Kapitel 36 - Landung in Afrika
Pablo beugt sich über mich und will mich küssen. Aber ich drehe den Kopf bei Seite und weiche ihm aus. "Nein, nicht."
Pablo lässt von mir ab, steht auf und streicht sich über die Haare. Er räumt die restlichen Figuren ein und packt das Schachbrett weg.
Ich stehe auf und atme tief durch. Auf keinen Fall darf ich seinem Charme verfallen. Nicht schon wieder.
Die kurzen, schönen Augenblicke sind vermutlich nur schwache Momente von ihm. Oder bloß da, um mich wieder ins Bett zu kriegen.
Seufzend streiche ich über meine Kleidung. "Hast du Tee oder Kaffee da?"
"Ich mache dir einen Tee."
Erleichtert atme ich auf, setze mich wieder auf den Sessel und schaue aus dem Fenster. Mein Schlafrhythmus ist wieder völlig im Eimer. Am besten gehe ich kurz vor Sonnenaufgang nochmal für ein oder zwei Stunden ins Bett.
Nach wenigen Minuten kommt Pablo wieder und stellt die Tasse vor mir ab.
Er reicht mir noch eine Fernbedienung und deutet auf den Fernseher an der Wand zum Cockpit. "Ich geh schlafen. Schau ruhig noch etwas fern. Ein paar Filme sind auf der Festplatte gespeichert."
"Okay. Gute Nacht."
Pablo streichelt kurz über meine Schulter und unternimmt zum Glück keinen weiteren Versuch, mir nahe zu kommen. Er greift nach seinem Smartphone und geht in den hinteren Bereich.
Ich probiere vorsichtig von dem Tee. Da er aber noch zu heiß ist, schalte ich den Fernseher ein und durchsuche die Auswahl an Filmen.
Bud Spencer... Bud Spencer... Noch mehr Bud Spencer... Oh, wie überraschend, weitere Westernfilme. Danach kommen einige Actionfilmreihen. Lethal Weapon, Stirb Langsam, James Bond, Mission Impossible und sogar Indiana Jones. John Wick, Need for Speed und
sogar... Urks, Transformers.
Ich nippe am Tee und suche weiter. Nach dieser Art von Actionfilmen ist mir aktuell nicht. Aber weiter unten kommen einige Filme von Marvel. Endgame habe ich nie gesehen. Dann also das.
Den Ton drehe ich so weit runter wie es geht. Und weil ich danach noch nicht müde bin, schaue ich mir noch Black Panther an. Chronologisch zwar nicht richtig, aber was solls.
Anschließend noch Ant Man. Dann reicht es aber auch. Trotzdem schaue ich der Neugierde wegen noch durch die weiteren Titel und muss laut lachen, als ich etwas finde, das hier überhaupt nicht nicht hinpasst. Titanic. Echt jetzt? Das passt irgendwie nicht zu Pablo.
Ich schalte den Fernseher aus und werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach vier Uhr in der Früh. So langsam werde ich wieder müde und schaue zur Couch auf der rechten Seite. Eine Drehung und ich lande auf dem Boden. Noch dazu ist es zu kühl, ohne Decke.
Leise gehe ich ins Schlafzimmer rüber, ziehe mich kurz um und lege mich unter die Bettdecke. Pablo schläft tief und fest. Ich entspanne mich etwas und schlafe wenig später ein.
...
Sanfte Küsse auf meinem Nacken wecken mich und ich drehe mich auf den Rücken.
Pablo streicht eine Strähne aus meinem Gesicht. "Guten Morgen, Sonnenschein."
Sonnenschein? Nicht seiner! "Sind wir schon da?"
"Bald. In der nächsten halben Stunde." Pablo beugt sich über mich und küsst meinen Hals, wandert mit den Lippen tiefer und legt eine Brust frei.
"Vergiss es. Du hast zwei gesunde Hände."
"Eine Woche war vereinbart, Clara. Eine Woche ohne Wenn und Aber, keine Einschränkungen."
"Ja, der Sex wurde von der Liste schon abgehakt. Vergessen?"
Er legt seine Lippen auf meine Brustwarze und knabbert sanft daran. Mit der freien Hand öffnet er deinen BH und massiert danach die andere Brust. Sofort zieht es verlangend in meinem Unterleib und mein Herzschlag kommt kurz aus dem Takt.
Seine Berührungen entfachen ein Feuer in mir und meine Atmung beschleunigt leicht.
Pablo fährt mit seiner Hand an meiner Seite entlang bis zu meiner Taille. "Wer sagt denn, dass das nur einmal auf der Liste stand? Um genau zu sein sind zwei Mal sogar schon gestrichen worden."
Ich muss stark bleiben, auch wenn ich mich gerade schrecklich danach sehne. Ob die Drei-Monats-Spritze wirkt, weiß ich nicht mit Gewissheit und eine Schwangerschaft wäre fatal. "Dann kannst du es jetzt auch wieder streichen."
"Muss ich dich dazu zwingen?" Pablo lässt von mir ab und sieht mir fest in die Augen.
Ich schlucke schwer. Ich muss mich zusammen reißen. Ich muss ihn von mir wegstoßen. Aber mit Gewalt... Ich könnte auch einfach die Augen zumachen und es über mich ergehen lassen. "Ich will das nicht, Pablo."
Er lässt komplett von mir ab und geht in das kleine Bad neben dem Schlafzimmer. Schnell springe ich aus dem Bett und ziehe mich an, gehe danach in den vorderen Bereich und starre aus dem Fenster.
Einige Minuten später kommt Pablo ebenfalls in den Wohnbereich. Ich weiche seinem Blick aus und gehe ins Bad, um mich frisch zu machen. Da Pablo neulich davon sprach, dass der Wassertank nicht ganz voll sei,
mache ich nur eine Katzenwäsche und putze mir die Zähne.
Als ich zurückgehe, hat Pablo sich angeschnallt und ich spüre nun selbst, dass sich der Flieger im Ladeanflug befindet.
"Die Start- und Landebahn ist ziemlich kurz", erklärt er nüchtern.
Heißt also, wenn er sich schon anschnallt, dann sollte ich das auch tun. Also setze icj mich und lege den Bauchgurt um. Die Maschine geht noch ein Stück tiefer und es rüttelt recht unangenehm. Und dann zieht die Maschine plötzlich wieder hoch und startet noch mal durch.
Ich schließe im Stillen mit dem Leben ab und spüre regelrecht, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Das brauche ich echt nicht noch mal. Aber immerhin bin ich nun hellwach.
Der zweite Landeversuch glückt allerdings reibungslos. "Der Start geht dann aber einfacher, ja?"
Pablo lacht kurz, nimmt den Gurt ab und steht auf. "Meistens schon."
Ich löse den Gurt und stehe auf. Afrika... Ich frage mich, was Pablo hier will. Aber das wird er mir schon früh genug sagen. Immerhin erwähnte er schon in Boston, dass es nach Afrika geht.
Pablo öffnet die Tür und ich stelle mich hinter ihn. Sofort schlägt mir die schwüle Hitze entgegen. In Brasilien war es schon schlimm, aber hier ist es noch heftiger.
Das zweite, was mir auffällt, sind die hohen Mauern und die Stacheldrahtzäune. In regelmäßigen Abständen ist das Warnzeichen für Strom angebracht.
Ich hebe argwöhnisch die Augenbrauen. "Hast du aus den Filmen nicht gelernt, dass man keinen Jurassic Park baut?"
"Oh, primär sind die Zäune da, um uns vor den Gefahren außerhalb zu schützen. Eingeborene, Wilderer und einzelne Clans, die immer wieder Angriffe versuchen", antwortet er sachlich. "Ach ja, wilde Tiere habe ich fast vergessen.
" Und sekundär?"
"Es gibt immer mal wieder Schmuggel oder Fluchtversuche."
Zögernd folge ich ihm die Treppe herunter und sehe mich dabei um. Die hohen Aussichtstürme fallen sofort auf. Wie in einem Gefängnis. Und die Männer, die dort oben stehen, halten Maschinengewehre in den Händen.
Pablo wird von einem Jeep abgeholt. Er springt auf und zieht mich mit hoch. Ich sitze noch nicht mal richtig, da fährt der Wagen direkt wieder los.
Während wir vom Landefeld wegfahren, sehe ich hier und da ein paar kleinere Fördertürme, die von großen Bäumen verdeckt werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dort nicht stehen, um Schatten zu spenden, sondern um aus der Luft zu verstecken, dass es sie gibt.
Überall laufen Leute herum, meist nur dünne, kurze Hosen, die an den dünnen Beinen schlackern. Viele von ihnen - Männer wie Frauen - sind jedoch nackt.
Zwei größere, massive Häuser stehen in einer Art Zentrum. Darum erstrecken sind mehrere Holzhütten. Der Zustand dieser Hütten ist aber noch schlimmer als in Brasilien. Große Feuerstellen zwischen den Hütten. Ziegen, Kühe und andere Tiere kann ich hier und da sehen. Und nur wenige, sehr wenige Kinder. Anders, als in Brasilien, wo sie scharenweise herumliegen. Allerdings tragen sie neben kurzen Hosen auch T-Shirts.
Der Jeep hält und Pablo hilft mir auszusteigen. Er geht auf das rechte Gebäude zu. Da sie mit Stein gebaut wurden, stechen sie besonders hervor. Hier verstecken sich die wenigen Kinder jedoch vor Pablo. Und mir.
Mein Blick geht wieder zu den Fördertürmen. Unwahrscheinlich, dass er hier Kohle abbaut. Es gibt viele Rohstoffe in Afrika. "Du hast eine Goldmine?"
"Diamanten, Schatz. Viel lukrativer."
"Oh ja, natürlich." Ich gebe mich nach außen hin völlig gelassen, während ich innerlich entsetzt bin. Er hat ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass er reich ist. Aber nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass er eine scheiß verdammte Diamantenmine hat! Meine Finger tasten nach dem Anhänger auf meiner Brust. Ja, irgendwie habe ich damit gerechnet, dass der Engel echt ist. Aber die Steine darin... Wurden sie hier gefunden?
Pablo öffnet die Tür am rechten Gebäude mit seinem Fingerabdruck. Das Gebäude ist klimatisiert.
Auf dem kurzen Weg hierher habe ich meine Klamotten nass geschwitzt. Und nun bekomme ich sofort eine Gänsehaut.
Pablo geht einen langgezogenen Flur entlang und ich folge ihm. Dabei betrachte ich kurz die weißen Wände und das grelle Licht, das mich an ein Krankenhaus erinnert. "Was ist das hier?"
"Das Verwaltungsgebäude und die Schleiferei. Diamanten dürfen nicht mehr in Rohform das Land verlassen."
"Und wie schmuggelst du sie dann aus dem Land?"
"Völlig legal über ausländische Käufer, Tochterfirmen und ortsansässige Banden."
"Das... Das hier ist legal?"
"Alles von der Regierung genehmigt."
Mir bleibt kurz die Spucke weg. "Du beutest ihr Land aus."
Pablo hebt nur leicht die Schultern. "Und sie lassen es sich gut bezahlen. Was hier im Norden der Elfenbeinküste passiert, das interessiert die feinen Herren nicht, die am Strand leben und sich dort ein feines Leben machen."
"Was ist mit den Menschen, die hier arbeiten?"
"Später." Vor einer Tür bleibt er stehen, wieder legt er den Finger auf einen Sensor und mit einem leisen Zischen öffnet sich die Tür. Wieder folge ich ihm.
Der Raum, den wir betreten, ist nach vorne und den Seiten hin völlig verglast. Auf einem großen Tisch in der Mitte des Überwachungsraums stehen einige Monitore, die meisten hängen jedoch von der Decke. Sie zeigen im Prinzip dasselbe, was ich durch die Fensterscheiben sehe.
Dutzende Menschen, zumeist Männer, sitzen an etwa dreißig hochmodernen Schreibtischen und schleifen die Diamanten. Sie tragen zwar Handschuhe und einen Mundschutz, ansonsten sind sie aber komplett nackt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro