66 - suspicion
Sobald ich das nächste Mal aufwachte, war das Zimmer in Dunkelheit getaucht und der Fernseher ausgeschaltet, mit Sicherheit war er automatisch ausgegangen. Louis lag immernoch in meinen Armen und schlief friedlich. Ich spürte das sanfte Schaukeln des Schiffes, also mussten wir mittlerweile von Grand Bahama Island abgelegt haben und uns wieder auf dem offenen Meer befinden. Ich hoffte, Eleanor war noch nicht wieder gekommen und hatte uns so gesehen, das könnte sie in ihrer Ahnung bestätigen. Aber es war mittlerweile mitten in der Nacht, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch unterwegs war? Wieso hatte ich mich auch hierauf eingelassen und war eingeschlafen? Ich bin so dumm. Ich war mir nichtmal mehr sicher, ob sich Freunde wirklich so verhielten, mit Louis fühlte sich alles so richtig, aber doch so falsch an.
Vorsichtig entließ ich Louis aus meinen Armen, sein Mund gab ein unzufriedenes, niedliches Geräusch von sich, aber zum Glück schlief er weiter. Ich rieb mir einmal über die Augen, bevor ich vom Sofa aufstand und mich streckte. ,,Na, sind wir auch mal wach?" Ertönte eine Stimme in der Dunkelheit, mit der ich absolut nicht gerechnet hatte und die mein Herz vor Angst schneller schlagen ließ. ,,Eleanor?" Fragte ich vorsichtig, meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und erkannten die Brünette schlussendlich im Türrahmen zur Küche stehen, eine Tasse Kaffee in ihren zierlichen Händen. Aus dem Raum schien gedämmt Licht und betonte ihre Haltung, die darauf schließen ließ, dass sie sauer war. ,,Ja, ich kam früh zurück und wollte mich bei Louis für meinen schnellen Aufbruch vorhin entschuldigen, mich um ihn kümmern, da sehe ich euch beide hier auf dem Sofa kuscheln. Also hab ich gewartet, bis einer von euch aufwacht. Was läuft da?"
Ich war nie ein besonders guter Lügner gewesen und um die Dunkelheit, die sich um uns herum befand, gerade sehr dankbar. Dennoch würde ich vor Aufregung am liebsten im Erdboden versinken, ich musste mich stark zusammenreißen, um Louis die Situation nicht zu verbauen. Würde ich ihn nun vor Eleanor outen, das würde er mir nie verzeihen, so sehr ich auch wollte, dass er zu sich selbst stand. Es war sein Outing, ich hatte kein Recht ihm dieses vorweg zu nehmen. ,,Wir sind nur Freunde, ehrlich. Louis hat sich so allein gefühlt und hatte solche Schmerzen, da war ich für ihn da. Ich wollte eigentlich auch direkt gehen, nachdem er eingeschlafen war, aber davor bin ich selbst eingeschlafen", erzählte ich ihr in einem Flüsterton, um Louis nicht aufzuwecken.
,,Ich möchte den Mann heiraten Harry", betonte Eleanor und ließ mich nicken, auch wenn der Satz mir das Herz brach. ,,Das weiß ich doch, zwischen uns läuft nichts, es war genau dieselbe Situation wie in Helsinki, falls du dich daran erinnerst. Da ging es ihm doch auch so schlecht und ich hab zur Sicherheit bei ihm übernachtet, falls noch etwas passiert wäre. Aber du bist ja jetzt da und kannst auf ihn aufpassen, also werde ich gehen", redete ich mich raus, versuchte mich in einem Lächeln und schnappte mir beim gehen noch schnell meinen Rucksack, bevor ich das Zimmer verließ. Im Fahrstuhl, der mich ein paar Decks weiter nach unten brachte, holte ich kurz mein Handy hervor. Es war drei Uhr in der Nacht und ich hundemüde. Zum Glück hatte ich morgen frei.
Sowohl Liam, Zayn als auch Niall hatten mich angerufen und mir Nachrichten geschickt, wo ich sei, da würde ich ihnen beim Frühstück mal wieder einiges zu erklären haben, doch aufgrund von Louis Unfall hatte ich einfach keinen Kopf gehabt, ihnen Bescheid zu sagen. Auch wenn ich gerne noch ewig so mit Louis auf dem Sofa liegen geblieben wäre, es war nicht gut und vorallem mit Eleanor im selben Raum nicht möglich gewesen. Neben ihm zu liegen, ihn im Arm zu halten, von ihm im Arm gehalten zu werden, es fühlte sich richtig an und ich wusste, dass es richtig war, wäre Louis nicht verlobt. Jetzt wo Eleanor gerade noch einmal betont hatte, dass sie Louis heiraten wollen würde, ich wusste nicht, was ich denken sollte. Ich hoffte nur, dass Louis und ich bald mit seinem Vater reden und positive Antworten erhalten würden, denn dies würde ihn in seinem Mut zum Outing vorantreiben, da war ich mir sicher.
Dennoch musste ich Louis sobald wie möglich auch von dem kurzen Gespräch zwischen Eleanor und mir gerade eben erzählen, hauptsache dies würde ihn nicht in seinem Vorhaben zurückwerfen. Doch ein paar Stunden konnte das noch warten, denn kaum war ich in meiner Kabine, wo Niall schon seelenruhig vor sich hin schnarchte, legte ich mich ins Bett und schlief sofort wieder ein. Mein Körper war so erschöpft von dem ganzen Stress gewesen, dem Krankenhaus, der Sorge und Angst um Louis, es war furchtbar gewesen. Ich wollte nur, dass seine Wunde schnell verheilte, denn auch wenn wir die nächsten zwei Tage wieder auf dem offenen Meer verbringen würden, danach erreichten wir die nächste Stadt, die es zu erkunden galt und dafür wollte Louis sicherlich wieder fit sein.
Es fühlte sich an, als hätte ich nur eine halbe Stunde geschlafen, in dem Moment, in dem sich meine Augen öffneten, doch es war mittlerweile schon elf Uhr am Morgen. Ich schielte zu Nialls Bett rüber und sobald ich seine blonden Haare erkennen konnte, atmete ich erleichtert aus, zumindest war ich nicht der einzige Faulenzer. Der Ire tippte etwas auf seinem Handy, bis er aus dem Augenwinkel eine Regung meinerseits vernahm und zu mir blickte. ,,Der verlorene Sohn kehrt heim", begrüßte er mich schmunzelnd und ließ mich lachend den Kopf schütteln. ,,Tut mir leid, dass ich nicht geschrieben habe, gestern ging es echt drunter und drüber, da hatte ich da wirklich keinen Kopf für", entschuldigte ich mich ehrlich und kuschelte mich in meine Bettdecke.
,,Alles gut, wir wussten ja, dass du mit Louis zusammen unterwegs warst und es dadurch immer etwas später wird, aber warum ging es gestern drunter und drüber? Habt ihr euch wieder gestritten?" Niall schaute besorgt zu mir und musste dann doch schmunzeln, als er mich wie eine Raupe in einem Kokon eingekuschelt erblickte. ,,Nein, kein Streit und der Tag fing auch eigentlich echt schön an, wir sind mit einem Boot aufs Meer raus, zu einer Sandbank, wo wir schnorcheln wollten. Ich habe dabei nur an große Gefahren wie Haie und Rochen gedacht, doch Louis meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Naja, wir beide haben die kleinen Tiere der Unterwasserwelt unterschätzt. Louis wurde von einem Seeigel gestochen und der Stachel ist stecken geblieben, das muss ein unerträglicher Schmerz sein, Louis konnte erst kaum reden und hat einfach nur geweint.
Aber es ist zum Glück alles gut gegangen, wir sind ins Krankenhaus, er wurde verarztet und danach sind wir bei ihm im Appartement einfach nur noch eingeschlafen...- verdammt!" Rief ich nach meiner Erzählung aus und sprang sofort auf, um mich anzuziehen, als ich mich erinnerte, warum ich gestern Nacht zurück in meine Kabine gegangen war. ,,Was ist los?" Niall sah mich von seinem Bett aus an, ich spürte seinen verwunderten Blick im Rücken. ,,Ich muss dringend mit Louis reden", murmelte ich vor mich hin, warf mir wahllos ein Shirt über und behielt die Jogginghose einfach an. ,,Warum?" Fragte Niall wieder und schnell erklärte ich ihm die Situation. ,,Als ich aufgewacht bin, bin ich Eleanor begegnet, sie hat mich gefragt, was zwischen Louis und mir läuft, da wir so eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa geschlafen hatten. Ich habe sie abgewürgt, aber trotzdem sollte ich Louis wohl besser erzählen, dass sich Eleanors Verdacht erhärtet."
Niall stimmte mir zu, stand dann ebenfalls auf, aber nur, um sich für die Dusche fertig zu machen. ,,Schreib diesmal, wenn es später wird", rief mir Niall noch hinterher, als ich schon dabei war das Zimmer zu verlassen und mit einem abgehetzten ,,Mach ich", rannte ich den Flur entlang, meine lauten Schritte wurden durch den Teppichboden abgedämpft. Im Fahrstuhl drückte ich unzählige Male den Knopf für das richtige Deck, auch wenn ich wusste, dass das den Fahrstuhl auch nicht schneller ans Ziel brachte. Aber sobald seine Türen wieder aufgingen, rannte ich weiter und vor Louis Appartment angekommen musste ich erstmal tief durchatmen. Mein Herz hörte ich in meinen Ohren laut klopfen, ich war nervös, was Louis gleich dazu sagen würde, wie er reagieren würde, wenn er das mit Eleanor erfährt aber ich musste das einfach loswerden und klopfte keine Sekunde später an der edlen Tür.
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Ja..was wird Louis bloß zu alldem sagen? Weiß Eleanor nun tatsächlich, was Sache ist? :(
All the love xx
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