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- Kapitel 34: Berg, Ade -

Nach dem Abendessen und einer kurzen Unterredung mit Izabela, bei der Asavi mit aller Überzeugung beteuerte, dass sie sich für ihre freche Art der vergangenen Tage entschuldigen wollte, saß sie mit Juraj im Bett und grübelte über ihr weiteres Vorgehen. Er hatte ihnen einen groben Übersichtsplan der unteren und oberen Ebenen des Schneebergs beschafft, doch Asavi merkte, dass immer noch etwas an ihm fraß.

Er starrte sie die ganze Zeit nachdenklich und leidend an, sodass sie schließlich mit einem Seufzen von den Plänen aufblickte und ihm mit dem Ende ihres Bleistifts in die Schulter pikste. »Also, spuck's aus. Was ist los?«

Juraj blinzelte den gequälten Ausdruck von seinem Gesicht und atmete tief durch. »Nichts.«

»Aber?«, forderte sie ihn ungeduldig dazu auf, weiterzusprechen. »Ist es das, was Arjan gesagt hat? Oder Zar?«

Juraj richtete seinen Blick erschrocken auf sie und blinzelte an ihr herab. Asavis Wangen fingen an zu brennen. Sie trug nur das federleichte Nachthemd, da sie sich nicht mit ihrer Alltagskleidung aufs Bett setzen wollte. Dafür war es ihr zu heilig. Nirgendwo sonst hatte sie je in so weichen Daunen geschlafen oder auf einer Matratze mit memory-foam gelegen, dass sie keinen einzigen Brösel der Verunreinigung in die Laken gelangen lassen wollte. Jetzt bereute sie diese Entscheidung allerdings ein klitzekleines Bisschen.

»Es ist nur«, sagte Juraj andächtig und wandte den Blick zur Seite, »dass ich nicht abstellen kann, was mir in meiner Entwicklungsphase aufgetragen wurde.«

»Eingetrichtert, fahr fort.«

Juraj unterdrückte ein halbes Lächeln, das sowieso sofort wieder verschwand. »Ich unterstehe Izabela und ihren Wünschen. Meine Aufgabe ist es, Luna-Major zu dienen. Ich gehorche meinen Vorgesetzten, so ist es schon immer gewesen und so muss es immer sein. Und jetzt ... zu gehen, das-«, er stockte und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, eine Geste, die Asavi nur darauf aufmerksam machte, wie durchtrainiert seine Arme waren, und sie rollte genervt von sich selbst mit den Augen.

»Das fühlt sich einfach nicht richtig an«, schloss Juraj ermattet.

Asavi seufzte leise und steckte sich das Ende ihres Bleistifts wieder in den Mund, um daran herumzukauen. »Ist das hier der rechte Augenblick, um Grundsatzdiskussionen zu führen? Wenn das alles stimmt, was Arjan erzählt hat und du ernsthaft bestätigst, was Zar widerfahren soll, dann müssen wir ihn zeitnah da rausholen.«

Juraj druckste herum. »Es geht dir hier nur um Zar?«

»Und Arjan«, ergänzte sie und spuckte einen abgekauten Splitter des Stifts auf den Boden. Sie musste ja wirklich nicht so tief sinken und Bleistifte fressen.

»Was ist so verkehrt daran, hierzubleiben und deine Freiheit zu genießen?«

Asavis Augenbrauen schossen in die Höhe. »Dein Ernst?«

Juraj hob eine Schulter und bedachte sie erneut derart intensiv aus seinen tiefblauen Augen, dass sie den Saum ihres Nachthemdes unbewusst tiefer über ihre Schenkel zog.

»Ich war frei, da draußen«, erklärte sie energisch und deutete mit dem Stift über ihre Schulter auf den Balkon. »Hier drinnen bin ich eine Gefangene.«

Juraj nickte leicht. »Geht es um deine körperliche Autonomie?«

»Was?«, entfuhr es Asavi eine Oktave zu hoch und sie verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke. »Woher hast du das denn?«

Er hob die Schultern. »Na ja, ich habe den Auftrag, dafür zu sorgen, dass unser Erbgut das Überleben der Menschheit sicher stellt. Im Grunde hast du in dieser Hinsicht kein Mitspracherecht. Das stelle ich mir als freiheitsbeschneidend vor.«

Asavi verschluckte sich gleich nochmal und wedelte Jurajs Hand hustend fort, mit der er ihr auf den Rücken klopfen wollte. »So, wie du das formulierst, klingt's ja nur halb so schlimm«, ächzte sie und wischte sich die Tränen des Hustenanfalls aus den Augen. »Aber ja, ist wohl ein Teil dessen, warum ich mich hier nicht sonderlich wohl fühle. An dem Bett kanns ja nicht liegen.«

Jura bedachte sie eingehend. »Hast du nie das Gefühl, etwas Falsches zu tun?«

»Oh mein gott, ständig«, winkte sie ab. »Ich habe, seit ich denken kann immer nur alles falsch gemacht. Angefangen bei dem Verrat an meiner Henne Pilpi, die ich gegessen habe, über das Saufgelage und das äh ... Bettgeflüster mit Tibor Kovács bis hin zu dem Tag, an dem ich Zar getroffen habe. Und weil ich meinen Opa nicht gerettet habe und meinen Papa zum Sterben zurückgelassen habe. Viele, viele Fehler.«

Juraj sah sie bestürzt an. »Ich wollte nicht-«

Asavi winkte ab. »Hast du nicht. Was ist es denn genau, das dir hier das Gefühl gibt, etwas Falsches zu tun, hm? Fangen wir vielleicht damit an.«

Juraj holte tief Luft und blickte auf seine makellosen Hände hinunter. »Im Grunde«, gestand er zerknirscht, »dass ich mich meinen Anordnungen widersetze.«

Asavi versuchte, einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, und lehnte sich ein Stück nach unten. »Also weil du mir meine äh ... körperliche Autonomie zugestehst, fühlst du dich schlecht, ist es das?«

Juraj schüttelte den Kopf, hob dann die Schultern. »Nein, ja, vielleicht? Nein. Eigentlich nein. Ich bin für dich da, das ist der Kernauftrag. Und wenn du etwas nicht willst, dann wäre es falsch, es trotzdem zu machen. Aber es nicht zu machen, steht in Konflikt mit dem Auftrag, dich zu schwängern.«

Asavi presste ihre Handflächen aneinander und hob sie vor ihren Mund. »Okay. Wow.« Die Hitze kroch ihr über den gesamten Körper. »Können wir bitte nie wieder so davon sprechen? Super. Na dann lösen wir das Problem eben an seiner Wurzel.«

Juraj hob skeptisch den Blick und musterte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen. »Und wie?«

»Indem ich dir einen Auftrag erteile, den wir über alle andern stellen. Immerhin sollst du mir ja in sämtlichen Aspekten zu Diensten sein?« Juraj nickte. »Fantastisch. Also wäre es okay für dich, wenn ich dir sage, dass du von jetzt an nur noch für mich arbeitest? Alles, was dich kümmern muss, hat mit mir zu tun. Und wenn ich dann sage, dass Izabela mein Leben bedroht, bedeutet das, dass du ihre Befehle in den Wind schießen kannst, weil mein Befehl Vorrang hat und du mich ja beschützen sollst.«

Juraj starrte sie einige Momente schweigend an. »Das geht?«

Asavi stieß ein hysterisches Lachen aus. »Na klar, warum auch nicht? Wir machen unsere eigenen Reglen, ist das nicht urcool?«

Juraj betrachtete sie eindringlich und sein Blick bohrte sich in ihren, sodass sie unfähig war, wegzusehen. Ein bisschen unheimlich war es ihr schon. Juraj leckte sich über die Unterlippe und nickte dann mit konzentriert zusammengezogenen Augenbrauen.

»Abgemacht.«

»Das geht mit deinem Gewissen klar?«, krächzte Asavi mit belegter Stimme und räusperte sich umgehend.

Juraj bestätigte, ließ sie aber weiterhin nicht aus den Augen. Es kam ihr so vor, als könnte sie erkennen, wie sich seine Synapsen hinter seinen atemberaubenden Augen neu formierten, Izabelas absurde Aufträge hinaus kickten und stattdessen wie bei einem sprachgesteuerten Computer ihre Stimme einspeicherten.

»Dann hätten wir deine Gewissensfrage geklärt?«

Über Jurajs Gesicht huschte ein verwegenes Lächeln, das sie an ihm noch nie gesehen hatte. »Definitiv.«

»Prima, dann widmen wir uns wieder unserem Fluchtplan?«

»Jawohl.«

Das Wichtigste war Vega zuvorzukommen. Ein Vorhaben, dass sie möglichst zeitnah in Gang setzen mussten. Juraj hatte zwar nicht die Rechte eines Offiziers oder gar Admirals, aber er konnte dennoch so tun, als hätte er diese. Es hatte nicht viel Nachforschungen bedurft, um festzustellen, dass Vega die ihr zustehende Mahlzeit noch nicht eingenommen hatte. Was hinter ihrem Zögern lag, konnte sich Asavi nicht erklären. Dieser Umstand unterlag aber stündlichen Änderungen und darüber zu grübeln, warum Vega der Appetit vergangen war, änderte nichts daran, dass ihnen die Zeit davonlief. Angeblich, wenn man den Logbüchern der Wachstation traute, befand sie sich seit über einem Tag nicht einmal im Berg. Ihr Code zeigte an, dass sie die Basis der Varai gestern Nacht verlassen und bisher noch nicht wieder gekommen war.

Juraj bestand darauf, dass sie sich wenigstens einige Stunden lang hinlegte und ausruhte, während er alles vorbereitete. Sie gab ungern nach, ließ sich dann aber von Jurajs gestresstem Gesichtsausdruck erweichen.

»Ich mach das hier nur für dich«, sagte sie düster und setzte sich auf die Bettkante.

Juraj atmete fest aus, zögerte aber, sich auf den Weg zu machen. Er stand unschlüssig vor ihr und beobachtete sie dabei, wie sie ihre Beine unter die Decke schob.

»Was denn? Schneller gehts nicht«, maulte sie.

»Darf ich dich küssen?«

Die Frage erwischte Asavi so unvorbereitet, dass nicht einmal die Entdeckung von Luna-Major unter dem Berg mithalten konnte. »Was?«

Juraj blinzelte einmal zur Zimmerdecke und rang kurz die Hände. »Ob ich dich küssen darf.«

Asavis Herz fing an zu flattern und sie saß wie versteinert auf der ultraweichen Matratze. Unbedingt, dachte sie und starrte unverwandt auf Jurajs leicht zusammengepresste Lippen. »Ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist«, krächzte sie allerdings und zog sich die Decke um die Hüften.

Juraj richtete seinen Blick auf sie. »Wieso nicht?«

»Weil«, räusperte sie sich, »das ziemlich wahrscheinlich zu sehr nicht jugendfreien Aktivitäten führen würde, an die ich nicht einmal denken darf, wenn ich mich hier gleich für ein paar Stunden ausruhen soll.«

Juraj verzog nachdenklich die Augenbrauen. »Ich verstehe. Ich dachte bloß, ich frage.«

Asavi zwang sich dazu, sich hinzulegen. »Das ist richtig toll. Gut gemacht, ich bin stolz auf dich«, sagte sie nervös und schielte zu Juraj.

Dieser kniff seine Augen zusammen und musterte sie leicht verstimmt. »Du klingst eben sehr sarkastisch.«

Asavi fing hysterisch zu lachen an. »Nein, ich meins dieses Mal tatsächlich ernst. Danke.«

Juraj nickte, drehte das Licht aus und machte sich an die Arbeit.

Es war finstere Nacht und laut der digitalen Uhr auf dem Nachtkästchen knapp nach Mitternacht, als Juraj Asavi aus einem viel zu kurzen Schlummer weckte. Obwohl sie ihre Bedenken über eine erholsame Rast gehabt hatte, war sie trotzdem wie ein Stein ins Koma gefallen. Kurz nach dem Aufwachen schämte sie sich ein bisschen dafür, sogar so gut geschlafen zu haben, dass ein Sabberfleck auf ihrem Polster zurückgeblieben war. Juraj, ganz der Gentleman, ignorierte diesen jedoch und ließ sie aufstehen.

Sie schlüpfte rasch in Leggins, Bluse und die Ganzkörper Pilotenuniform in marineblau und war zehn Minuten später aufbruchsbereit. Juraj wirkte im Gegensatz zu seiner vorherigen Unschlüssigkeit lässig und bereit, gegen sämtliche Regeln zu verstoßen. Er trug seine beiden Pistolen startklar um die Hüften geschlungen und reichte ihr einen Waffengurt samt schickem Oberschenkelholster, wie sie ihn schon bei Zar und Csaba gesehen hatte. Das Anlegen des Gurtes war allerdings nicht so intuitiv, wie sie anfangs gedacht hatte, und Juraj kam ihr zu Hilfe.

»Wir gehen zur Wachstation, um die Freigabecodes der Gefängnisebene zu bekommen«, erklärte er. »Es wird nichts Schlimmes passieren, aber ich werde Gewalt anwenden müssen, um den diensthabenden Kommandanten zum Schweigen zu bringen.«

»Zum Schweigen bringen?«, fragte Asavi nach und beäugte die Pistolen an seinem Gürtel.

»Willst du, dass ich ihn töte?«

Asavi blickte erschrocken in sein Gesicht, das aber ehrlich interessiert aussah. »Äh. Nein. Nein, das wird nicht notwendig sein.«

Juraj nickte. »In Ordnung. Mit der Freigabe können wir zu dieser Stunde, ohne großen Verdacht zu erwecken, in die Gefängnisebene gelangen. Die Schlüssel zu den Verliesen zu bekommen wird ein wenig trickreicher sein. Daher meine Frage an dich.« Er hielt seine Handflächen parallel zueinander vor seinen Körper und blickte sie ernst an. »Habe ich die Erlaubnis zu schießen?«

Asavi blinzelte ihn perplex an. »Nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig wird«, sagte sie unbehaglich.

Juraj nickte auch daraufhin. »Ich bin Pilot«, stellte er in den Raum, wartete, bis Asavi nickte und fuhr dann fort. »Da wir aber vermutlich nicht viel Zeit haben, nachdem wir den Kommandanten ausgeschaltet haben, sehe ich in dem Fenster, das uns bleibt, keine gute Chance mit Arjan, der in seiner körperlichen Verfassung nicht auf einen langen Fußmarsch durch den Berg gerüstet ist, zurück in die oberen Ebenen zu gelangen.«

Asavi nickte und machte eine rudernde Handbewegung, damit er weitersprach.

»Daher schlage ich vor, dass wir auf die untere Ebene ausweichen und ein Bodenvehikel für unsere Flucht entwenden.«

Asavi biss sich auf die Unterlippe und kaute nervös darauf herum. So viel taktisches Gefasel hatte sie noch nie zuvor gehört und es verwirrte sie ein wenig. »Aber wenn es stimmt, was du über Vega und die anderen Engelsdamen gesagt hast, dann müssen wir so schnell wie möglich so viel Abstand zwischen uns und Izabela bringen, wie wir können. Wir sollten wirklich den Hubschrauber nehmen. Wie groß ist das Zeitfenster?«

Juraj nickte mit nur einer minimalen Verzögerung. »Eine Wachablöse findet alle halben Stunden statt. Spätestens dann wird man den diensthabenden Kommandanten finden und Alarm schlagen.«

Asavi atmete tief durch. »Wir werden trotzdem zu den Hubschraubern gehen. Es gibt doch Aufzüge?«

Juraj legte den Kopf schief. »Wir könnten ein wenig Zeit aufwenden und neben den Freigabecodes für das Gefängnis, auch die Schlüsselkarte des Wachaufzugs sicherstellen.«

»Klingt nach einem Plan«, grinste Asavi.

»Es macht die Sache aber auch riskanter. Wenn man uns erwischt ... ich gehe davon aus, da du Izabelas Tochter bist-«

»Erinnere mich nicht daran.«

»Tut mir leid. Man wird nicht sofort auf uns schießen, das könnte uns einen taktischen Vorteil verschaffen. Du hast gesagt, du könntest mit Waffen umgehen?«

Asavi schielte erneut auf seine Pistolen und dann auf die dubiose, schwarze Sporttasche neben ihm am Boden.

»So ungefähr.«

Juraj wühlte in der Tasche herum und beförderte eine Pistole und ihr automatisches Gegenstück hervor. »Welche ziehst du vor?«

Asavi stieß die Faust in die Luft und deutete erwartungsvoll auf die Pistole. »Aber wenn das hier vorüber ist, will ich, dass du mir das Schießen mit einer Automatikwaffe beibringst.« Die einzige Erfahrung in dieser Hinsicht war ihre gescheiterte Flucht mit Zar. Hätte er ihr ein wenig genauer erklärt, wie man mit so einer irrsinnigen Waffe umging, dann hätte sie bestimmt auch die Reifen von Csabas blödem Van getroffen.

Juraj lächelte erfreut und nickte. »Jawohl. Dann lass uns jetzt zu Phase eins übergehen.«

»Fantastisch.« Asavi wünschte der Berg-Suite mit einem Mittelfinger Adieu.

Juraj hatte ihr seine Pilotenjacke gegeben, die sie sich sicherheitshalber anziehen sollte, um die Waffen zu verdecken, die sie laut Izabelas Zuchtplänen gar nicht besitzen durfte. Die Jacke war ihr natürlich viel zu groß und selbst mit hochgekrempelten Ärmeln fühlte sie sich wie ein Kindergartenkind. Diese Empfindung schmälerte das triumphierende Gefühl, Izabela einen Strich durch die Rechnung zu machen, leider erheblich.

Juraj führte sie unbemerkt in Ebene zwei und nutzte dafür vorwiegend die Wartungskorridore, in denen sich lediglich Elektriker, Installateure und Mechaniker im Nachtdienst aufhielten, die weder Jurajs Waffen noch Asavi einen zweiten Blick schenkten.

Sie erreichten den Ausgang auf Ebene zwei und Juraj hielt sie kurz an. »Hast du Angst?«

Asavi blinzelte irritiert zu ihm nach oben. »Wovor denn?«, flüsterte sie zurück und befummelte die Pistole in ihrem Oberschenkelholster. Das Gewicht war sogar tröstlich erdend. »Das erste Mal, seit Izabela Zar und mich aus dem Wald gefischt hat, fühle ich mich gewappnet.«

Juraj betrachtete sie eingehen und lächelte dann verlegen, wie er es immer tat, wenn ihm ein sozialer Umstand nicht geheuer war. »Das ist sehr merkwürdig«, sagte er leise und warf einen Blick auf seine Uhr. Neben den Waffen hatte er ihr auch ein Funkgerät an den Gürtel geheftet, mit dem sie sich zur Not verständigen konnten, wenngleich Asavi sicher war, dass – sollte der Fall eintreten, Gebrauch davon machen zu müssen – es ohnehin keine Rolle mehr spielte, ob sie einander erreichten. Vermutlich landete Juraj dann als Nachspeise auf Vegas Menükarte.

»Was daran ist denn bitte merkwürdig? Und meinst du, dass das hier der richtige Augenblick ist, das zu diskutieren?«

»Tut mir leid«, flüsterte er und verzog die Augenbrauen. »Ich bin sehr überrascht, wie leicht du das hier alles auf die Schultern nimmst. Man hat mich nicht auf dieses Szenario vorbereitet.«

»Wieso?«, schnaubte Asavi. »Hätte ich dir als Nervenbündel hysterisch weinend in die Arme fallen sollen?«

»So ungefähr, ja.«

Asavi rollte mit den Augen. »Okay. Kann ich ja nach unserer Flucht immer noch machen, wenn dir das ein Gefühl der Kontrolle gibt.«

Juraj starrte sie überrumpelt an. »Wird es denn notwendig sein?«

Asavi seufzte verärgert und winkte ab. »Sollten wir nicht deinen Wachkumpan ausschalten?«

Juraj nickte und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu.

Asavi folgte ihm geduckt in den schwach beleuchteten Korridor, der zum Wachraum führte. Soweit sie das System verstanden hatte, war es nicht notwendig, mehrere Soldaten abzustellen, da diese ausnahmslos von Luna-Major erschaffene Männer waren, die – anders als Juraj - ohnehin nur einem Befehl zu folgen hatten. Ein Fehler von innerer Loyalität war daher gerechtfertigterweise ausgeschlossen. Die unbekannte Variable in der Gleichung war bloß Asavi und Jurajs zwielichtiger Auftrag, der leider ein zu großes Schlupfloch aufwies, an das nicht einmal Izabela gedacht hatte.

Sie war doch nicht so blitzgescheit, wie Arjan das angedeutet hatte. Nein, Izabela war sogar ziemlich blöd, dachte Asavi bei sich, während sie im Schatten zwischen zwei Lampen darauf wartete, dass Juraj den Wachmann ausschaltete.

Da die Vorderwand des Raumes aus Glas bestand, sah Asavi durch die offenen Rollläden eine Kontrollkonsole, an der ein Typ saß und desinteressiert an irgendwelchen Dateien auf seinem unscharfen Bildschirm herumtippte. Neben ihm führte eine geschlossene Türe in den eigentlichen Kontrollraum.

Juraj marschierte einfach hinein, als hätte er nichts weiter, als seinen Schlüssel liegen lassen. Der Wachmann, der in seinem Alter war, blickte gerade noch rechtzeitig von seinem Bildschirm auf, dass er merkte, wie Juraj an ihn herantrat. Keine Sekunde später packte Juraj seinen Nacken, knallte den Kopf des Nichtsahnenden heftig auf die Tischplatte und fing seinen schlaffen Körper behutsam auf. Asavi stieß einen gezischten Fluch aus und blickte sich paranoid und ein wenig erschrocken um. Er war effektiv, das musste man ihm lassen. Juraj legte den Bewusstlosen auf den Boden und winkte sie zu sich.

»Lebt er noch?«, flüsterte sie und deutete auf den armen Mann, nachdem sie sie zu ihm gehuscht war.

»Ja, alles in Ordnung«, bestätigte Juraj und machte sich an der Tür in den Kontrollraum zu schaffen. »Suchst du bitte nach seiner Schlüsselkarte? Er sollte sie am Körper tragen.«

Asavi nickte und hockte sich andächtig vor den Bewusstlosen auf die Fersen. Juraj verschwand im Kontrollraum und ein Blick genügte, um zu erkennen, dass die Überwachungskameras dahinter weniger Privatsphäre versprachen, als sie anfänglich geglaubt hatte. Nicht nur erhaschte sie Blicke auf die Krankenstation und die Mensa, sondern auch auf einen Fitnesssaal, Versammlungszimmer, Korridore und sogar einzelne Zimmer. Ihre Haut fing bei dem Gedanken zu prickeln an, dass diese Kerle hier vielleicht sogar in der Lage gewesen wären, ihr beim Schlafen zuzusehen. Oder Juraj und ihr bei anderen Aktivitäten.

Energisch wühlte sie sich durch die unzähligen Taschen der Uniform und tastete die schlaffen Gliedmaßen des Wachmanns ab, bis sie unter seinem Hemd einen verdächtigen Gegenstand ertastete. So wie Izabela vor ein paar Tagen, trug auch er seine Schlüsselkarte um den Hals und beinahe hätte sie aufgelacht. Natürlich trug er sie um den Hals. Das Gleiche hatte sie schließlich auch mit dem Mitarbeiterausweis ihrer Mutter gemacht, weil das einfach jeder so machte.

Sie fädelte das Band aus seinem Kragen und zog es ihm über den Kopf. »Juraj. Ich hab sie.«

Asavi schob sich mit einem Blick über die Schulter in den Kontrollraum und spähte auf die Kamerabildschirme, die mit einer flimmernden roten Zwei gekennzeichnet waren. Laut ihrem Zeitplan hatten sie noch genügend Zeit, aber irgendetwas stimmte nicht.

Juraj stand über einen Bildschirm gebeugt und tippte auf dem Touchscreen herum, scrollte durch eine Liste, die einem Logbuch glich, und fluchte leise. Asavi warf einem der Überwachungsbilder einen genauen Blick zu.

»Vega dürfte vor einer Stunde zurückgekommen sein«, sagte Juraj. »Und ist direkt zu den Verliesen gegangen.«


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