69 - sorrows
Ich konnte Louis Stimme in der Kabine vernehmen, was mich schon einmal unheimlich beruhigte und so wie er sprach, sprach er mit seinem Vater und nicht mit Eleanor. Das hieß, er hatte sein Wort gehalten, nun musste er beim Essen nur noch das unvermeidbare Thema ansprechen. Ich hoffte wirklich, dass Eleanor dafür heute Abend lange wegbleiben würde. ,,Das wird Harry sein, lässt du ihn eben rein? Ich schau nach dem Essen im Backofen", hörte ich Louis sagen, nachdem ich angeklopft hatte und sofort schlug mein Herz wieder schneller. Nun wurde es ernst. Mark öffnete mir die Tür, wir schüttelten einander zur Begrüßung die Hand und ich versuchte, weniger überrascht über seine Anwesenheit zu sein, als ich es war. Natürlich machte es mich unheimlich glücklich, dass Louis das Gespräch heute wirklich durchziehen wollte, nur wirklich gerechnet hatte ich damit nicht.
,,Freut mich, dich wiederzusehen Harry. Weißt du, warum Louis uns heute Abend beide zum Essen eingeladen hat?" Seine niedliche Neugier machte ihn auf gewisse Art sympathisch, konnte bei diesem Thema aber auch gefährlich werden, nicht das er noch etwas erfuhr, bevor Louis bereit war. ,,Ja, ich weiß es schon, aber das spricht Louis gleich besser an", erwiderte ich und ging dann schon in die Küche, während Mark sich noch einmal erleichtern wollte. Ich strahlte Louis regelrecht an, als ich ihn sah und umarmte ihn fest. ,,Du hast dich wirklich getraut ihn einzuladen, das ist der erste Schritt und ich bin so stolz auf dich. Es beweist mir so vieles."
Louis erwiderte meine Umarmung zärtlich und schmiegte sich kurz an mich. ,,Dieses Lächeln an dir habe ich vermisst. Ich hoffe, sobald diese Hölle heute Abend vorbei ist, werde ich es wieder öfter zu Gesicht bekommen." Der blauäugige wollte sich schon dem Ofen widmen, doch ich hielt ihn ab, indem ich seine Hände ergriff. ,,Natürlich würdest du es öfter sehen Lou, aber ich möchte, dass du glücklich bist. Und nach meiner Auffassung kannst du erst vollständig glücklich sein, wenn du zu dir stehst, wenn du zu dem stehst, was du fühlst." Louis blickte lächelnd auf unsere Hände hinab und streichelte mit seinen Daumen ganz sanft meine Handrücken. ,,Ich teile die Auffassung natürlich, ich hätte nur nie gedacht, dass das tatsächlich so schwer sein wird", meinte er und versuchte sich in einem Grinsen, um die Stimmung aufzulockern.
,,Ich verstehe das wohl, aber mach dir keine Sorgen, wir gehen das Schritt für Schritt an. Heute ist nur wichtig zu erfahren, wie dein Vater wirklich zu Eleanor steht, damit du dir nicht länger irgendwelchen Unfug einredest, verstanden?" ,,Verstanden", Louis salutierte lachend vor mir, was mich schmunzelnd den Kopf schütteln ließ. Gerade ließ ich mich an dem kleinen, schon gedeckten, Esstisch in der Küche nieder, da kam Mark zurück, er setzte sich schräg gegenüber von mir hin und beobachtete Louis dabei, wie er das Essen aus dem Ofen holte. ,,Was hast du denn da leckeres gekocht?" ,,Das Rezept von Mum, Hühnchen, gefüllt mit Mozzarella, umwickelt von Parmaschinken und dazu hausgemachten Kartoffelpüree.
Zusammen mit Harry hab ich hier an einem kleinen Kochwettbewerb teilgenommen, da hab ich endlich begriffen, wie es am besten zubereitet wird und ich hoffe, dass es mir auch heute allein gelungen ist." ,,Es wird sicher schmecken." Ich schenkte Louis ein beruhigendes Lächeln und nachdem er den Kartoffelpüree in eine Schüssel umgefüllt hatte, setzte er sich zu uns. Wir alle füllten unsere Teller mit dem wirklich gut duftendem Gericht und nachdem wir uns einander guten Appetit gewünscht hatten, begannen wir zu essen, erzählten einander erst einmal vom Tag, um das Eis zu brechen. Es wirkte schon so, als würde Louis Vater ahnen, dass sein Sohn mit ihm über ein Thema sprechen wollte, was ihm nicht gerade leicht fiel, weshalb er zwar immer wieder zu Louis schielte, ihn aber nicht darauf ansprach. So, als wolle er ihm all die Zeit geben, die er brauchte, um das Thema anzusprechen.
Ich nahm gerade die letzte Gabel Kartoffelpüree, als ich Louis neben mir tief durchatmen hörte. ,,Dad, wie du weißt gibt es einen Grund, warum du hier bist und Harry ist hier als meine moralische Unterstützung, nicht das du dich wunderst", Louis schenkte mir ein kurzes Lächeln, bevor er sich wieder zu seinem Vater wandte. Meine Hand legte ich auf Louis Oberschenkel und streichelte diesen sanft, um ihm den nötigen Halt zu geben. ,,Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst", sagte sein Vater sofort und mir ging das Herz auf. Ich hatte nie eine richtige Vaterfigur in meinem Leben gehabt, hatte nur die Schattenseiten erlebt, dafür hatte ich eine tolle Mutter, die trotz all der Probleme immer für mich da war. Sie war stark geblieben für Gemma und mich und nun wollte ich sie unterstützen, so gut ich konnte.
,,Danke Dad, also es geht um Eleanor. Nach der Kreuzfahrt wollen wir ja heiraten", dieser Satz versetzte mir einen Stich ins Herz, allein der Gedanke daran war schlimm und ich hoffte, dass es zu dieser Situation nicht kommen würde, ,,und ich wollte mal fragen, wie du dir damals sicher warst, dass du Mum heiraten wolltest?" Ich war so stolz auf Louis, er sprach diese Worte tatsächlich aus, er nahm seinen ersten Schritt in Richtung Outing und ich könnte nicht glücklicher sein. Er begann, seine Angst zu überwinden und besser ging es nicht. Mark räusperte sich, legte sein Besteck beiseite und überlegte kurz. Er wollte die richtigen Worte finden, dass merkte man ihm eindeutig an.
,,Deine Mum und ich waren schon ziemlich lange zusammen, bevor ich mich überhaupt getraut habe, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Ich hatte Angst, ihr nichts bieten zu können, Angst, dass sie ablehnen oder mich verlassen würde. Mit jedem gehen doch ein wenig die Nerven durch, bei solch einem großen Ereignis, doch als ich mich dann zusammengerissen habe, sie gefragt hab, ob sie mich heiraten will, schon in dem Moment wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war, ihr diese Frage zu stellen. Als ich vor ihr gekniet habe, hat sie mich mit diesen strahlenden Augen angesehen, mir ihre Liebe in diesem einen Blick gezeigt und ich habe es nie bereut." Louis schluckte schwer, zum einen war es sicher nicht leicht, all das von seiner Mutter zu hören, wo er sie sowieso schon schrecklich vermisste und zusätzlich konnte ich mir vorstellen, wie gegensätzlich das zu seiner Situation mit Eleanor war.
,,Das klingt schön", ertönte Louis Stimme leise und auch wenn er lächelte, ich erkannte in seinen Augen, dass seine Seele weinte. ,,Bist du dir denn sicher mit Eleanor? Bist du glücklich mit ihr?" Fragte Mark seinen Sohn und diese zwei kleinen Fragen brachten Louis in eine schwierige Situation. Ich wusste nicht, ob er darauf überhaupt eine Antwort hatte, aber so wie er schaute, geriet er in große Panik. ,,Ich...ehrlich gesagt weiß ich es nicht, deswegen frag ich", gestand Louis und ließ mich damit große Augen machen, nie hätte ich gedacht, dass er heute wirklich so ehrlich war, aber er sah meine Anwesenheit wohl wirklich als Motivation, keinen Rückzieher zu machen.
,,So eine Hochzeit ist schließlich ein großer Schritt, ich meine ich binde mich für mein Leben, zumindest soll es ein Leben lang halten. Und durch die Kreuzfahrt habe ich neue Dinge von Eleanor kennengelernt, die mir wirklich etwas Sorgen bereiten, ob ich das auf ewig mitmache. Du hast so glücklich gewirkt, als du sie mir bei dem Geschäftsessen vorgestellt hast, als ich dir gesagt habe, dass wir zusammen sind und erst Recht, als wir uns verlobt haben. Nach dem mit Mum...ich wollte dich einfach nur glücklich machen und du warst es, deswegen hab ich meine Entscheidungen nie hinterfragt, ich dachte, wenn du glücklich bist, hab ich eindeutig die richtige Wahl getroffen." Mark hörte Louis aufmerksam zu, während Louis Hand bei seiner Erzählung unter den Tisch wanderte und meine ergriff, die die ganze Zeit über auf seinem Oberschenkel gelegen hatte.
Mit meinem Daumen massierte ich leicht seinen Handrücken, um ihm zu vermitteln, wie solz ich auf ihn war, dass er all diese Dinge aussprach. Als Mark zum sprechen ansetzte, hielt ich zunächst die Luft an und bekam etwas Angst, seine Antwort würde womöglich entscheiden, wie Louis Ängste sich weiter verhielten. ,,Als ich sie dir vorgestellt habe, hätte ich ehrlich gesagt nie gedacht, dass aus euch irgendwas langfristiges wird, ich dachte, die Unterschiede zwischen euch wären doch zu groß, zumal sie als Model viel umher reisen muss. Und wenn ich dich gerade so ansehe, fühle ich mich ziemlich schlecht. So wie es aussieht, trägst du die Sorgen schon länger mit dir herum, schon viel länger als mir lieb ist und als Vater bricht es mir natürlich das Herz, dass ich daran schuld bin und du Angst davor hattest, dich mir eher anzuvertrauen.
Aber du hast mit Eleanor immer so glücklich gewirkt, deshalb dachte ich, dass euch die Unterschiede möglicherweise doch ergänzen, anstatt euch im Weg zu stehen. Ich wollte nie, dass es so rüberkommt, als würde mein Glück über deinem stehen und erst recht, wenn es um die Person geht, die man liebt, sollte man seine eigenen Entscheidungen treffen. Es tut mir schrecklich leid, dass ich nicht eher bemerkt hab, unter welchen Druck ich dich ungewollt gesetzt habe. Wenn du Eleanor liebst und heiraten möchtest, ist das toll, dann freue ich mich für dich, aber wenn das nicht so ist, dann kann man das auch nicht ändern, du sollst den Menschen für dich finden, der dich glücklich macht. Und Louis, du solltest am besten wissen, seitdem deine Mutter nicht mehr da ist, es gibt nur noch uns zwei, wir sind eine kleine Familie, nicht perfekt und mit Fehlern, aber wenn es etwas gibt, wo du keine Fehler machen kannst, dann ehrlich und aufrichtig zu lieben, wen auch immer du möchtest."
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Wenn diese Worte Louis nicht beruhigen..dann weiß Harry wohl auch nicht mehr weiter. Was meint ihr, wie schaut Louis nun auf die Situation? :(
All the love xx
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