[1] Als ich zu Bewusstsein komme....
Als ich zu Bewusstsein komme, hüllt mich ein warmes Schwarz und Sonnenschein ein, der meine Fußsohlen kitzelt. Oder sind das die im Wind singenden Gräser? Verträumt lausche ich ihrer Melodie.
Sie singen mir das Lied des Lebens, wie sie sich zwängten aus einem Samenkorn, austrieben, die ersten Halme der gutherzig scheinenden Sonne entgegen räkelten. Wie sie von ihrem ersten Regen beinahe weggespült wurden, damals, als ihre Wurzeln noch nicht stark genug waren. Wie sie den Regen überlebten, ihre Ängste des Entwurzelns, Ertrinkens, Versterbens überstanden, und feststellten, dass der Regen nicht ihr Ende sondern erst ihr Anfang war. Wie sie durch ihn stärker wurden, sich stolzer denn je zuvor dem Himmel emporreckten und ihm jeden Tag einen Mikrometer näher kamen. Wie sie das erste Mal aussamten und neues Leben mit dem Wind auf den Weg schickten, um neues Land zu finden und zum Blühen zu bringen. Sie singen im Kanon von Geburt, Wachstum und mit einem melancholischen Dreiklang singen sie vom Tod, der sie jede Sekunde begleitet. Der jeden Sonnenaufgang ein wenig strahlender und jeden Regentropfen ein wenig wertvoller macht. Weil es der letzte sein könnte.
Der Wind fährt mir durchs Haar und wispert mir Geschichten von Wolken ins Ohr, die mit den Zugvögeln nach Süden ziehen, Legenden von sehenden Göttern am Himmelszelt. Er trägt den Geruch von Erde zu mir, von Blumenwiesen, von Pollen und Nektar, das Geräusch von fleißigen Bienen und das Schlagen von sanften Schmetterlingsflügeln.
Verzaubert höre ich der Natur zu. Alles ist ein bisschen entrückt. Das Lächeln auf meinem Gesicht, der Boden unter mir, ich mir selbst.
Mir ist es nicht genug, nur zu hören und zu riechen. Ich will sehen. Die Farben in mich aufsaugen, die Formen mit meinen Blicken abtasten und in ihrem Chaos die Perfektion sehen.
Ich öffne meine Augen und sehe Blau, so hell und rein, dass es schmerzt. Die Sonne versteckt sich hinter einer Wolke als ich mich aufsetze.
Ich befinde mich auf einer Wiese, die hohen und wilden Grashalme wiegen sich im Wind, noch immer ihr Lied summend. Ich stehe auf.
Wie eine Ader von blauem Blut durchschneidet ein Bach die Landschaft, gurgelt in seinem Flussbett und will mich in seine Erzählungen von Flusskrebsen und Uferböschungen ziehen. Hinter ihm kriechen die Ausläufer eines Laubwaldes den Hügel hoch. Die bleichen Stämme junger Birken strecken sich stramm empor, ihre herzförmigen Blätter rascheln verheißungsvoll, ohne dass ein Lufthauch sie berührt hätte. Sie flüstern, kaum hörbar über den Bach, von Abenteuern, die es zu bestreiten und Mysterien, die es aufzuklären gilt.
Da ist nur etwas, das der Wind mir vorenthalten hat. Ich bin nicht allein in dieser idyllischen Landschaft. Oder ich war es zumindest nicht.
Um mich herum sind unterschiedlich geformte Kuhlen ins Gras gedrückt, die meiner eigenen ähneln. Von ihnen ausgehend sind Pfade durch die Wiese geschlagen. Einige führen auf den Wald zu und verlieren sich zwischen den Bäumen. Manche führen in die entgegengesetzte Richtung, über einen Hügel und verschwinden hinter der Kuppe.
Aus dem Bauch heraus drehe ich mich vom Wald weg. Abenteuer brauche ich erst mal nicht. Stattdessen würde ich gerne wissen, wo ich hier bin.
Herzlichen Glückwunsch, Moonconqueror !
Der erste Platz ist dein! Lass dich feiern!
“Alles ist ein bisschen entrückt” , so beschreibst du es und ich glaube es dir aufs Wort. Alles ist zauberhaft, magisch, alles spricht. So zauberhaft, dass es schon schmerzt, so fasst es dein Protagonist auf, und doch so verlockend, dass man mehr will. Ja, will, nicht möchte. Will, will, will, denn deine Beschreibungen sind vielfältig und versprechen noch schöneres, wenn man sich doch nur selbst umschaut.
Alles bei dir hat eine Geschichte. Nichts ist einfach nur plötzlich da aufgeploppt, sondern es war, ist, und wird sein. Es entstand, es lebt und es wird sterben. Es ist wie das Leben selbst und dies anhand des Samenkorns darzustellen, ist einfach nur fabelhaft.
Das Ende geleitet uns dann wiederum von den Beschreibungen in das Land der Neugierde. Was genau ist hier nun los? Der Leser kann nicht anders, als sich das auch zu fragen.
Ich wollte dir, als Gewinner(in) eigentlich mehr Worte widmen, doch ich bin zu hin und weg und ich glaube das Wichtigste ist gesagt.
LG
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