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Das rote Taschentuch

„Es ist nicht die Zukunft, vor der du Angst hast. Es ist die Angst, dass sich die Vergangenheit, die dich verfolgt, wiederholt."

Meine Grandma liebte Verse und Redewendungen aller Art. Besonders liebte sie es aber, mir diese abends vorzulesen. Deshalb hatte ich ihr extra ein Sprüche Buch zum Geburtstag besorgt. Natürlich hatte mir Tante Gudrun, Grannys beste Freundin, dabei geholfen. Auch an diesem Abend hörte ich ihr wieder aufmerksam zu. Ich lag in meinem Bettchen, und meine Augen waren bereits fest geschlossen. Meine Ohren hingegen lauschten dem lieblichen Klang ihrer Stimme. Nur ein trockener Husten durchbrach hin und wieder die einschläfernde Atmosphäre. Grandma hatte oft Husten. Deswegen bekam sie manchmal auch Halsschmerzen. Einmal hatte sie nachts einen so starken Anfall bekommen, dass ich davon wach wurde. Daraufhin war ich leise in die Küche geschlichen und beobachtete wie Granny sich ein Taschentuch vor den Mund hielt. Die alten Dielen unter meinen nackten Fußsohlen knarzten verräterisch. Erschrocken über das plötzliche Geräusch, starrte sie in meine Richtung, drehte sich dann aber blitzschnell von mir weg, so als ob sie etwas vor mir verbergen wollte. Granny klang als hätte sie sich verschluckt. Sie stieß ein paar Mal heftig auf und sagte schließlich mit gedämpfter Stimme:

>>Geh wieder zurück ins Bett, Kind! << Ich hörte den Deckel des Mülleimers zuklappen. Das Taschentuch vor Grandma Mund war verschwunden. Scheinbar hatte sie es weggeworfen. Granny legte sich die Hand auf die Brust, sie musste Schmerzen haben. Gebeugt ging sie an mir vorbei und ich sah ihr mit großen Augen hinterher. Bei jedem Schritt verzog sie schmerzerfüllt das Gesicht. Sie schien mit sich selbst beschäftigt, sodass sie mir kaum Beachtung schenkte. Ich hatte Angst, denn so kannte ich Grandma nicht.

Als sie in ihrem Schlafzimmer verschwunden war, tapste ich hinüber zum Mülleimer. Neugierig, wie ich nun mal war, hob ich den Deckel an und entdeckte ein zusammengeknülltes Taschentuch an dem Blutspritzer klebten.

Nach dieser Nacht hatte ich öfters im Mülleimer nachgeschaut, hatte dort aber nie wieder blutige Taschentücher gefunden. Trotzdem machte ich mir Sorgen. Doch Granny sagte immer, dass es ihr gut ging. So ganz konnte ich ihr das nicht glauben. Aber mir wurde schon früh beigebracht, dass man keine Lügen erzählen sollte. Also musste sie ja die Wahrheit sagen. Doch ich war zu müde, um mir weiter darüber Gedanken zu machen. In einer mollig warmen Decke eingehüllt, glitt ins Land der Träume.

Grandmas alter Van schlängelte sich die schmale Landstraße entlang. Wir fuhren durch Felder, winzige Dörfer und dicht bewachsene Wälder. Mum hatte das Fenster runter gekurbelt. Es ging ein leichter Wind, Grillen zirpten und Vögel sangen. Wir waren auf dem Weg nach Cokeworth. Dort lebte Granny. Meinen Eltern schien es dort allerdings nicht zu gefallen. Mehrmals hatte Daddy meine Grandma schon überreden wollen, von dort weg zu ziehen. Es gebe dort nur identisch aussehende Reihenhäuser aus Backstein, die zu allem Überfluss auch noch in der Nähe eines verschmutzen Flusses lagen. Granny gefiel es jedoch dort.

Friedlich lag ich in meiner Babyschalle, lauschte dem unverständlichen Gebrabbel meiner Eltern und schaute hoch in den blauen Himmel. Plötzlich jedoch wurde ich mit einem Ruck nach vorne gerissen. Ein Ohrenbetäubender Lärm ertönte. Kurzzeitig schien ich zu schweben, bis ich wieder hart in meine gepolsterte Schale gedrückt wurde. Jemand schrie. Ich weinte...

>>Hermine! << Erschrocken schlug ich die Augen auf.

>>Nur ein Traum! Alles nur ein Traum! <<, flüsterte ich panisch. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass es kein Traum war. Der Unfall war real, genauso wie der Tod meiner Eltern.

Vor mir auf der Kante meines Bettes saß Granny. In ihren Augen lag Sorge. Granny fragte nicht, da sie genau wusste wovon ich auch diese Nacht wieder geträumt hatte. Vorsichtig zog sie mich in ihre Arme. Lange lauschte ich ihrem Herzschlag, bis sich mein eigener wieder beruhigt hatte.

>>Versuch noch etwas zu schlafen, okay? <<, sagte sie nach einer Weile des Schweigens. Zögerlich nickte ich und kuschelte mich wieder in meine Decke.

Leise zog Granny die Tür hinter sich zu, schloss sie aber nicht vollständig. Das kleine Nachtlicht auf dem Schreibtisch sorgte dafür, dass kleine Sterne an der Decke tanzten. Fast jede Nacht träumte ich von dem tragischen Unfall meine Eltern. Ich selbst konnte mich zwar nicht daran erinnern, da ich noch ein Baby gewesen war, doch ich hatte Granny oft Löcher darüber in den Bauch gefragt. Sie selbst sprach nur höchst widerwillig über meine Eltern. Es stimmte sie traurig und manchmal weinte sie auch, weshalb ich, als ich älter wurde, es unterließ nach ihnen zu fragen. Zu Weihnachten hatte mir der Weihnachtsmann dieses Nachtlicht geschenkt. Granny nannte es die Anti-Alptraum-Lampe. Ich liebte sie über alles. Vor allem das leise Surren wenn sie sich drehte. Es half mir dabei ganz schnell wieder einzuschlafen, wenn ich mal einen schlimmen Traum hatte.

...

In genau zwei Monaten war mein zehnter Geburtstag. Obwohl er noch in weiter Ferne lag, freute ich mich jetzt schon darauf. Übermütig sprang ich neben Granny hin und her. Es waren Sommerferien und ich hatte meine Grandma überreden können, mit mir in den Park zu gehen. Dort gab es einen herrlichen Teich, auf dem mehrere Enten lebten. Wir hatten auch extra ein paar Brotscheiben eingesteckt. Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel, weshalb sich Granny auf einer Bank im Schatten niederließ. Freudig rannte ich zum Ufer, an dem auch schon mehrere Enten lagen und friedlich schliefen. Als sie mich jedoch endeckten, flatterten sie eilig in Richtung Wasser davon. Nur eine Ente blieb zurück. Ihr Flügel stand in einem merkwürdigen Winkel ab, weshalb sie nicht wie die anderen davon fliegen konnte. Besorgt ging ich in die Hocke und beobachtete das Tier genauer.

>>Du Arme! Was ist denn bloß mit dir passiert? <<, sprach ich sorgenvoll und näherte mich vorsichtig. Schnatternd wich die Ente zurück. Nachdenklich legte ich die Stirn in Falten und überlegte, wie ich ihr helfen konnte. Da kam mir auch schon eine Idee. Ich zog aus meiner Tasche die Brotscheibe hervor und zerkrümelte sie in keine Bröckchen. Sicher könnte ich damit die Ente heran locken. Ich verstreute einige um mich herum und wartete geduldig. Nur zögerlich kam das verletzte Tier auf mich zu und schnappte nach dem ersten Brotkrumen. Schweigend beobachtete ich, wie sie der ausgelegten Krümelspur folgte. Ihren Flügel hatte sie dabei zwar halbwegs eingeklappt, trotzdem sah es über alle Maßen schmerzhaft aus.

>>Das arme Entchen<<, dachte ich. Es tat mir furchtbar leid.

Ganz langsam streckte ich die Hand nach ihr aus. Ich wünschte mir sehnlichst, dass das Tierchen wieder gesund würde. Es sollte wieder fliegen können, so wie seine Freunde. Und da passierte es... Plötzlich streckte sich der Flügel der Ente wie von Geisterhand aus, knackte einmal kurz, ehe er sich wieder entspannt einklappte. Wild schnatternd watschelte das verschreckte Tier Richtung Teich, ehe es beide Flügel ausstreckte und zu seinen Kameraden flog. Mit großen Augen sah ich ihr hinterher.

>>Granny, hast du das gesehen? <<, rief ich freudig aus und wandte den Kopf in Richtung der Bank auf der Grandma saß. Ich war überrascht, als ich neben ihr einen ganz in schwarz gekleideten Mann stehen sah. Er hatte dunkle, schulterlange Haare, ein blasses Gesicht und eine fürchterlich krumme Nase. Offensichtlich tuschelten die beiden miteinander. Kannte Grandma etwa diesen Fremden? Ich beobachtete wie der Mann im schwarzen Mantel sich zu Granny runterbeugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Plötzlich traf mich sein Blick. Seine stechenden Augen sorgten dafür, dass ich eine Gänsehaut bekam.


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