Teil 3
Es ist ein komisches Gefühl, nach den Ferien wieder in die Klasse zu gehen. Alle sehen gleich und doch komplett anders aus, manche haben sich in den Ferien ein neues Image verpasst und andere sind genau dieselben wie zuvor. Eins teilen wir jedoch alle: keiner ist glücklich darüber, wieder in die Schule zu gehen. Die einzige, die gut gelaunt ist, ist meine Klassenlehrerin. Sie ist eine Lehrerin, die mit vollem Herzen dabei ist. Wahrscheinlich hat sie schon als Kind geträumt, Lehrerin zu werden und sieht das hier nicht als Beruf, sondern als Berufung. Wir setzen uns und sie beginnt direkt zu reden.
„Es ist ja immer wieder schön, wenn man einen neuen Mitschüler bekommt. Jedoch müsst ihr bedenken, dass es diese oftmals nicht sehr leicht in der Schule haben, da sie ja neu sind und somit noch niemanden kennen..." Wir bekommen einen neuen Mitschüler. Bestimmt bekommen wir einen neuen Mitschüler. Ich schaue zu Anna. Denkt sie an das, was ich denke? Sie kichert. Anscheinend ja. ‚Ich hab es dir doch gesagt', formt sie lautlos mit ihren Lippen und grinst triumphierend. „Was ich damit andeuten will, ist, dass ihr einen neuen Mitschüler bekommt..." Frau Honig geht zur Tür und öffnet sie feierlich. „Milan."
Ein Junge in unserem Alter tritt ein und lächelt verlegen in die Klasse. Er hat unglaublich weiße Zähne und anders als die Jungs in meiner Klasse trägt er keine Zahnspange. Der Junge hat braune Haare, breite Schultern und sieht allgemein groß und sportlich aus. Während die meisten Mädchen anfangen, sich durch die Haare zu fahren, beobachten die Jungs meiner Klasse den Neuen ein wenig neidisch. Milan schaut sich in der Klasse um, anscheinend genießt er die Aufmerksamkeit, denn seine anfängliche Nervosität verwandelt sich immer mehr in eine Selbstsicherheit. Ganz toll. Von so arroganten Typen wie ihm haben wir bereits viel zu viele in der Schule. Von seiner anfänglichen Verlegenheit ist mittlerweile gar keine Spur mehr. Er lässt den Blick durch den Klassenraum schweifen. Und plötzlich sieht er zu mir. Ich halte die Luft an. Nein, es kann keinen Zufall geben. Es sind dieselben grünen Augen.
Schnell schaue ich weg. Den Vorfall gestern hatte ich komplett verdrängt. Doch jetzt frage ich mich, was genau er in dem Dorf zu suchen hat. Obwohl ich mich immer noch nicht traue, wieder zurückzusehen, spüre ich seinen Blick auf mir. Einen einprägenden Blick, ohne, dass er dabei die Miene verzieht. Verdammt, warum schaut er mich an? Hat er mich auch erkannt und überlegt sich jetzt Pläne, wie er mich am besten beseitigen kann? Ich wage einen Blick zu ihm. Und dann wird mir schwarz vor Augen. Verschwommen nehme ich einzelne Personen wahr, es ist Sommer und ich trage ein Kleid, welches ich definitiv nicht tragen wollen würde. Ein Junge, und nicht Milan, sondern jemand, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, steht vor mir und lächelt mich an, bevor er sich zu mir runter beugt und...
Ich reiße die Augen auf. Wo war ich gerade eben? Ich hatte noch nie Tagträume. Und schon gar nicht von einem Jungen, den ich nicht einmal kenne. Schon bekomme ich einen Zettel von Anna zugeworfen. Ich öffne ihn. „Sieht der nicht gut aus?! Und er hat dich angeschaut, Bella", schreibt sie. Ich blicke zu ihr herüber und sie kichert erneut. „Er ist ganz sicher nicht mein Typ", schreibe ich zurück. „Bist du blind?", schreibt sie. „Ne, er sieht gut aus, jedoch mag ich so arrogante Typen wie ihn nicht. Guck mal, wie er sich gerade durch die Haare fährt!" „Du kennst ihn doch gar nicht. Vielleicht ist er einfach nur nervös... Aber egal, dann bleibt mehr für mich da!" Ich seufze, lasse den Zettel verschwinden und schaue wieder zur Tafel.
„Stell dich doch mal vor", muntert Frau Honig den Neuen auf. „Ich bin Milan Dejanovic, siebzehn, und neu in die Stadt gezogen." Er lächelt wieder sein makelloses Lächeln. Die Lehrerin errötet leicht. „Setz dich doch am besten zu den Mädchen dahinten in die letzte Reihe, da ist noch ein Platz frei." Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen und setzt sich nach hinten. Ich selber sitze zum Glück weiter vorne, sodass er mich gar nicht erst beachten kann. Insgesamt muss ich mir eingestehen, dass diese Überraschung dem Schicksal aber ordentlich gelungen ist. Und ich bin mir sicher, dass das erst der Anfang ist und der Neue für weitaus mehr Überraschungen und Probleme sorgen wird.
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Hallo! Ich hoffe, Euch geht es allen gut und ihr hattet ein schönes Wochenende. Wie ist Euer bisheriger Eindruck von der Geschichte? Hattet ihr schon einmal eine ähnliche Situation, in der ihr einen neuen Mitschüler oder eine neue Mitschülerin bekommen habt? Oder seid ihr sogar selbst mal der oder die Neue gewesen? Insgesamt hoffe ich natürlich, dass die Geschichte Euch bisher gefällt. Ich freue mich sehr über Rückmeldung und Kritik. Ansonsten wünsche ich Euch noch einen guten Start in die Woche! Liebe Grüße ;-)
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