7 - lost and found
Ich war mehr als erleichtert, dass die Schicht heute wieder erst um zehn Uhr begann, denn sonst hätte ich definitiv verschlafen und Niall gleich mit mir. In meinem Kopf machte ich mir eine Notiz, nie wieder so spät schlafen zu gehen, wenn ich am nächsten Morgen arbeiten musste. Genau wie gestern trafen wir uns mit Luke zum Frühstück und fingen danach unsere Schicht an, die heute nur bis 14 Uhr gehen würde. Da wir noch im Hafen von Mallorca lagen und viele das Schiff schon früh verlassen hatten und erst Abends zurückkehren würden, war es nicht notwendig, so lange offen zu haben. Am Abend würden dann die drei Neuen, die heute Abend noch zustiegen, direkt die Schicht zur Einarbeitung übernehmen, zusammen mit Liam der sie in alles einweisen wird.
Die ganze Zeit über freute ich mich schon darauf, dass Louis kommen würde, ich wollte ihn gerne noch besser kennenlernen. Ich war nicht gut darin, Freunde zu finden, deswegen war ich froh, das Louis gestern überhaupt darauf eingegangen war, mit mir zu reden. Vielleicht hatte es auch nur an dem Alkohol gelegen, den er schon vor meiner Ankunft in der Bar getrunken hatte, aber daran wollte ich in diesem Moment noch nicht glauben. Doch so lange ich auch wartete, die Gäste bediente und immer mal wieder Ausschau hielt, er kam nicht und dann fand ich mich nach Schichtende auch schon mit Niall am Strand wieder, den ich heute so gar nicht genießen konnte.
Warum mich das so störte konnte ich gar nicht richtig beschreiben, es war bescheuert von mir zu glauben, dass der schöne Fremde tatsächlich jeden Tag in die Eisdiele kommen würde nur für mich und nur weil wir jetzt eine Unterhaltung geführt hatten. Wahrscheinlich war er genervt von meiner Fragerei gewesen, wo wir uns ja gar nicht kannten. ,,Wer war eigentlich der Schönling, den du gestern Abend angesprochen hast?" Niall lag mit dem Bauch auf seinem Handtuch und schaute mich durch seine Sonnenbrille an. ,,Ach, das war niemand. Nur einer, der die letzten beiden Tage in der Eisdiele gewesen war und den ich bedient hatte. Er sah so allein aus, da wollte ich im Gesellschaft leisten. Aber er ist verlobt, also mach dir keine Hoffnungen", mit einem gespielten Grinsen zwinkerte ich Niall zu und drehte mich dann ebenfalls auf den Bauch, um meinen Rücken bräunen zu lassen. Man spürte deutlich die Junisonne und wie sie langsam die Haut erwärmte.
,,Ach, das war wohl die Brünette, mit der er heute morgen ganz früh das Schiff verlassen hat." Merkte Niall ganz nebenbei an, brachte mir dadurch aber die Info, weshalb Louis nicht zum Eis essen gekommen war. ,,Oh echt? Verständlich, man will ja in seinem Urlaub auch was erleben." ,,Naja, auf mich wirkte er jetzt nicht ganz so glücklich. Weißt du noch, als man im Kindergarten oder in der Grundschule Ausflüge gemacht hat und man sich mit einer anderen Person immer an den Händen fassen musste, um nicht verloren zu gehen? Und wenn du Pech hattest, musstest du mit einer Person Händchen halten, die du gar nicht mochtest? So hat Louis ausgeschaut, als er die Hand der Frau gehalten hatte." Laut prustete ich bei dieser Vorstellung los, einfach weil es sich ziemlich amüsant anhörte. ,,Ich glaub, dass hast du dir eingebildet. Sonst wären sie ja wohl kaum verlobt. Aber genug davon, wollen wir ins Wasser?" Niall nickte und keine Sekunde später lieferten wir uns ein erneutes Wettrennen, wer zuerst im Wasser war, das ich diesmal ganz fair gewann.
Der Tag war noch super schön und ging viel zu schnell vorbei. Wenn man an den richtigen Ecken war, war Mallorca nicht nur die Partyinsel, wofür sie sonst immer verkauft wurde. Man konnte super an den Promenaden entlang spazieren und die Menschen hier waren total freundlich, auch wenn die Marktverkäufer etwas aufdringlich waren. Um 20 Uhr würde das Schiff aber wieder auslaufen, weshalb sich bis spätestens 19 Uhr alle Passagiere wieder auf dem Schiff befinden sollten, um jegliche Verzögerung zu vermeiden. Wenn man das Schiff verließ wurde die Zimmerkarte gescannt und wenn man es wieder betrat, erneut. So wusste man, wer wieder an Bord war und wer noch fehlte.
Niall und ich mussten uns aber sowieso schon wieder um 18 Uhr auf dem Schiff einfinden, da Liam uns die neuen Mitarbeiter vorstellen wollte, damit gleich eine freundliche und keine befremdliche Atmosphäre entstand, wenn wir das erste Mal zusammen arbeiteten. Ich war froh und schätzte mich echt glücklich, mit Liam so einen tollen Chef gefunden zu haben, mit dem man Abends sogar etwas trinken gehen konnte. Zurück auf dem Schiff brachten wir schnell unsere Sachen ins Zimmer, bevor wir aufs Deck zur Eisdiele gingen. Dort wartete Liam schon mit unseren drei neuen Kollegen. Auch die anderen vier Jungs waren schon da und begrüßten uns alle. ,,Also Leute, das sind Michelle, Dave und Clint. Wie ihr wisst, werden sie in einer Stunde mit mir die Schicht übernehmen", wir stellten uns mit einem Handeschütteln alle bei ihnen vor und zum Glück machte keiner von ihnen einen unsympathischen Eindruck. ,,Um 21 Uhr, also eine Stunde nachdem das Schiff den Hafen verlassen wird, erzählt der Kapitän wieder etwas über unser nächstes Reiseziel, falls ihr daran Interesse habt. Sonst wünsche ich euch jetzt schonmal einen schönen restlichen Abend."
Nachdem wir noch alle kurz geredet und uns ein wenig besser kennengelernt hatten, gingen Niall und ich erstmal wieder auf unser Zimmer, um uns frisch zu machen, bevor wir zum Abendessen gingen. Michelle, Dave und Clint studierten alle drei ebenfalls, sowie ich und Niall. Michelle hatte deutsche Wurzeln, wohnte aber im Moment in Neuseeland. Dave und Clint kamen beide aus den Vereinigten Staaten von Amerika, waren dort geboren und aufgewachsen. Wir beeilten uns ein bisschen mit dem Essen, damit wir es schaffen konnten, oben an Deck einen Platz an der Reiling zu bekommen, um von dort zu sehen, wie das Schiff den Hafen verlässt. Es war einfach unglaublich zu sehen, wie klein die Menschen von da oben aussahen, wie sie einem zuwinkten und damit eine gute Reise wünschten. Mit zwei Beibooten links und rechts des riesigen Kreuzfahrtschiffes verließen wir den Hafen und kaum hatten wir das offene Meer erreicht, waren wir wieder allein.
Dann machten wir uns wie viele andere auch auf den Weg zur Showbühne auf dem Zwischendeck, denn es war schon interessant zu hören, was der Kapitän immer zu erzählen hatte. Niall hatte gerade zwei freie Plätze entdeckt, auf die wir uns setzen wollten, als ich plötzlich vernahm, wie jemand meinen Namen rief. ,,Harry! Harry, warte mal! Hier bist du also", der blauäugige kam vor mir zum stehen, wobei mir auffiel das ich ein Stück größer war als er. ,,Ich hab dich gerade bei der Eisdiele gesucht, aber da warst du nicht." ,,Ich halte uns mal die Plätze frei", Niall zwinkerte mir zu und ging dann. Hatte ich ihm nicht gesagt, dass Louis verlobt ist? ,,Ehrlich? Was gibt es denn?" Louis schien mich doch nicht vergessen zu haben und ein wenig glücklich machte mich das schon. ,,Naja, ich wollte mich entschuldigen wegen gestern. Ich hatte etwas zu tief ins Glas geschaut und ich seh es nicht als selbstverständlich, dass du mich bis zu meinem Zimmer gebracht hast.
Aufjeden Fall hat es mich wirklich gefreut, das du mich angesprochen hast, ich hatte schon überlegt das zu machen, als ich bei dir in der Eisdiele saß, weil du so nett schienst, aber ich dachte nachher halte ich dich nur von der Arbeit ab." Louis schenkte mir ein Lächeln, es war nicht falsch, aber seine Augen erreichte es dennoch nicht. ,,Ich bin sonst auch nicht der Typ, der jemanden anspricht, also fühl dich geehrt", witzelte ich und brachte damit Louis ein wenig zum Grinsen. ,,Ja, weil ich wie ein Häufchen Elend allein da rumgesessen hab. War schön mal mit jemanden zu reden, der nicht meine Verlobte ist." ,,Apropo, wo ist die überhaupt?" ,,Auf dem Zimmer, wir haben..- weißt du was? Ist auch eigentlich gar nicht wichtig. Ich wollte mir die Rede das Kapitäns ansehen und danach noch auf's Deck, den Sonnenuntergang anschauen." Erzählte mir Louis von seinen Plänen für den restlichen Abend.
,,Klingt doch schön, ich hab morgen frei, also mal sehen, was ich heute Abend noch veranstalte. Wahrscheinlich ins Bett legen und schlafen." ,,Sonst kannst du gerne nachher mitkommen", platzte es aus Louis heraus, ,,vorausgesetzt du willst und bist nicht zu müde. Mit etwas Glück kann man Delfine sehen, die das Schiff begleiten." ,,Echt? Das klingt traumhaft." Murmelte ich und stellte mir die anmutigen Tiere vor. ,,Also ist das ein ja?" Der braunhaarige sah mich freudig an und ich nickte. ,,Ja, warum eigentlich nicht? Möchtest du dich mit zu mir und Niall setzen? Dann müssen wir uns danach nicht schon wieder suchen", rechtfertigte ich meine Frage und zeigte auf den blonden Iren, der uns eine Bank freihielt. ,,Gerne, danke Harry", seine raue Stimme fühlte sich angenehm auf meiner Haut an und ich musste mir auf die Lippe beißen, um ein breites Grinsen zu verhindern. Fast vergaß ich sogar, das er verlobt war.
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Ohne viel Drama ist das heutige Kapitel natürlich aufgrund unseres jährlichen Larry Feiertags. Mögen viele weitere Ehejahre folgen😏💙💚
Was vermutet ihr, könnte im nächsten Kapitel passieren, wenn Larry nach den Delfinen sucht?💦
All the love xx
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