Das neunte Kind war wieder ein Junge.

Er war der Jüngste.

Ihm war es weder gelungen zu sprechen, noch zu laufen. Er konnte sich höchstens hinsetzen.

Und doch sagten seine Augen so viel aus, dass ich für einen Moment ins Schweigen geriet. Sie schauten mich an und ich wollte, dass er mit mir redet. Dass er mich ansieht und mir sagt, was er sieht, was er hört.

Er hatte nie ein Wort darüber verloren, er hatte nur gelacht, geweint und geschrien, wenn ihn etwas erfreut oder gestört hatte. Und es war ihm egal gewesen, ob es sich um seinen Hunger, eine volle Windel oder um Schmerzen handelte, wenn er sich gestoßen hatte.

Er war winzig, nicht einmal seine Beine schafften es, sich um meinen Oberkörper zu schlingen und sich damit festzuhalten. Man konnte es vergleichen, wie ein nasser Sack in den Armen zu halten.

Und ich liebte es. Ich liebte es so sehr.

Seine kleinen Hände, die verzweifelt versuchten nach mir zu greifen, wenn er mich sah.

Doch jedes Mal wenn ich in seine Augen blickte, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Er war unruhig und immer wenn er zu seiner Mutter gehen sollte, begann er zu weinen.

Ich wusste, dass etwas seltsam war.

Und es dauerte auch nicht lange, bis ich es mit meinen eigenen Augen sehen musste.

Er weinte und schrie.

Sie war völlig überfordert gewesen. Sie schüttelte ihn, er schrie nur noch lauter.

Ich versuchte sie abzuhalten, den armen Jungen wehzutun. Doch sie hörte nicht auf mich und presste krampfhaft den Kiefer zusammen, um ihn nicht fallenzulassen.

Es war nicht das erste Mal, dass sie soetwas tat. Ich merkte schon damals, wie sehr er sich veränderte. Während die Kinder schon laufen und sprechen konnten, saß er immer noch auf dem kalten Boden und hing in meinen Armen.

Die Wut machte mich rasend.

Sie brachte mich dazu, Dinge zu tun, über die er vielleicht niemals reden könnte.

Sie war ein schlechter Mensch. Sie verdiente es.

Ich konnte ihm zwar die Regeln erklären, doch bevor er auch nur reden könnte, hätte er alles schon wieder vergessen.

Ben.

Er war das neunte Kind.