63 - snorkeling
Wie soll ich sagen, Golf hatte weniger mit Minigolf zu tun, als ich gehofft hatte. Alleine, das man jedes Mal überlegen musste, welchen Schläger man nehmen musste, machte mich wahnsinnig. Auf dem großen, grünen Golfplatz kam ich mir wie ein Zwerg im Tal der Riesen vor. Dann noch die Windrichtung beachten und ständig den kleinen Golfball irgendwo zu verlieren, immerhin hatten wir auf unsere ganz eigene Art und Weise trotzdem Spaß und machten den Vormittag auf der Insel zu einem tollen Tag. Die Spätschicht auf dem Schiff verging dadurch erst Recht wie im Flug, eine Schicht mit Liam und Niall zu teilen war sowieso immer toll und durch das tollpatschige Golfen am Morgen nur noch besser.
Und als ich abends im Bett lag, ich gerade einschlafen wollte, da vibrierte mein Handy und zeigte mir eine neue Nachricht von Louis an. Sofort griff ich danach und las mir mit müden Augen durch, was der Wuschelkopf geschrieben hatte. Er fragte mich, ob ich morgen schon was vor hätte, er sonst gerne etwas mit mir unternehmen wollen würde, was für mich mal wieder eine Überraschung sein sollte. Natürlich stimmte ich zu, denn ich hatte noch nichts vor, wollte gerne mit dem Wuschelkopf Zeit verbringen und hatte zudem vielleicht so die Chance, ihm vorzuschlagen mit seinem Vater über eine potentielle Trennung von Eleanor reden zu können.
So stieg ich am nächsten Morgen fröhlich aus dem Bett, zog wie so gut wie jeden Tag auf den Bahamas eine Badehose zusammen mit einem einfach Shirt an. Gerade als ich aus dem Badezimmer kam, klopfte es an der Tür und Louis stand lächelnd davor, um mich abzuholen. Ich umarmte ihn kurz und ließ ihn herein, da ich noch schnell meinen Rucksack packen musste. Niall verabschiedete sich derweil ohne Umschweife, er war mit Liam und Zayn zum Frühstücken verabredet. Neben einem Handtuch, meinem Handy und meinem Portemonnaie folgte nur noch Sonnenmilch in meine Tasche, die Sonnenbrille setzte ich mir auf die Nase und sah dann zu Louis. ,,Und du willst mir wieder nicht sagen, wohin es geht?"
Mein Gegenüber grinste verschwörerisch und folgte mir aus der Kabine. ,,Keine Sorge, du wirst es gleich schon erfahren, Flug und Taxifahrt sind heute nicht Bestandteil meiner Wiedergutmachung." Ich nickte beruhigt und tatsächlich blieben wir am Hafen, spazierten an unendlich vielen Schiffen vorbei, bevor Louis dann vor einem stehen blieb. Wie auf der Fahrt zur Insel der Schweine war es ein bescheidens Boot, hatte zwei Klappstühle vorne beim Steuerrad und im hinteren Bereich zwei gegenüberliegende Bänke, auf die sich die Mitfahrer setzen konnten. ,,Heute habe ich mir folgendes überlegt", murmelte Louis, setzte seinen Rucksack ab, um etwas herauszuholen. ,,Wir gehen schnorcheln", in den Händen hielt er zwei Schnorchelmasken, nicht einfach nur eine Taucherbrille mit extra Schnorchel, bei welchem man viel zu leicht Wasser schlucken konnte. Diese Masken umfassten so gesehen das ganze Gesicht, dafür konnte man aber damit so atmen als wäre man an Land und sogar kurz von der Wasseroberfläche abtauchen.
,,Wow, das ist wirklich eine schöne Idee", sagte ich lächelnd, was auch Louis zu erleichtern schien. ,,Ich habe gehofft, dass dir das gefällt." Der Wuschelkopf sah schüchtern zu mir auf, bis er aus dem Augenwinkel den Kapitän des Bootes ausmachen konnte, die Schnorchelmasken vorerst wieder einpackte und sich bei dem Besitzer des Bootes meldete. Zusammen mit einem anderen Pärchen, welches aus Spanien kam und hier Urlaub machte, begaben wir uns auf das Gefährt und setzten uns hin, während der Veranstalter dieser Fahrt uns die nötigen Sicherheitsvorkehrungen erklärte. ,,Hey, willkommen erst einmal und schön, dass ihr heute dabei seid. Ich bin Cory, der Veranstalter der Schnorchelgänge. Wir werden gleich zu einer Sandbank rausfahren, die Unterwasser ein Korallenriff beherbergt. Es ist wichtig, dass ihr dort nichts anfasst, ihr könntet sowohl euch, als auch die Korallen verletzen, schließlich handelt es sich hierbei um einen gefährdeten lebenden Organismus, der auch für andere Tiere einen Lebensraum bildet.
Behandelt die Unterwassertiere mit Respekt, versucht nicht, diese zu streicheln. Fasst auch keine Seeanemonen an, es ist zwar ganz süß, wie die Clownfische daraus gucken, aber ihr selbst könntet euch dabei verletzen. Noch irgendwelche Fragen?" Cory sah uns freundlich lächelnd an, er war noch relativ jung und durchaus schnuckelig. Auch wenn ich gerade noch ohne Bedenken war, nun hatte ich nach Corys Warnhinweisen doch etwas Angst. Zumindest hatte keiner weitere Fragen, dessen Antworten mich noch mehr einschüchtern könnten. Der Veranstalter setze sich neben den Kapitän, welcher kurz darauf das Boot startete und aufs offene Meer hinaus fuhr.
,,Alles okay?" Louis Hand auf meinem Oberschenkel ließ mich zu ihm schauen und sofort löste er sich von mir. ,,Ja, alles okay. Ich hab nur ein wenig Angst, dass wir uns da irgendwo verletzen", murmelte ich, doch Louis sah das alles ganz locker. ,,Sowas wird schon nicht passieren und wenn doch, Cory ist erfahren und weiß, was zu tun ist. Mach dir keine Sorgen, das wird sicher toll und niemand wird sich verletzen", aus dem Augenwinkel nahm ich eine kurze Bewegung in Louis Hand wahr, als wolle er die meine ergreifen, doch fast schon schneller als ich gucken konnte lag die Hand wieder auf seinem Oberschenkel und sein Blick wanderte auf das Meer hinaus. Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wangen, um ein lautes Durchatmen zu unterdrücken und lenkte meinen Blick ebenfalls raus auf das Meer.
Nach einiger Zeit des Schweigens zog Louis seine Aufmerksamkeit auf mich, da er in seinem Rucksack herumkramte. ,,Suchst du was?" Fragte ich, beobachtete ihn grinsend. ,,Ja, ich hab uns Frühstück mitgebracht und...ah, hier ist es ja! Versteckt unter den Schnorchelmasken." Stolz holte Louis eine Thermoskanne heraus, zusammen mit zwei Bananen, von denen er mir eine reichte. ,,Ich weiß es ist nichts großes, aber hier ist noch heißer Kakao drinne und..", ich unterbrach Louis mit einem ,,Es ist perfekt", und schälte zufrieden die Banane. Während des Essens teilten Louis und ich uns den Kakao und nicht lange danach wurde das Boot langsamer, ehe es gänzlich anhielt.
Man konnte die Sandbank sehen, die aus dem Wasser ragte und unter Wasser konnte man die volle Blüte des Korallenriffes schon erahnen. Louis reichte mir eine der zwei Schnorchelmasken, setzte sich auch seine auf und kurz darauf folgten wir Cory über eine kleine Leiter am Ende des Bootes ins Wasser. Er hatte uns geraten, unsere Oberteile vorsichtshalber anzulassen, um uns keinen Sonnenbrand zu zuziehen, weshalb wir das auch befolgten. Die Temperatur des Wassers war selbst hier sehr angenehm, keine Kälte an die man sich gewöhnen musste, sondern man konnte sofort in die Unterwasserwelt abtauchen.
Durch die blaue Schnorchelmaske konnte ich wirklich ganz normal und ohne Panik atmen. Louis war mit seiner grünen direkt neben mir und während wir nebeneinander her schwommen, genossen wir die Einzigartigkeit des Korallenriffes. Clownfische in ihren Seeanemonen, eine reichliche Vielfalt an verschiedenen Fischen, egal ob groß oder klein, die fröhlich hin und her schwommen und ihr eigenes Leben hatten. Sie ließen sich durch uns fünf Taucher nicht beirren, verfolgten weiter ihre Wege und nur wenige suchten Schutz in den Korallen. Als Louis mich anstupste, drehte ich mich zu ihm um und entdeckte gleich darauf, was er mir zeigen wollte. Eine Schildkröte zog allein ihrer Wege und schwamm als die Ruhe selbst einfach an uns vorbei. Ich konnte meine Augen gar nicht von ihr lösen, als noch zwei weitere sich zeigten und sie zu dritt am Riff vorbei schwommen.
Als sie aus meinem Blickfeld verschwanden, tauchte ich einmal kurz auf, zog mir die Maske vom Kopf und schloss tief durchatmend die Augen, um mir der Einmaligkeit dieser Situation bewusst zu werden. Louis tauchte neben mir auf, zog sich die Maske ebenfalls vom Kopf, um sprechen zu können, das Strahlen bekamen wir beide nicht vom Gesicht. ,,Was ist das bitteschön für ein einmaliges Abenteuer?" Louis rhetorische Frage ließ mich außer Atem mit den Schultern zucken. ,,Ich will nichts davon verpassen, also komm", erwiderte ich voller Euphorie, wir beide zogen uns die Schnorchelmasken wieder an und tauchten wieder ab, um das Riff zu erkunden.
Ich bewunderte die Seesterne, die an den Korallen klebten, beobachtete aus sicherer Entfernung die Quallen, doch sah eine Gefahr nicht kommen. Diese hätte man auch fast nicht sehen können, so gut wie sie sich versteckte. Ich war so geblendet von der Schönheit gewesen, dass ich meine Ängste und Sorgen ganz vergessen hatte und eigentlich war das ganz gut so, doch als ich mich nach Louis umschaute, um ihm zwei Clownfische zu zeigen, die mich an Findet Nemo erinnerten, sah ich ihn unter seiner Schnorchelmaske das Gesicht vor Schmerz verziehen, Tränen standen in seinen Augen und die Panik war ihm anzusehen.
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Oops..? Was ist denn nun passiert? :(
All the love xx
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