Kapitel 18
Wie Hayden angekündigt hatte, stürmt und regnet es am nächsten Morgen sehr stark. Auf dem Weg ins Einkaufszentrum werden die Jugendlichen ziemlich verregnet. Es ist Montag, aber aufgrund einer Weiterbildung der Lehrer ihrer Schule, haben sie frei.
Als sie in die Eingangshalle des grossen Einkaufszentrums treten, triefen alle vor Nässe. Joaquin schüttelt sich wie ein Hund. „Hey, du machst uns nass!", protestiert Helen. „Sind wir doch schon", schnaubt Jo, „ich hasse Regen!" „Hört auf zu murren! Schaut mal, dort ist ein Outdoor-Shop. Da gibt es bestimmt Schlafsäcke!" Liv zeigt auf den Laden. „Dann los!" Die Freunde treten ein und steuern auf die Schlafsäcke zu. Schon bald hat sich jeder der Obdachlosen für einen entschieden. Zwei von ihnen bezahlt Liv, die anderen beiden Eric.
Gerade haben sie den Laden wieder verlassen, als Rick laut aufstöhnt. „Oh nein, seht mal wer dort ist!" Die Augen seiner Freunde folgen seinem Finger. Alle bis auf Joaquin, Jack und Helen stöhnen ebenfalls auf. „Ray und Konsorten." Eric lässt seufzend Luft entweichen. „Wer sind denn Ray und Konsorten?", will Jack verwundert wissen. „Diese Idioten aus unserer Schule, von denen ich euch erzählt habe! Und sie kommen direkt auf uns zu." Rick ballt seine Hände zu Fäusten. „Das kann ja heiter werden..."
„Wen haben wir denn da?", sagt Ray gedehnt und mit einem ekelhaften Grinsen im Gesicht, „wenn das mal nicht der freche Strassenköter und sein Ungeziefer ist! Woher habt IHR denn Kohle um etwas einzukaufen? Oder wollt ihr hier etwa klauen?"
„Halt den Mund, Ray", faucht Liv, „lass uns in Ruhe!" „Genau, lasst uns in Ruhe, sonst wird es euch noch leidtun!", schaltet sich Joaquin ins Gespräch ein, „geht nach Hause und zählt eure Kohle. Oder badet darin, wie Dagobert Duck. Aber stiehlt uns bitte nicht unsere kostbare Zeit mit unlustigen Sprüchen, denn darauf können wir verzichten!"
„Wer bist du denn?", fragt Erkan, einer der Kumpels von Ray und schaut Joaquin mit schmalen Augen an. „Gestatten, mein Name ist Joaquin. Kannst mich auch Jo nennen, das tun alle meine Freunde... Nein warte! Ich mag dich gar nicht! Darfst mich nicht Jo nennen, sorry. Mein Fehler!" „Ich werde dir deine grosse Fresse so sehr polieren, dass du nicht einmal mehr ‚ich bin dein Freund' winseln kannst", knurrt Erkan wutschnaubend.
„Hört auf!" Beschwichtigend hebt Eric seine Hände. „Wir müssen uns hier nicht prügeln, bitte!" „Tja, du hättest eingreifen müssen, BEVOR dein Freund seinen Mund soweit aufreisst." Mit diesen Worten gibt Ray seinen Kumpeln ein Zeichen. Mit einem lauten Brüllen stürzen sie sich auf Hayden, Rick, Jo und die Anderen. Innerhalb von wenigen Sekunden beginnen sie auf die Freunde einzuprügeln.
Erkan und zwei weitere Junges stürzen sich auf Joaquin. Dieser wehrt sich so gut es geht, hat aber allein keine Chance gegen sie. Er muss einige schmerzhafte Schläge einstecken. Rick wird von Ray und Liam in die Mangel genommen. Auch den Anderen ergeht es nicht besser. Es scheint, als hätten ihre Angreifer nur darauf gewartet sie endlich verprügeln zu können. Vermutlich haben sie das auch.
Passanten, die ebenfalls im Einkaufszentrum sind, versuchen einzugreifen, haben aber kaum eine Chance. Ray und seine Jungs sind einfach zu stark und zu brutal.
Einige schmerzhafte Schläge später, können Hayden und Rick sich endlich von ihren Angreifern losreissen und eilen Joaquin zu Hilfe. Dieser blutet stark aus der Nase, sein linkes Auge ist zugeschwollen und er kann sich kaum mehr auf den Beinen halten. Verzweifelt versucht er die Schläge von Erkan abzufangen.
„Lass ihn sofort in Ruhe!", brüllt Rick ihn an. „Dafür war er viel zu frech zu mir", knurrt Erkan und holt zu einem weiteren Schlag aus. Auch Ray ist jetzt bei ihnen und unterstützt Erkan. Blitzschnell wirft Hayden sich vor Joaquin und fängt den Schlag ab. Schmerzhaft prallt die Faust an seinen Oberarm. Wütend holt Erkan zu einem weiteren Schlag aus, als Polizeisirenen ertönen. Sofort hält er inne. „Jungs, die Bullen kommen! Los verschwinden wir!" Ray und seine Kumpels lassen eilig von ihren Opfern ab und stürmen davon.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht reibt Hayden sich seinen Oberarm. Es tut höllisch weh. „Joaquin rührt sich nicht", erklingt Helens panische Stimme, „er stirbt!!" „Schnell, einen Krankenwagen", ruft Jack, während er einen Ärmel auf seine blutende Nase drückt.
„Der ist schon unterwegs!" Ein Passant rennt auf Joaquin zu. „Ich habe einen Erste-Hilfe-Kurs besucht." Er misst Jos Puls. „Sein Herz schlägt noch, aber sehr schwach!"
In diesem Moment stürmen Polizisten ins Einkaufszentrum und nehmen die Verfolgung der Flüchtenden auf.
Etwa eine Minute später tauchen Sanitäter auf und kümmern sich sofort um Joaquin. Ein weiterer Krankenwagen fährt vor und die Insassen hasten auf die Freunde zu und versorgen ihre Verletzungen.
Davon gibt es eine ganze Menge. Liv, Aleyna und Eric hat es am wenigsten getroffen. Sie haben lediglich ein paar blaue Flecken. Um Rick, Jack, Helen und Hayden steht es schlechter:
Rick hat ein blaues Auge und ihm ist schlecht, weil er einige heftige Tritte in seine Magengegend kassiert hat.
Jacks Nase blutet sehr stark und ist wahrscheinlich gebrochen.
Bei Helen fehlen einige Haarbüschel und sie humpelt aufgrund eines Trittes in ihren Oberschenkel.
Hayden reibt sich immer noch seinen Oberarm und sein rechtes Auge schwillt mehr und mehr zu. Ausserdem hat er eine Tiefe Platzwunde über dem rechten Auge.
Einige Zeit später verlassen die Krankenwagen mit dem schwerverletzten Joaquin, mit Jack und mit Hayden das Gelände. Der Rest bleibt mit den Polizisten zurück. Diese haben Ray, Erkan und Liam erwischt und verhaftet.
Ein dicker Polizist mit einem knallroten Kopf kommt auf die Freunde zu und wischt sich der Schweiss von der Stirn. „Jenssen mein Name. Wir nehmen euch jetzt alle mit auf den Polizeiposten. Dort werden eure Eltern informiert und eure Aussagen zu Protokoll genommen. Steigt dort hinten in die beiden Autos." Er zeigt auf zwei der Dienstfahrzeuge. Dann watschelt er davon um Zeugenaussagen von Passanten aufzunehmen.
„War das nicht der Polizist, den ich reingelegt habe, damit wir ins Archiv kommen?", flüstert Helen entsetzt. „Wenn der mich erkennt, bin ich geliefert!" „Der erkennt dich bestimmt nicht! Du hattest schliesslich dein Gesicht mit einem Schal verhüllt", beruhigt Rick sie. Helen nickt unsicher. „Na los steigen wir in die Autos", sagt Aleyna.
Im Polizeirevier werden ihre Personalien aufgenommen. Die Eltern von Liv, Aleyna und Eric werden informiert. Um Rick und Helen kümmert sich das Jugendamt. Die Beiden sind überhaupt nicht begeistert, denn sie haben keine Lust, in ein Heim gesteckt zu werden. Aber sie habe keine andere Wahl.
Als der Vater von Liv und Aleyna die Beiden abholt, ist er stinksauer. Auf dem Weg ins Krankenhaus zu Hayden schimpft er ununterbrochen. Die Mädchen stellen ihre Ohren auf Durchzug, denn der Ärger mit ihrem Vater ist ihr geringstes Problem. Viel mehr machen sie sich Sorgen um Jack und Hayden-aber vor allem- um Joaquin. Hoffentlich überlebt er und trägt keine bleibenden Schäden davon...!
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