange, das weiß ich, aber ich hab mein Herz nicht zu Wort kommen lassen, hab meiner Angst die Macht gegeben. Dadurch, dass ich mir heute Zeit genommen und alles niedergeschrieben habe, habe ich aber endlich erkannt, was zählt, was das einzige ist, was für mich zählen sollte." Louis nahm mir kurz die vielen Zettel aus der Hand, an denen er sicher Stunden gesessen haben musste und blätterte darin herum, um einen bestimmten zu finden. Als er diesen fand, gab er ihn mir in die Hand. 'Outing?', war die Überschrift des Zettels und darunter eine Pro und Contra Liste, in Form einer Tabelle. ,,Ich weiß, das sieht bescheuert aus, wahrscheinlich hat noch nie jemand eine Tabelle über sein Outing bestimmen lassen, aber es hat mir geholfen zu erkennen, was wichtig ist."
Louis zeigte auf die ersten beiden Punkte der Pro Liste, die ich mir daraufhin durchlas. 'Ich liebe Harry' und 'Harry liebt mich', weiterhin standen da so Punkte wie, dass Louis in der Öffentlichkeit jedem zeigen konnte, das ich sein Freund war, das dadurch weniger Eifersucht entstehen würde, das sein Vater wirklich eine große Hilfe sein könnte, sowohl gegen Eleanor, als auch als Unterstützung im weiteren Leben. Die Contra Liste war viel kürzer, was mich schon auf den ersten Blick erleichterte. Trotzdem hatten es auch diese Punkte in sich, über Angst bis zur Sorge, nicht akzeptiert zu werden. Kurzzeitig war ich sprachlos. Das Louis sich wirklich solche Mühe gegeben hatte, bewies mir das er wirklich an mir interessiert war und wirklich versuchte, seine Angst zu überwinden. ,,Und was hat das nun zu bedeuten?", fragte ich, nachdem ich die erste Überraschung überwunden hatte, legte das Blatt zur Seite, damit mein Zittern hoffentlich unbemerkt blieb.
,,Naja, erst einmal soll das zeigen, wie viele Gedanken ich mir gemacht habe, damit du siehst, wie sehr ich das will, wie sehr ich dich will. Diese Entscheidung ob früher oder später entscheidet nunmal über den weiteren Verlauf meines Lebens, über meine Beziehung zu dir, über das Verhältnis zu meinem Vater, alles ändert sich dadurch. Und ich habe akribisch nach einer Lösung gesucht, um Eleanor aufzuhalten, damit sie ihre Erpressung nicht wahr machen kann, aber ich habe keine Lösung gefunden. Wenn wir meinen Vater nicht einschalten, ist ihr Plan wasserdicht, zumindest hab ich keine Lücke gefunden", murmelte Louis und wir beiden wussten, was das hieß, trotzdem hielt ich meine Freude zurück, auch wenn mein Herz gegen meinen Brustkorb drückte und Louis am liebsten in die Arme fallen würde. Für ihn war das nicht leicht, er würde sich seiner Angst stellen und das war eine mutige Entscheidung.
Mir kam es so vor, als würde mit jedem Wort das Louis sprach, das Unwetter draußen etwas leiser werden, zur Ruhe kommen, genauso wie ich. ,,Louis", murmelte ich, ergriff seine Hände, wodurch er bemerkte, wie sehr meine zitterten. ,,Ich bin noch nicht fertig", sprach Louis, was mich nervös zum Nicken brachte. Aufmerksam hörte ich seinen Worten weiter zu, während wir uns an den Händen hielten. ,,Auch ausschlaggebend für meine Entscheidung waren die Ereignisse von heute Morgen beim Frühstück. Auch wenn dieser Clint wirklich nur ein Arbeitskollege und Kumpel ist, er ist einer derjenigen, der in der Öffentlichkeit sofort zu dir stehen würden. Und so jemanden verdienst du auch und so jemand möchte ich für dich sein. Ich weiß, dass du das auch willst, jemanden, mit dem du in der Öffentlichkeit deine Liebe teilen kannst und ich hatte die ganze Zeit Angst, dass du mich deshalb noch verlassen würdest, um jemanden zu finden, mit dem du das kannst.
Aber noch bist du hier und damit das so bleibt, muss sich was ändern. Ich war so eifersüchtig, in dem Moment wollte ich dich einfach nur küssen, um Clint zu zeigen, dass du mir gehörst, aber meine blöde Angst stand mir wieder einmal im Weg. Zukünftig soll das nicht mehr der Fall sein, ich will das nicht mehr. Und als Eleanor dann auch noch kam, sie hat mir den Rest gegeben. Von wegen, wir beide würden unsere letzten Tage genießen..ich möchte nicht, dass das unsere letzten Tage sind. Unsere Tage haben ja noch nicht einmal richtig angefangen. Und du sollst dich in meiner Gegenwart wohlfühlen, du sollst essen, tragen, machen, einfach alles tun können, was du willst, ohne das jemand wie Eleanor dir einredet, dass mir das nicht gefallen könnte. Ich weiß, dass du da so unsicher bist, weil ich mich noch nicht entschieden hatte, wie ich das alles anstelle, also ist es auch meine Schuld, wenn du dich unwohl gefühlt hast und das tut mir leid. Ich möchte das jetzt allerdings ändern und ich hoffe, dass es dafür noch nicht zu spät ist."
Unsicher, ob ich nach dieser langen Erklärung von Louis nun etwas sagen sollte, oder ob er noch immer nicht fertig war, blieb ich erst einmal weiterhin still, schaute auf unsere Hände, die sich festhielten, während mein Herz raste. Louis nahm seine Hände nun jedoch aus meinen, nur um meinen Kopf zu umfassen, damit ich ihn ansah. Vorsichtig näherte er sich mir, meine Handflächen begannen zu schwitzen und ich war fast noch aufgeregter, als bei unserem ersten Kuss. Unsere Lippen trafen aufeinander, wie zwei Sterne, die kollidierten und noch heller erstrahlten, als jemals zuvor. ,,Ich liebe dich Louis", konnte ich danach nur atemlos hervorbringen, was ihm ein sanftes Lächeln entlockte. Er streichelte meine Wange und ließ mich geborgen fühlen, ein Gefühl, welches ich so lange gesucht hatte und welches ich seit dem ersten Augenblick an bei Louis gefunden hatte.
Der Sturm draußen wurde immer leiser. Man spürte noch, wie die hohen Wellen regelmäßig gegen das Schiff brausten, aber sie schüttelten es nicht mehr ganz so sehr durch, wie noch davor. ,,Ich weiß, ich sag es immer wieder, aber du hast bisher so viel für mich getan, so viel, was ich nie wieder gut machen oder dir jemals zurückgeben kann. Aber du sollst wissen, dass deine Mühe sich gelohnt hat, das du von Anfang an Recht hattest und ich einfach nur zu Blind vor Angst war, um es zu erkennen. Ich muss meinem Vater vertrauen, wenn ich zukünftig ein dich und mich, ein Uns haben will. Alleine komme ich auf keine Lösung und in San Francisco wird er es dann sowieso wissen, aber ich möchte es ihm vorher selber sagen. Wenn er es durch Eleanors E-Mail erfährt, ich möchte mir nicht ausmalen, wie enttäuscht er dann ist und das kann ich natürlich auch verstehen.
Du hast mir nach all den Tagen und Wochen, die ich schon nachdenken und überlegen konnte, nochmal diesen Tag Bedenkzeit geschenkt und ich könnte nicht dankbarer sein, weil er hat mich wirklich voran gebracht. Er hat mich endlich sehen lassen, was mein Herz will. Und mein Herz will dich, Spaziergänge mit dir übers Schiffsdeck, Hand in Hand, Küsse, egal wie viele Menschen uns auch sehen könnten. Ich habe eine Entscheidung gefällt, es war schwer, es wird mich viel Überwindung kosten und zur Ermutigung muss ich mir sicher noch einmal all meine Zettel durchlesen, aber ich habe mich für die frühere Variante entschieden." Kaum hatte Louis das ausgesprochen, rollte mir eine Träne über die Wange, ich war so erleichtert, all das Warten, all das Hoffen und Bangen hatte ein Ende.
Es fühlte sich gut an, endlich fühlte ich mich von Louis gewollt, als hätte er sich vorher noch nicht richtig entschieden, doch nun hatte er es. In seiner Stimme schwang eine gewisse Endgültigkeit mit, die mir Sicherheit gab. ,,Hazza, bitte nicht weinen. Es tut mir wirklich leid, dass ich so ewig gebraucht habe, aber bitte nicht weinen", Louis zog mich in seine Arme, in denen ich mich so wohlfühlte. Aber beim Gedanken daran, dass das bald alles ganz allein mir zustand, die Strapazen ein Ende hatten, wurde ich nur noch glücklicher und Freudentränen benetzten meine Wangen. ,,Danke Louis", murmelte ich gegen seine Schulter, ehe ich mich etwas aufrichtete, um seine Lippen zu erreichen, die ich für mich eroberte.
,,Ich hab dir zu danken Harry. Aber ich hoffe trotzdem, dass du mich morgen bei dem Gespräch unterstützt? Ich möchte meinem Vater ja meinen neuen Freund vorstellen." ,,Heißt das...also..meinst du, dass..", stammelte ich vor mich hin, als mir diese Worte zu Ohren kamen und ich wusste nicht, was genau ich dazu sagen sollte. Meinte Louis das ernst? ,,Ich habe mich von Eleanor getrennt, auch wenn sie das nicht wahrhaben will. Und du hast mir versprochen, dass du danach endlich mein Freund wirst, vorausgesetzt du möchtest das überhaupt noch sein", murmelte Louis, fast schon unsicher und jederzeit dazu bereit, sich zurückzuziehen. ,,Was? Ja! Ja, natürlich möchte ich mit dir zusammen sein", rief ich verzweifelt aus, fuhr mir übers Gesicht und wurde daraufhin leidenschaftlich von Louis geküsst. Ich hatte fast schon nicht mehr daran geglaubt, Louis Tomlinson jemals meinen festen Freund nennen zu können, aber nun war es offiziell. Jetzt musste es nur noch öffentlich gemacht werden.
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Larry hat endlich vollständig zusammengefunden und Louis möchte sich tatsächlich outen, jetzt kann ja alles nur noch gut werden🌝
All the love xx
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