Kapitel 8
Ohne Jacken gingen wir nach draußen, ein leichter Regen fiel aus den wenigen Wolken die am Nachhimmel standen. Ally führte mich zu einem See, es war ein lang gezogener See an dessen Ufer dichtes Schiff und Bäume die Ränder säumten.
Erst nach ein paar Minuten fiel mir auf, dass es derselbe See war vor dem ich mich manchmal vor Ally versteckt hatte. Wir waren jetzt nur auf der gegenüberliegenden Seite. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so nah an ihrem Haus war. Wir waren keine 10 Minuten gelaufen.
Die ganze Zeit schon hielt sie meine Hand in ihrer fest umschlossen, ich hatte aufgehört an Zufälle zu glauben. Ich würde ihr wohl eh folgen ganz egal wo sie mit mir hingehen würde.
Mein Blick richtete sich auf die unruhige Oberfläche des Wassers. Tausend kleine Tröpfen ließen die Oberfläche immer wieder aufwirbeln und es sah fast aus als würde sie ein wenig tanzen. Bis auf den Regen der auf das Blätterdach der Bäume trommelte und das leise Wiegen vom Schilf im Wind war es hier still. Kein Vogel, keine Menschen kein gar nichts. Nur ich mit meinem Herzschlag und Ally, die ruhig neben mir atmete.
Dieser feuchte angenehme Geruch, des duftete nach Nacht und Natur. Nach den Bäumen die hier standen, dem See, dem Regen und den Gräsern. Es war alles so vertraut, wir setzten uns ins feuchte Gras und sahen einfach auf das Wasser.
Ally richtete sich ein wenig mehr auf und streckte die eine Hand aus, „Da, da vorne bin ich vor 10 Jahren fast ertrunken. Ich weiß bis heute wie es sich angefühlt hatte als sich meine Lungen mit Wasser füllten. Es hatte sich angefühlt als würde es jeden Zentimeter von mir ausfüllen, es zog mich nach unten. Ich dachte niemand würde meine gurgelnden Hilfeschreie hören, ich dachte damals ich würde sterben. Die Schwärze des Sees würde mich verschlingen und für immer gefangen halten. Aber jemand hatte mich bemerkt, er hat mich gerettet und aus dem Wasser gezogen. Aber bis heute habe ich Angst davor, Angst vor dem Wasser." Meine Hand umschloss ihre und mein Daumen strich tröstend über ihren Handrücken. Sie sollte nicht wieder weinen, dieses wunderschöne und so starke Mädchen neben mir sollte nicht wieder weinen.
„Lil, es gibt da etwas was ich dir sagen muss." sie biss sich leicht auf die Unterlippe atmete tief durch.
„Was musst du mir sagen?"
„Bitte, bitte versprich mir, dass du nicht sauer sein wirst." Ich schwieg einen Moment lang und nickte dann einfach, ich würde ich alles versprechen. Und trotzdem spürte ich ein Ziehen in meiner Brust, ich hatte irgendwie Angst. Angst davor was sie jetzt gleich sagen würde.
Sie seufzte und fuhr dann fort „Auf der Party im Schwimmparadies, ich war da nicht so betrunken. Zumindest nicht so sehr wie ich es dir vorgespielt hatte."
Mein Herz setzte einen Moment aus. Mein Verstand schaffte es nicht zu verstehen was diese Worte gerade bedeuteten. „Du kannst dich an alles was wir gesagt haben erinnern?" fragte ich noch immer in meiner leichten Schockstarre gefangen.
Sie nickte leicht. Wir schwiegen.
„Du hast mich da gefragt ob ich dir beibringen kann zu schwimmen." stellte ich leise für mich fest und schien erst jetzt zu verstehen was ihre Worte damals bedeutet hatten.
„Du verstehst jetzt was ich meine oder?"
Ich nickte leicht und meinte aber leise „Ja, ich glaube schon. Aber ich glaube ich kann es selber nicht mehr. Ich kann nicht mehr schwimmen. Es hat mich so sehr in die Tiefe gezogen, dass ich keine Luft bekommen habe. Ich dachte ich würde ertrinken, ich weiß nicht ob ich mich noch ins Wasser wagen würde."
„Dann brauchen wir beide wohl einen Schwimmkurs." Ally lächelte leicht und auch ich musste schmunzeln, obwohl die Umstände wohl kaum so lustig waren.
Sie ließ meine Hand los und zog mich in ihren Arm, ich spürte ihre nassen Klamotten und die leichte Wärme die sie ausstrahlte. Sie roch nach Zigaretten und grünem Tee. Tief einatmend nahm ich es trotz der Gerüche dieser Regennacht so klar war, als gäbe es keinen einzigen anderen Geruch als den von Ally.
„Vielleicht müssen wir auch selber lernen wie man schwimmt." murmelte sie leise und sah mich aus ihren leuchtenden Augen heran. „Vielleicht sollte ich endlich aufhören in meinem eigenen Gedankenchaos zu ertrinken. Ich sollte endlich das sagen, was ich schon die ganze Zeit sagen möchte und nicht nur das womit ich mich von meinen Gedanken ablenke. Vielleicht ist es an der Zeit aufzuhören Angst vor dem Ertrinken zu haben..."
Ihr ruhiger Blick schweifte von mir über den weiten See hinaus. Meiner richtete sich auf den Himmel. Auf die wenigen Sterne die wie kleine Diamanten in den Wolkenlücken hervor funkelten. Zum Mond der weiß und hell am Himmel hing und für uns diese Nacht erhellte.
Noch immer fiel der Regen in grauen Fäden auf den See herab und wirbelte die sonst so ruhige Oberfläche auf, dass sie fast zum Leben erweckt wurde.
Ich atmete tief durch. „Und ich sollte aufhören, Angst vor dem Tauchen zu haben. Einfach einen Sprung ins kalte Wasser riskieren. Ich sollte aufhören mit dem Strom zu schwimmen und mich tragen und treiben zu lassen. Ich muss jetzt wohl auch eigenständig schwimmen lernen."
Sie lächelte mich an „Das klingt sehr gut, Lil."
„Ally?"
„Ja?"
„Lass mich bitte nicht allein. Kannst du bitte bei mir bleiben?"
Sie drehte leicht den Kopf, sah mich an und ich spürte eine ihrer Hände auf meiner Wange. Sie kam mit ihrem Gesicht näher zu meinem und sah mir direkt in meine grünen Augen.
„Ich bleib bei dir versprochen."
Ich schloss leicht die Augen und spürte dann zum aller ersten Mal ihre Lippen auf meinen.
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Wer das Original kennt, dem dürfte gerade in diesem Kapitel auffallen dass hier Teile zitiert wurden. Ich war der Meinung, dass bereits im Original hier die richtigen Worte gefunden wurden ich hoffe ihr seht das auch so.
Wenn nicht, dann schreibt in die Kommentare warum, würde mich interessieren.
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