81 - intention
Der frische Fahrtwind, den wir nun aufnahmen auf dem Weg nach San Francisco, zerzottelte Louis Wuschelkopf und so sehr er auch versuchte, das jede Haarsträhne perfekt saß, er scheiterte. Es sah aber ziemlich niedlich aus und ich atmete die salzige Luft einmal tief ein, was sich gut anfühlte und meine Lungen freispülte. ,,Also, was haben Eleanor und du noch beredet..nachdem ich überfordert abgehauen bin?", fragte ich nervös, blickte auf meine Finger und danach wieder auf die Insel Key West, von welcher wir uns immer weiter entfernten und welche am Horizont immer kleiner wurde. ,,Erstmal Harry, möchte ich mich bei dir entschuldigen", sprach Louis, ,,du machst für mich so viel mit, lässt dir so viel gefallen, um mit mir zusammen sein zu können und auch wenn dies natürlich Stärke und die Liebe beweist, die du für mich empfindest, wünschte ich, dass es nicht so wäre.
Ich wünschte, meine Ängste per Knopfdruck abschalten zu können, ich wünschte, damit so offen umgehen zu können, wie du, ich wünschte, es dir leichter machen zu können, dir die Geheimniskrämerei zu ersparen, doch all das kann ich leider nicht. Und deshalb bin ich umso dankbarer für dich, für deine Unterstützung, meine Ängste zu überwinden und ich kann voll verstehen, weshalb du glaubtest, dass ich mich doch nicht von Eleanor trenne, weshalb du Sorge, Panik und Angst gekriegt hast und abgehauen bist. Doch du sollst wissen, dass meine Liebe für dich tiefer geht, als die tiefste Stelle im Ozean, dass sie mehr umfasst, als es Sand am Meer gibt und das selbst die schönste Muschel dagegen hässlich aussieht. Bitte vergiss das niemals."
Louis machte mich mit seinen Worten sprachlos, manchmal wunderte es mich, wie gut er mir gegenüber seine Gefühle beschreiben, vor anderen aber nicht zu diesen stehen konnte. Vielleicht lag es daran, dass er nur mir vertraute, vielleicht lag es daran, dass er vorher noch nie so intensiv gefühlt hatte. Ich wusste es nicht, ich wusste nur, das meine Gefühle für ihn ebenso ergreifend waren. ,,Ich versuch, dass nicht zu vergessen Louis, aber du musst verstehen, dass so etwas wie heute mich daran zweifeln lässt. Dein Blick, nachdem Eleanor das mit der Firma deines Vaters sagte, er hatte so viel Angst und so viele Zweifel an deiner Liebe für mich ausgestrahlt. Manchmal weiß ich dann gar nicht mehr, woran ich bei dir bin. Dann glaube ich zwar, dass du mich liebst, aber nicht genug fühlst, um wirklich mit mir zusammen sein zu wollen."
Louis nickte kurz verstehend, ehe er einfach seine Arme um mich schloss und einen Kuss auf mein Schlüsselbein platzierte. ,,Als du weg warst, das einzige was mich das Gespräch mit Eleanor weiter durchhalten lassen hat, warst du. Am liebsten wäre ich auch ganz weit weg gerannt, aber der Gedanke an eine Zukunft mit dir, war so viel schöner und ich wusste, das war nur möglich, wenn ich das mit Eleanor beende. Vielleicht nimmt dir das etwas die Zweifel an meiner Liebe für dich." Louis streichelte meine Wange und zauberte mir ein sanftes Lächeln auf die Lippen, ehe es wieder auf den Boden der Tatsachen ging. ,,Wie verlief das Gespräch denn weiter, nachdem sie dir solche Angst und mir solche Panik gemacht hat?", traute ich mich ein weiteres Mal zu fragen, Louis Miene wurde traurig.
,,Sie hat gesagt, wenn ich mich von ihr trenne und damit nicht dafür sorge, dass sie noch einige weitere Jobs und Geld bekommt und der Stern am Modelhimmel ist, wird sie eine Rundmail an alle Partnerfirmen meines Vaters verschicken und auch an meinen Vater selbst. Sie hat die E-Mail schon fertig, sie hat sie mir gezeigt und sie muss nur noch auf senden drücken." Ich ahnte übles, fragte dennoch nach. ,,Was steht in der E-Mail?" ,,Ob man mit einem Betrüger Geschäfte machen will, denn das würde man tun, wenn man mit den Tomlinsons verhandelt. Sie bezieht sich dabei auf eine Negativschlagzeile über meinen Vater, als er frisch im Geschäft war, vieles noch lernen musste und versehentlich falsch in Aktien investiert und damit einem Parter geschadet hatte.
Mein Vater hat das Unternehmen natürlich entschädigt und sich entschuldigt, aber darüber wurde nur wenig berichtet. Und dann stand da noch, dass der Sohn, also ich, nicht besser ist, dass das Betrügen meiner Verlobten nur der Anfang wäre und ich nach und nach mit Sicherheit jeden Partner hintergehen würde, wenn ich ihn nicht gerade wegen meiner Homosexualität anmachen und verführen wollte. Und als Anhang befindet sich in der E-Mail das Kussbild von dir und mir aus Paris", erzählte Louis und auch wenn ich vielleicht geschockt sein sollte, über die Worte und die bloße Tatsache der E-Mail, ich war es nicht mehr. Ich traute Eleanor diese Aktion durchaus zu und auch, dass sie auf senden drücken würde, wenn Louis nicht macht, was sie sagt. ,,Louis, es tut mir leid, ich wollte dich niemals in so eine Lage bringen, ich...-."
,,Harry", unterbrach Louis mich sofort, ,,ich hab mich doch selbst in diese Lage gebracht und ganz ehrlich, was wäre das für ein Leben, würde ich niemals zu mir selbst stehen? Würde mit Eleanor zusammenbleiben, sie heiraten, Kinder kriegen, nur damit sie auf der Karriereleiter hochklettert? Ich wäre total unglücklich und nachdem du mir gezeigt hast, was wahres Glück ist, möchte ich definitiv nicht mehr das Gegenteil spüren." ,,Ja, das stimmt schon, aber was ist mit deiner Angst, wenn Eleanor diese E-Mail tatsächlich losschicken sollte? Was hast du überhaupt zu ihr gesagt, was du jetzt tun wirst? Wirst du mit ihr zusammenbleiben?" Louis seufzte und fuhr sich durch die wuscheligen, vom Wind etwas verknoteten, Haare.
,,Natürlich hab ich Angst, dass sie diese E-Mail los schickt, ich meine das ist Rufmord und was einmal draußen in der Welt ist, egal ob Lüge oder Wahrheit, kann nicht mehr so leicht aus den Gedächtnissen der Menschen gelöscht werden. Ich habe Eleanor, um etwas Zeit gebeten, damit ich mir das alles durch den Kopf gehen lassen kann und die genehmigt sie mir. Die fünf Tage bis nach San Francisco hat sie mir gewährt und sobald der Anker ins Wasser fällt, soll ich mich entschieden haben." ,,Oh..", entfloh es mir, es tat weh zu hören, dass Louis tatsächlich darüber nachdachte, mich zu verlassen und zu Eleanor zurückzukehren. Nach alldem, was wir erlebt hatten, war das wie ein Schlag ins Gesicht, mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich kämpfte gegen den Drang, zu weinen, an.
,,Harry, ich weiß genau, was du jetzt denkst. Aber ich verlasse dich nicht und ich werde auch nicht wieder mit Eleanor zusammenkommen. Ich wollte diese Zeit haben, damit wir uns einen Plan überlegen können wie wir verhinden, dass sie diese E-Mail abschickt oder wie wir es schaffen, dass wenn sie die E-Mail abschickt, sie weder meinem Vater, noch der Firma, noch mir schadet." Erleichtert atmete ich durch und boxte Louis auf den Oberarm. ,,Was fällt dir ein, mir so eine Angst anzujagen? Spinnst du?", ich wollte versuchen, wütend zu klingen, doch mein Lächeln, das erstrahlte, weil alle Sorgen und Ängste von mir abgefallen waren, verriet mich. ,,Tut mir leid", schmunzelte Louis, schaute sich einmal um und weil er niemanden entdeckte, die meisten waren vom Deck mittlerweile zum Abendessen verschwunden, erhielt ich als Entschädigung einen Kuss auf die Wange.
,,Hast du dir denn schon einen Plan überlegt?", fragte ich, meine Hände wanderten in seine, weil ich nun weitaus glücklicher war, als noch vorhin. Meine Panik hatte zwar eine Daseinsberechtigung gehabt, aber war im Endeffekt unnötig gewesen. Ich hätte Louis mehr vertrauen sollen, daran glauben sollen, dass er sich auch wirklich von Eleanor trennen will, doch nach New York war das alles etwas angeknackst und schwierig gewesen. ,,Ja, tatsächlich hab ich das, aber er ist bescheuert und ich hoffe, deshalb stimmst du trotzdem zu", murmelte Louis und brachte mich zum schmunzeln. ,,Dann hau mal raus."
,,Ich dachte, vielleicht könntest du einmal mit meinem Vater reden, mal abklären, wie seine Partnerfirmen zu Homosexualität stehen. Und die Begründung dafür, warum du das fragst ist vielleicht, weil du ein Praktikum von der Universität aus machen musst und bei den bisherigen Praktika oft diskriminiert wurdest, sobald deine Sexualität raus kam. So kann ich herausfinden, ob ich meinem Vater und seiner Firma schaden würde, denn das ist das letzte was ich will." ,,Lou, aber was wenn dem so wäre? Wenn einige etwas dagegen hätten? Du kannst dich doch nicht ewig verstecken." ,,Ich weiß..aber bitte Harry, würdest du das für mich tun? Wenn ich mit ihm reden würde, wäre das viel zu auffällig, ich hätte keine Erklärung dafür, ihm solche Fragen zu stellen."
Louis sah mich aus seinen großen blauen Augen an und schnell knickte ich ein. ,,Ja, ich habe ja selbst schon überlegt, mal mit deinem Vater zu sprechen, um dir irgendwie die Angst zu nehmen. Das kann ich am besten gleich morgen in Angriff nehmen, aber Louis, bitte versprich mir, egal was passiert, gehe nicht zurück zu Eleanor", ich flehte ihn beinahe an, doch das war mir egal. ,,Danke Harry", ich erhielt eine erneute Umarmung, ,,und das verspreche ich dir, der einzige Mensch, zu dem ich immer wieder zurückkehren würde, bist du."
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Wie das Gespräch zwischen Harry und Louis Vater wohl wird, wenn es zustande kommt?
All the love xx
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