58 - elevator
Der zweite Tag im Hafen von Miami war leider nicht so abwechslungsreich und nicht so voller Ablenkung wie der Erste. Und wie auch schon bei der Massage hielt die Ablenkung mit dem Jet-Ski nur so lange an, wie das eigentliche Ereignis stattgefunden hatte und warf mich schon bald wieder zurück ins Gedankenwirrwarr. Morgens versuchten Niall, Ashton, Luke, Michelle und ich, so viel wie möglich von der Innenstadt Miamis mitzunehmen, Niall, Ashton und ich mussten aber Mittags schon wieder auf dem Schiff sein, um zu arbeiten. Zwischen Louis und mir war es nach unserem letzten Gespräch weiterhin beunruhigend still, ich hatte ihm zwar gesagt, er solle mich alles in Ruhe verarbeiten lassen, aber von seinem angekündigten es irgendwie wieder in Ordnung bringen fehlte noch jede Spur, obwohl ich sehnsüchtig darauf wartete. Ich wollte sehen, wie Louis sich um mich bemühte, um mir sicher zu sein, dass er es wirklich ernst meinte und seine Versprechungen, die bisher ins Leere gelaufen waren, sich vielleicht eines Tages doch noch erfüllten.
Möglicherweise hatte Louis aber im Moment auch gar keine Zeit für mich oder um irgendetwas in Ordnung zu bringen, da er tagtäglich morgens das Schiff verließ und es erst Abends wieder betrat. Womöglich tat er dies um sich abzulenken oder er hatte keine andere Wahl, ich wusste es nicht und das machte mir erneut deutlich, wie sehr ich den Kontakt zu ihm vermisste. Es war schwer, so unglücklich verliebt zu sein und mittlerweile wusste ich nicht mehr, was schlimmer war, das Versteckspiel oder doch das hier, der Liebeskummer. Der Schmerz über die gebrochenen Versprechen saß tief und mein zerrissenes Herz erleichterte das nicht gerade sonderlich, während Louis mich beim Geheim halten zumindest nicht verletzt hatte, er hatte sich um mein Herz gekümmert, aber ich führte mir immer wieder klar vor Augen, dass das keine Option mehr für mich war.
Dennoch sollte Zayn vielleicht Recht behalten, vielleicht war ich jetzt bereit, mit Louis eine Freundschaft zu führen, um ihn bis zum Outing zu unterstützen, andernfalls würde er es vielleicht wirklich niemals auf die Reihe bekommen. Ich hatte, wie Zayn gesagt hatte, Louis Schritte abgewartet, er hatte mich angesprochen und mir gesagt, dass er das zwischen uns definitiv wollen würde. Nur weil ich ihn gebeten hatte, entfernte er sich ein Stück und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich brauchte ihn bei mir und auch wenn ich nicht wusste, inwieweit mein kaputtes, verliebtes Herz eine Freundschaft mit Louis aushalten würde, probieren geht bekanntlich über studieren.
Mittlerweile schrieben wir den sechsten Tag, seit wir New Yorks Hafen verlassen hatten und wir legten am Morgen auf den Bahamas an. Zunächst auf der Insel Great Stirrup Cay, diese war im Jahre 1977 von der RainbowCruise aufgekauft worden und wurde seitdem als private Insel für Kreuzfahrtpassagiere genutzt. Auch hier gab es einmalige Sachen zu erleben, tauchen in wunderschönen Korallenriffen, doch das mit Louis zu tun, war wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Am Morgen hatte ich wieder arbeiten müssen, Louis Vater war einmal kurz da gewesen, um sich ein Eis in der Waffel mitzunehmen, aber sonst war nichts großartiges passiert. Er glaubte immernoch, ich und sein Sohn seien Freunde und Louis würde ihm sicher auch nichts anderes erzählen, sonst stand die große Frage im Raum, warum wir keine Freunde mehr waren.
Nach der Arbeit ging ich noch einmal beim Mittagsbuffet vorbei, um mir den Magen für den restlichen Tag auf der Insel vollzuschlagen und wurde dabei von Niall begleitet, der zu Essen nie Nein sagen konnte. Allerdings wollte er sich für die Stunden am Strand gleich noch ein Lunchpaket packen und da er gerade nicht gearbeitet hatte und seine Sachen schon gepackt, sowie die richtigen Klamotten angezogen hatte, ließ ich ihn damit allein, um mich ebenfalls umzuziehen und das Notwendige in meinen Rucksack zu packen. Kaum war das erledigt, schloss ich unser Zimmer ab und trat danach in den Fahrstuhl, um mich auf das Zwischendeck fahren zu lassen und von dort aus das Schiff zu verlassen. Da wollte Niall auch auf mich warten. Ich freute mich schon auf ein paar ruhige Stunden am Meer und sich in der Sonne bräunen zu lassen, einfach um etwas abzuschalten. Mein Tattoo hatte ich in ein wasserdichtes, großes Pflaster gepackt, welches extra dafür gemacht war, sah doof aus, so hatte ich aber zumindest immerhin den richtigen Schutz.
Summend beobachtete ich die Anzeige über der Fahrstuhltür, die die Nummer des jeweiligen Decks bekannt gab und kurz bevor das Zwischendeck erreicht war, blieb der Fahrstuhl stehen, öffnete seine Türen und ließ einen braunhaarigen, mir allzu bekannten Mann herein, der seinen Blick auf den Boden geheftet hatte. Als er ihn erhob, um seine Endstation auszuwählen, war es schon zu spät, die Tür geschlossen und Louis Blick lag auf mir. ,,Hey", murmelte er schließlich, blieb wie festgewachsen an Ort und Stelle stehen. Ich wollte gerade eine Begrüßung erwidern, als der Fahrstuhl zu ruckeln begann und mich dazu brachte, mich ängstlich am Geländer festzuklammern. Das war definitiv nicht normal, soetwas hatte ich in den letzten Wochen nicht einmal erlebt und kaum waren Louis und ich in einem Fahrstuhl, begann er, den Geist aufzugeben?
Er bewegte sich nur noch ein Stückchen weiter, bevor er zwischen zwei Decks stehen blieb, das Licht ging aus und die Notbeleuchtung schaltete sich an. ,,Oh mein Gott, dass ist doch jetzt nicht wahr", hauchte ich fassungslos. Ich hatte mich so stark am Geländer des Fahrstuhls festgeklammert, sodass meine Knöchel weiß hervor getreten waren. Langsam löste ich mich von diesem und betätigte die Notfall-Klingel, gleich mehrmals, fast schon verzweifelt, drückte ich darauf, in der Hoffnung, das umso schneller Hilfe kommen würde. ,,Vielleicht will uns das Schicksal dazu bringen, miteinander zu reden", scherzte Louis, was mich böse zu ihm sehen ließ. ,,Das ist keine Zeit für Scherze Louis. Es kann sonst was passieren. Ich will hier raus", hektisch wandte ich mich zur Schiebetür, hämmerte dagegen und versuchte sie manuell aufzubekommen, doch nichts passierte.
,,Du hast auf den Notfallknopf gedrückt, oft genug, man weiß, dass wir hier feststecken und es wird sicher gleich jemand kommen. In Panik zu verfallen bringt nichts", Louis hielt mich an den Schultern fest, stoppte mich damit am Hin- und Herlaufen und versetzte mich erneut in den Himmel. Eine gefühlte halbe Ewigkeit war ich ihm jetzt schon nicht mehr so nahe gewesen und es machte mich verrückt, mein Herz sehnte sich nach ihm. Trotzallem was passiert war liebte ich ihn und hatte immernoch die Hoffnung, dass das zwischen uns wieder werden konnte. Der Wuschelkopf schien im nächsten Moment ebenfalls zu realisieren, was er tat und löste sich rasch von mir, als hätte er sich verbrannt. ,,Tut mir leid Harry, ich...Gewohnheit."
,,Schon okay", erwiderte ich, versuchte dem Drang meines Herzens nicht nachzukommen, ihm einfach um den Hals zu fallen. Die Tatsache, das wir auf dem Kreuzfahrtschiff in einem Fahrstuhl stecken geblieben waren, war mittlerweile totale Nebensache. Er konnte mir jede Angst nehmen, warum konnte ich nicht dasselbe für ihn tun? ,,Ich vermisse dich Hazza", Louis griff vorsichtig nach meiner Hand und ich wehrte mich nicht dagegen, sondern ließ es einfach geschehen. ,,Ich vermisse dich auch Lou, aber du weißt, dass ich das so nicht mehr kann, es tut so weh", murmelte ich betrübt, auch wenn meine Augen vor Sehnsucht brannten.
,,Und das tut mir so unendlich leid, ich verstehe dich natürlich. Ich wollte dir nie weh tun, erst Recht nicht bei den Gefühlen die wir füreinander haben, aber ich vermisse dich in all meinen Lebenslagen. Können wir nicht wenigstens Freunde sein, solange bis ich den Mut aufgebracht habe, um die Wahrheit zu sagen? Ich werde mich auch ins Zeug legen", fragte Louis, ich merkte wie schwer ihm die Frage über die Lippen kam. Eine Freundschaft war für ihn wahrscheinlich auch nicht genug. ,,Ich möchte dich sicher nicht im Stich lassen, aber ich weiß nicht ob ich das kann", seufzend drehte ich mich einmal im Kreis, wurde mir der Situation des Fahrstuhls wieder bewusst und atmete schwer. Erneut drückte ich auf die kleine gelbe Glocke, damit uns endlich jemand retten kommen würde.
,,Ich weiß auch nicht ob ich das kann. Was ich definitiv nicht kann, ist dich aus meinem Leben zu verbannen. Ich brauche dich, mein Vater fragt schon, warum wir die letzten Tage nichts unternommen haben und jedes mal muss ich beinahe weinen, weil ich dabei bin, dich zu verlieren und das kann ich nicht Harry. Ich kann dich nicht verlieren. Die Entscheidung liegt bei dir, ich werde dich zu nichts zwingen, aber es wäre sicher leichter für mich, wenn ich deine Unterstützung hätte", Louis sah mich flehend an und erinnerte mich mit seinen Worten zurück an Zayns Geschichte. Zayn hatte es auch durch die Unterstützung von Liam geschafft, bei ihnen gab es zwar keinen Liebeskummer und auch keinen Vertrauensbruch, aber sie haben es zusammen geschafft, nur die große Frage war, ob ich wirklich bereit dafür war, nur ein Freund für Louis zu sein.
Ich hatte mir von Anfang an gesagt, seit ich Louis kennengelernt hatte, dass ich ihn glücklicher machen wollte, ihn jetzt im Stich zu lassen fühlte sich falsch an. Jeden Tag ohne ihn hatte ich mir gewünscht, die Zeit mit ihm zu vebringen, ich wusste genau, dass ich es ohne seine Nähe nicht lange aushielt, dass der Liebeskummer nur noch schlimmer werden würde. Natürlich hatte er mir mein Herz gebrochen und ich fühlte mich hintergangen, das konnte ich auch nicht so schnell verzeihen, noch würde es das Vertrauen wieder aufbauen, aber ich wusste das auch er allein mein Herz wieder heilen würde.
Und durch eine vorübergehende Freundschaft, die mein Herz hoffentlich ertragen würde, würde ich kein weiteres Versteckspiel eingehen, sondern etwas, was im Glauben von Louis Vater sowieso existierte und mich nichts mehr vorspielen oder verheimlichen lassen müsste. So würde ich nun auch endlich auf Liams anfängliche Worte hören und warten, bis Louis sich geoutet und von Eleanor getrennt hatte, damit allen Problemen aus dem Weg gehen, bevor wir etwas miteinander anfingen. ,,Harry? Was sagst du?" Louis sah mich aus großen Augen an und brachte mich dazu, meine endgültige Entscheidung zu fällen.
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Was sagt Harry wohl..?
All the love xx
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