120 - family
Müde gähnte ich und streckte mich einmal, ehe ich mich im Autositz aufsetzte und mich umschaute. Das Mehrfamilienhaus, mein Zuhause, fiel mir sofort ins Auge, Louis hatte ohne zu Wissen, ob wir wirklich richtig waren, direkt davor geparkt. Nur das Navigationssystem hatte ihm den Weg geleitet und man wusste, wie verkehrt die liegen konnten, dennoch hatte Louis mich bis zum Schluss nicht aufwecken wollen, um sicherzugehen, ob wir richtig sind. ,,Ja, hier bin ich zu Hause. Willkommen in Holmes Chapel", sagte ich lächelnd, gähnte noch einmal und wurde von Louis mit einem leichten Lächeln beobachtet. Man sollte meinen, das sich in drei Monaten nicht viel veränderte, aber mir fielen trotzdem die fehlenden Blumen auf, die bei meiner Abreise noch kunterbunt geblüht hatten. Das Spiel der Jahreszeiten vom Sommer bis jetzt, zum langsam einziehenden Herbst, wurde dadurch ziemlich deutlich.
,,Jetzt bin ich wirklich nervös. Meine Beine zittern total, ich glaube, wenn ich jetzt aussteige, falle ich einfach um", Louis sah mich hilfesuchend an und kichernd stieg ich aus, um zur Fahrerseite zu laufen. Der Duft der frischen Luft, der mir dabei sofort in die Nase wehte, erinnerte mich ohne Weiteres an meine Heimat und wirklich realisieren, dass ich nun wieder hier war, tat ich noch nicht. Ich öffnete die Fahrertür und hielt Louis meine Hand hin. ,,Als ich deinen Vater kennengelernt habe, war ich auch sehr nervös und voller Angst, schließlich hatten wir so viele Geheimnisse vor ihm und dieses Geheimnis, welches wir auf See geknüpft haben, können wir nun auch endlich vor meiner Familie auflösen, also?" Louis sah von mir zu meiner Hand und wieder zurück. ,,Du hast Recht und ich freue mich ja auch ungemein, die beiden kennenzulernen", sagte Louis schlussendlich, ergriff meine Hand und ließ sich von mir raushelfen.
Seine Beine zitterten wirklich wie Esbenlaub, weshalb ich ihn nicht losließ und wir beschlossen, meine Sachen einfach vorerst im Auto zu lassen und wollten sie später reinholen, wenn mehr Zeit und das Eis gebrochen war. Hand in Hand gingen wir zur Haustür und nach einem letzten Kuss, welcher Louis Kraft spenden sollte, ließen wir einander los und ich klingelte an der Tür. ,,Harry!", hörte ich meine Schwester Gemma im Haus schreien, bevor ich sie überhaupt sehen konnte und gleich danach öffnete sich die Haustür. Der braunhaarige Wirbelwind stürmte auf mich zu, umarmte mich und lächelnd schlang ich meine Arme auch sofort um ihren Körper. ,,Hey Gem", nuschelte ich in ihr Ohr und sobald ich meine Mutter erkannte, die auch im Rahmen der Haustür erschien, zog ich sie mit hinein in die Umarmung.
,,Endlich bist du wieder da", sagte Gemma freudig und während sie sich schon wieder löste, umarmte ich meine Mutter noch einmal. ,,Hey Mum, ist alles in Ordnung?", fragte ich sie leise, woraufhin ich ihr Nicken an meiner Schulter spürte. ,,Alles in Ordnung. Wir haben dich vermisst", murmelte sie in mein Ohr, was ich gerade erwidern wollte, als Gemma uns unterbrach. ,,Wer bist denn du?", ertönte es von meiner kleinen, fünfzehnjährigen Schwester, ihre Augen lagen neugierig auf Louis, welcher nun auch von meiner Mutter gemustert wurde. Louis selbst stand wie bestellt und nicht abgeholt ein wenig versteckt hinter mir und tippelte von einem Fuß zum anderen. Von dem selbstbewussten, jungen Mann war nicht mehr viel übrig, aber auch das fand ich unheimlich niedlich.
,,Mum, Gemma, ich möchte euch Louis vorstellen. Ich bin gar nicht mit dem Zug vom Flughafen nach Holmes Chapel gefahren. Louis hat mich abgeholt und hierher gefahren. Louis hab ich auf der Kreuzfahrt kennengelernt, gleich zu Anfang und was soll ich sagen..", ich trat einen Schritt zurück, um direkt neben Louis zu stehen, welcher mich unsicher beobachtete. Er wollte nichts falsch machen und war dabei so unheimlich süß, am liebsten hätte ich ihn in diesem Moment in Grund und Boden geknuddelt. ,,Wir haben uns verliebt und sind zusammen", vollendete ich meinen angefangenen Satz und ergriff Louis Hand, was ihm sofort etwas mehr Kraft zu geben schien. ,,Das..das ich das noch erleben darf", stammelte meine Mutter, mit solch einer, für mich peinlichen, Reaktion hatte ich schon gerechnet, gleich danach nahm sie Louis zur Begrüßung in den Arm.
,,Du darfst mich natürlich Anne nennen und oh man, ich habe so viele Fragen. Wie lange seid ihr schon zusammen? Wo kommst du her? Wo lebst du? Wie genau habt ihr euch kennengelernt? Harry, warum hast du das bloß so lange geheim gehalten?", meine Mutter war ganz aufgeregt, das wir immer noch vor der Haustür standen und alle Nachbarn uns hören konnten, war ihr sehr egal. Louis räusperte sich einmal, ehe er seine Stimme wiederfand, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. ,,Ich war sehr nervös, euch beide heute kennenzulernen und es war meine Idee, das wir es bis zum heutigen Tag geheim halten. Harry hat erzählt, wie sehr du dich freuen würdest, wenn dein Sohn auf der Kreuzfahrt neue Freunde finden würde und das hat er eindeutig, jeder auf dem Schiff hat ihn gleich in sein Herz geschlossen, aber ich ganz besonders."
Louis Worte brachten mich zum Lächeln und mein nächster Blick fiel auf Gemma, die noch nicht wirklich etwas zu Louis gesagt hatte. ,,Ich bin etwas enttäuscht, dass du es so lange verheimlicht hast, ich hätte gerne meinen Senf zur Partnerwahl hinzugegeben, aber mit Louis scheinst du wirklich auch allein eine gute Wahl getroffen zu haben", sagte Gemma, als sie meinen Blick bemerkte, konnte am Ende aber selbst nicht mehr ernst bleiben und musste immer wieder kichern. ,,Ich hoffe doch, dass ich eine gute Wahl für Harry bin. Harry ist auf jeden Fall die perfekte Wahl für mich", erwiderte Louis, weshalb ich ihn lachend wegstupste. ,,Du Schleimer", fügte ich zu meiner Aktion hinzu, wurde dafür von Louis ergriffen und herzhaft geküsst.
,,Hach, ihr seid so süß", schwärmte meine Mutter, erinnerte mich damit an Niall und scheuchte uns dann ins Haus, da sie bei Tee und Kuchen über Louis und mich und natürlich auch über die Kreuzfahrt im Allgemeinen noch mehr erfahren wollte. Sobald ich aber an Niall gedacht hatte und damit auch insgesamt an unsere Freunde, hinterließ ich eine kurze Nachricht in unserem Gruppenchat, um zu verkünden, dass Louis und ich jetzt angekommen waren und auch unsere Freunde hatten schon alle sicher ihre jeweiligen Zielen erreicht. Während das Wasser kochte, holten Louis und ich schnell meine Sachen aus dem Auto und während das meiste davon überwiegend im Flur landete, nahm ich den Koffer mit den ganzen Souvenirs mit in das Wohnzimmer, wo meine Mum und Gemma alles gedeckt hatten. Ein frisch gebackener Zitronenkuchen ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen und sobald jedem eine Tasse Tee eingeschenkt worden war, begann die große Fragerei.
Louis und ich erzählten von vorne bis hinten alles, wie wir uns kennengelernt hatten, wie wir zusammen gekommen waren, wo Louis lebte und wo er arbeitete. Auch erzählten wir, dass er noch verlobt gewesen war, aber wir verharmlosten die Situation vorerst in dem Sinne, das wir nicht erzählten, was Eleanor alles angestellt hatte. Dieses Drama wollte ich nicht gleich am ersten Tag zu Hause wieder durchkauen. Als das alles erzählt war, ging es um die Reise an sich, was meine liebsten Momente und Städte waren, wie die Rückreise war, wer nun genau die Freunde waren, die ich kennengelernt hatte und all sowas. Dabei wollte meine Mutter natürlich auch Bilder sehen und betitelte meine besten Freunde als knuffig und fand Liam und Zayn außerordentlich süß zusammen.
Am meisten klopfte mein Herz aber, als es dann darum ging, die Souvenirs zu verteilen. Zuerst überreichte ich meiner Mutter all das, was ich ihr mitgebracht hatte, weshalb sie vor Freude beinahe anfing, zu weinen. Ganz fest drückte sie mich danach an sich, immer wieder bedankte sie sich, sagte, dass das nicht nötig gewesen wäre und machte mich allein durch ihre Freude schon zum glücklichsten Sohn der Welt. ,,So Gemma, für dich habe ich leider insgesamt nur eine Sache, aber ich habe es selbst gemacht und ich hoffe, es gefällt dir", sagte ich, mein Herz schlug mir bis zum Hals und vorsichtig holte ich die zusammengefaltete Decke aus meinem Koffer. Sie hatte mich viel Mühe und Arbeit gekostet und ich hoffte, Gemma würde sie gefallen, mehr wollte ich gar nicht. Ich überreichte meiner Schwester das gute Stück und fast schon vorsichtig nahm sie die Decke entgegen. ,,Wow Harry..", sagte sie, faltete sie auseinander und legte sie auf dem Boden aus, um einen Überblick zu bekommen.
,,Sind das alles eure Reiseziele gewesen? Das ist ja unglaublich", sie fuhr das Wappen von San Francisco nach und schaute mich daraufhin fassungslos an. ,,Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, dass ist das beste Geschenk, was du mir hättest machen können, was jemals jemand mir überhaupt hätte machen können. Tausend Dank", eine Träne rollte ihre rosigen Wangen hinab und schnell hockte ich mich zu ihr auf die Decke, um sie in den Arm zu nehmen. ,,Ich hab gehofft, dass sie dir gefällt. Ich möchte einfach nur, dass du dadurch niemals vergisst, das du nicht allein bist", flüsterte ich ihr zu, woraufhin sie die Umarmung noch bestärkte und sich von ganzem Herzen bedankte. Meine Mutter und Louis lächelten sich derweil an und wirklich besser hätte das Wiedersehen nicht laufen können, ich konnte mir zumindest keine schönere Art vorstellen, nach Hause zu kommen.
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Louis wurde wie erwartet gut aufgenommen und ist schon fast ein Teil der Familie🌝 Ich denke, es werden nicht mehr viele Kapitel, bis das Buch sein Ende findet..
All the love xx
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