88 - bridge the time
Immerhin hatte Eleanor eins ihrer Ziele nicht erreicht. Sie hatte uns weder das schöne Frühstück noch unsere Zweisamkeit versaut. Louis und ich hatten so viel Spaß wie immer, endlose Gesprächsthemen und selbst wenn es mal zur Ruhe kam, es war keinesfalls unangenehm. Bevor wir uns für den Tag trennten, versicherte er mir noch einmal, dass er seine Worte ernst meinte. Wenn er heute Abend keine Lösung gefunden hatte, dürfte ich ihn zu seinem Vater schleifen, ihm in den Hintern treten, ihn anschreien, was auch immer, hauptsache er würde sich überwinden und endlich auf seinen Vater vertrauen. Es war zwar etwas, was langsam überfällig wurde, trotzdem würde ich ihn nicht zwingen, dass noch heute Abend zu tun. Er sollte sich wohl damit fühlen und ich setzte ihm auch kein Zeitlimit, es war leider Eleanor, die das tat. Und Louis war auch bewusst, dass er sich innerhalb der nächsten Tage outen musste oder eben geoutet werden würde.
Nachdem Frühstück ging ich noch einmal mit Louis zurück auf die Kabine, wir teilten ein paar letzte Küsse, ich wünschte ihm viel Glück beim Grübeln und er betonte noch einmal, wenn das für mich mit dem Sturm zu schlimm werden würde, könnte ich ihm jederzeit schreiben oder vorbeikommen. Ich war mir sicher, dass ich noch ein paar Mal Angst bekommen würde, aber ich war bei Niall, Liam und Zayn sicher, der Kapitän hatte versichert, das nichts passieren könnte und deshalb redete ich mir immer wieder ein, in Sicherheit zu sein. Außerdem wollte ich Louis in seiner Denkphase nicht stören. Müsste ich jetzt darüber grübeln, eine Lösung wegen der Erpressung zu finden, ich wäre komplett überfordert. Zumal ich ja tatsächlich darüber nachgedacht hatte. Ich hatte es bloß aufgegeben, da mir absolut nichts einfiel. Was sollte man auch schon tun?
Man konnte Eleanor nicht von Bord schubsen, man konnte nicht vernünftig mit ihr reden, man konnte ihr nicht erklären, was sie damit anrichtete. Sie war in ihrem komplett eigenem Film und jeder andere war ihr dabei vollkommen egal. Wer ihr auf dem Weg zu Ruhm, Reichtum, und Macht im Wege stand, der musste laut ihrer Logik beseitigt werden. Ich hatte kein Geld, zumindest nicht viel und das was ich auf der Kreuzfahrt verdiente, nutzte ich teilweise für mich und teilweise schickte ich es nach Hause, um meiner Mutter und meiner Schwester ein wenig die Sorgen zu nehmen. Es half bei der Miete, bei den Lebensmitteln und ich hoffte, dass meine Mutter und Gemma damit auch einen schönen Ausflug machen würden. Selbst wenn es nur Minigolf spielen wäre, sie sollten sich mal eine Auszeit nehmen.
Aber so wie ich meine Mutter kannte, legte sie all das Geld beiseite, dass sie nicht brauchten, um es mir wiederzugeben, sobald ich nach Hause kommen würde. Doch dann würde ich dafür sorgen, dass wir mal als Familie aus dem Haus kommen würden und natürlich hoffte ich, dass Louis dann auch dabei sein würde, aber das lag momentan allein in seinen Händen. Ich konnte nicht mehr tun, als abzuwarten, weil ich Louis zu nichts drängen wollte und das machte mich wahnsinnig. Aber ich wäre auch nicht gern mit meinem Outing gedrängt worden, denn am Ende ist es eine persönliche Entscheidung, für die man seine Zeit braucht. Louis hatte nicht Unrecht mit seinen Worten, dass es natürlich den Rest des Lebens beeinflussen würde. Aber als geouteter Mensch wäre er zumindest glücklich, würde er zu Eleanor zurückkehren, was er auf keinen Fall wollte, wäre er zutiefst unglücklich. So stellte ich mir den Rest des Lebens auch nicht sonderlich schön vor.
Sobald ich mich dann nach einem letzten Kuss wirklich von Louis verabschiedete, lief ich zu Liam und Zayns Kabine, in der sich sicher auch Niall befinden würde. Letzterer öffnete mir tatsächlich auch die Tür, Zayn und Liam saßen auf dem Sofa und hatten beide jeweils eine Tasse Tee in der Hand. Nialls stand auf dem Tisch. ,,Habt ihr noch eine Tasse für mich übrig?", fragte ich, sobald ich eingetreten war und ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, holte ich mir eine Tasse aus dem Schrank und schenkte mir dann aus der Teekanne ebenfalls etwas von dem heißen Gebräu ein. Mittlerweile war ich so oft hier gewesen, da kannte ich mich einfach perfekt aus. ,,Und? Hast du mit Louis geredet?", fragte Zayn als Erster die Frage, die alle drei interessierte.
,,Ja und er wird jetzt überlegen, ob ihm eine Lösung einfällt und wenn nicht werde ich mit etwas Glück schon heute Abend erfahren, dass er sich noch vor San Francisco outen wird. Wenn ihm aber etwas sinnvolles einfällt, was Eleanor wirklich aufhält, dann wird das alles erst nach San Francisco passieren", erzählte ich, gleich danach ging ein Ruckeln durchs Schiff, sodass ich mit meinem Stuhl etwas näher an Niall rückte. ,,Mir würde absolut nichts sinnvolles einfallen. So wie du das erzählt hast, wirkt Eleanor auf mich absolut rachsüchtig und dickköpfig. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, scheint sie es durchziehen zu wollen. Deshalb glaube ich nicht, dass Louis und du sie allein aufhalten könnt", murmelte Liam, ich schlürfte aus meiner Tasse und stimmte ihm zu.
,,So sehe ich das nämlich auch, deshalb fände ich es auch besser, wenn wir seinen Vater zu Rate ziehen würden. Er wäre mit Sicherheit eine großartige Hilfe und für mich hat es so geklungen, als würde er sich wirklich vollkommen für Louis und sein Glück einsetzen", erzählte ich meinen Freunden von meinen Empfindungen, die das anders als Louis, genauso sahen wie ich. ,,Ich bin froh, dass mein Vater mittlerweile auch so tolerant ist und sich mit der Liebe zwischen Liam und mir arrangiert hat, aber wie du weißt, war das nicht immer so und das waren verdammt harte Zeiten, die ich nicht noch einmal durchmachen möchte. Da hätte ich wirklich lieber einen Vater wie Mark gehabt, der mir von Anfang an Signale gegeben hätte, dass egal was auch sein wird und noch kommen mag, er immer auf meiner Seite sein wird", murmelte Zayn und fügte noch hinzu, ,,ich hoffe Louis merkt das, während er nachdenkt und lernt all das zu schätzen. Das ist in unserer heutigen Zeit leider immer noch nicht selbstverständlich, so sehr ich es mir auch wünsche, aber Louis Ängste sollten damit wirklich langsam überwunden werden können. Vorallem so sehr wie du ihn unterstützt hast. Durch meine Erfahrungen und Liams wundervolle Unterstützung weiß ich, wovon ich spreche."
Zayn wusste nicht, wie viele Hoffnungen er mir mit seinen Worten gab und ich umarmte ihn zum Dank, während ich darauf hoffte, dass Louis zur selben Schlussfolgerung kommen würde. Damit erklärten wir das Thema dann aber auch erst einmal für abgeschlossen. Es brachte nichts, die ganze Zeit darüber zu rätseln, wofür Louis sich schlussendlich entscheiden würde und lieber lenkten wir uns von dem ganzen Drama, als auch von dem Sturm, der draußen herrschte, ab. Wir spielten Gesellschaftsspiele, kündigten unsere Freundschaft beinahe bei Monopoly und Mensch Ärgere Dich Nicht und schoben diese Spiele deshalb lieber schnell beiseite. Stattdessen suchten wir auf dem Schiff dann nach anderen Brettspielen, die zu weniger Streit führen würden und fanden Activity, dass wir uns ausleihen konnten und damit kehrten wir in Zayns und Liams Kabine zurück.
Ohne es zu merken verbrachten wir Stunden mit dem Spiel, wechselten öfter den Teampartner und da am frühen Abend noch Ashton, Calum, Luke und Michael zu unserer Runde dazu kamen, wurde es noch lustiger. Als ich das nächste Mal auf die Uhr guckte war es schon kurz nach Mitternacht und fast schon automatisch gähnte ich einmal. Ich wollte Louis den ganzen Tag Zeit lassen und wie versprochen hatte ich das auch getan, ich hoffte er war jetzt überhaupt noch wach, um mir seine Lösung mitzuteilen. ,,Jungs, es war echt lustig mit euch und eine tolle Ablenkung vom Sturm, der irgendwie immer noch draußen wütet, aber ich geh jetzt langsam mal zurück auf meine Kabine", sagte ich, stand auf und streckte mich einmal.
,,Ja, wir machen uns auch mal auf den Weg. Wir haben morgen Frühschicht, vorausgesetzt der Sturm ist dann fort und das Deck wieder freigegeben", meinte Ashton, sprach für sich Luke, Michael und Calum. Nachdem die vier verabschiedet waren, sah ich fragend zu Niall. ,,Kommst du mit?" ,,Ich glaube, ich lasse dich und Louis besser alleine. Sollte er noch wach sein, habt ihr einiges zu klären. Liam und Zayn haben ihre Couch schon angeboten", antwortete der Ire, was mich ihn dankbar umarmen ließ. ,,Danke. Es tut mir leid, dass du momentan irgendwie ständig auswärts schlafen musst, obwohl das auch deine Kabine ist. Ich hoffe spätestens ab San Francisco ist das anders." Niall lächelte mir nur beruhigend zu. ,,Mach dir keine Sorgen, ich nehme dir das nicht übel. Genieß lieber die Zeit ohne mich, ehe du dich versiehst, gehe ich dir schon wieder auf den Senkel", kicherte Niall, was mich ihn schmunzelnd in die Seite stupsen ließ.
Ich verabschiedete mich auch von Zayn und Liam, ehe ich dann mit klopfendem Herzen zurück zu meiner Kabine ging. Mit zitternden Händen drückte ich die Türklinke hinab und öffnete die Tür, als ich das Licht erkannte und den Fernseher hörte, konnte ich mir immerhin schon einmal sicher sein, dass Louis noch wach war. Den erblickte ich auch, sobald ich einen Schritt in die Kabine machte, als er mich sah, schaltete er sofort den Fernseher aus und setzte sich aufrecht hin. ,,Hey", er wirkte ein wenig bedrückt, was mir sofort Sorgen bereitete. Dennoch winkte er mich zu sich, wir teilten einen Begrüßungskuss und danach setzte ich mich neben ihn auf mein Bett. ,,Und?", fragte ich vorsichtig, zitterte immer noch und hatte das Gefühl, dass der Wind draußen noch schlimmer wurde. Ich hörte das Pfeifen, das Rauschen der Wellen, versuchte mich mit meiner Angst zusammenzureißen und mich stattdessen vollends auf Louis und seine Antwort zu konzentrieren. ,,Ich habe eine Entscheidung gefällt."
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Fortschritt, Louis hat sich entschieden..die Frage ist jetzt, wofür? Ist ihm eine Lösung gekommen oder nicht?
All the love xx
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