Chapter 5
Ein paar Stunden später, als Luna aus dem Schulgebäude trat, war die Sonne bereits hinter den schwarzen Wolken verschwunden.
Die kalte Luft roch nach Regen und nassem Moos des gegenüber liegenden Waldes.
Es wird bestimmt bald ein Gewitter aufziehen, murmelte ich leise zu mir selbst und ging über den großen Parkplatz zur Straße. Ryan war nirgendwo zusehen oder sein Motorrad zu hören.
Seufzend ging ich auf das Häuschen am Busplatz zu und setzte mich darin auf die Bank. Wenn es regnen sollte würde ich hier zumindest trocken bleiben, bis mein toller Aufpasser endlich kommt.
Ich legte meine Tasche auf meinen Schoß, zog mein Handy raus und warf einen Blick darauf. Keine Anrufe oder SMS.
'Vielen Dank auch!', seufzte ich und schaute auf den Wald. Das dunkle grün der Tannen war beruhigend und die Stille um mich herum einschläfernd.
Plötzlich zuckten mehrere Blitze am Himmel und ein Donner folgte. Ein Krachen hinter meinem Rücken lies mich aufschreien und ich sprang auf.
Bis ich realisierte was passiert war, packte mich etwas und zog mich ruckartig weg ins Unterholz.
Bevor ich Luft holen konnte, um erneut einen Schrei aus meiner Kehle dringen zu lassen, spürte ich eine warme Hand, die sich auf meinen Mund presste. Instinktiv wand ich mich, bis sich ein starker Arm um meine Hüfte legte, der es mir unmöglich machte zu fliehen. Panisch versuchte ich einen Blick auf die Person, die mich festhielt, zu erhaschen. Ich vernahm einen warmen gleichmäßigen Atem an meinem Nacken, der sich langsam, vorbei an meinem Ohr, meinem Gesicht näherte. Unruhig schloss ich meine Augen und konzentrierte mich nur auf meinen Herzschlag. Auch das Blut in meinen Adern begann scheinbar zu pulsieren und ein Schweißtropfen rann über meine trockenen Lippen in meinen Mund. Ein salziger Geschmack erfüllte diesen.
"Ganz ruhig." Diese Worte brachten mich zurück in die Realität und ich blickte in zwei eisblaue Augen. Fasziniert lies ich meinen Blick über das Gesicht ihres Besitzers schweifen. Es war ein junger Mann, vielleicht etwa in Ryans Alter. Er hatte ein kantiges Gesicht, diese stechenden aber dennoch weichen Augen und einen Drei-Tage-Bart.
"Was- was willst du von mir?", wimmerte ich als er seine Hand von meinem Mund nahm. Seine Mundwinkel verformten sich zu einem leicht belustigten lächeln. "Ich hab dir gerade das Leben gerettet, Kleine.", raunte er mit seiner tiefen Stimme, wobei mir ein kalter Schauer meinen Rücken hinab lief. Gerade wollte ich mich darüber beschweren, dass er mich 'Kleine' genannt hatte, als ein erneutes Krachen hinter meinem Rücken zu hören war. Dieses mal zuckte ich erneut zusammen, konnte mir den Schrei aber verkneifen. Ich fuhr herum und sah das Häuschen der Bushaltestelle, welches in Flammen stand und bereits lichterloh brannte. Der Blitz, der zuvor eingeschlagen hatte , musste das trockene Holz des Dachs entzündet haben. ein Einige Bretter hatten sich bereits gelöst und waren zu Boden gefallen. Er hatte Recht...wenn ich dort noch geblieben wäre, wäre ich jetzt tot.
Während ich weiter auf die Flammen blickte, löste der junge Mann seinen Arm und wand sich etwas ab. Ein Kälte umgab mich, als ich ihn nicht mehr neben mir spürte. "Wohin gehst du?", fragte ich und sah zu ihm. Jetzt blieb er stehen und drehte sich um. "Ich dachte ich lass dich lieber allein." Er kam wieder ein Stück näher, wobei ich einen Schritt nach hinten machte. "Dir ist unwohl weil du mich nicht kennst und insgeheim Angst vor mir hast, richtig?", hauchte er und sah mich an. Seine Hand berührte meine Schulter und bahnte sich ihren Weg bis zu meiner Hüfte. "Nein...Ich- Ich habe keine Angst vor dir...nur eine gesunde Vorsicht vor Fremden.", erwiderte ich und biss mir auf die Lippe. Ich drehte mich um, ohne meinen Blick von seinen Augen zu lösen und legte eine Hand an seine Brust. "Das nennst du 'Vorsicht vor Fremden'?", raunte er sanft in mein Ohr und grinste verführerisch. Ich lächelte und sah zu Boden, doch seine Finger hoben mein Kinn an, sodass ich ihm erneut in die Augen sah. Er lächelte wieder, bevor er sich ein Stück nach vorne beugte. Doch noch bevor seine Lippen Meine berühren konnten, hörte ich von der Straße ein Motorrad. Ich schob ihn sanft weg und löste mich, bevor ich durch das Unterholz verwinden wollte.
"Wo willst du hin?", rief er mir hinterher. "Ich...ich muss gehen." "Sehn wir uns wieder?" Er sah mich an und Hoffnung lag in seinem Blick. "Das kann ich dir nicht versprechen...", erwiderte ich knapp und trat aus dem Unterholz ins Freie. Ich vernahm einen starken Geruch von Rauch in der Luft, welcher aber allmählich durch den Regen weniger wurde.
"Wo warst du, verdammt noch mal?!", knurrte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte Ryan, der gerade den Helm abnahm. "Ryan!", rief ich und umarmte ihn. Er sah mich an. "Wo warst du?", fragte er erneut, dieses Mal ein weniger sanfter. "Ich...ich hab auf dich gewartet als der Blitz in die Haltestelle eingeschlagen hat. Da bin ich eben ins Unterholz...", hauchte ich und sah ihn mit einem aufgelösten Blick an. "Du hattest Angst, hm?" Ich nickte und er legte seine Arme um mich. "Ich bring dich jetzt nach Hause.", murmelte er und gab mir einen Helm. "Warum bist du so spät gekommen?", fragte ich, zog den Helm auf und setzte mich hinter ihn. Ryan seufzte."Nicht jetzt, Luna. Zuhause gab es einen Zwischenfall...deshalb wurde ich aufgehalten." Noch bevor ich genauer nach fragen konnte klappte er sein Visier herunter und fuhr los. Ich warf einen letzten Blick auf die stelle, an der ich Ihn kennenlernte. Den Jungen, von dem ich nicht einmal seinen Name kannte.
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