118 - journey home
Die Tage ohne Louis waren unglaublich seltsam. Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, ihn bei mir zu haben, dass nun ohne ihn einfach alles anders war. Zumindest war er sicher in London gelandet, sein Vater hatte ihn vom Flughafen abgeholt, er war gut in seiner Wohnung in London angekommen und dass das schon einmal geklappt hatte, war eine Erleichterung gewesen. Auch Eleanors Sachen waren aus der Wohnung verschwunden, weshalb wir dieses Kapitel nun endlich als beendet erklären konnten. Sobald ich dann auch wieder in England sein würde, würde für Louis und mich ein ganz neuer Lebensabschnitt beginnen, wir würden gemeinsam in die Zukunft blicken, etwas, was ich mir vor dem Antritt der Reise nicht einmal hätte vorstellen können.
Auch wenn man es nicht glauben mochte, die Arbeit auf dem Schiff machte unheimlich Spaß, auch wenn wir sehr viel putzen mussten. Dadurch, dass die Gäste nicht mehr da waren, war man in seiner Arbeit viel freier und wurde nicht ständig abgelenkt. Obwohl man beim Putzen der Zimmer auf ziemlich viel achten musste, alles glänzen sollte und die Arbeit von den zuständigen Leitern sicher hunderte Male überprüft wurde, wir waren immer noch mit unseren Freunden zusammen und auch die Vorgesetzten verstanden den ein oder anderen Spaß. Dadurch, dass wir nicht speziell darauf ausgebildet waren, die Zimmer zu reinigen, brauchten wir pro Zimmer sowieso länger, als die geübten Putzkräfte und ich hatte ganz schönen Respekt vor ihrer harten Arbeit, denn jeden Abend ging ich mit Muskelkater ins Bett.
Nachdem Niall und ich die erste Nacht, nach Louis Abreise, bei Liam und Zayn geschlafen hatten, hatten wir mittlerweile den Weg zurück in unsere eigenen Betten gefunden, aber tagsüber waren wir weiterhin unzertrennlich. Einander wollten wir uns alle gegenseitig davon ablenken, dass die Reise bald vorbei sein würde und so hatten wir es auch am ersten Tag nur geschafft, die Eisdiele vollständig zu reinigen, die für drei Monate unser Arbeitsplatz gewesen war. Da nun keine Passagiere mehr an Bord waren, war diese auch nicht mehr in Betrieb, weshalb wir sie als erstes sauber machen sollten. Jeder Tisch, jeder Stuhl, die Gläser, Teller und selbst das Besteck glänzte wie neu, als hätte man es noch nie vorher benutzt. Den ganzen ersten Tag hatte ich daran denken müssen, wie mit einem Eisbecher zwischen Louis und mir alles so richtig angefangen hatte und diesen Eisbecher, so hatte er mir schon zugesichert, sollte ich ihm bis zum Ende unseres Lebens machen.
Die folgenden Tage waren, wie gesagt, auf Louis Abwesenheit bezogen sehr seltsam, sonst aber auch spaßig und ab und an hatten wir sogar noch einmal Zeit, durften das Schiff verlassen und noch ein wenig mehr von Los Angeles entdecken. Louis und ich telefonierten jeden Abend, auch wenn es dann bei ihm morgens war, er stellte sich extra für mich einen Wecker und das fand ich unheimlich süß. Und wenn ich dann am nächsten Morgen aufwachte, hatte er mir im Laufe seines Tages ein paar süße Nachrichten geschrieben, die mich nur noch mehr motivierten aufzustehen, den Tag hinter mich zu bringen und schnell in den nächsten zu starten, damit ich umso schnell wieder in England war.
Nach einigen Verzögerungen hatten wir es dann nach zwei Wochen endlich geschafft, das ganze Schiff war auf Vordermann gebracht worden. Jede Bettdecke war zurecht gezupft, jedes Badezimmer gereinigt und der gesamte Teppichboden wurde zum Schluss noch einmal gestaubsaugt. Alles war perfekt für die nächsten Gäste, die erst in einigen Wochen hier ihre Reise beginnen würden. Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie körperlich anstrengend das alles gewesen war und wie viel Dreck die Menschen eigentlich verursachten. Über eintausend Kabinen, die ganzen Geschäfte, Restaurants, Bars, Diskotheken, Eisdielen, alles was sich auf dem Schiff befand musste gereinigt werden, immer wieder wurde alles überprüft, immer wieder wurde etwas neues bemängelt, man gab sich nur noch mehr Mühe und erst als auch das letzte Staubkorn entfernt war, war dann alles okay.
Ich war unheimlich froh, als es ans Kofferpacken ging, wollte schon Luftsprünge veranstalten, bis mir klar wurde, dass wir unsere eigene Kabine auch noch putzen mussten. Zum Glück musste diese aber nicht doppelt und dreifach geputzt werden, hier reichte es einmal und dann waren wir damit durch, denn im Heimathafen würden sie noch einmal gereinigt werden. ,,Das letzte Mal, das wir in dieser Kabine stehen", sagte Niall, drehte sich einmal im Kreis und ließ mich seufzen. ,,Komisches Gefühl. Ich freu mich auf Zuhause, aber genauso bin ich auch traurig, das alles hier verlassen zu müssen. Diese drei Monate waren wie ein wahrgewordener Traum." Niall stimmte mir zu und da wir noch ein paar Minuten Zeit hatten, setzten wir uns auf den Boden, um noch einmal die gemeinsame Zeit durchzugehen.
Erst als es an der Tür klopfte, standen wir wieder auf, schauten, ob wir auch wirklich alles eingepackt hatten und öffneten dann Liam und Zayn die Tür, welche uns abholen wollten. Ich verließ als letzter die Kabine, schloss schwerenherzens die Tür und damit fühlte es sich auch hier so an, als würde ich ein Kapitel beenden. Wir nahmen den Fahrstuhl, um in die Eingangshalle zu gelangen und dort angekommen trafen wir auf so einige Kollegen, die mittlerweile auch Freunde oder gute Bekannte geworden waren. Einige von ihnen würden noch mit dem Schiff zurück in den Heimathafen fahren, aber Mitarbeiter wie wir hatten zum Glück ihre Arbeit getan.
Kurz bevor ich das Schiff verlassen konnte, hielt der Kapitän Thomas mich noch einmal auf. Er hatte einige Kontakte für mich aufgeschrieben, welche mich gerne nach der Vollendung meines Studiums mal sprechen wollten, darunter hatte er sich selbst auch aufgelistet. Das nahm ich natürlich mehr als nur dankbar an, umarmte ihn zum Abschied und nach einem letzten tiefen Atemzug verließ ich das Schiff mit drei Monaten voller Erinnerungen im Gepäck. Mein Bauch fühlte sich seltsam an, man hatte sich so an das Leben auf See gewöhnt, nun würde das alles erst einmal wieder eine ziemliche Umstellung werden. In zwei Wochen waren meine Semesterferien vorbei, dann musste ich schon wieder zur Uni, aber nun, wo ich mir um meine berufliche Zukunft schon einmal etwas weniger Sorgen machen musste, war das alles nicht mehr so schlimm. Wie vor zwei Wochen, als die Passagiere das Schiff verlassen hatten, waren nun auch wieder einige Reisebusse am Hafen, die dieses Mal uns Mitarbeiter zum Flughafen bringen sollten.
Vor unserem Bus trafen wir auch noch einmal auf Luke, Dave, Clint, Michelle, Ashton, Calum und Michael, wir alle würden nun wieder in verschiedene Richtungen gehen, aber hatten schon von Beginn der Reise an eine WhatsApp-Gruppe und wollten definitiv Kontakt halten. Dennoch gab es einen ziemlich herzzerreißenden Abschied, wir waren über drei Monate auch von Kollegen zu Freunden geworden und solch ein Glück hatte man nicht immer. Wenigstens Liam, Niall, Zayn und ich würden mit demselben Flugzeug zurück nach London fliegen und auch wenn ich noch nie so einen langen Flug mitgemacht hatte, ich war einfach überglücklich, bald wieder in meiner Heimat zu sein, auch wenn mir all die neuen Reiseorte definitiv fehlen würden.
Nachdem wir dem Busfahrer dabei geholfen hatten, unsere Koffer einzulagern, setzten wir uns in den Bus, welcher nach wenigen weiteren Minuten losfuhr. Ich sah noch einmal zurück zum Schiff, schloss damit diese abenteuerliche Reise ab und schaute dann aus dem Fenster, um noch einmal die Eindrücke von Los Angeles in mir aufzusaugen. Eine halbe Stunde später fanden wir uns dann am Flughafen wieder und ich war ziemlich erleichtert, das alles reibungslos, wenn auch ziemlich hektisch, klappte. Zwei Stunden danach befanden wir uns im Flugzeug und trotz das es hier halb acht am Abend war und in England halb vier am Morgen, war Louis dennoch wach, um mir einen guten Flug zu wünschen und mir zu versichern, dass er an mich dachte und sich schon freute, mich später abholen zu können.
Kurz darauf musste ich mein Handy aber schon auf Flugmodus schalten, da der Flug startete und ich sicher in keinster Weise etwas gefährden wollte. Ich wollte einfach nach Hause, zu Louis und zu meiner Familie. Leider vergingen die fast elf Stunden Flug nicht wie im Flug, sondern sie zogen sich ziemlich hin, zu Beginn hatte ich auch noch schmerzhaften Druck auf den Ohren, aber zum Glück hatte ich in Liam, Niall und Zayn tolle Freunde. Niall gab mir zur Hilfe ein Kaugummi, Liam schaltete mir auf seinem Tablet einen Film an und Zayn lieh mir sein Kissen, was ich wirklich nicht für nötig befunden hatte, bis ich verstand, was dahinter steckte, denn Zayn hatte sich dann einfach liebend gern Liam als Kissen auserkoren. So überstanden wir den Flug, ohne starke Turbulenzen und landeten um zwei Uhr am Nachmittag in London. Mein Herz klopfte vor Aufregung, meine Hände schwitzten und ich konnte es kaum erwarten, aus diesem Flugzeug herauszukommen, um Louis endlich wieder in die Arme schließen zu können.
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Da gingen die Tage ja doch ganz schnell um und Larrys Wiedersehen steht bevor. Geht es nur mir so oder findet ihr es auch seltsam, dass sie nicht länger mit dem Schiff unterwegs sind? :(
All the love xx
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