Over and over again
Schreibwettbewerb: Schreibwettbewerb von eisbärlady
Thema/Genre: Fantasy
Stichwörter: Nebel, Vergangenheit, Wasser, Wettkampf
Anzahl Wörter: 2788
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Der Wecker klingelt unangenehm ins Ohr von Olivia. Sie räkelt sich kurz und bleibt noch einen Moment still liegen, bis sie aufgibt und den nervenden Wecker verstummen lässt. Gerne würde sie wieder einschlafen, schwingt aber ihre Beine über die Bettkante.
Der kalte Boden wünscht ihren Zehen einen guten Morgen. Aber er ist längst nicht so kalt wie das Wasser beim Duschen. Aus irgendeinem Grund, der Olivia nicht klar ist, will sich das Wasser einfach nicht erwärmen.
Fluchend, aber mit warmer Kleidung geht sie ins Erdgeschoss und macht sich ein kleines Frühstück. Ehe sie sich an den Tisch setzt, holt sie noch schnell die Post aus dem Briefkasten. Der Himmel ist wolkig-grau, obwohl es nicht nach Regen aussieht. Ungemütlich, findet Olivia. Schnell verzieht sie sich wieder ins Innere und macht sich einen Kaffee.
Sie schlägt die Zeitung auf. Hier schreiben sie über eine Abstimmung, dort wird eine Influencerin kritisiert. Doch dann wird sie auf einen kleinen Artikel aufmerksam:
Spurlos verschwunden – Frau wird vermisst
Olivia stockt und liest dann weiter.
Seit gestern wird eine Frau vermisst. Die 37-jährige Frau hatte zuletzt mit einer Angehörigen Kontakt, bevor sie verschwand. Nach mehreren unbeantworteten Anrufen verständigte die Angehörige die Polizei, welche bisher noch auch keine Spur der Vermissten fand. Das benutzte Fahrzeug wurde mehrere Kilometer vom Haus entfernt aufgefunden. Ermittlungen sind noch am laufen.
Diese Meldung scheint etwas in ihr auszulösen, denn ganz hinten in ihrem Unterbewusstsein will sich etwas an die Oberfläche drängen … doch sie schiebt diese Gedanken bei Seite, da sie gleichzeitig etwas Unangenehmes aus der Vergangenheit aufrufen, an das sie gerade nicht denken möchte. Sie fragt sich nur, was wohl dieser Frau zugestossen war. Sie ist im gleichen Alter wie Olivia, wird ihr bewusst.
Solche Dinge sind einfach schrecklich.
Im Gegensatz zu diesen Nachrichten ist ihr Leben gerade sehr still. Wortwörtlich. Ausser dem Scharren des Buttermessers ist nichts im Haus zu hören.
Sie vermisst ihre Frau Kassandra. Schon seit gestern ist sie bei der Arbeit. In diesem Moment ist sie wahrscheinlich auf Rhodos, denn sie arbeitet als Flugbegleiterin und ist oft einige Tage nicht zu Hause. Eigentlich hat sich Olivia in den vielen Jahren ihrer Ehe schon daran gewöhnt, aber gerade jetzt ist es besonders schwer, allein zu sein.
Sie ist auf der Jobsuche. Als freiarbeitende Journalistin hat sie es nicht leicht und sie wollte schon länger mal fest bei einer Agentur angestellt sein. Nur hatte sie bis jetzt bei ihrer Suche kein Glück.
Olivia seufzt und isst während dem Zeitunglesen ihre Toastbrote fertig. Was aktuell alles passiert, ist echt schlimm. Dafür beginnt sie ihren Tag nach dem Frühstück sehr entspannt. In den letzten Tagen hat sie ohne Unterbrechung nach Jobs gesucht. Heute nimmt sie sich vor, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Neben dem Journalismus ist sie leidenschaftliche Leserin, aber schreibt selbst auch gerne Texte oder Geschichten. Momentan nimmt sie online bei einem Wettbewerb teil, bei dem man innerhalb einer bestimmten Zeit ein ganzes Buch schreiben muss. Das ist das erste Mal, dass sie an einem grösseren Buchprojekt arbeitet. Sie hat schon länger nicht mehr daran geschrieben und hätte eigentlich nichts dagegen, diesen Wettkampf zu gewinnen. Ein kleines Preisgeld springt dabei nämlich auch heraus.
Schnell taucht sie wieder ins Schreiben ein und die Zeit vergeht wie im Flug. Sie macht sich ein schnelles Mittagessen und schreibt danach weiter. Ehe sie sich versieht, ist es schon später Nachmittag. In der vergangenen halben Stunde hat sie mangels Konzentration und Kreativität einige Male das WLAN absichtlich ausgeschaltet und dieses Dino-Game auf Google gespielt. Nun merkt sie, dass sie schreibmüde ist und es an der Zeit ist, aufzuhören.
Olivia klappt ihren Laptop zu und starrt nachdenklich ins Leere. Seit sie heute Morgen diesen Zeitungsartikel gelesen hat, ertappt sie sich zwischendurch dabei, wie sie an ihre ältere Schwester denkt. Nun ist es schon mehr als 30 Jahre her, seit sie spurlos verschwand. Wie diese Frau aus der Zeitung. Sie wurde nie gefunden, aber nach einiger Zeit einfach als tot erklärt.
Olivia steht auf und holt ein altes Fotobuch aus einem Schrank, welches ihre Eltern ihr schon vor Jahren geschenkt hatten. An dem Tag, als Yvonne verschwand, war Olivia nicht dabei, denn ihr Vater und Yvonne machten alleine eine Wanderung. Olivia war noch nie an dem Ort, wo Yvonne verschwand, auch später wollten ihre Eltern nicht erzählen, wo dieser Platz liegt. Und nun ist es zu spät, da sie beide vor einigen Jahren verstarben. Aber Olivia hat ein Foto von diesem Ort.
Sie lässt sich auf das Sofa nieder und blättert in den Seiten mit den eingeklebten Kindheitsfotos, bis sie dieses eine Bild findet. Dort steht Yvonne auf dem höchsten Punkt einer Brücke und lacht in die Kamera. Trotz des Nebels, welcher an diesem Tag in der Luft waberte, kann man sie gut erkennen. Olivia streicht vorsichtig über ihre Umrisse.
Ihr Vater erzählte, dass er seiner Tochter erlaubte, schon mal voraus zu gehen, während er noch einige Bilder von der Umgebung schoss. Als er ihr nach einer Weile folgen wollte, war der Nebel merkwürdigerweise verschwunden.
So wie Yvonne.
Nirgends konnte er sie finden, weder auf der anderen Seite, noch sonst irgendwo. Er rief die Polizei an und alles wurde für mehrere Tage abgesucht. Die Suche lief die nächsten Wochen und Monate, aber sie tauchte nicht wieder auf, auch ihre Leiche konnte nicht geborgen werden.
Olivia hat fast keine Erinnerungen an ihre Schwester, dazu war sie selbst zu jung, als diese verschwand. Doch das Gefühl, die Schwester nicht mehr an der Seite zu haben, ist schmerzhaft. Sie wünscht sich oft, es wäre anders gelaufen.
Plötzlich hat sie das Bedürfnis, das Bild in einen Rahmen zu legen, damit sie es aufstellen und öfters anschauen kann. Erst gerade neulich hat sie einen hübschen Bilderrahmen gekauft.
Behutsam zieht sie an einer Ecken des Bildes. Es löst sich langsam, bis es ganz ab ist. Aus einem plötzlichen Instinkt heraus dreht sie das Bild auf die Rückseite. Und da trifft sie der Schlag.
Obwohl das Papier ein wenig zerrissen ist, stehen dort einige Zahlen. Olivia erkennt sofort, dass es Koordinaten sind. Wahrscheinlich die Koordinaten dieses Ortes.
Olivia springt vom Sofa auf und holt ihr Handy. Auf Google Maps gibt sie diese Koordinaten ein, sucht, und … tatsächlich. Ein Ort taucht auf, mitten in einem Wald, und erstaunlicherweise nicht mal so weit entfernt …
Olivia versucht, ihre ganzen Gedankengänge im Kopf zu sortieren, was gar nicht so leicht ist.
Nach einigen Minuten hat sie sich etwas beruhigt. Zitternd wählt sie auf ihrem Handy die Nummer ihrer Frau, um sie anzurufen, welche direkt nach einigen Sekunden abnimmt. „Hallo Schatz“, ertönt ihre müde Stimme am anderen Ende der Leitung. Olivia erwidert: „Hey Schatz, du hörst dich erschöpft an …“ „Das bin ich auch“, meint Kassandra. Im Hintergrund sind einige Geräusche zu hören, welche von einem Flughafen stammen könnten. „Es fühlt sich so an, als hätte ich nicht nur ein holziges, steifes Piratenbein, sondern gleich zwei“, jammert sie leise. Olivia lacht nervös. „Ich werde sie dir massieren, wenn du nach Hause kommst.“
„Das könnte noch eine Weile dauern“, sagt Kassandra, aber ihre Stimme ist plötzlich besorgt. „Sag mal, ist bei dir alles in Ordnung? Irgendwie klingst du nämlich auch nicht gerade so, als würde es dir gut gehen …“
„Na ja, es geht so“, antwortet Olivia ehrlich und muss fest schlucken. Sie überlegt fieberhaft, ob sie Kassandra wirklich von ihrer Entdeckung erzählen soll. Vielleicht macht sie sich dann zu grosse Sorgen …
„Was heisst das, was ist passiert?“, fragt Kassandra, da Olivia einen Moment zu lange schwieg. Schnell meint diese: „Also, heute Morgen habe ich in der Zeitung über eine Frau gelesen, die gestern verschwunden ist … und das hat mich halt an Yvonne erinnert. Nun kann ich meine Gedanken einfach nicht mehr abschalten.“
„Scheisse“, flüstert Kassandra. „Ich wäre so gerne bei dir … brauchst du Ablenkung oder möchtest du darüber reden?“
„Nein, ist schon okay“, flüstert Olivia zurück. „Ich werde gleich noch eine kleine Spritztour unternehmen, das wird mich dann hoffentlich ablenken.“
„Ganz allein?“ Kassandra ist entsetzt. „Vor allem, da du noch die Sache mit Yvonne im Kopf hast … du musst mir versprechen, dass du aufpasst!“
„Natürlich werde ich das“, sagt Olivia mit fester Stimme, obwohl ihr Inneres das Gegenteil schreit. „So, wie ich es immer tue.“
„Gut, aber schreib mir trotzdem, sobald was ist“, meint Kassandra und Olivia hört immer noch die Sorge in ihrer Stimme. Die Hintergrundgeräusche werden lauter. „Ich glaube, ich sollte nun auflegen“, sagt sie bedauernd. Olivia nickt, obwohl Kassandra sie gar nicht sehen kann. Sie antwortet: „In Ordnung, ruh dich so bald wie möglich aus. Ich freue mich, wenn du wieder zu Hause bist!“
„Ich mich auch, vermisse dich schon.“
„Geht mir genau so.“
„Dann bis bald, ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch, tschüss!“, beendet Olivia das Gespräch. Sie ruft auf Google Maps eine Route auf. Nachdenklich starrt sie darauf, bis der Bildschirm dunkel wird, aber vor ihren Augen formt sich ein Plan.
Sie macht ein wenig Ordnung im Haus, zieht ihre Ausrüstung an und geht hinaus. In der Garage setzt sie sich auf ihr blau-schwarzes Motorrad, passend zu ihrer Ausrüstung. Ihr Handy platziert sie auf einem kleinen Gestell, welches sie extra mal montiert hatte. Kassandras und Olivias grosse Leidenschaft sind nämlich das Motorradfahren. Sie lieben es, gemeinsame Roadtrips zu unternehmen.
Sie setzt sich noch den Helm auf, dann startet sie den Motor und fährt langsam an. Da ihr Haus etwas abgelegen liegt, dauert es einen Moment, bis sie zur nächsten befahrenen Strasse kommt. Doch auch dort herrscht nicht viel Verkehr, bald wird die Sonne untergehen, obwohl man davon nichts merkt. Der Himmel ist noch ähnlich grau wie am Morgen.
Der frische Fahrtwind lässt sie vergessen, was sie hier tut oder wohin sie fährt. Seit sie diese Koordinaten gesehen hat, scheint alles so surreal zu sein, als ob sie träumen würde. Und sie ist sich nicht sicher, zu was ihre Entscheidungen sie bringen wird.
Es dauert trotzdem eine Weile, bis sie glaubt, ihr Ziel erreicht zu haben. Der Kiesplatz vor einem Waldrand ist wohl der nächste Parkplatz von der Brücke aus gesehen. Dadurch, dass sie von der Strasse her kommt und nicht durch den ganzen Wald marschiert ist, sollte der Weg bis zur Brücke auch nicht zu weit entfernt sein, hofft Olivia.
Sobald sie ihr Motorrad abstellt und auf beiden Beinen steht, verschwinden die Ruhe und Gelassenheit. Plötzlich muss sie an Kassandra denken. Während des Telefonats hat sie ihr nur die Halbwahrheit erzählt. Das Ziel und der Grund ihrer Tour hat sie verschwiegen. Im Nachhinein hat sie ein schlechtes Gewissen deswegen. Deshalb beschliesst sie, ihr kurz ihren Standort zu schicken, nur so zur Sicherheit. Aber auf ihrem Handybildschirm steht, dass sie keinen Empfang hat; grossartig
Die Bäume sind hoch und mächtig, bilden eine imposante Einheit. Eigentlich mag Olivia Wälder, aber momentan sehen die Schatten zwischen den Stämmen eher abschreckend aus. Aber es ist noch hell, deshalb wagt sie es und betritt den Waldweg.
Olivia hat mal gelesen, dass man schon nach kurzer Zeit im Wald viel ruhiger ist. Körper und Geist fühlen sich zwischen den Bäumen wohl und entspannen sich. Olivia hat dieses Phänomen schon oft erlebt und nun wird sie auch von diesem Gefühl übermannt, wie eine willkommene Umarmung. Irgendwie hat sie, seit sie den Wald von aussen sah, das Gefühl, er sei unheimlich. Aber in Wahrheit ist es einfach ein normaler Wald.
In diesem Moment realisierte Olivia nicht, dass der Wald nicht das Schlimmste an diesem Ort ist.
Der Pfad führt sie so lange durch das Grüne, bis er breiter wird und eine Linkskurve macht. Olivia wird von dem Gefühl beschlichen, dass sie nicht dort lang gehen sollte. Sie verlässt den Weg und stolpert einige Schritte durchs Gehölz, bis sie einen sehr schmalen und unscheinbaren Pfad entdeckt. Und der führt nach rechts.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen setzt sie den Marsch fort. Es ist schwierig, immer der richtigen Spur zu folgen, doch dann ist sie schneller am Ziel, als sie vermutet hatte. Der Anblick, der sich ihr bietet, lässt sie ein paar Schritte zurücktaumeln und es fühlt sich an, als ob die ganze Luft aus ihrer Lunge entweicht.
Dort steht diese Brücke.
Irgendwie sieht sie wie in ihren Vorstellungen aus, aber irgendwie auch nicht. Die Brücke verbindet zwei grosse Grasflächen miteinander, zwischen denen ein tiefer Graben ist. Olivia sammelt sich und tritt näher an den Graben, nur um festzustellen, dass er sehr tief ist und unten nur Dunkelheit herrscht.
Olivia dreht den Kopf nach links und rechts, aber der Graben zieht sich in die Länge, so dass sie die Enden nicht sehen kann. Auf der anderen Seite beginnt wieder der Wald, ganz gewöhnlich. Und die holzige Brücke sieht genauso aus wie auf dem Bild, sehr kuppelförmig rund, mit hohen Geländern, die voller Ranken sind.
Der einzige Weg weiter führt über diese Brücke, denkt Olivia und hat gleich mehrere Schweissausbrüche. Ihr Herz klopft wieder wie wild und am liebsten möchte sie umdrehen, doch da taucht ein Satz in ihrem Kopf auf, den diese Situation wohl sehr gut beschreibt: Es gibt keinen Weg zurück.
Sie reisst sich zusammen, denkt an Kassandra und Yvonne und geht auf die Brücke zu. Der erste Schritt auf der Brücke fühlt sich unglaublich schwer an. Sogleich knirscht das Holz des Balkens unter ihr – oder ist es die ganze Brücke, die ins Wanken gerät?
Tapfer macht sie einen Schritt nach dem anderen. In der Mitte, wo auch ihre Schwester stand und in die Kamera lachte, haltet sie an und dreht sich um. Der Mittelpunkt der Brücke ist wirklich hoch oben und von hier aus sieht sie alles aus einem anderen Blickwinkel. Aus Yvonnes Blickwinkel.
Als sie sich wieder umdreht und weitergeht, ist sie wie elektrisiert. Olivia hat das Gefühl, dass etwas von ihr Besitz ergreift und sie zum anderen Ende lockt. Ihr Blick ist starr auf die Schwelle des letzten Balkens auf die Grasfläche gerichtet. Nur noch einige Meter, dann ist sie dort. Die Anspannung in ihrem Körper sammelt sich, bündelt sich zu einem einzigen Energieballen, und dann tritt sie mit dem ersten Fuss auf das Gras …
… und der zweite Schritt besiegelt ihr Schicksal für immer. Doch das kann sie nicht wissen, so wie ihre Schwester es vor vielen Jahren auch nicht ahnte. Sie wussten beide nicht, dass die Brücke gefährlich wird, wenn Nebel auftaucht. Eigentlich sollte in diesen Momenten immer ein Schild mit einer Warnung vor der Brücke auftauchen. Doch dort, wo dieses Schild einst stand, war es schon lange nicht mehr. Ein Sturm hatte das Schild in die Tiefen des Grabens befördert, wo niemand es sah.
Wäre es noch dort gewesen, hätten sie folgende Warnung lesen können, welche in leuchtenden Buchstaben geschrieben steht:
„Betreten bei Nebel auf eigene Gefahr! Wer die magische Brücke des Neuanfangs bei Nebel, dem Element der Verschleierung und der Wiederholung, überqueren wird und die andere Seite erreicht, wird diesen verhängnisvollen Tag immer und immer wieder von neuem erleben, bis in alle Ewigkeiten.“
Nun, nachdem ein Mensch über die Brücke gegangen war und die Tat vollbracht war, löst sich das Schild wieder in Luft auf, deshalb wurde es bei der gründlichen Suche nach Yvonne auch nie im Graben gefunden. So, wie sich auch der Nebel von einem Schlag auf den anderen verzog. Denn … so hinterlistig diese Brücke auch ist, sie wird immer nur ein Opfer auf einmal ins Unglück ziehen.
Und auch Olivia verschwindet in diesem Augenblick. Sie ist wie in Luft aufgelöst und von dieser Brücke und dem Nebel verflucht.
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Der Wecker klingelt unangenehm ins Ohr von Olivia. Sie räkelt sich kurz und bleibt noch einen Moment still liegen, bis sie aufgibt und den nervenden Wecker verstummen lässt. Gerne würde sie wieder einschlafen, schwingt aber ihre Beine über die Bettkante.
Der kalte Boden wünscht ihren Zehen einen guten Morgen. Aber er ist längst nicht so kalt wie das Wasser beim Duschen. Aus irgendeinem Grund, der Olivia nicht klar ist, will sich das Wasser nicht erwärmen.
Fluchend, aber mit warmer Kleidung geht sie ins Erdgeschoss und macht sich ein kleines Frühstück. Ehe sie sich an den Tisch setzt, holt sie noch schnell die Post aus dem Briefkasten. Der Himmel ist wolkig-grau, obwohl es nicht nach Regen aussieht. Ungemütlich, findet Olivia. Schnell verzieht sie sich wieder ins Innere und macht sich einen Kaffee.
Sie schlägt die Zeitung auf. Hier schreiben sie über eine Abstimmung, dort wird eine Influencerin kritisiert. Doch dann wird sie auf einen kleinen Artikel aufmerksam:
Spurlos verschwunden – Frau wird vermisst
Olivia stockt und liest dann weiter.
Seit gestern wird eine Frau vermisst. Die 37-jährige Frau hatte zuletzt mit einer Angehörigen Kontakt, bevor sie verschwand. Nach mehreren unbeantworteten Anrufen verständigte die Angehörige die Polizei, welche bisher noch auch keine Spur der Vermissten fand. Das benutzte Fahrzeug wurde mehrere Kilometer vom Haus entfernt aufgefunden. Ermittlungen sind noch am laufen.
Diese Meldung scheint etwas in ihr auszulösen, denn ganz hinten in ihrem Unterbewusstsein will sich etwas an die Oberfläche drängen …
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A/N: Ich hoffe, dass dir die Geschichte gefallen hat. Einige Dinge sind (absichtlich) nicht ganz klar oder stehen noch offen und mich würde es interessieren, was du dazu denkst ... wenn du möchtest, kannst du dir zu den untenstehenden Fragen Gedanken machen oder einen Kommentar dazu hinterlassen. Ich würde mich freuen :)
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Wie oft hat Olivia diesen Tag wohl schon erlebt? Der Schluss der Geschichte ist genau gleich wie der Anfang, aber eigentlich könnte es doch sein, dass Olivia diesen Tag schon zwei Mal, fünfzig Mal oder gar tausend Mal erlebt hat?
Der Zeitungsartikel ist über Olivia geschrieben. Aber wie kann das sein? Wie konnte er aus der normalen Welt in ihre „Wiederholungswelt“ dringen? Ist es eine Warnung, die ihr vielleicht eines Tages die Augen öffnen könnten?
Befindet Olivia sich nach dem Vorfall bei der Brücke in einem Paralleluniversum?
Wer ist nun Schuld an dem ganzen Dilemma: Nebel oder Brücke?
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