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Kirschbaum

Schreibwettbewerb: Tintenkrieg - Ein Schreibwettbewerb

Autorin: Allie_Diane

Thema: Ein Künstler bemerkt, dass seine Kunst lebendig und magisch ist.

Anzahl Wörter: 2900

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«Farbe, die all Ihre Bilder zum Leben erwecken werden.»

Die Stimme des alten Mannes hallt durch Jonathans Kopf, als er einen Schritt zurücktritt und die bemalte Leinwand vor sich betrachtet. Zufrieden mustert er die Intensität der Farben, welche der Verkäufer ihm angedreht hatte.

Schon damals war ihm die warme Frauenstimme mit einem asiatischen Akzent aussergewöhnlich vorgekommen, wie sie ihm Auskunft über das Atelier «Kanzan» gegeben hat. Ganz mysteriös hat sie über die Wunder der Produkte erzählt. Ähnlich wie später, als ihm der kleinwüchsige Mann mit einem weissen Spitzbart das Sortiment präsentiert hat, war er fasziniert. Viele Farbgeschäfte hat er in seiner Künstlerkarriere bisher gesehen, und nun findet auch dieses Geschäft einen Platz in seinem Gedächtnis. Ganz einzigartig ist es gewesen, vollgestellt mit Farbregalen, vom Boden bis zur Decke.

Und mitten in dem Raum ist dieser Mann gestanden, der mit seinem wachen Blick Jonathan beobachtet hat. Seine eindringliche und leise Stimme hat über die Farben philosophiert. «Kaufen Sie, kaufen Sie - ich sehe, die Farben passen zu Ihnen, Sie passen zu der Farbe. Sie werden staunen, unsere Produkte wirken wie Magie.»

Doch nun ist Jonathan froh, dass man ihn überzeugt hat, die kleinen Tuben zu kaufen. Denn obwohl sie ihm ein kleines Vermögen gekostet haben, kann er über die Farbwirkung nur staunen.

Das fliederfarbene Kleid der jungen Dame, welche unter dem Kirschbaum mit der ausladenden Krone stand, wird gut zur Geltung gebracht. So wie auch die feinen Gesichtszüge des Mädchens, umrahmt von ihren braunen Locken, und die Schäfchenwolken am blauen Himmel. Jonathans Pinsel ist nur so über die Leinwand geflogen und er hat die zarten Kirschblütenblätter, welche von den Zweigen fallen und auf die detailgenaue Wiese landen, mit Fingerspitzengefühl gemalt.

Doch nun ist endlich der letzte Pinselstrich gezogen, und Jonathan ist froh darüber. Es ist schon spät und schon vor etlichen Stunden hat er das Licht anschalten müssen, da die Nacht hereingebrochen ist.

Er legt den Pinsel auf die Malerplatte ab und wischt sich die Hände an seiner farbbefleckten Malschürze ab. Dann kramt er sein Handy hervor und ist ganz erstaunt, da es schon lange nach Mitternacht ist. Eilig zieht er seine Schürze aus und klemmt sich die Malutensilien unter den Arm, um sie im angrenzenden Raum zu waschen.

Wie schnell doch die Zeit vergeht!, denkt Jonathan währenddessen und fühlt, wie seine Augenlider schwerer werden.

Er legt die Sachen zum Trocknen hin und huscht noch einmal in sein Malatelier, um die Lichter zu löschen. Versonnen bleibt er vor dem Bild stehen und weder kann, noch will das blubbernde Glücksgefühl unterdrücken, das sich in dem jungen Künstler breitmacht; wie jedes Mal, wenn er vor einer bemalten Leinwand steht.

Doch dann stutzt Jonathan. Verwirrt runzelt er die Stirne, denn es sieht von seinem Standort so aus, als ob die Farbe schon getrocknet ist. Aber ... das ist schlichtweg nicht möglich!

Er tritt einen Schritt näher, um mit dem Finger über die Farbe zu streichen, doch - tatsächlich, er hat sich nicht getäuscht. Die Farbe ist vollständig getrocknet und bleibt nicht an seiner Haut haften.

Ganz erstaunt überprüft er jedes Fleckchen auf dem Bild, doch wo auch immer er mit dem Finger über das Bild streicht - die Farbe ist trocken.

Er schüttelt den Kopf und will nach eine der neuen Farbtuben greifen, als ihn ein Geräusch davon abhaltet. Erstarrt horcht er in die Stille und glaubt, sich verhört zu haben. Aber zu seiner eigenen Beunruhigung hört er es nach einigen Sekunden erneut; ein leises Kichern.

Erschrocken zuckt Jonathan zusammen und wirbelt herum. Er sieht sich im Raum um. Sein Blick gleitet über die überfüllten Wandschränke und sich vor Last biegenden Regale mit Malutensilien und aufgestellten Leimwänden in allen Formen, die an den freien Wänden und unter dem Fenster lehnen. Vieles wirft Schatten in den Raum, doch Jonathan sieht trotzdem kein mögliches Versteck für eine erwachsene Person. Ein kalter Schauer läuft ihm den Rücken herunter.

Und da ist wieder dieses Kichern, unheimlich hallend in dem Raum. Jonathans Herz klopft wie wild und Panik erfüllt ihn.

«Wer ist da?» Er schnappt sich einen Besen, der neben der Leinwand steht, und hält ihn vor sich hin. «Ich bin bewaffnet!» Der Besen zittert in seiner Hand.

Wieder geschieht nichts, bis ein dünnes Stimmchen erklingt. «Eine feine Waffe tragen Sie bei sich.»

Er fährt herum, blickt fieberhaft in alle Ecken, doch er sieht niemanden. Und vom anliegenden Zimmer kann die Stimme nicht kommen; sie ist zu nah.

Adrenalin rauscht durch die Adern des jungen Mannes und Jonathan ist nun wieder hellwach. Er atmet schwer und bringt nur mit Mühe ein «Wo?» heraus.

Wieder ein Kichern. «Blicken Sie nach hinten.»

Reflexartig dreht er sich um. Das Bild starrt ihm entgegen. Und zwei Augen eines hübschen Mädchens. Sie lächelt und zwinkert ihm zu. «Wohl wahr, hier bin ich.»

Mit einem Satz stolpert er nach hinten, fühlt noch, wie seine Fersen an etwas stossen, dann fällt er. Schmerzhaft brechen Leinwände mit einem knirschenden Krachen unter und über ihm zusammen, sodass er inmitten eines holzigen Haufens liegt.

Schliesslich ist es komplett ruhig. Jonathan fühlt sich benommen und ist nicht sicher, ob er noch bei Sinnen ist.

Nach einigen Augenblicken richtet er sich mühsam auf. Er kann wieder normal hören, das Blut rauscht nicht mehr so laut in seinen Ohren. Die gebrochenen Holzrahmen haben seinem Rücken wehgetan und Jonathan ist erleichtert, dieser ungemütlichen Position zu entkommen. Er schafft es, mit Hilfe des Besens, den er auch zu Boden gerissen hat, sich auf zwei Beine zu manövrieren. Dann richtet er den Blick nach vorne und läuft wie ferngesteuert zum Bild.

Wie gelähmt bleibt er dann stehen. Das Mädchen mit dem fliederfarbenen Kleid schaut ihn aus freundlichen Augen an und kichert dieses leise Kichern, welches ihn zu Tode erschreckt hatte. «Sie müssen mich entschuldigen, es war nicht in meiner Absicht, dass Sie sich wehtun.»

Ein mitfühlender Zug legt sich in ihr Gesicht. «Haben Sie sich arg verletzt?»

Als er nicht reagiert, seufzt sie. «Na, ein Dummerchen wie ich verliert schnell die Beherrschung, wenn es so gekitzelt wird, wie Sie es an den Tag gelegt haben.» Wieder lässt sie ihr Kichern ertönen und plappert dann weiter. «Da war mein Lachen nicht aufzuhalten! Und es sah einfach zu goldig aus, wie Sie sich mit diesem Feger verteidigen wollten! Eine Weile ist's her, seit ich mich das letzte Mal so amüsiert habe!»

Jonathan bemerkt erst jetzt, dass er den Mund vor Staunen weit geöffnet hat. Er legt sich die Hand an die Stirn und starrt auf die bewegenden Kirschblütenblätter, die er nun erkennen kann. «Ich muss träumen», murmelt der Künstler mehr zu sich selbst.

Das Mädchen schüttelt den Kopf. Ihre Locken wippen dabei sanft hin und her. «Nein, in der Tat nicht», antwortet sie Jonathan und mustert ihn. «Sie sehen nicht so aus, als ob Sie sich im schlafenden Zustand befinden würden.»

Das stimmt tatsächlich, sein brauner Wuschelkopf ist noch verstrubbelter als sonst und sein bleiches Gesicht sieht aus, als hätte er eine Karaffe Kaffee in einem Zug geleert.

«Aber das ist unmöglich», murmelt er und hebt seine Stimme. «Ich muss verrückt geworden sein!»

Haareraufend betrachtet er das lachende Mädchen und wie sie vor Belustigung ihren Rock schüttelt. «Verzweifeln Sie nicht, Künstler!», sagt sie und macht einen höflichen Knicks. «Ich kann Ihnen gar wohl beweisen, dass Sie Ihrer Wahrnehmung noch trauen können!» Feierlich streckt sie ihre zierliche Hand zu ihm aus. «Keine falsche Scheu, ergreifen Sie sie nur.»

«Ich check das alles nicht mehr», murmelt Jonathan, «Nun gehts meinen Ohren bald wie dem von Van Gogh.»

Er denkt noch, dass das nicht der Realität entsprechen kann, dann fixiert er die Hand im Bild vor sich.

Für einige Sekunden lang ist Jonathan beschämt, wirklich die Hand auszustrecken, doch nur Millimeter bevor seine Fingerspitzen auf den Punkt des Bildes treffen, wo die Handfläche des Mädchens ist, fühlt er sich ganz benommen. Ein Sog scheint ihn zu ziehen und er verliert das Gleichgewicht. Zentimeterweise von seinen Fingerkuppen bis zu den Zehenspitzen macht sich das Gefühl in ihm breit, als ob er in kaltes Wasser taucht. Benebelt sucht Jonathan nach Halt, und kann sich an etwas festhalten ... es ist warm. Und fühlt sich an wie eine Hand.

Das Nächste, was er bewusst mitbekommt, ist ein dumpfer Aufprall und ein spitzer Aufschrei. Danach ist es ruhig. Er merkt, wie Wärme wie von einer Sonne über seinen Körper kriecht und es heller ist als vorhin.

Als er sich gesammelt hat, bewegt er langsam seine Gliedmassen. Er blinzelt und schlagt die Augen schliesslich vollständig auf. Ächzend stemmt er sich hoch und schafft es irgendwie, sich in eine aufrechte Position zu bringen.

Und dann sieht er sich zum ersten Mal um.

Die Grashalme kitzeln an seinen Handflächen. Eine Wiese erstreckt sich unendlich weit, über ihr der blaue Himmel, die Sonne und die Schäfchenwolken, die im Schneckentempo vorbeiziehen. Einige Meter von ihm entfernt steht ein mächtiger Kirschbaum, der die Äste weit in den Himmel hinaufreckt, um die Wolken zu küssen. Zartrosa Blüten fallen hinunter und bilden auf der Wiese ein kreisrundes Bett.

Doch das sonderbarste von allem sitzt direkt vor ihm; das Mädchen des Bildes.

Sie sitzt dort, als echte, lebendige Person, mit ihrer Porzellanhaut und dem neckischen Lächeln. Ihr Kleid ist wie ein Fächer um sie herum ausgelegt. Vor Schreck rutscht Jonathan einige Meter nach hinten. «Wo ... w-wo bin ich?! Wer bist du und warum siehst du aus wie ... das k-kann nicht sein ... wie bin ich ...?»

Sie lacht und erhebt sich, den Rock würdevoll glattstreichend. «Fragen über Fragen, Künstler», antwortet sie und läuft auf ihn zu. Je näher sie kommt, desto bewusster wird Jonathan, dass sie tatsächlich echt ist - das Mädchen aus dem Bild.

Sie kichert, als errate sie seine Gedanken. «So manche kann ich Ihnen beantworten, doch zu anderen weiss auch ich keinen Rat. Gewisse Dinge sind einfach so, wie sie sind.»

Mit einer gewissen Eleganz lässt sie sich neben ihn auf den Boden fallen. Jonathan zuckt ein wenig zusammen. «Ist das ... echt?»

Sie nickt. «Ja, all dies entspricht der Realität. Sie bilden sich nichts ein, und es ist ebenfalls nichts falsch mit Ihnen.» Plötzlich klingt sie ernst.

«Das heisst, ich bin in mein eigenes Bild ... eingetaucht?», schlussfolgert Jonathan das Unfassbare. Erneut bestätigt sie seine Vermutung mit einem Nicken.

«Wow.»

Sie schweigen, und Jonathan versucht die Situation zu verarbeiten. Am liebsten würde er wieder ausflippen und dieser verzerrten Realität widersprechen, doch er weiss, er muss Ruhe bewahren und herausfinden, was los ist.

«Aber wie kann das sein», fragt er weiter. «Das entspricht doch nicht den natürlichen Gesetzen!»

«Nun, keine Menschenseele hat Ihnen gesagt, dass diese Sache hier natürlich ist, nicht wahr?»

«Nein ...»

«Na, sehen Sie», meint das Mädchen zufrieden grinsend. «Dies hier ist absolut magisch und nicht natürlich.»

Baff starrt Jonathan in ihre haselnussbraunen Augen und versucht herauszufinden, ob das stimmt, was sie da sagt. Magie, denkt er, das gibt's doch nicht in Echt.

«Und wo ist das hier?»

«Im Zeitlosen», antwortet das Mädchen geheimnisvoll. «Das alles hier wäre nicht da, wenn es nicht einmal Ihrer Fantasie entspringen würde. Ich existiere schon seit einer gewissen Zeit, schon bevor Sie mich gemalt haben. Doch seit Sie mich durch Farbe auf die Leinwand gebracht haben, bin ich auch für Sie sichtbar. Jedoch ... Ihr Unterbewusstsein hat mir schon das Leben geschenkt, bevor Ihre Fantasie überhaupt gewusst hat, dass sie mich einmal malen wird.»

Jonathan schwirrt der Kopf. «Du meinst, du warst schon da ... also du warst schon eine Idee zum Malen, bevor ich sie ... hatte?" Ihm ist das alles zu viel. «Du warst schon immer ... da?»

«So ist es», lächelt sie.

«Was ist mit meinen anderen Bildern? Sind sie auch alle schon da gewesen, bevor ich sie erstellt habe?»

«Ja, natürlich. Jedes Bild, jedes Kunstwerk, das einer kreativen Ader entspringt, ist schon da. Schon lange, bevor Sie es machen werden. Es ist vorbestimmt, verstehen Sie? Manche Dinge passieren einfach und sind bestimmt zu erleben, zu fühlen, auf die Leinwand zu bringen. Auch Bilder, die Sie erst in fünf, zehn Jahren auf Papier bringen werden, sind schon da ... in irgendeiner Form, irgendwo schon.»

«Aber wie», murmelt er zu sich selbst. Dann springt er plötzlich auf und dreht sich im Kreis. «Aber das kann doch nicht unendlich sein!»

Bevor sie Jonathan aufhalten kann, beginnt er zu rennen, auf die grüne Fläche hinaus. Und gerade, als er denkt, dass das hier tatsächlich endlos sein müsse, knallt er gegen etwas und landet im Gras.

Einstein hat mit der grenzenlosen Fantasie wohl doch nicht so recht.

Jonathan bleibt auf dem Rücken liegen und starrt in den Himmel. Vorsichtig setzt er sich auf und erwartet, ein Hindernis vor sich zu sehen, doch nur die grüne Weite erstreckt sich vor ihm.

Er hört das Mädchen in der Ferne lachen. Zaghaft steht er auf und macht ein paar Schritte nach vorne, bis eine unsichtbare Kraft ihn zurückzieht. Kein Schutzschild, keine Barriere, nichts- nur ein seltsames Gefühl in seinem Körper, welches seine Muskeln erstarren lässt, sobald er weitergehen möchte.

«Wie ...», flüstert Jonathan und umrundet das ganze Gelände, immer an der linken Schulter aufgehalten von einer nicht sichtbaren Kraft. Auf einmal bemerkt er, dass er wieder am selben Ort ist wie vorher, denn das Gras ist einer Stelle flachgedrückt; dort, wo er gelegen hatte.

Ungläubig macht er seinen Weg zurück zum Mädchen, welches ihn amüsiert beobachtet hat. «Wieso ... habe ich mich im Kreis gedreht? Die Leinwand ist doch ... eckig?»

Sie schnaubt. «Einfaches Konzept: welche Form hat die Erde?»

«Die Erde? Na ja ... sie ist rund.»

«Stimmen Sie mir zu, dass die Erde Ihre Welt ist?»

«Ja ...»

«Na dann, weshalb sollte also meine Welt nicht rund sein?»

Jonathan glotzt das Mädchen an. «Hier ist vieles ähnlich wie bei Ihnen. Die Landschaften, die Lebewesen, das Wetter, so vieles. Na ja, solange sich der Künstler nicht zu der abstrakten Kunst hingezogen fühlt.» Den letzten Satz ergänzt sie mit einem Schaudern, als ob sie das an etwas erinnert, worüber sie lieber nicht sprechen möchte.

Er nickt, in Gedanken versunken. «Aber du bist doch nur ein Bild! Ich hab' dich gemalt, so wie jedes andere Bild. Und noch nie ist so etwas geschehen!» Er macht eine Pause. «Das ist alles so verrückt.»

Sie lacht und steht beschwingt auf. «Auch hat man's nicht gesehen, es kann sehr wohl geschehen!», belehrt sie und zieht ihn mit einer unvermuteten Stärke in den Armen auf die Beine. «Ich weiss, Sie stellen sich nach wie vor viele Fragen, doch ich möchte Ihnen etwas zeigen, das vielleicht wertvoller ist als die Rätsel in Ihrem Kopf. Doch alles hat seinen Preis, denn danach werden noch mehr Unklarheiten und Fragen auftauchen ...»

Eigentlich ist Jonathan nicht gerade begeistert von noch mehr Durcheinander, doch der junge Künstler wird wohl oder übel von dem Mädchen fortgezogen. Sie schreitet über die Wiese zum Baum. «Von wo kommst du eigentlich?», ruft Jonathan. «Wie heisst du und wie kommt man hier wieder weg?»

«Letzteres wird sich Ihnen bald offenbaren», antwortet sie geheimnisvoll und blickt über die Schultern zu ihm. Ihre Augen funkeln. «Und mein Name ist jener, den mein Schöpfer mir gegeben hat.»

Dieses Mädchen ist ein Rätsel, denkt Jonathan, doch korrigiert sich dann: Ist nicht alles hier ein Rätsel?

Sie führt ihn um den Baum herum zu einigen tiefliegenden Ästen. Sie sind so tief, dass selbst ein Mädchen mit einem Kleid, wie sie es trägt, hinaufklettern könnte. Und genau das tut sie nun.

Als ob der bauschige Rock kein Hindernis für sie ist, erklimmt sie die ersten paar Meter flink wie ein Äffchen. Fassungslos schaut Jonathan ihr nach. «W-wo willst du hin?»

Ihr helles Lachen schallt von oben herab und sie wird fast vom Blättergrün und Blütenrosa verschluckt. «Folgen Sie mir, und Sie werden es selbst erfahren.»

Kopfschüttelnd blickt er ihr nach. Doch als er einsieht, dass er nichts anderes tun kann, beginnt er mit seinen langen ungeschickten Beinen den Aufstieg. Mühsam und deutlich langsamer versucht er, dieselben Stützpunkte wie sie zu brauchen. Wann immer er nach oben blickt und prüft, ob sich der Abstand zwischen ihnen verringert hat, ist sie schon viel weiter als er.

Und noch etwas ist merkwürdig: je länger er klettert, desto bewusster wird ihm, dass dieser Baum endlos sein muss. Und das Blütenmeer um ihm herum wird immer dichter, sodass fast kein Licht mehr durchscheint.

Plötzlich wird er von einer Panik überwältigt und hat das Gefühl, sehr allein zu sein. Jonathan löst den Blick von den verkrampften Händen um die raue Rinde. Er legt den Kopf in den Nacken und sieht etwas zwischen den Zweigen flackern.

Er glaubt, des Mädchen typisches Kichern zu hören. Es stammt aus der Richtung des mysteriösen Lichtes. Nun fast schon sehnsüchtig nach einem Ende dieses Stammes klettert er weiter. Immer höher, heller und heller das Licht, aber dichter und dichter sind die Zweigen; die Dunkelheit streicht um ihn.

Bis er sich unmittelbar unter der Lichtquelle befindet. Jonathan erkennt, dass es gar nicht so hell ist, eher schwummrig. Und doch ein Lichtblick in dieser Situation.

Und da sieht er endlich, was es ist - eine Luke. Es ist ein viereckiges Loch, umsäumt von den Zweigen, die in die Decke, oder was auch immer das sein mag, zu verschwinden scheinen. Die letzten Äste des mächtigen und unheimlichen Baumes locken ihn wie Treppenstufen durch die Öffnung, und so erklimmt er sie kurzerhand. Mit den Händen greift er über den Rand des Loches, spürt das holzige Material an seinen Händen und stemmt sich nach oben.

Bevor er mit dem Kopf durch das Loch taucht, ist wieder diese Benommenheit da, zusammen mit einem schwindelnden Sog. Wo ist oben und wo ist unten? Er fühlt sich, als ob er in kaltes Wasser plumpst, und doch prallt er auf hartem Boden auf.

Tausend Eindrücke prasseln auf ihn ein, die er mit fast allen Sinnen wahrnimmt. Nur die Augen hält er geschlossen.

Doch als er sich endlich aufrichtet und umherblickt, traut er seinen Augen kaum.

«Was ...?»

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(... Part 2 folgt nach dem Wettbewerb ...)

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