▪️Second Hand▪️
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Wie eigentlich jeden Tag zieht er sich die Mütze auf seinem Kopf zurecht. Irgendwie war sie zu seinem Markenzeichen geworden, denn man trifft ihn selten ohne diese Kopfbedeckung an. Sogar im Sommer trägt er sie. Einen besonderes eindrucksvollen Grund gibt es dafür nicht und viele wären davon sicher enttäuscht, aber er trägt sie einfach, weil er sie mag. Allgemein ist er davon überzeugt, dass nicht alles immer einen Grund haben muss. Ständig suchen die Leute nach bedeutungsvollen Gründen, tragischen Geschichten und Erklärungen, aber Yoongi hält das für Schwachsinn.
Wieso sind alle so versessen auf Schicksal, Vorsehung und Bedeutungen, statt einfach das Leben zu schätzen, das sie führen? Für Yoongi ist das unverständlich. Er ist keine komplizierte Person, im Gegenteil. Er weiss, wer und was er ist. Aber genau das und seine Art und Weise haben ihn zum Star der Schule gemacht, wenn auch nicht ganz ohne Hilfe. Sie alle halten ihn für einen reichen, arroganten Fuckboy, dem man besser nicht in die Quere kommen sollte. Dabei ist er nichts von alldem, eigentlich eher das Gegenteil. Aber wen interessiert das schon? So wird er wenigstens in Ruhe gelassen, naja fast.
Denn da gibt es auch noch den auserkorenen BadBoy der Schule, bei dem Yoongi schon schlechte Laune bekommt, wenn er nur seinen Namen hört. Jeon Jungkook.
Ständig prügelt er sich mit irgendwem, ist unfreundlich, kalt und abweisend. Man muss ihn nur falsch ansehen, oder ihm im Weg stehen, schon dreht er völlig durch. Es kommt nicht selten vor, dass sie sich Wortgefechte liefern. Geprügelt haben sie sich aber noch nie, denn an Yoongi traut selbst Jungkook sich nicht ran. Zu viel Respekt hat er vor Yoongis vermeintlichem Reichtum, wodurch auch seine Eltern ordentlich Einfluss haben müssten. All das schreckt Jungkook dann doch etwas ab, denn Yoongi verkörpert für ihn all das, was er so verabscheut. Sein ganzes Leben wurde ihm eingetrichtert, dass man vor Menschen mit Einfluss Respekt haben muss, also bleibt es bei Diskussionen und Streitereien.
Jungkook ist aber auch ein Ekelpaket. Ständig stellt er Yoongi ein Bein, rempelt ihn an, lacht offen über ihn.. Kurz gesagt: Er provoziert den Älteren, wo er nur kann. Aber denkt nicht, dass Yoongi sein Opfer ist, oder sich alles einfach so gefallen lässt, oh nein. Er zahlt es ihm nur zu gern zurück. Mal kickt er Jungkook's Rucksack weg, wenn er auf dem Boden steht, mal läuft er "aus Versehen" in ihn rein, sodass ihm sämtliche Blätter aus der Hand fallen und auch mit verbalen Provokationen hält er sich nicht zurück, wieso auch? Immerhin tut Jungkook das auch nicht.
Die beiden können sich wirklich nicht leiden, kein bisschen. Und doch hält sie irgendwas davon ab, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Die Situation morgens in der Schule kann man sich vorstellen, wie in einem klassischen Teenie-Film, bei dem die beliebte Gruppe von Schülern den Flur betritt und alle ehrfürchtig an ihre Spinde gepresst stehen und sich alles in Zeitlupe abspielt. Nur gibt es hier zwei von diesen Gruppen.
Da wäre die Gruppe um Yoongi, dessen unglaublich intelligenten, besten Freund Taehyung, wobei intelligent hier wirklich weit untertrieben ist, denn er hat bereits zwei Klassen übersprungen und ist Schulbester. Dann gibt es da noch Jin, den immer gut gelaunten, Witzigen, der sich für keinen Spaß zu schade ist und zu guter Letzt gehört auch Hoseok zu seiner Gruppe. Er ist der "Vermittler" der oft das Schlimmste zwischen den beiden Gruppen verhindert. Denn auch wenn Jungkook und Yoongi sich nicht prügeln, kommt es immer wieder dazu, dass deren Freunde sich dazu verpflichtet fühlen, die Ehre ihrer besten Freunde zu verteidigen.
Auf der anderen Seite haben wir Jimin, den Durchgeknallten, und durchgeknallt trifft es ziemlich gut, denn er liebt alles extreme. Jimin ist der Typ Mensch, der ungesichert auf Dächern am Rand spaziert, illegal mit dem Auto seiner Mutter über die Straßen brettert und sich nur zu gerne mit Taehyung prügelt. Ja, mit Taehyung. Er mag zwar der Intelligenteste sein, einer Prügelei geht er aber trotzdem nicht aus dem Weg, gerade wenn es um Yoongi, Jin und Hoseok geht. Namjoon ist der Faule der Gruppe. Einmal sitzen geblieben, hoffnungslos tollpatischig und tatsächlich so faul, dass er nichtmal atmen würde, wenn er nicht müsste.
Alles in allem würden sich die beiden Gruppen wohl wirklich gut ergänzen, wäre da nicht die tiefe Abneigung zwischen Jungkook und Yoongi.
Und auch heute ist es wieder genau diese Situation. Alle Schüler stehen mit dem Rücken zu ihren Spinden und beobachten gespannt, wie die beiden Grüppchen aufeinander treffen.
"Na wen haben wir denn da? Mr. Fuckboy und seine Gruppe von Idioten." tönt es auch direkt abfällig von Jungkook und er verschränkt gehässig grinsend die Arme vor der Brust. "Ah, Mr. BadBoy und sein Tanzverein." gibt Yoongi bloß gelangweilt zurück und kreuzt seine Arme ebenfalls vor seiner Brust. Ihm geht das alles auf die Nerven. Gewaltig sogar. "Oh Prinzessin, genervt weil du heute noch keine aus der Unterstufe flachlegen konntest?" spottet Jungkook, doch dafür hat Yoongi bloß ein müdes Lächeln übrig. Jedes Mal versucht er, ihn damit zu provozieren, dabei stimmt es nichtmal.
Dieses Gerücht, er wäre ein Fuckboy ist nichts anderes, als Missverständnis und Lüge. Das hübscheste Mädchen der Schule hatte sich auf einer Party an Yoongi rangemacht, wurde aber direkt abgewiesen indem er ihr klar gemacht hat, dass sie nicht ganz seinem bevorzugten Geschlecht entspricht. Kurz gesagt: Yoongi ist schwul. Jedenfalls glaubt er das, denn Mädchen haben ihn nie interessiert. Und das hat dem Mädchen so garnicht gefallen, schließlich hatte sie einen Ruf zu verlieren und auch Yoongi wollte nicht, dass seine Sexualität direkt die Runde macht, also haben sie sich darauf geeinigt, einfach eine Geschichte zu erzählen. Und so wurde Yoongi buchstäblich über Nacht zum gefeierten Fuckboy. Aber besser so, als wieder der erbärmliche Loser zu sein, wie auf seiner letzten Schule.
Siegessicher lacht Jungkook sich ins Fäustchen. Ja, der Spruch mit den Unterstuflerinnen war ganz gut. Tja, nur leider bekommt er nicht die gewünschte Reaktion von Yoongi. Der steht nämlich nur da, neigt seinen Kopf zur Seite und sieht Taehyung an "Hat hier grad irgendwer was gesagt?", spielt er die ich-tu-einfach-so-als-wärst-du-nicht-da Karte aus. Zugegeben, das ist verdammt kindisch, aber mittlerweile weiss er, wie er den Jüngeren provozieren kann. Den, der nichts mehr hasst, als wie Luft behandelt zu werden.
Zähneknirschend lässt Jungkook seine zu Fäusten geballten Hände sinken und schnaubt wütend. Bingo, Yoongi wusste doch, dass das funktionieren wird und da kann er sich das Lachen natürlich nicht verkneifen. "Naaawww, ist das kleine Rambo-Häschen jetzt böse? Warte, ich hab sicher ne Karotte dabei." schmettert Yoongi breit grinsend zurück und sucht in seinen Taschen demonstrativ nach dem imaginären Gemüse. "Das reicht! Jimin gegen den Streber-Boy, nach der Schule!" knurrt Jungkook aufgebracht und setzt mit seiner Gruppe seinen Weg in die Klasse fort. Natürlich nicht, ohne Yoongi nochmal anzurempeln, aber das ignoriert der Ältere einfach gekonnt. Ist ja nichts Neues.
Dabei entgeht allen das freudige Grinsen und Zwinkern, das Jimin und Taehyung sich im Vorbeigehen zuwerfen. Damit, dass sie sich eigentlich sehr gern mögen rechnet wohl niemand. Allerdings hält sie das auch nicht von ihren Prügeleien ab, denn sie beide lieben diesen Kick.
Zurück zu Jungkook, der noch immer total aufgeregt das Klassenzimmer betritt und sich auf dem Weg zu seinem Platz die Bahn frei macht, indem er jeden Stuhl zur Seite kickt. Oh ja, ignoriert zu werden macht ihn wirklich rasend. Woran das liegt? Ganz einfach: Seine Mutter ignoriert ihn permanent. Im Gegensatz zu dem Glauben aller, er würde in ärmlichen Verhältnissen Leben und wäre deshalb so ein BadBoy, weil er sich immer durchschlagen musste, lebt er in einer luxuriösen Villa in Gangnam. Tja, seine Eltern sind nunmal steinreich. Würde das allerdings die Runde machen, würde ihn als BadBoy wohl niemand mehr ernst nehmen. Er wäre nurnoch der verwöhnte Bengel, das Opfer, das man erpressen und verprügeln kann, um an sein Geld zu kommen. Nein, das muss nun wirklich nicht sein.
Egal, jetzt war es wichtig, dass Jimin den Kampf nach der Schule gewinnt, damit sie wieder einen Sieg auf ihrer Seite haben. Letztes Mal hat Namjoon gegen Jin verloren, Gott war das peinlich. Nein, dieses Mal muss einer aus ihrer Gruppe gewinnen. Namjoon und Jimin wissen über Jungkook's wahres Leben bescheid, würden ihn aber nie verraten, das haben sie sich geschworen. "Also, wie willst du gegen den Streber gewinnen Jimin?" fragt er direkt nach und sieht den kleineren abwartend an. "Mach dir darum keine Sorgen JK, den pack' ich schon." gibt der Schwarzhaarige Rebell grinsend zurück und lehnt sich auf seinem Stuhl gelassen zurück. "Will ich hoffen." brummt Jungkook daraufhin nurnoch und schon läutet es zur ersten Stunde.
Man mag es kaum glauben, aber sowohl Jungkook als auch Yoongi sind gute Schüler. Nicht die Besten, aber verstecken müssen sie ihre Noten bei Weitem auch nicht. Allerdings haben sie sehr unterschiedliche Gründe dafür. Jungkook will und muss seine Eltern stolz machen, denn er soll irgendwann in deren Firma anfangen. Yoongi dagegen lebt tatsächlich in einer runtergekommenen Gegend mit seiner alkoholkranken Mutter und setzt alles daran, aus diesem versifften Stadtteil wegzukommen. Ihr seht, sie haben beide ihre Gründe.
Mittlerweile ist die Schule dann auch zu Ende und der Schulhof menschenleer, naja fast. Auf dem Sportplatz hinter dem Schulgebäude warten bereits die beiden Gruppen um Jungkook und Yoongi darauf, dass die Prügelei endlich losgeht und reden sich gegenseitig in Rage. Namjoon beleidigt Jin, Jimin macht sich halbherzig über Taehyung und seine Brille lustig, Hoseok versucht wie immer zu vermitteln und Yoongi und Jungkook stehen bloß da und schauen sich das Spektakel einfach nur an.
"Genug gequatscht, fangt an!" fordert Jungkook aber dann doch genervt und sieht Jimin und Taehyung abwartend an. Jimin hat sich bereits seines Pullovers entledigt und steht kampfbereit in der Mitte des Platzes. Angst hat er keine, wovor auch? Was die Anderen alle nicht wissen ist, dass er Tae niemals ernsthaft verletzen würde und auch Tae würde das nicht tun, immerhin mag er den Kleineren sehr gern. "Mach' ihn fertig Tae." motiviert Yoongi einen seiner besten Freunde und lehnt sich an die Backsteinmauer hinter ihm. Eigentlich hält er überhaupt nichts von Prügeleien, aber er muss den Schein wahren, also spielt er einfach mit.
Diese kleinen Prügeleien sind die wenigen Situationen, in denen sich beide Gruppen angeregt unterhalten. Warum? Sie wetten. Wer landet den ersten Schlag? Wer blutet zuerst? Wer liegt zuerst am Boden? Wer gibt auf? Wer gewinnt? Die Wetteinsätze verwaltet -wie kann es auch anders sein- Hoseok, der schon dabei ist, die verschiedenen Einsätze aufzuschreiben und sich das Geld in verschiedene Taschen zu stopfen, damit er nicht durcheinander kommt.
Tae schüttelt seine Arme nochmal durch und lässt die Schultern kreisen, nachdem er Yoongi seine Tasche in die Hand gedrückt hat und läuft ebenfalls in die Mitte, direkt auf Jimin zu. Der jedoch steht breit grinsend da, die Arme vor der Brust verschränkt. "Hey Süßer, bereit zu verlieren?" zwinkert er Taehyung zu, der aber hat seine volle Konzentration voll auf Jimin's einladende Bauchmuskeln gerichtet und will garnicht mehr wegsehen.
Es kam, wie es kommen musste und irgendwann liegen sie beide mit kaum nennenswerten Verletzungen, aber ausser Puste auf dem Boden und lachen in sich hinein. Wieder einen Kampf überstanden, ohne dass jemand ernsthaft zu Schaden kommt, oder dass einer der beiden gewinnt oder verliert und damit wieder ein Streit zwischen den beiden Gruppen ausbricht. Wie lange Tae und Jimin das noch aushalten ist die andere Frage, denn langsam kratzen ihre Hormone an der letzten Barriere und wollen endlich raus. Raus und allen zeigen, zu wem sie gehören und für wen sie fließen.
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Das Wochenende bricht an und mit ihm sowohl für Jungkook, als auch für Yoongi einige Aufgaben, denen sie nachgehen müssen. Dass sie genau heute aufeinander treffen würden, ist ihnen bisher aber noch nicht klar.
Während Jungkook dazu verdonnert wurde, seine ausrangierte Kleidung endlich auszusortieren und zu dem kleinen Second - Hand Shop zu bringen hat Yoongi genau das Gegenteil vor. Von seinem wenigen Geld, das er mit dem Verkauf seiner selbst kreierten Beats an Künstler verdient hat, geht er ebenfalls zu diesem kleinen, unscheinbaren Geschäft, in dem er sich wieder mal nach noch guten Klamotten umsieht und gespannt darauf ist, ob dieses Mal auch wieder coole Beanies dabei sind.
Mittlerweile ist Yoongi schon gut eine halbe Stunde damit beschäftigt, sich die wirklich guten Sachen rauszukramen, da läutet plötzlich die kleine, melodische Türglocke und jemand, der zwei Kartons übereinander gestapelt vor sich herträgt betritt den Laden. Die Kartons sind so gestapelt, dass sie sein Gesicht verdecken und Yoongi oben nur den Ansatz einer Mütze ausmachen kann.
Zuvorkommend, wie Yoongi entgegen aller Annahme nunmal ist, legt er seine Beute kurzerhand beiseite und eilt dem Kartontyp zur Hilfe, indem er ihm den Obersten der Kartons abnimmt. Und direkt hätte er ihn vor Schreck fallen lassen können, als er in das ihm so zuwidere Gesicht von seinem Lieblingsfeind Jeon Jungkook blickt. "Du?" fragen beide gleichermaßen verdutzt und starren sich erstmal eine Weile lang an. "Hey Yoongi, heute kommt eine neue Ladung Klamotten, vielleicht ist da ja was für di- Ach hallo, da bist du ja schon." beendet die nette Verkäuferin den Anstarrwettbewerb der beiden Kontrahenten sie drehen sich verwirrt schauend zu ihr um.
Die Panik erfasst Yoongi und er stürmt, ohne an seine Sachen zu denken aus dem kleinen Laden. Nein, er will sicher nicht wieder der Loser der Schule sein und als armer, schwuler Sohn einer ständig besoffenen Mutter abgestempelt und verspottet werden.
Gerade wieder zu Hause angekommen, lässt er sich and er Haustür zu Boden sinken und versteckt sein Gesicht hinter seinen drahtigen Händen und Fingern. Viel Zeit, aufgrund der Situation auszurasten hat er aber nicht, da klingelt es an der Tür und Yoongi zuckt erschrocken zusammen. Wer kann das sein? Seine Mutter kommt sicher nicht vor dem Morgengrauen zurück und seine Freunde werden jetzt sicher auch nicht vorbeikommen. Und hätte er gewusst, wer da vor der Tür steht, wäre seine Tür ganz sicher zu geblieben.
Vorsichtig öffnet er sie nämlich und direkt blitzt ihm das Gesicht seines dunkelhaarigen Mitschülers entgegen. "Was zum- Was machst du hier und woher weisst du, wo ich wohne?" verhaspelt sich Yoongi aufgeregt und sieht auf den heruntergekommenen Hausflur hinaus. Wieso? Wer sollte ihm freiwillig hierher gefolgt sein, bis auf diese nervige Bazille Jungkook? "Ich bin dir gefolgt." gibt der Jüngere schulterzuckend zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. "Aha und was willst du jetzt? Mich erpressen? Es allen erzählen? Sag schon, was willst du?" betet Yoongi seine schlimmsten Befürchtungen herunter und starrt Jungkook so fest in die Augen, wie er nur kann, obwohl in ihm grad wahrscheinlich eine Massenpanik an Gedanken ausbricht. "Ich will nur reden. Darf ich reinkommen?" fragt Jungkook jetzt aber doch in einem ungewohnt freundlichen Ton und wartet auf Yoongi's Antwort.
Yoongi sagt nichts, tritt aber einen Schritt zur Seite, um dem Jüngeren Platz zu machen. Der tritt auch direkt in die kleine Wohnung ein und sieht sich neugierig um. "Also. Was willst du, Jeon?" fragt Yoongi nochmal nach, nicht glaubend, dass Jungkook's Auftritt hier keine Hintergedanken hat. "Reden, sagte ich doch. Hast du Watte in den Ohren?" neckt der Jüngere und erntet dafür ein genervtes Augenverdrehen. "Und worüber?" "Vielleicht erstmal darüber, wieso du in der Schule als reicher Fuckboy gefeiert wirst, aber hier in dieser winzigen Wohnung in der beschissensten Gegend der Stadt wohnst?"
Okay, das war gerade heraus. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wen Yoongi da vor sich stehen hat. Und insgeheim schätzt er diese Art an Jungkook sehr, denn obwohl sie sich ständig bekriegen, sind sie die Einzigen, bei denen sie sich immer auf die Wahrheit verlassen können. "Und was genau geht dich das an?" gibt Yoongi monoton zurück und stützt sich mit dem Rücken an der Wand ab. "Jetzt fahr mal runter, ich bin nicht ganz so scheiße, wie du von mir denkst. Ich glaube, wir beide spielen Rollen, die wir eigentlich garnicht spielen wollen." und zum Ende hin wird Jungkook immer leiser. Aber nicht leise genug, um die Worte vor Yoongi zu verstecken.
"Du spielst eine Rolle? Wie meinst du das?". Jungkook atmet tief durch, bevor er es Yoongi erzählt. Alles. Wo er lebt, wie seine Familie ist, wie viel Geld er besitzt, warum er sich benimmt, sie er sich nunmal benimmt und auch sonst alles, was er sonst eigentlich niemandem erzählt.
Baff von dieser Geschichte realisiert Yoongi, dass Jungkook und er sich tatsächlich ziemlich ähnlich sind. Sie beide täuschen vor, jemand anderes zu sein, um sich vor dem zu schützen, was sie nicht, oder nicht nochmal erleben wollen. Also beginnt auch Yoongi, seine Geschichte zu erzählen. Von seiner kranken Mutter, der winzigen Wohnung, die sie sich gerade so leisten können, Yoongi's Not, sich in dem kleinen Second - Hand Laden "neue" Sachen zu kaufen und der Tatsache, dieser unwichtig erscheinenden Tatsache, dass er Schwul ist.
"Okay wow." ist alles, was Jungkook rausbekommt und er legt grübelnd seine Hände auf dem Küchentisch ab. "Ich... Also wenn wir schon ehrlich sind... Ich bin... Also ich..." "Spucks schon aus!" beendet Yoongi die Stammelparade und fast sofort schießt dieser eine Satz vor Schreck aus Jungkook's Mund. "Ich bin auch schwul!" schreit er dem Älteren praktisch ins Gesicht. Na gut, das haut jetzt selbst Yoongi um, hatte er doch gedacht, dass Jungkook die ganzen Sprüche über Yoongi's Sexleben nur deshalb loslässt, weil eifersüchtig oder neidisch ist. Aber dieses laute Geständnis stellt es denn doch in ein ganz anderes Licht.
"Und was jetzt?" will Yoongi wissen, der sich immernoch nicht sicher ist, ob das hier gerade wirklich passiert, oder er auf seiner Flucht vor Jungkook zu wenig Luft bekommen hat und ohnmächtig geworden ist. Aber wieso sollte er dann von so einem Gespräch träumen? Weiss sein Unterbewusstsein Dinge, von denen er nichts weiss? Aber das würde sich widersprechen, oder nicht? "Keine Ahnung." zuckt Jungkook mit den Schultern und sieht beiläufig auf die Uhr. "Gehst du heute zu Baek's Party?" wechselt der Jüngere für seine Verhältnisse schon fast brilliant das Thema und Yoongi nickt seufzend. "Muss ich ja." und da hat er nicht so ganz Unrecht. Kinder und Jugendliche sind nunmal grausam und unberechenbar, und wenn Yoongi anfängt zu schwächeln und sich nicht auf wenigstens einer Party in der Woche sehen lässt, ist es ganz schnell vorbei mit seinem Ruf.
Jungkook dagegen lädt sich auf die Parties einfach selbst ein, wer soll schon groß etwas gegen ihn unternehmen? Schließlich haben sie alle Angst vor ihm.
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Zwei Stunden auf der Party und Yoongi ist jetzt schon genervt von den ganzen viel zu überschminkten, nuttigen Mädchen, die sich ihm willig an den Hals werfen. Das ist der Nachteil an der ganzen Sache. Er würde sich sicher nicht beschweren, wenn es hübsche Jungs wären, die sich an ihn ranmachen. Aber leider sind die meisten Menschen zu behaftet von mittelalterlichen Ansichten und sehen Homosexualität noch immer als falsch und eklig an.
Und da stehen sie nun.
Yoongi genervt an irgendeiner Wand, während er versucht, sich die Mädchen vom Leib zu halten und an einer anderen Wand Jungkook, der das Geschehen interessierter beobachtet, als ihm lieb ist. Aber seit er Yoongi's Geschichte kennt, interessiert er sich auf eine andere Weise für ihn, als darüber nachzudenken, wie er ihm als nächstes eins auswischen kann. Jungkook mag Yoongi. Irgendwie.
Mit seinem Getränk in der Hand schlendert Jungkook lässig in Yoongi's Richtung und lehnt sich neben ihn an die Wand. "Hi, ich bin Jungkook. Ich bin reich und schwul." versucht er sein Glück, mit Yoongi eine Art Neuanfang zu starten und streckt ihm seine freie Hand aus. Überrascht starrt Yoongi die Hand an, als hätte man ihm gerade damit gedroht, ihn zu erschießen. Nach einer kurzen Weile lässt Jungkook die Hand langsam und enttäuscht wieder sinken, da erwacht Yoongi aus seiner Starre und ergreift sie. "Hi, ich bin Yoongi. Ich bin arm und ebenfalls schwul, freut mich." stellt er sich ebenfalls ehrlich vor und ringt sich ein schiefes Grinsen ab.
"Also Yoongi, wollen wir tanzen?" schlägt der Dunkelhaarige mehr vor, als zu fragen und reibt seine Hände aneinander, nachdem er seine leere Flasche auf irgendeinen freien Tisch gestellt hat. "Ich kann nicht tanzen." grummelt es von Yoongi zurück und Jungkook lacht leise auf. "Macht nichts, ich dafür umso besser, komm!" und ohne auf eine zustimmende Antwort zu warten, packt Jungkook seinen älteren Mitschüler am Ärmel und zieht ihn in die tanzende Masse aus betrunkenen, bekifften und teilweise bloß bescheuerten Leuten. "Mach mir einfach alles nach." weißt der Jüngere Yoongi an und legt zu dessen Überraschung seine Hände auf Yoongi's Hüften.
Eine ganze Weile tanzen sie so, wobei sie garnicht bemerken, dass sich ihre Körper immer näher kommen. Was sie allerdings bemerken ist, dass sie es beide nicht lassen können, dem jeweils anderen immer wieder in die Augen zu sehen. Hatten Jungkook's Augen schon immer die Farbe von Bernstein, wenn sie gegen das Licht blicken? Und hat sein Mund schon immer so freundlich ausgesehen, als könnte er nichts anderes, als lächeln? Und wieso stellt er sich diese Fragen, wo die beiden sich doch eigentlich hassen? Doch auch Jungkook geht es nicht anders. Seit einiger Zeit, in der sie hier so nah tanzen, beobachtet er fasziniert die Sichelförmigen Augen und die dunkelbraune Farbe, die sich in ihrem Zentrum zeigt. Wenn er Yoongi's Augen mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das wohl Mitternacht.
Plötzlich wird Jungkook geschubst, sodass sie beide einige Schritte stolpern und Yoongi mit dem Rücken gegen eine Wand prallt, Jungkook nur Centimeter von seinem Gesicht entfernt. Schneller Atem und rasende Herzen tanzen zwischen ihnen miteinander, während sie sich ohne Pause in die Augen sehen. "Ach scheiß drauf." knurrt Yoongi und in weniger als einer Sekunde hat er seine Lippen auf die von Jungkook gedrückt.
Das hier ist nicht kitschig oder romantisch. Es ist leidenschaftlich und absolut wild. Sämtliche angestaute Wut und jeder Frust der vergangenen Monate entlädt sich in diesem Kuss.
Vereinzelt kommen angeekelte Kommentare von den Leuten um sie herum und wie auf Kommando schießen ihre Hände nach oben und zeigen der ganzen Party den Mittelfinger. Na gut, dann sind sie eben schwul. Dann wird ihr Ruf halt leiden. Wieso sollte sie das interessieren, wenn das hier so viel besser ist, als bewundernde Blicke? Warum weiter verstecken und mir einer Maske leben, wenn sie gerade den Geschmack von Freiheit auf ihren Lippen spüren? Nein, es ist ihnen egal.
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... υи∂ ∂ιєѕє νєяαи∂єяυиg
ωαя вιттєя иσтιg.
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Ende
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