Brennendes Gewissen
Idee von Jaguar-Luna:
Ein Baum brennt, greift auf
Scheune rüber, wo Leute
dein schlafen
Plot von Drachenwoelfin:
Flüchtlinge werden in einer
etwas abgelegenen Scheune
untergebracht. Zu der Zeit
bzw. An dem Ort ist es sehr
gefährlich Flüchtigen zu
helfen. Der Baum der neben
der Scheune steht fangt
Feuer und der Bauer muss
entscheiden, was er tun
soll. Ruft er die Feuerwehr,
werden die Menschen
entdeckt, ruft er sie nicht,
verbrennen sie. Die Scheune
steht weit genug vom
Rest des Hofs entfernt
und stellt keine Gefahr
dar. Die Flüchtlinge sind in
der brennenden Scheune
gefangen und hoffen auf
Rettung
Geschichte von Leto_Artemis_Apollo:
Klonk. Klonk. Klonk. Immer wieder trifft der Stein gegen die Bretterwand. Er kommt zurück, ich stoppe ihn mit der Seite meines zerlumpten Schuhs und trete wieder gegen ihn. So geht das schon seit Stunden. Es entspannt mich. Das monotone Geräusch des auf die Bretter treffenden Kiesels und die Ungewissheit, wo er diesmal landen wird, sind wie Balsam für meine erschöpfte Seele. Außerdem habe ich sowieso nichts anderes zu tun. Seitdem meine Mutter, mein jüngerer Bruder und ich gestern nach fünf Tagen ruheloser Hast hier ankamen und der hiesige Bauer uns gütiger - und illegaler - Weise Zuflucht gewährte, habe ich nichts mehr zu tun. Dennoch bin ich sehr dankbar, dass wir fürs Erste hier bleiben können, auch wenn wir uns verstecken müssen. Der Bauer nimmt ein großes Risiko auf sich, indem er uns hier versteckt, da es Verboten ist, Flüchtlingen eine Unterkunft zu gewähren. Sollte man uns bei ihm entdecken, würde er getötet werden. Umso weniger Grund habe ich, mich zu beklagen, zumal sowieso alles besser ist, als da wo wir herkommen. Damals, bevor alles schlimm wurde, wohnten wir in einer kleinen gemütlichen Wohnung etwas abseits von Edinburgh. Meine Mutter und mein Vater arbeiteten hart, um die Wohnung zu finanzieren und gleichzeitig für die Familie zu sorgen, doch sie wollten nicht woanders hinziehen, wo es billiger wäre, da mein Bruder und ich dort wohnten, seit wir klein waren. Es war unser Zuhause und sie wollten es uns nicht wegnehmen. Wir lebten nie im Überfluss, dennoch hatten wir genug. Von klein auf wurde uns beigebracht, dass Liebe, Familie und Freunde über Materielles hinausgingen und das lebten wir auch aus. Wir waren eine kleine glückliche Familie und uns konnte nichts trennen. Bis eines Tages ein Feuer zwei Häuser weiter ausbrach. Es war Sommer und da dennoch ein leichter Wind wehte, konnte es sich schnell verbreiten. Nach kurzer Zeit brannte auch unser Haus und wir mussten es verlassen. Unser Vater schaffte es jedoch nicht rechtzeitig aus unserer Wohnung heraus und starb in den Flammen. Seitdem sind wir auf der Flucht. Da wir nichts mehr haben und Edinburgh für meine Mutter alleine zu teuer ist, sind wir jetzt auf der Suche nach einem Ort, wo Wohnungen bezahlbar für alleinerziehende Mütter sind. Seid fünf Tagen kämpfen wir uns nun schon mit Bussen durch das Land, alles Geld geht für die Fahrkarten und das Essen drauf. Wenn man mit dem Bus fährt, fällt keinem auf, dass man Flüchtling ist, keiner achtet unter den vielen Menschen auf einen. Schlafen tun wir meist versteckt in Schlafsäcken, die meine Mutter für geringes Geld kaufen konnte. Gestern Nacht wurden wir jedoch von dem Bauer entdeckt, und wider Erwarten brachte er uns nicht zur Polizei, sondern bot uns an, dass wir in seiner Scheune übernachten könnten. Hier haben wir ein Dach über dem Kopf und sind vor Regen geschützt. Langsam wir es Abend. Meine Mutter und mein Bruder waren noch draußen und haben etwas zu Essen besorgt. Jetzt sitzen wir alle in einem Kreis in der Mitte der Scheune auf weichem Stroh und essen. Sie hat dem Bauern für kleines Geld ein wenig Brot und Gemüse abgekauft, über das wir uns nun hermachen. Nachdem wir fertig sind legen wir sie Schlafsäcke aus und kuscheln uns hinein. Dann beginnt meine Mutter zu erzählen. Seit wir klein sind denkt sie sich jeden Abend eine schöne Geschichte aus. Die heutige handelt von einem kleinen Mädchen namens Ella, die ganz alleine auf einer Insel lebt, mit ganz vielen Tieren. Sie ist nicht einsam, da sie nicht weiß, dass es noch eine viel größere Welt hinter dem tobenden Mehr gibt. Bis eines Tages ein anderes Mädchen vom Himmel kommt, das fliegen kann. Dieses Mädchen nimmt Ella mit und zeigt ihr die große weite Welt. Auch wenn die Geschichten wie für kleine Kinder klingen und ich schon 16 bin, liebe ich sie, da sie mich zur Ruhe bringen und ich so besser einschlafen kann. So auch diesmal. Schon nach kurzer Zeit fallen meine Augen zu und ich dämmere weg. Ich weiß nicht mehr was ich geträumt habe, als ich plötzlich aufwache. Ein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase. Zu vertraut. Sofort bin ich hell wach. Panisch sehe ich mich und entdecke leichten Rauch, der unter der Tür hindurch in die Scheune kriecht. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Erinnerungen blitzen vor meinem geistigen Auge auf. Dicker Qualm, der einem die Sicht trübt und einen Hustenreiz verursacht. Meine Eltern, die meinen und den Namen meines Bruders rufen. Panik, die langsam in meinen Körper kriecht. Doch ich habe es schon einmal geschafft die Panik zurückzudrängen und so schaffe ich es diesmal auch. Blind vor Angst krieche ich zu meiner Mutter und rüttel an ihrer Schulter. "Mom!", rufe ich. "Mom, bitte wach doch auf!" Immer wieder stoße ich sie an, bis sie endlich die Augen aufmacht. Nach wenigen Sekunden ist sie vollständig wach. "Feuer", flüstert sie. Dann ist sie plötzlich auf den Beinen und rennt zu meinem kleinen Bruder. Ich hingegen gehe zur Tür und öffne sie, um zu sehen, ob wir fliehen können. Eine dumme Idee. Flammen schlagen mir entgegen und sofort schlage ich die Tür wieder zu. Plötzlich höre ich ein Geräusch, gefolgt von der Stimme des Bauern, die von draußen zu uns hereindringt. "Es tut mir so Leid", ruft er. "Der Baum vor der Scheune brennt, ich weiß nicht wie das passieren konnte. Ich habe schon versucht, mit einem Feuerlöscher und Wasser den Brand zu stoppen, doch es bringt nichts. Dem Hof wird nichts passieren, das Feuer ist glücklicherweise weit genug entfernt, doch Sie müssen da raus. Es tut mir Leid, aber eigentlich muss ich die Feuerwehr rufen." Und da erst verstehe ich das Ausmaß der Katastrophe. Wir sitzen hier drin fest und können nicht raus. Die logischste Reaktion wäre, die Feuerwehr zu rufen, in der Hoffnung, dass sie schnell genug kommt. Doch wenn sie uns hier drin entdecken und retten, werden wir eingesperrt, da wir Flüchtlinge sind und für den Bauern könnte es den Tot bedeuten, wenn er ihnen keine logische Lüge auftischt. Mit Panik in den Augen blicke ich mich zu meiner Mutter um. Diese kommt zu mir gelaufen, meinen Bruder an der Hand. Im leichten Licht des Mondes, der durch die Ritzen der Bretter fällt, sehe ich Tränen, die über sein Gesicht strömen. "Es ist okay", antwortet meine Mutter ihm. "Rufen Sie bitte die Feuerwehr. Alles ist besser als hier drin zu sterben. Und dann behaupten Sie, dass Sie uns hier drin gefunden haben und Sie nichts von uns wussten. Sie sollten nicht wegen ihrer Güte bestraft werden." "In Ordnung, dann mache ich das. Ich werde ihnen sagen, dass sie sich beeilen sollen", kommt es wieder von der anderen Seite der Tür. Dann hört man schwere Schritte, die sich schnell entfernen. Meine Mutter atmete einmal tief durch, ehe sie uns von der Tür wegzieht und sich umguckt. Sie drückt mir meine kleinen Bruder in die Arme, dann geht sie an der Wand der Scheune entlang. "Was machst du?", frage ich sie ängstlich. "Ich suche nach losen oder dünnen Brettern, die ich auftreten kann. Auf das Tempo der Feuerwehr kann ich mich nicht verlassen. Wir müssen hier raus, dringend."Als würde das Feuer die Worte meiner Mutter noch einmal unterstreichen wollen, beginnt es sich langsam in das Holz der Tür zu fressen, ehe sie lichterloh in Flammen steht. Erschrocken schreit mein Bruder auf und klammert sich fester an mich. Beschützend lege ich meine Arme um ihn und drücke ihn fest an mich. Meine Mutter hat derweil mehrere lose Bretter nebeneinander gefunden, setzt sich auf den Boden und beginnt, dagegen zu treten. Es ist mühsamer, als es aussieht und es dauert Ewigkeiten, bis meine Mutter ein Brett durchgebrochen hat. Direkt macht sie mit dem Nächsten weiter. In der Zeit dringen die Flammen jedoch immer weiter vor. Die komplette vordere Fassade steht schon in Brand und es wird immer schwerer etwas zu erkennen. Zudem kratzt der Qualm in meinem Hals. Zum Schutz ziehe ich mir den Saum meines T-Shirts über Mund und Nase, auch wenn das nur geringfügig hilft. Endlich hat meine Mutter das zweite Brett durchgebrochen. Ich würde ihr ja helfen, doch ich kann nicht einfach meinen kleinen Bruder zurücklassen. Panisch betrachte ich, wie das Feuer sich immer weiter seinen Weg erkämpft. Endlich höre ich das Brechen des dritten Brettes. Schnell renne ich mit meinem Bruder in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich kann nichts mehr sehen und meine Augen und mein Hals brennen von dem Rauch. Zudem wird es heißer und heißer. Meine Mutter ruft unsere Namen über das Knistern des Feuers hinweg und endlich kann ihre Gestalt schemenhaft im dichten Qualm ausmachen. Als wir bei ihr angelangt sind, nimmt sie den Arm meines Bruders. Doch als sie ihn grade durch das Loch schieben will, hören wir die Sirenen der Feuer. Meine Mutter verliert keine Sekunde. Ohne zu zögern schiebt sie meinen Bruder nach draußen. Ich klettere mühsam hinterher. Klare kalte Luft trifft auf meine erhitzte Haut und dringt in meine Lunge. Ich huste und bete, dass mein Hals aufhört zu kratzen. Hier draußen höre ich die Sirenen des Feuerwehrautos besser, ich sehe sogar das Licht. Sie müssen so gut wie da sein. Ich wirble zum Ausgang herum und sehe meine Mutter, die sich durch das enge Loch zwängt. Doch grade, als ich glaube, sie hat es geschafft, bleibt sie hängen. Ihr Oberteil hat sich an einem rausstehenden Holzstück verfangen. Sie zerrt daran, doch es will nicht nachgeben. Ich stürze zu ihr, falle auf die Knie und ziehe mit daran. Im Hintergrund höre ich meinen Bruder nach meiner Mutter schreien, doch das einzige, was ich wahrnehme, sind das festhängende Kleidungsstück und die immer näherkommenden Sirenen. Meine Mutter sagt etwas zu mir, doch ich höre es nicht. Erst, als sie meine Hände sanft in ihre nimmt und von dem Stoff löst, sehe ich ihr wieder in die Augen. "Schatz, lass los", sagt sie sanft. Ich versuche zu protestieren, doch sie unterbricht mich. "Es bringt nichts. Die Feuerwehr kommt immer näher. Geh mit deinem Bruder und begebt euch in Sicherheit. In der nächsten Stadt sollten sie besser zu Flüchtlingen sein. Soll die Feuerwehr mich hier finden und losschneiden, ich werde versuchen ihnen das irgendwie zu erklären. Ich werde aber nicht sterben. Ich werde euch einen Brief zukommen lassen, wenn ich weiß, was passieren wird." Ich klammere mich weiter an ihr fest, nicht bereit, sie gehen zu lassen. Ich habe schon meinen Vater verloren, ich kann jetzt nicht noch meine Mutter verlieren. Doch sie redet weiter auf mich ein und ich muss an meinen kleinen Bruder denken. Wenn ich jetzt hierbleibe, bleibt er auch und dann war es das für ihn. Also sehe ich meiner Mutter ein letztes mal in die Augen, drücke ihr zum letzten mal einen Kuss auf die Wange und schließe sie ein letztes mal in die Arme. Ich lege all meine Liebe und Zuneigung für sie in diese Umarmung, ehe ich sie loslasse und mich abwende. Ich laufe zu meinem Bruder und nehme seine Hand. Meine Sicht ist verschleiert von Tränen, die mir unkontrolliert über die Wangen rinnen. Grade noch rechtzeitig rennen wir zu einem großen Busch, der etwas weiter entfernt steht, damit wir nicht entdeckt werden, als die Feuerwehr mit quietschenden Reifen anhält und Schritte erklingen. Ich ducke mich mit meinem Bruder tiefer hinter den Strauch und sehe zu, wie sie Schläuche ausrollen. Zwei Feuerwehrleute rennen zu meiner Mutter, die immer noch festhängt. Zusammen kriegen sie meine Mutter los und bringen sie von der Scheune weg. Ich beobachte sie so lange, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden. Dann sacke ich hinter dem Busch zu Boden und ziehe meinen Bruder an mich, der ein kleines schluchzendes und zitterndes Häufchen Elend ist. Mein Inneres zieht sich zusammen bei dem Gedanken daran, dass ich meine Mutter vielleicht nie mehr wiedersehen werde. Ich möchte am liebsten einfach nur zusammenbrechen, meinen Tränen freien Lauf lassen und weinen, bis ich in ihnen ertrinke, um nichts mehr fühlen zu müssen. Doch ich darf nicht. Ich darf meine Verzweiflung jetzt nicht die Oberhand gewinnen lassen, da der kleine Junge neben mir grade auch seine Mutter verloren hat. Du musst dich zusammenreißen, sage ich mir immer wieder. Er braucht dich jetzt. Also komm schon, sei stark, für euch beide und bringe euch beide hierdurch. Meine Mutter hat mir vertraut, indem sie mich allein gelassen hat, sie vertraut mir auch jetzt noch, dass ich es schaffen werde, für uns beide zu sorgen. Und ich werde sie nicht, unter keinen Umständen, enttäuschen!
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