"Wir reden nicht über Heime, okay?", sagte er leise. Aber eben dieses lauernde machte die ganze Erscheinung noch gefährlicher. So schnell wie möglich nickte ich. Ich hatte recht gehabt, er war auch in einem Heim aufgewachsen. Oder hatte zumindest eine schlechte Beziehung zu solchen Häusern. Aber ich wollte ihn damit nicht herausfordern. Jetzt, wo er nach meinem Nicken schon wieder viel entspannter aussah, winkte er mich zu sich. Mein plötzliches Zögern konnte ich gar nicht verstehen. Ich wollte gleichzeitig nichts lieber als näher bei ihm sein, andererseits beschlich mich die Angst. Was wollte er von mir? Er ließ mir Zeit und achtete extra nicht weiter auf mich, sondern lief nach hinten weiter in das Wohnzimmer. Dadurch erkannte ich, dass er sich tatsächlich Kaffee gemacht hatte. Wie konnte er jetzt ruhig Kaffee schlürfen? Zumindest roch es jetzt überall nach Kaffee und ich bekam schrecklichen Durst. Wo hatte er meinen Rucksack hingelegt? Hatte er sich ihn angesehen? Hatte er auch geschlafen? Oder was hatte er sonst gemacht während ich geschlafen hatte? Wie viele Stunden war er schon hintereinander wach? Wie spät war es überhaupt? Schnell folgte ich ihm in das Wohnzimmer, als ich hörte, dass er den Fernseher eingeschaltet hatte. Wollte er sich etwa ansehen wie weit die Polizei bei der Fahndung nach ihm war? Genau das wollte er. Ich hatte nur einmal den Aufruf nach einem Raynard Waits Ausschau zu halten im Fernsehen beobachtet. Das war in irgendeinem Laden gewesen. Ich hatte mir nicht so viel daraus gemacht, aber immerhin hatte ich ihn gestern Abend doch noch erkannt. Oder sollte ich lieber sagen heute Morgen ganz früh? "Weißt du wer damit beauftragt worden ist mich zu finden?" Ich wusste es nicht, woher sollte ich auch, aber er antwortete schon für mich. "Bosch. Harry Bosch." Aus seiner Stimme klang keinerlei Verachtung, so wie ich dachte, dass er sie für die Polizei hätte, aber ich konnte auch nicht sagen was er stattdessen fühlte. Gefühle sah ich bei ihm nicht. Er hatte keine.