7.2 Kapitel
Wegen des hellen Lichtes musste Stella die Augen schließen, auch wenn sie zu gerne gesehen hätte was da vor sich ging. Ihre Füße schienen abzuheben und kurz setzte das Gefühl der Schwerelosigkeit ein und wirkte auf ihren ganzen Körper. Stella versuchte ihre Augen kurz zu öffnen um zu sehen, was mit ihr geschah, aber das brennend helle Licht verhinderte auch ein kurzes Zwinkern. Dieses Mal war es sogar noch heller und Stella musste zusätzlich zu ihren geschlossenen Augen auch noch ihren Arm schützend vor ihr Gesicht heben. In diesem Moment, als das ganze Team einen Ruck spürte, der sich so anfühlte als würde der Raum von 0 km/h auf 300 km/h innerhalb weniger Millisekunden beschleunigen, packte eine zarte Hand ihre Hand und drückte diese fest. Stella würde zu gerne nachsehen, wer sich da ihre Hand geschnappt hatte, allerdings war das Licht immer noch so hell. Außerdem konnte sie sich nicht mehr erinnern neben wem sie sich gestellt hatte.
All dies geschah in nur wenigen Sekunden und dann setzte erneut die Schwerkraft wieder ein und Stellas Gewicht überwältigte sie. In letzter Sekunde schaffte sie es ihre Knie zu fixieren, sonst wäre sie umgeknickt, was natürlich keinen guten Eindruck hinterlassen würde. Das weiße Licht verschwand und das Morgenlicht der aufgehenden Sonne drang durch die dünnen Augenlieder der Schüler. Blinzelnd öffnete Stella ihre Augen und betrachtete die Umgebung. So schnell waren die Vier von Land zu Land gereist! Stella blieb eine Weile bewegungslos stehen um sich an dieses Gefühl zu gewöhnen. Vor drei Jahren gab es diese Technologie bestimmt noch nicht. Sie interessierte es brennend wann wohl dieser Teleporter auf den Markt kam.
Die Elements waren in einem abgemähten Getreidefeld gelandet und von dem Raum, mit welchem sie her gereist waren, war nirgends zu sehen. Stella blickte um sich und sah außer dem Getreide noch ein weiteres Feld mit grünen Pflanzen. Als Stella die Augen zusammenkniff um besser in die Ferne zu schauen sah sie das rote Gemüse, welches bei den Plantagen wuchs. Tomaten wurden dort angebaut und schienen bereits erntebereit. Dennoch erblickte Stella keine Bauern welche die Tomaten von ihren Sträuchern pflückten. Die Hand, welche sie immer noch festzuhalten schien, wurde ihr plötzlich entzogen und Luna rief: »Schaut!« Also war es Luna, welche Stellas Hand in diesem Raum gepackt hatte!
Luna zeigte aufgeregt in Richtung aufgehende Sonne. Die Köpfe der restlichen Mädchen fuhren herum und blickten in die von Luna gezeigte Richtung. Riesige Rauchschwaden stiegen auf und verdeckten beinahe die ganze Sonne. Nahe des aufsteigenden Rauches war ein kleineres Dorf, wie es Frau Lois gesagt hatte. Doch das Dorf war nicht das, was den Rauch zu erzeugen schien. Das Feuer musste ganz in der Nähe brennen, doch durch die vielen Hügeln vor ihnen, konnten sie den Ursprung nicht eindeutig ausmachen. »Wir müssen dort hin!« entschied Louise und deutete den anderen mit einem Winken ihr zu folgen. Stella wollte ihr gerade nachlaufen, als sie bemerkte, wie Aurora unschlüssig da stand und zwischen ihr und Luna hin und her sah. Als Stellas Blick zu Luna huschte, erkannte auch sie das Problem. Luna saß in einem Rollstuhl und sie alle waren mitten in einem Feld gelandet. Wie sollte sie da vorankommen? »Ich...« hob Stella an, auch wenn sie nicht wusste, was sie eigentlich sagen wollte. »Geh und hilf Louise! Wir kommen schon irgendwie nach« erklärte Aurora und rannte auf ihre Schwester zu ohne Stella noch einen Augenblick ihrer Aufmerksamkeit zu schenken. Kurz blieb Stella auf dem Hügel stehen, da sie noch unschlüssig war, was sie tun sollte. Doch sie konnte Luna nicht helfen und Louise konnte die Mission nicht alleine erfüllen. Schimpfend drehte sie sich um und folgte Louise über die Hügel. Wieso musste sie der blöde Teleporter in diesem scheiß Feld rauslassen? Welche Person stellte das Ziel überhaupt ein? Wenn es diese Frau Lois war, dann würde sie von Stella etwas zu hören bekommen! Wie konnte sie den Jugendlichen eine Mission aufbrummen und sie dabei in einem Feld rauslassen, wenn sie doch genau wissen musste, dass das eine Mädchen einen Rollstuhl benötigte.
Als Stella über den nächsten höheren Hügel gelaufen war, entdeckte sie Louise neben einem brennenden Getreide Feld. Das Feld war mehrere ha groß und beinahe das ganze ausgetrocknete Getreidefeld brannte. Die Sonne musste wohl das Feuer entfacht haben. Überall standen Bewohner des Dorfes, welches nur ein paar Meter neben den Feld errichtet wurde. Sie hatten Kübel in den Händen und versuchten das Feuer zu löschen, doch es war bereits zu groß und das Dorf schienen dem Feuer hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Auch eine Art Feuerwehr war zur Stella, doch die half nicht viel.
Louise stand bei den Leuten und erteilte ihnen Anweisungen sich in Sicherheit zu bringen. Als Stella bei ihrer Teamkollegin ankam, diskutierte diese gerade heftig mit einer Einwohnerin. »Bitte gehen sie jetzt. Wir werden ihren Sohn schon finden. Doch wenn sie hier bleiben, helfen Sie weder ihrem Sohn noch sich selbst!« »Du bringst Sohn?« versicherte sich die Frau in schlechtem Englisch und verschwand dann mit den anderen Bewohnern. Als die Frau verschwunden war, wandte sich Louise an Stella: »Wo warst du so lange? Ich kann hier nicht alles alleine machen« »Wir haben ein Problem mit Lunas Rollstuhl« erklärte Stella schnell. Gereizt atmete Louise laut aus und verdrehte die Augen. »Gut, versuch du einstweilen das Feuer zu löschen und ich bringe die Leute in Sicherheit. Wenn Luna und Aurora hier aufkreuzen, komme ich und helfe dir« Stella nickte und rannte auf den nächsten hohen Hügel, welcher beinahe als ein kleiner Berg bezeichnet werden konnte um ein besseres Bild von dem brennenden Feld zu bekommen.
Das Feld war wirklich groß. Auf dem ersten Blick hatte es gar nicht so riesig ausgesehen, aber als Stella nun auf dem Hügel stand und das Feld überblicken konnte, erkannte sie da Ausmaß des Brandes. Sie mussten schnellstmöglich etwas unternehmen und das Feuer aufhalten, aber wie? Stella war ganz alleine, da Louise mit den Einwohnern beschäftigt war und die Zwillinge hatten mit anderen Problemen zu kämpfen. Da konnte sie nur hoffen, dass Luna es schnellstmöglich ins Dorf schaffte, damit sie Louise ablösen konnten. Denn nur Louise und Stella konnten etwas gegen das Feuer ausrichten. Die Elemente der Zwillinge waren in diesem Fall eher nutzlos. Auch wenn Stella noch gar nicht wusste, welches Element Luna hatte. Louise hatte ihr nur erzählt, dass Luna und Aurora eher ein zweites Feuer entfachen würden, als es zu löschen.
Feuer war so gewalttätig und und mächtig. Es war das Gefährlichste der vier Urelemente. Mit ihm konnte man am meisten Schaden anrichten und Angst und Schrecken verbreiten. Denn die Flammen waren heiß und konnten die größten Verbrennungen verursachen und wenn man mit Feuer nicht aufpasste, konnte man sogar töten. Wasser hingegen war friedlich und schön anzusehen. Manche sagten, dass es sogar wunderbare Heilkräfte besaß. Irgendwo hatte Stella aufgeschnappt, dass es sogar einen Wasserheiler an ihrer Schule geben sollte. Genau wie sie besaß auch dieser Junge das Element Wasser, doch im Gegensatz zu Stella konnte er mit seinem Element kleinere Wunden heilen. Vielleicht würde sie das auch irgendwann lernen. Sie war jetzt nun mal eine Elements. Wieso sollte sie das denn nicht auch ausnutzen und mächtiger werden wollen, auch wenn sie nie eine werden wollte oder gar darüber nachgedacht hatte. Erde war ebenfalls mächtig und zerstörerisch, allerdings konnte man mit diesem Element Lebewesen nicht unabsichtlich verletzten.Bei Feuer hingegen reichte eine ausgekommene Flamme und ein Mensch kann sein Leben lang Brandwunden mit sich tragen. Luft war wahrscheinlich das friedvollste. Alle Elements, welche die Luft beherrschen konnten, waren friedlich und hilfsbereit, genau wie ihr Element.
Doch genug von den Urelementen! Stella hatte besseres zu tun, als über die Eigenschaften der Elemente nachzudenken. Sie hatte eine Mission zu erfüllen. Stella holte tief Luft und genoss die Frische der Luft auf dem Hügel. Man müsste dem Feuer nur den Rücken kehren und schon wäre es der wunderbarste Platz, welchen Stella seit langem gesehen hatte. Überraschenderweise roch die Luft nämlich gar nicht nach giftigen Gasen, welche Feuer normal verbreitete. Konzentrier dich! fuhr ihre innere Stimme sie an. Erschrocken öffnete Stella blinzelnd ihre Augen und ließ ihre Finger durch die Luft gleiten. Sie konnte die Feuchtigkeit mehr als jeder Andere deutlich an ihren Fingerspitzen spüren. Nur eine Handbewegung und das Wasser in der Luft war in Form eines Wasserballes vor Stella. Zufrieden mit sich schickte sie den Wasserball von sich weg und sammelte dabei immer mehr Wasser auf. Auf dem Weg zum Feld wuchs der Ball und wurde immer größer. Als er groß genug war brach Stella den Ball. Sie zerstreute das gesammelte Wasser in feinsten Nieselregen und ließ ihn auf das Feld regnen. Es zischte und mehr Rauch verteilte sich in der Luft. Nun konnte auch Stella die giftigen Dämpfe riechen. Doch die Flammen verschluckten einfach das Wasser, als wäre es gar nicht da gewesen. Ungläubig starrte Stella auf das Bild was sich vor ihr bot. Was sie getan hatte, hatte nichts gebracht! Dennoch war das Mädchen nicht bereit aufzugeben. Sie schwang ihre braunen Haare nach hinten und startete einen neuen Versuch.
Es gab drei Faktoren, welche das Feuer am Leben erhielten - ausreichend Hitze, ein brennbarer Stoff und Sauerstoff. Den Sauerstoff und das ausgetrocknete Getreide welches dem Feuer als Brennstoff diente konnte sie nicht entfernen, doch sie konnte dem Feuer seine Hitze nehmen, indem sie ausreichend kaltes Wasser über das Feuer ergoss. Wenn sie dabei Glück hatte, würde sie es dabei auch noch ersticken! Schnell machte sich Stella ans Werk; Zuerst hielt sie Ausschau nach neuen Wasservorräten. Sie konnte nämlich nicht der Luft ihr ganzes Wasser entziehen. Eine weitere Möglichkeit wäre den Pflanzen ihr Wasser zu entziehen, was vermutlich zu einem weiteren Brand führen würde, da dann auch die Pflanzen ohne Wasser waren und somit auch ein beliebtes Ziel führ die Sonnenstrahlen, welche sie entzünden könnten. Also blieben ihr nur mehr sie Wolken, welche über dem Himmel schwebten. Hoffentlich kam sie an die Wolken rann!
Stella streckte ihre Hände in Richtung der Wolken und erzeugte einen Strom, welcher die Wolken anzog und dabei verflüssigte. Kurz darauf hatte Stella genügend Wasser gesammelt und ließ die riesige Lacke erneut über das Feld fliegen. Sie schwang ihre Arme nach Unten und die Lacke fiel plötzlich von der Schwerkraft gepackt nach unten. Und tatsächlich, dass Feuer wurde erstickt und die Flammen in dem Bereich gelöscht, in welchem das Wasser gefallen war. Bedauerlicherweise war der dieser Bereich nicht wirklich groß im Vergleich was noch brannte. Sofort machte sich Stella ans Werk weitere Wolken zu versammeln um ihre Prozedur zu wiederholen.
Als Stella die dritte Lacke über das Feld plumpsen ließ, war sie total außer Atem. »Und, wie kommst du voran?« Vor Schreck ließ Stella das Wasser, was sie bereits gesammelt hatte fallen. Leise ließ sie einen Fluch von ihren Lippen gleiten und drehte sich zu Louise um. »Ganz gut, schätze ich« antwortete Stella und filterte das Wasser aus dem Boden, welches sie kurz zuvor fallen gelassen hatte. Dies ging viel mühsamer als sich das Wasser von den Pflanzen oder von den Wolken zu besorgen. Doch hier gab es nicht so viel Wasser, daher war es Verschwendung es in den Grund sinken zu lassen. Plötzlich packte Louise sie mit beiden Händen an den Schultern und fragte: »Brauchst die Hilfe?« Wieder ließ Stella erschrocken das eben aus den Boden gefilterte Wasser fallen. Wütend sah sie Louise an, welche es sich mit ihrem Kinn auf ihrer Schulter bequem gemacht hatte. So ein spielerisches Verhalten war Stella gar nicht von Louise gewohnt. So etwas machten normalerweise nur gute Freunde miteinander, wenn sie sich ärgern wollten. Normal würde sich Stella auch freuen, dass Louise ihre sonst so harte Schale abgelegt hatte und mit Stella blöden wollte, doch sie war momentan sehr gereizt und würde Louise am liebsten in den Boden einstampfen. Schnaubend wandte sie sich wieder ab und versuchte zum wiederholten Male das Wasser aus dem Boden zu retten. »Wie wäre es, wenn du mir einfach hilfst!« fuhr Stella Louise an. Stella hatte eigentlich damit gerechnet, dass Louise mit ihrem kindischen Verhalten fortfuhr, doch so war es nicht. Louise hatte wieder ihr hartes und gleichgültiges Gesicht aufgesetzt und wandte nun ihre ganze Aufmerksamkeit dem brennenden Feld zu. Auf einmal bereute es Stella, dass sie Louise angeschrien hatte. Vielleicht wäre das die Chance gewesen, sich besser mit ihr anzufreunden.
Louise streckte ihre Arme nach vorne und hob ihre Hände an, sodass ihre Fingerspitzen in den Himmel zeigten. Ein Nebel aus eisiger Luft - ein Eisnebel - stieg auf. Als nächsten schob Louise ihre Hände nach vorne, sodass sich der Eisnebel über das Feld verbreitete. Sofort erlosch das Feuer an der Stelle, an welcher der Nebel am dichtesten war und stattdessen bildeten sich Eiskristalle an den verbrannten Stängel des Getreides. Stella hielt in ihrer Bewegung inne und staunte über Louises Kreation. Sie schien ihn mit spielender Leichtigkeit erzeugt zu haben. Nun sah Stella Louise bewundernd an. So einfach würde auch sie gerne ihr Element beherrschen können.
»Hey, schau mal dort drüben!« rief Louise. Erschrocken wandte Stella ihren Blick von Louise ab und lief sofort rot an. »Dort ist ein schmaler Fluss. Besorg dir doch das Wasser von da« Neugierig sah sich Stella nach dem Fluss um und entdeckte ihn wenige Augenblicke später. Er war tatsächlich sehr schmal und versteckt inmitten des Feldes. Er befand sich dort, wo sich das Feuer noch nicht ganz ausgebreitet hatte. »Gute Idee« meinte Stella und fixierte ihre neue Wasserquelle. Gerade als sie das Wasser anheben wollte erstarrte sie. Louise bemerkte dies und fragte sie darauf, was denn los sei. »Werden eigentlich noch andere Kinder vermisst, als das eine von der Frau mit der du vorhin gestritten hast?« wollte Stella wissen. »Oh ja, das war nicht die erste, die mir nicht gehorchen wollte wegen ihres Kindes« erklärte Louise genervt und erinnerte sich an die Frauen, welche nicht einmal richtig Englisch konnten um sich vernünftig mit ihr zu verständigen. »Ich glaube, ich habe die Kinder gefunden« Überrascht sah Louise auf und folgte Stellas Blick. Und tatsächlich; ein dutzend kleine Kinder hatten sich ängstlich in den Fluss zurück gezogen um sich von den Feuer zu schützen. Sie wedelten mit ihren Armen und schrieen etwas in ihrer Sprache, was vielleicht »Mama!« oder »Hilfe!« bedeuten konnte.
Stella ließ wieder das Wasser fallen, doch dieses Mal kümmerte sie es nicht. Sie packte Louise am Arme und rüttelte sie. »Wir müssen ihnen helfen!« drängte Stella. Zweifelnd sah Louise den Hügel hinab. Es war ein gutes Stück bis zu den Kindern und auf dem Weg dorthin würden sie in den Flammen verbrennen oder ersticken. Als Stella Louises Blick sah, konnte sie es nicht fassen. Überlegte Louise ernsthaft den Kindern nicht zu helfen?! Wieder rüttelte sie an Louises Arm um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Wir müssen ihnen helfen« »Am besten helfen wir ihnen, indem wir das Feuer löschen« meinte Louise und versuchte dabei möglichst überzeugend zu wirken. Doch Stella ließ sich nicht überzeugen. Sie schüttelte bestimmt den Kopf und kniff Louises Arm. Das Feuer breitete sich bereits in Richtung der Kinder aus und lange würde sie der schmale Fluss nicht schützen. Stella konnte einfach nicht warten, bis sie das Feuer gelöscht hatten! Das wäre das Ende der Kinder. »Aber du hast es der Frau versprochen ihr Kind zu retten« erinnerte sie Louise. Dabei kniff Louise ihre Augen zusammen und atmete zwei Mal angestrengt, bevor sie aufgebracht zu ihrer Teamkollegin herumfuhr. »Mag sein, dass ich das gesagt habe, aber du gehst da nicht runter und riskierst dein Leben« Louise funkelte Stella mit leuchtenden Augen an. In ihnen funkelte Wut, Autorität und- Stella blinzelte um sich nicht zu irren. Doch als sie die Augen wieder öffnete um Louises Blick stand zu halten, war sie immer noch da. In Louises Augen funkelte ebenfalls Angst. Stella konnte es nicht fassen. Hatte Louise etwa Angst um sie?
Der Schrei eines Kindes riss Stella von Louise los. Das Feuer war nun gefährlich nahe bei ihnen und es galt keine Zeit mehr zu verlieren, ob Louise ihr nun half oder nicht. Sie konnte die Kinder nicht schutzlos den Feuer ausliefern. Schließlich war es die Aufgabe der Elements die Menschen zu beschützen. Vielleicht hatte Louise das ja vergessen. Du schaffst das. Ich helfe dir, ertönte Stellas innere Stimme, welche ihr Mut spendete. Stella nickte und drehte Louise den Rücken zu und ging auf die andere Seite des Hügels, wo er steil abfiel. Doch es war der schnellste Weg zu den schreienden und angsterfüllten Kindern.
Als sich Stella umdrehte und sich von ihr abwandte, war Louise überrascht. Normalerweise gewann niemand, wenn Louise jemanden diesen Blick zuwarf. Doch Stella hatte sich einfach weg gedreht und wollte sich nun wirklich in Lebensgefahr begeben. Genau wie damals als.. Bilder tauchten vor Louises Augen auf. Ein Haus stand in Flammen und Kinder waren noch darin gefangen. Sie alle standen am Fenster und das Mädchen hatte sie retten gewollt. Sie hatte Louise angefleht die Kinder nicht im Stich zu lassen, doch Louise hatte gewusst, dass sie so niemanden retten würde. Weder sich selbst noch die Kinder, doch das Mädchen hatte nicht hören gewollt. Nur ein paar Minuten später war das Mädchen an einer Rauchgasvergiftung gestorben, nachdem sie alle Kinder gerettet hatte. Und mit ihr auch ein Teil von Louise.
Gerade wollte Louise Stella hinterher rufen, als Stella auf den steilen Abhang zuging. Erschrocken riss Louise die Augen auf. Sie wollte doch nicht etwa springen? Da war sie doch gleich tot, bevor sie bei den Kindern überhaupt ankam. Louise begann zu laufen, doch Stella sprang bereits. Kurz bevor das Mädchen absprang leuchtete ein weißes Licht unter Stellas Lichtung auf. Louise musste blinzeln und ein weiteres Mal hinsehen. Doch Stella war bereits gesprungen und dieses Licht durfte wohl eine Spiegelung der Sonne an Stellas Brustpanzer gewesen sein.
Als Louise bei der Klippe ankam und hinab blickte, sah sie eine Staubwolke aufwirbeln. Angespannt hielt Louise die Luft an und wartete auf eine Bewegung, auf die Legung des Staubes oder auf sonst was. Hauptsache irgendetwas passierte. Für einen Moment war es still. Nur das Knistern des Brandes war zu hören. Da durchbrach plötzlich die Staubwolke und Stella kam heraus gerannt. Dabei war das unmöglich! Es ging hier mindestens zehn Meter nach unten. Den Sturz konnte sie auf keinen Fall ohne Verletzungen überlebt haben, doch Stella rannte, als wäre sie nie gesprungen. Louise fasste sich in ihre Haare und war kurz davor sie sich auszureisen. »Wie hat sie das gemacht?« flüsterte Louise und starrte Stella hinterher, welche mit einer hohen Geschwindigkeit das Feld durchquerte.
Und dann erreichte sie das Feuer, drosselte allerdings nicht ihr Tempo. Sie rannte einfach darauf zu und hinein ins brennende Feld. Erschrocken sprang Louise auf die Beine. Sie konnte nicht schon wieder tatenlos zusehen! Blitzschnell schwang sie ihre Arme durch die Luft und schickte einen Eisstrahl auf den Weg. Der blauweiße Strahl bestehend aus purer Kälte und Eis durchschnitt die Luft um Stella einen Weg durchs Feuer zu bahnen. Doch plötzlich schoss eine Wand aus Feuer vom Feld auf und verschluckte den Eisstrahl. Louise fiel die Kinnlade herunter. Das war nicht natürlich! Wie als hätte ein Feuer-Elements diese Wand erschaffen um den Strahl von Louise auszulöschen. Wütend drehte sich Louise um die eigene Achse um einen potentiellen Angreifer auszumachen. Doch weit und breit war niemand zu sehen. Nur die Zwillinge, welche die Bewohner aus dem Dorf begleiteten. Als Louise jedoch niemanden entdecken konnte, sah sie sich wieder nach Stella um und das Bild was sich ihr bot war erschreckend, schockierend und verblüffend! Stella rannte inmitten des brennenden Feldes und die Flammen schienen ihr auszuweichen. Ein weiters Mal klappte ihr die Kinnlade herunter. Das konnte nicht möglich sein! Die Flammen weichten wirklich Stella aus, welche doch bereits das Element Wasser hatte. Aber dennoch schien auch das Feuer auf sie zu hören.
Das braunhaarige Mädchen rannte nahe des Flusses, sodass sie die Kinder im Auge hatte. Doch das Feuer war bereits am Ufer angelangt. Obwohl sie bereits ziemlich schnell rannte, war sie dennoch zu langsam. Sie würde die Kinder nicht rechtzeitig erreichen. Also musste sie die Kinder vor dem Feuer schützen. Stella wusste nicht wie ihr geschah, doch irgendwie tat ihr Körper Bewegungen, welche sie noch nie in Verbindung mit dem Bändigen von ihrem Element getan hatte. Gleich auf einmal erhob sich eine riesige Wasserkugel aus dem Fluss und schoss auf die Kinder zu. Mit einer weiteren Bewegung, welche ihr plötzlich so vertraut und eindeutig vorkam formte sie eine Kuppel aus Wasser um die Kinder zu schützen. Stella hatte nicht gewusst, dass sie so etwas überhaupt konnte, doch nun schien es ihr, als hätte sie das schon öfters gemacht. Doch woher dieses plötzliche Wissen und Können kam, konnte sie nicht sagen. Dies zählte jedoch zu den Unwichtigeren Dingen. Zuerst musste sie das Feuer löschen, bevor in der Wasserkuppel die Luft ausging.
Aurora trug Luna am Rücken, da der Rollstuhl in diesem Gelände zur Gänze unbrauchbar war. Gemeinsam rannten sie den kleinen Berg hinauf und entdeckten Louise bei der Klippe auf den Knien sitzen. Sie hatte ihre Finger in ihren Haaren verfangen und schien sich kaum zu bewegen. Die Zwillinge hatten die riesige Feuerwand gesehen, welche Louises Eisstrahl aufgehalten hatte und wollten sofort nachsehen, ob etwas passiert war, doch Louise schien es soweit gut zu gehen, doch wo war Stella? »Louise, was ist passiert?« Aurora kam näher an Louise heran. So fassungslos, wie Louise vor ihr auf den Boden saß, hatte sie Louise noch nie gesehen. »Seht doch« murmelte sie und neigte ihr Kinn in Richtung des brennenden Feldes. Zuerst konnten die Zwillinge nichts ungewöhnliches entdecken, doch dann entdeckten sie das wässrige Gebilde, welches Stella geformt hatte. Überrascht rissen beide ihre Augen auf. Stella stand vor der Kuppel und zog die Flammen aus dem Feld und ließ sie frei in die Luft schweben. Immer mehr Feuer verschwand und das durch Stellas Hand.
Das Feuer umspielte ihre Finger und verbrannte sie nicht. Es war so leicht und doch so gefährlich. Stella konnte nicht sagen, wie sie das machte, aber sie bändigte tatsächlich das Feuer! Und es gehorchte ihr auf Wort, auch wenn ihr Körper nicht ganz das zu machen schien, was sie wollte. Dennoch funktionierte es. Immer mehr Flammen entwichen in die Luft und verpufften. Sie atmete tief ein und spürte dabei die Bewegung des Feuers. Jedes Knistern dieses Brandes und alles schien ihr zu gehören. Sie schloss die Augen und stellte sich das Feld vor, wie es ohne diesem Brand aussehen mochte. Stella öffnete die Augen mit neuer Energie und schnappte sich die Kuppel aus Wasser, verformte sie erneut zu einem Ball und breitete ihn vor sich aus. Danach stieß sie ihre Arme nach vorne und löschten den restlichen Brand mit Wasser- und Feuerbändigen.
Das Feld wurde schwarz und die Hitze war verschwunden. Vor ihr breitete sich eine kahle Fläche aus. Erleichtert ließ Louise die Luft aus ihrem Körper entweichen und stellte sich Kerzengerade hin. Sie wusste nicht wie sie das gemacht hatte, aber ihr gefiel es. Plötzlich wurde sie von hinten angerempelt. Kleine schmutzige Hände schlangen sich um Stellas Beine und darauf folgten weitere. Stella wurde von allen Seiten von den Kindern umarmt. Sie riefen ihr Worte zu, womit sie sich wohl bedanken wollten. Stella ging in die Hocke und umarmte die Kinder zurück. Jeder von ihnen hatte Tränen in den Augen. Sie alle waren überglücklich, dass Stella sie gerettet hatte und Stella war glücklich, dass sie es geschafft hatte die Kinder zu retten. Im nächsten Moment kamen schon von der anderen Seite die Bewohner des Dorfes auf sie zu gerannt. Alle hatten ein breites Lächeln im Gesicht. Einer nach den anderen erreichte den Schauplatz und umarmte seine Kinder. Stella lächelte und verabschiedete sich von den Einwohnern. Hier gab es nichts mehr für sie zu tun.
Langsam schritt sie durch das Feld auf das Dorf zu, wo Luna, Aurora und Louise bereits auf sie warteten. In diesem Moment wurde ihr etwas schlecht. Wie sollte sie ihnen erklärt, dass sie auf einmal zwei Elemente gleichzeitig gebändigt hatte? Stella konnte nicht sagen, ob dass schon einmal vorgekommen war, doch nach den Gesichtsausdrücken der Anderen wohl eher nicht. Seufzend ging Stella weiter und zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht.
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Und bitte vergesst nicht den Vote-Sternchen zu betätigen *-*
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