5.2 Kapitel
Nach harten sieben Stunden in der Sporthalle, trottete Stella hinter Flower her. Von allen Mädchen im Unterricht war sie die, die am erschöpftesten wirkte. Aber wer konnte es ihr übel nehmen? Das war ihre erste Kampfkunstrainingsstunde. Dennoch waren auch die anderen Mädchen schwer schnaubend aus dem Saal gekommen. Nur Louise stand ohne großen Atemproblemen da. Ihre Kämpfe waren auch innerhalb weniger Sekunden vorbei gewesen. Da war es nur einleuchtend, dass sie nicht so außer Atem war, wie die anderen. Stella hatte von Flower erfahren, dass Hanny, das Mädchen, welches gegen Stella gekämpft hatte und Louise bei der Schlacht gegen das STE dabei waren. Die zwei hatten Waffen von Selene bekommen, laut Flowers Aussage. Stella wusste nicht viel über die Elements und über ihre Herkunft, also konnte sie auch nicht genau sagen, welche Rolle die Göttin Selene in dieser Sache spielte. Soweit sie allerdings wusste, gab es hier eine Bibliothek mit tausenden von Büchern. Eines davon konnte ihr sicher mehr über diese Göttin verraten. Dennoch war es sehr erstaunlich, dass Stellas Zimmergenossin schon einmal einer Göttin gegenüber stand. Außerdem hatte Selene ihr ein Geschenk gemacht. Louise hatte ihre Waffe allerdings nicht in den Kämpfen eingesetzt. Das hatte sie nie nötig. Louises Kraft war unbeschreiblich. Stella hatte die anderen Mädchen beim Kämpfen beobachtet und sie waren allesamt sehr stark und geschickt mit ihrem Element. Da konnte Stella nicht mithalten, aber Louise war die Krone! Louises Element war das Eis, welches sie geschickt gegen ihre Gegnerinnen eingesetzt hatte. Stella wunderte es nicht, dass sie ein Weißumhang war.
»Louise, wärst du so freundlich?« meldete sich Professor Altheim. Louise erhob sich seufzend, als würde ihr die ganze Sache keinen Spaß machen. Die anderen Mädchen waren wenigstens mit dem Herzen dabei und es schien, als würden sie um ihr Überleben kämpfen, doch Louise setzte ein Gesicht auf, bei dem einen die ganze Freude genommen werden konnte. »Amanda, kommst du bitte auch auf die Matte?« Ein Mädchen, welches nicht weit weg von Stella saß erhob sich ebenfalls. Sie hatte graue, lange Haare und war nicht wirklich groß. Sie griff sich hinter ihren Kopf und zog ihren Zopf enger und richtete ihre Klamotten zurecht. Beide Schülerinnen zogen sich ihre Schutzanzüge an und dann pfiff Professor Altheim in seine Pfeife. Amanda setzte direkt zum Angriff über. Sie hechtete nach vorne und zog ihren Dolch hinaus. Stella riss gespannt ihre Augen auf Louise. Amanda war sehr schnell und flink, da konnte Louise doch unmöglich ausweisen, oder? Louises Augen blitzten auf, als sie das grauhaarige Mädchen auf sich zukommen sah. Sie duckte sich im letzten Moment nach unten, sodass Amanda ihren Dolch ins Leere stieß. Louise packte sich Amandas Beine und schlupfte unter ihren Füßen hervor. Wärend sich Louise aufrichtete, polterte Amanda kopfüber auf den Boden. Die Luft wurde aus Amandas Lunge gepresst und ihre Augen quollen hervor. Mit dem nächsten Stritt, den Louise machte, gefror der Boden und umhüllte schließlich den ganzen Körper von Amanda. Eisige Kälte breitete sich im Saal aus und Stella fing an zu frösteln. Sie hatte nicht gewusst, welches Element Louise hatte, aber sie schien sehr gut damit umgehen zu können. Louise trat auf den Dolch, sodass er in die Luft flog und sie ihn geschickt auffangen konnte. Im Vorbeigehen übergab sie den Dolch Professor Altheim und setzte sich wieder auf den Mattenrand, noch bevor Amanda überhaupt aufgestanden war. Stella starrte Louise nach. Sie hatte Amanda innerhalb von wenigen Sekunden fertig gemacht.
Das kalte Wasser prasselte auf sie herab und riss Stella aus ihren Erinnerungen. Nicht nur einmal musste Louise kämpfen und beendete den Kampf so schnell wie sonst keiner. Sie schien jedem im Unterricht überlegen zu sein. Louise schien sich nicht einmal dafür konzentrieren zu müssen. Stella schloss ihre Augen und stellte sich vor, wie es wäre selbst so gut zu sein. Sie war zwar noch nicht lange eine Elements, aber sie war fasziniert von ihrer neuen Gabe und sie wollte damit gerne richtig stark werden um anderen damit zu helfen. Sie drehte den Wasserhahn ab und trocknete sich ab. Danach schlüpfte sie in ihre Schuluniform und verabschiedete sich schnell von Flower. Sie wollte noch unbedingt in die Bibliothek gehen um sich ein Buch auszuborgen, welches ihr etwas mehr über die Göttin Selene verraten konnte.
Sie sprang die Holzstufen hinauf zu dem Gang, von welchen die Türen zu den Zimmern weggingen. Sie ging in ihr Zimmer und lud ihr Trainingsgewand ab und verschwand wieder. Sie lief mit ihrer Chipkarte durch die Schule in Richtung Bibliothek. Dabei kam sie an der Cafeteria vorbei. Es roch verdammt gut und Stella entschied sich zuerst etwas essen zu gehen. Sie ging durch die Tür und sofort wurde sie von dem Duft von Bratkartoffeln und gekochten Gemüse umhüllt. Stella schnappte sich ein Tablett und reihte sich hinter den Schülern an der Essenstheke ein. Sie schnappte sich ein Glas Himbeersaft und schob ihr Tablett dann weiter. Vor ihr bestellte gerade ein Junge mit blonden Haaren, der etwas kleiner war als Stella sein Essen: »Vier Bratkartoffeln, bitte« »Kein Gemüse?« Der Junge kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Nein, danke« Die Bedienung schwang den Kochlöffel und klopfte damit an seine Brust. »Ohne Gemüse wirst du niemals groß werden« meinte sie vorwurfsvoll und betrachtete den schmächtigen Körper des Jungen. Stella prustete los. Die Luft entwich teilweise durch ihre Ohren, da sie versuchte nicht laut loszulachen und ihre Augen tränten. Überrascht drehte sich der Junge nach Stella um und fing ebenfalls an zu Lächeln, als er Stella erblickte. Sie starrte in seine meeresblauen Augen und erkannte sofort wem sie vor sich hatte. »Hacu!« stieß sie überrascht hervor. Stella wusste nicht, dass Hacu vor ihr in der Schlange gestanden hatte. »Du machst dich also auch über mich lustig« stellte er fest. Stella hob verlegen ihre Schultern und grinste ihn schelmisch an. Entrüstet warf er seine Arme in die Luft. »Es reicht doch schon, dass sich Olga jedes Mal über mich lustig macht!« Olga hieß also die Bedienung mit den roten Haaren und dem Haarnetz hinter der Theke. »Ich habe auch meine Grüne dazu! Also Mädchen, was willst du Essen. Und ich hoffe, dass bei dir das Gemüse auf den Teller darf« Stella lächelte und reichte ihr ihren Teller. Olga schöpfte Stella Gemüse und Kartoffeln auf den Teller und Stella und Hacu gingen weiter. Am Schluss der Theke saß eine Schülerin und bat sie um ihre Chipkarten. Hacu und Stella übergaben sie ihr und danach setzten sie sich an einen leeren Tisch.
Stella stopfte sich eine Gabel voll Gemüse in den Mund und schmatzte genüsslich. Hacu warf ihr einen gequälten Blick über den Rand seines Glases zu. Er schluckte runter und fragte Stella: »Wie kannst du nur diese Dinger essen« »Ich finde es lecker« erklärte Stella und schmatzte weiter, was sie absichtlich laut tat. Hacu verdrehte seine Augen und wandte sich seinen Kartoffeln zu. Nach einer Weile schien Hacu jemanden in der Cafeteria zu entdecken. Stella drehte sich um und entdeckte Flower, die geradewegs auf sie zukam. Neben ihr ging ein Mädchen mit blonden, glatten Haaren. Die zwei stellten ihre Tablette am Tisch ab und setzten sich zu Hacu und Stella. »Wie ich sehe, hast du dich schon mit Stella angefreundet« verkündete Flower und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Hacu riss entsetzt seine Augen auf und stupste Flower in ihre Seite.
»Ihr zwei kennt euch?« stellte Stella laut fest, während sie sich eine weitere Gabel Gemüse in den Mund schob. Flower nickte und erklärte Stella mit vollem Mund: »Er ist mein Bruder« Überrascht sah Stella zwischen den zweien hin und her. Dann mussten die zwei Zwillinge sein! Allerdings sahen sie sich bis auf die identische Haarfarbe kein bisschen ähnlich. Außerdem war Flower größer als ihr Bruder und auch etwas kräftiger. »Hätte ich nie vermutet« meinte Stella.
»Mich hat es auch überrascht« Das blonde Mädchen, welches sich neben Stella gesetzt hatte, vertrat also Stellas Ansicht. Zum ersten Mal, seit sie sich zu ihnen gesetzt hatte, betrachtete Stella das unbekannte Mädchen genauer. Die grünen Augen, dieses Gesicht und die glatten Haare erinnerten sie an jemanden. Da fiel ihr der gestrige Tag wieder ein. Sie hatte zuerst das falsche Zimmer betreten und da begegnete ihr Luna. Sie hatte ihr verraten, dass sie sich das Zimmer mit ihrer Schwester teilte. Stella hatte allerdings nicht gewusst, dass Luna und das Mädchen vor ihr Eineigezwillinge waren. Bis auf die Haarfarbe sahen sie absolut identisch aus. »Du musst Aurora sein, oder?« Das Mädchen mit den blonden Haaren warf ihr einen überraschten Blick zu, nickte aber. »Schön auch dich kennen zu lernen« sie streckte Aurora ihre Hand entgegen. Nun schien Aurora ein Licht aufzugehen. »Du musst meine Schwester getroffen haben!« Stella lachte, als sie daran dachte, wie sie einen Tag zuvor in das falsche Zimmer marschiert war. »Ja, ihr solltet den Sechser an eurer Tür unbedingt richten lassen« Aurora verdrehte sie Augen. »Lass mich raten, du bist das neue Mädchen, welches sich mit Louise Frogstuff das Zimmer teilen muss«
Stella wusste nicht wieso, aber anscheinend kannte die ganze Schule sie unter 'das neue Mädchen aus Zimmer 192'. War sie etwa das einzig neue Mädchen an dieser Schule oder passierte an dieser Schule einfach nichts aufregenderes, als dass ein neues Mädchen an die Schule kam? Dabei müssten ständig neue Schüler kommen und außerdem konnte sich Stella nicht vorstellen, dass an der Elite nichts Aufregendes passierte. Schließlich trainierte man hier ziemlich fixiert und intensiv das Kämpfen. Aurora legte Stella eine Hand auf die Schulter und warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Viel Glück« Flower und Hacu prusteten los, als hätte Aurora in diesem Moment einen Witz erzählt. Aurora schien zu wissen, worüber die Zwei sich ein Bein auszureisen schienen und kicherte ebenfalls, doch Stella konnte ihnen nur ahnungslos zusehen.
Als die drei angestrengt nach Luft rangen und für einen Moment still waren, fragte Stella: »Hab ich irgendetwas verpasst?« Flower schüttelte ihren Kopf. »Es ist nur, dass Louise absolut jeden vergrault, der sich mit ihr das Zimmer teilen wollte« Hacu stimmte seiner Schwester mit einem Kopfnicken zu. »Die Letzte die es wirklich lange mit Louise ausgehalten hat, war ein Mädchen namens Lovelyn. Das war allerdings noch bevor Louise ein Weißumhang wurde« »Von Lovelyn hat mir Louise bereits erzählt« erinnerte sich Stella. Louise hatte ihr auf den Weg zum Turnsaal eine Geschichte über sich, Lovelyn und einem anderen Mädchen, dessen Name ihr allerdings entfallen war, erzählt. »Wirklich?« Hacu schien sichtlich darüber verwundert zu sein. »Normalerweise spricht Louise nicht über ihre Freundinnen« erklärte Aurora »Wenn man sie überhaupt zu einer Unterhaltung überreden kann« ergänzte Flower nachdenklich. »Wieso nicht?« wollte Stella von Aurora wissen. »Ich weiß nicht, ob du das schon weißt, aber Louise hatte mit ihren Freundinnen Lovelyn, Mikaru und Sunshine den Krieg zwischen den Menschen und den Elements beendet. Danach kam sie mit Lovelyn und Mikaru auf diese Schule. Aber die drei schienen sich zerstritten zu haben. Man erzählt sich, dass Lovelyn und Mikaru zu Lovelyns Eltern gezogen waren, weil sie es mit Louise nicht mehr aushielten. Seitdem spricht Louise nicht mehr über sie« Das alles hörte sich für Stella unglaublich und auch sehr unwahrscheinlich an. Von Flower hatte sie zwar erfahren, dass Louise und eine andere aus ihrem Kampfkunsttraining zusammen gegen das STE gekämpft hatten, aber nicht, dass es Louise persönlich war, die Helmut Trumble das Handwerk gelegt hatte. Sie und ihre zwei Freundinnen mussten eine Menge durchgemacht haben. Stella konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Louise sich mit den Zweien zerstritten hatte, schließlich kam Louise die Geschichte über Mikaru und Lovelyn ziemlich leicht über die Zunge. Und hatte Louise die zwei Stella unbekannten Mädchen nicht als 'Freundinnen' bezeichnet. Das kam ihr sehr gegenwartsbezogen vor, als wäre Louise mit ihnen noch befreundet.
»Woher kommen diese 'Erzählungen', über das Verbleiben von Louises Freundinnen?« wollte Stella erfahren. Es war im Bereich des Möglichen, dass Aurora sich einfach nur irrte oder dass es einfach nur ein Gerücht war. »Louise hat es mehr erzählt« Nur wenige Sekunden nach diesem Satz packte Flower plötzlich Aurora an ihrer Schulter und drehte sie zu sich. »Das hast du uns nie gesagt! Wann hat sie dir das erzählt?« »Kurz bevor ich es euch erzählt habe. Ich hätte schwören können, dass ich erwähnt hätte, dass Louise es mir persönlich gesagt hatte« Flower schüttelte vorwurfsvoll ihren Kopf und gab Aurora damit zu verstehen, dass sie es nicht getan hatte. »Jedenfalls war ich neu an der Schule und habe ebenfalls Geschichten von Louise und ihren Freundinnen gehört, die die Elements von dem STE befreit haben. Als ich auf SUE mit ihr war, habe ich sie danach gefragt und das hat sie mir erzählt« »Unfassbar!« meldete sich Flower. Sie hatte beide Arme in die Luft geworfen und starrte ungläubig vor sich hin. »Du hast sie einfach gefragt und sie hat es dir erzählt?« Aurora zuckte mit ihren Schultern und nickte, als wäre das nichts Besonderes.
»Vielleicht ist Louise nicht so schlimm, wie ihr alle vermutet. Immerhin hat sie Auroras Frage einfach so beantwortet, oder?« Stella hatte über die Worte ihrer neuen Freunde nachgedacht und einzelne Informationen daraus genommen; Louise wurde von der ganzen Schule schrecklich dargestellt, aber vielleicht war Louise gar nicht so. Vielleicht glaubten das nur alle, weil Louise einfach nur mit wenigen Personen etwas zu tun hatte. Natürlich war sich Stella nicht sicher, aber die glaubte an diese Theorie. Sie würde niemals einen Menschen oder Elements einfach so abstempeln unter Vorurteilen von anderen.
Flower und Hacu zuckten mit ihren Schultern und Aurora meinte: »Das habe ich mir auch schon gedacht. Auf unseren Missionen ist sie immer sehr konzentriert und verhält sich eigentlich wie jeder andere hier im Saal« Sie zeigte in die Runde. Jeder Schüler unterhielt sich und lächelte. Sie alle waren normal, soweit man Elements als normal bezeichnen konnte, wieso also sollte Louise in dieser Gruppe so auffallen. Sie war doch auch nur eine Elements, die nur die wenigsten kannten. Hacu und Flower urteilen über Louise, obwohl sie mit ihr wahrscheinlich noch nie ein Wort gewechselt hatten. Nur Aurora und Stella hatten mit Louise zu tun und beide meinten, dass mehr hinter Louise steckte, als das Mädchen, welches jeden vergraulte.
»Ich finde es immer noch unfair, dass Aurora mit einem Weißumhang auf Mission gehen darf und ich nicht, obwohl ich schon länger an dieser Schule bin als sie« murmelte Flower nach einer Weile Stille. Das Thema um Louises Persönlichkeit wurde hiermit abgeschlossen. Flower hatte anscheinend keine Lust mehr über Louise zu diskutieren.
»Sie hat sogar dasselbe Element wie ich« sprach Flower mit finstereren Blick weiter. »Es ist aber nicht viel anders, als mit Schwarzumhängen« Es war Aurora es etwas peinlich, dass sie sich insgeheim freute mit einen Weißumhang, der auch noch dazu so unnahbar schien zusammen zu Arbeiten. Aber hätte sie ihrer Freundin Flower unter die Nase reiben sollen, wie toll es sich eigentlich anfühlte.
»Ihr seid aber nur zu zweit und wir sind Viert!« Aurora zuckte erneut mit ihren Schultern. Wenn Flower sich einmal anfing über eine Sache aufzuregen, konnte man sie einfach nicht beruhigen. Und wenn man versuchte ihr zu erklären, dass sie eigentlich nicht so schlecht dran war, dann würde die Sache nur noch noch schlimmer werden.
Aurora entschied sich stattdessen etwas vom Thema abzulenken: »Das wird sich allerdings bald ändern. Direktorin Denon hat Luna endlich erlaubt auf Missionen zu gehen. Sie und eine andere neue werden sich mir und Louise anschließen« Flowers düsteres Gesicht hellte sich blitzartig auf. »Das ist ja toll« Sie schien sich für Auroras Zwillingsschwester richtig zu freuen. Flower schien ihre Eifersucht gegenüber Aurora vergessen zu haben, was Stella sehr überraschte. Sie hatte nur selten erlebt, wie jemand seine Wut so schnell aufgab.
Auch Hacu war fröhlich gesinnt, wessen Gesicht wenige Augenblicke noch sehr nachdenklich wirkte.
Stella verstand zwar nicht, wieso Luna noch nicht auf Missionen gehen durfte, aber sie wollte nicht weiter nachfragen, deshalb sie lächelte einfach und freute sich mit den anderen.
Die Bibliothek war riesig. Es gab haufenweise Bücherregale aus dunkeln Holz, welche in Reihen bis ans Ende des Raumes standen. Stella ging auf den Schreibtisch zu, an dem die Bibliothekarin saß. Der Schreibtisch war ebenfalls sehr groß und auf ihn lagen haufenweiße Bücher und Dokumente.
Anhand des Namensschildes fand Stella heraus, dass die Bibliothekarin Frau Devis hieß. »Suchst du ein bestimmtes Buch?« wollte Frau Devis wissen. »Ich suche ein Buch über Selene« Frau Devis hob ihre Brille an und betrachtete Stella. War das Verlangen nach solch einem Buch etwa wohl ungewöhnlich, da die Bibliothekarin so mit ihren Blicken überprüfte. Irgendwann schien sie fertig zu sein und fing an zu lächeln. »Ihr nehmt sicher gerade Selene im Unterricht durch. Du siehst nämlich wie eine Drittklässlerin aus« »Ähm.. Eigentlich will ich es mir nur aus Interesse ausborgen« Frau Devis ließ ihre Brille zurück auf ihre Nase fallen, die durch die Brille schon etwas verformt war und reckte ihren Hals um über Stellas Schulter hinweg zu sehen. Die Frau schien nach jemanden Ausschau zu halten.
»Klar, wir haben einige Bücher über Selene in unserer Bibliothek« meinte Frau Devis. »Luna, kommst du bitte?« Frau Devis erhob ihre Stimme und rief den Namen des Mädchens, welchen Stella am wenigsten erwartet hatte. Die Zwillingsschwester von Aurora meldete sich von einem nahegelegenen Tisch. Stella drehte sich überrascht nach dem Mädchen um, stellte sie fest, dass sie genauso da saß, wie Stella Luna zum ersten Mal gesehen hatte; an einem Tisch und über einem Buch gebeugt. Kein Wunder, dass sie in der Bibliothek aushalf, soviel wie so zu lesen schien.
»Was ist denn?« Als Antwort zeigte Frau Devis auf Stella und beauftragte Luna Stella ein paar Bücher über Selene zu zeigen. Luna nickte und betrachtete Stella nun ebenfalls. Ihr schien nicht sofort einzufallen, woher sie Stella kannte, aber dann erinnerte sie sich: »Folge mir einfach, Stella«
Sie klappte ihr Buch zu und ein leises Quietschen von Rädern ertönte; Luna erhob sich nicht von ihrem Stuhl, wie es Stella eigentlich erwartet hatte. Stattdessen fuhr sie hinter dem Tisch hervor und Stella erkannte, dass Luna in einem Rollstuhl saß. Vor Schreck riss sie ihre Augen auf. Nie und nimmer hätte sie erwartet, dass Luna in einem Rollstuhl saß. Plötzlich fühlte sie sich schuldig. Sie hatte sich einen Tag zuvor in Auroras und Lunas Zimmer etwas über Lunas unhöflichen Verhalten aufgeregt, weil das schwarzhaarige Mädchen einfach nicht aufstehen wollte. Doch nun ergab es Sinn. Obwohl Stella es nicht wissen hätte können, hatte sie Luna als unhöflich bezeichnet. Stella vergrub unbewusst ihre Fingernägel in ihre Handfläche, weil die Schuldgefühle ein kleines Stück ihres Herzen aufzufressen drohten. Nun verstand Stella auch, wieso sich Hacu und Flower so gefreut hatten, dass Luna endlich ebenfalls auf Missionen gehen durfte. Das arme Mädchen. Stella wollte sich nicht einmal vorstellen, wie schlimm es seien musste ständig einen Rollstuhl bei sich führen zu müssen.
»Kommst du nun?« rief Luna Stella zu, die schon einige Meter gefahren war. »Ja, ja, ich komme« rief Stella ihr zu und befahl ihren Mund zu lächeln, um Luna nicht zeigen zu müssen, wie viel Mitleid sie mit ihr hatte.
Sie rannte hinter dem Mädchen her, bis sie zu ihr aufgeschlossen hat.
»Du möchtest also ein Buch über die Göttin Selene« wiederholte Luna. Stella nickte und lächelte, welches allerdings nicht sehr natürlich aussah. Zum Glück schien es Luna nicht aufzufallen. »Ja« »Irgendein Bestimmtes?« »Nur eines mit den wesentlichen Dingen, die man über Selene wissen muss« Luna sah Stella mit gerunzelter Stirn an. Sie schien, wie schon Frau Devis erwartet zu haben, dass Stella es für den Unterricht benötigte. Allerdings bräuchte man für den Geschichtsunterricht etwas detailreichere Informationen, als nur das Allgemeine. »Das ist ziemlich ungewöhnlich, dass ein Elements so ein Buch verlangt« Stella wurde ganz rot. War das denn wirklich so ungewöhnlich? »Ich- Naja, ich weiß um ehrlich zu sein nicht viel über sie und ich habe das Gefühl jeder kennt sie außer ich« Luna prustete los und ließ dabei die Räder ihres Rollstuhles los, sodass sie stehen blieb. Sie griff sich mit einer Hand an ihr Herz, als würde sie jedem Moment einen Herzinfarkt vor lauter Lachen bekommen. »Kein Wunder, Selene ist auch die Erschafferin der Elements« Nun war die Tomatenröte in Stellas Gesicht erreicht. Selene war also nicht einfach nur eine Göttin, sondern die Göttin schlechthin. Das war Stella so schrecklich peinlich, dass sie keine Ahnung von Selene hatte. »Wenn das so ist, dann solltest du dringest ein Buch über Selene lesen. Das könnte nur peinlich in Geschichte werden«
Luna kicherte noch einmal und griff danach wieder nach ihren Rädern und rollte weiter. Stella wunderte es, wieso Luna sie nicht fragte, wieso Stella nichts über Selene wusste. Vielleicht wollte sie einfach nicht neugierig sein, was Stella nie aufhalten würde! Sie war einer der neugierigsten Menschen. Wieso würde sie wohl mehr über Selene wissen wollen, nur um Louise ein Stück näher zu kommen.
Auch dieses Mal siegte nach einigen Momenten ihre Neugierde: »Wie hast du es eigentlich auf die Elite geschafft, wenn du doch-« Stella brach ihren Satz ab, da sie nicht aussprechen wollte, dass Luna im Rollstuhl saß, obwohl es jeder offensichtlich sehen konnte. »Aurora und ich haben nur uns beide. Sie wurde von Frau Denon auf die Schule eingeladen, aber ich nicht. Allerdings komme ich alleine nicht zurecht und so gestatte die Direktorin mir ebenfalls zu kommen. Daher durfte ich auch für ein Jahr nicht an Missionen teilnehmen« erklärte sie einfach. Sie zögerte mit der Wahrheit kein bisschen, was Stella etwas irritierte. Aber vielleicht musste sie diese Erklärung schon öfters aufsagen. »Davon habe ich gehört! Du sollst mit Aurora und Louise ein Team bilden« Nun wurde Luna etwas verlegen und sah schnell gerade aus. »Ja«
Die zwei bogen in den nächsten Gang ein und machten halt vor einem Bücherregal. »Das freut mich für dich« »Danke« bedankte sie sich, obwohl es ihr immer noch etwas peinlich war. Stella konnte zwar nicht genau sagen, was Luna daran so peinlich zu seien schien, aber sie konnte schließlich nicht in Lunas Kopf blicken. Aber angeblich soll es Elements geben, die ein solches Element besitzen, dass sie in der Lage sind die Gedanken anderer Personen lesen zu können.
Luna fuhr mit ihren Augen über die Bücher in diesem Regal. Auch Stella betrachtete sie und entdeckte auf einigen Buchrücken bereits den Namen Selene. Hier waren sie also richtig. Luna schien nur noch ein geeignetes Buch für Stella zu suchen. Irgendwann räusperte sie sich und sagte: »Dort oben, das weiße Buch mit der blauen Glitzerschrift« Stella sah nach oben und suchte die Reihen nach dem Buch ab. Sie entdeckte das Buch ganz oben und streckte sich um es zu erreichen. Stella war nicht das kleinste Mädchen, allerdings zu klein für das oberste Regal. Fünf Zentimeter hätten gereicht um es zu schnappen, aber die hatte Stella bedauerlicherweise nicht. »Ich hol Frau Devis« meinte sie und wollte gerade gehen, als Luna einen Blick auf ihre Uhr warf und erklärte: »Die macht gerade Pause. Sie kommt erst wieder in einer halben Stunde«
Stella blieb stehen und sah auf Luna herab, die hinauf wiederum hinauf auf das Buch starrte. Als Stella Luna so ansah, wurde ihr bewusst, dass sie größer war als Stella und vermutlich raufkommen würde.
Verlegen zeigte Stella mit ihrem Daumen hinter sich und meinte: »Ich kann auch später wieder kommen. Das Buch eilt nicht so. Jetzt weiß ich ja, wie es aussieht« Luna schüttelte entschieden ihren Kopf. »Ich bin größer als du. Wenn du mir hilfst, komme ich rauf« Stellas Augen weiteten sich. Luna hatte doch nicht etwa vor das zu tun, was Stella vermutete was sie tun wollte. Luna rutschte etwas weiter vor, an die Kante der Sitzfläche und hiermit wurde Stellas Theorie bestätigt. Luna spürte den besorgten und überraschten Blick, den Stella ihr zuwarf. Sie seufzte. »Was niemand weiß, ist dass ich meine Beine bewegen kann, sie allerdings zu schwach sind. Wenn du mir also hilfst, kann ich dir dein Buch geben«
Stella blinzelte zwei Mal, bevor sie registrierte, was Luna eben zu ihr gesagt hatte. Als ihr Gehirn etwas verspätet die neuen Informationen verarbeitet hatte, eilte Stella zu Luna hinüber. »Du musst das wirklich nicht tun« meinte Stella. »Ich will aber« Lunas Augen leuchteten. Sie war fest entschlossen das hier durch zu ziehen. Stella seufzte und fragte sie: »Was soll ich tun?« »Gib mir einfach deine Hand und habe keine Berührungsängste« Stella nickte stumm und hielt Luna ihre Hand hin. Sie kannte Luna nicht richtig und war ihr erst einmal begegnet und dennoch bestand Luna darauf für sie den Rollstuhl zu verlassen, um ihr ein einfaches Buch aus dem Regal zu holen. Außerdem hatte sie gemeint, dass sonst niemand wusste, dass sie ihre Beine eigentlich bewegen konnte.
Luna starrte auf ihre Füße und entfernte zuerst den linken Fuß von der Fußraste und dann den rechten. Sie setzte ihre Füße vorsichtig auf den Boden auf und rutschte noch etwas weiter nach vorne. Sie belastete ihre Füße erstmal leicht, sodass sie eine geeignete Stellung einnehmen konnten. Schließlich sah sie wieder auf und griff nach Stellas Arm. Stella lächelte ihr ermutigend zu und schließlich zog sich Luna aus ihrem Stuhl, der bei Lunas Verlassen nach hinten rollte. Stellas Arm wurde so stark nach unten gedrückt, als Luna sich auf sie stützte, sodass Stella ihren zweiten Arm verwenden musste um Luna ausreichend zu stützen. Sie spürte, wie sehr sich Luna bemühte, den Großteil ihres Gewichtes auf ihre Beine zu verlagern. Sie stolperte zum Regal und streckte sich, um das Buch erreichen zu können. Auch sie war doch etwas zu klein für das oberste Regal, sodass sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte. Stella spürte wie sehr Luna unter ihrem Gewicht zitterte und wie anstrengend es für sie war, aber ihre Augen brannten aus lauter Entschlossenheit. Sie erreichte das Buch und sank zurück auf ihre Fußsohlen, worauf sie allerdings nur für wenige Sekunden stehen konnte, bevor sie auf den Boden sank. Stella wurde unter dem plötzlichen Gewicht ebenfalls mit nach unten gerissen.
Luna hockte schwer schnaufend am Boden. Ihre Augen waren geschlossen, sodass sie sich besser auf ihren Atem konzentrieren konnte. Irgendwann sah auf und blickte in Stellas Augen. Stella sah das schwarzhaarige Mädchen mit besorgten Ausdruck an. Sie hielt ihr das Buch hin, welches Stella dankend annahm. »Du hättest das nicht tun sollen« bedauerte Stella. Sie hatte Angst, dass Luna sich verletzt hatte und dass am Schluss sie daran schuld war.
»Geht es dir gut?« Die zwei sahen sich gegenseitig in die Augen, solange bis Luna ihre Augen für einen Moment schloss. »Ich danke dir« »Wofür denn?« fragte Stella. Luna legte ihre Hand auf Stellas Schulter und lächelte sie an. »Danke, dass du mir geholfen hast. Ich sitze schon viel zu lange« Stella nickte und griff Luna unter die Arme. Gemeinsam standen sie auf und Stella setzte Luna wieder in ihren Stuhl. Das schwarzhaarige Mädchen rutschte nach hinten und hob ihre Füße auf die Fußraste. Stella bekam mit, wie sehr sich Lunas Körper entspannte. Wie sehr hatte sie sich wohl vorhin angestrengt?
Luna griff nach den Greifreifen und fuhr den Gang entlang. Stella trottete neben ihr her und erkannte, dass Lunas Arme immer noch vor Anstrengung zitterten, obwohl sich Luna bemühte es zu überspielen. Die zwei kamen beim Schreibtisch von Frau Devis an, der wie Luna ihr bereits erklärt hatte leer stand. Luna rollte hinter den Tisch und entsperrte den Computer. »Gib mir deine Chipkarte, dann borge ich dir das Buch aus« Luna kramte die orangene Karte aus ihrer Rocktasche und überreichte sie gemeinsam mit den Buch Luna. Nachdem Luna ein paar Mal mit der Maus über dem Bildschirm gefahren war und etwas eingetippt hatte, bekam Stella das Buch und ihre Karte zurück.
»Na gut, danke. Ich gehe jetzt auf mein Zimmer zurück« »Ich werde auch Schluss für heute machen« erklärte Luna und rollte wieder an Stellas Seite. Auf dem Weg zur Tür, müsste Luna eine Erhöhung hinauffahren, doch sie blieb mit großen Augen davor stehen. Sie musste immer noch schwer atmen. Stella war bereits einige Schritte vorausgegangen, als Luna ihren Namen rief. Überrascht drehte sich Stella um. »Ja?« »Würdest du mich vielleicht in mein Zimmer schieben« Ihre Stimme war schwach und sie war noch blasser als sonst. Luna schien Stella ein starkes Mädchen zu sein und es hatte sie sicher Überwindung gekostet nach Hilfe zu fragen. »J-ja klar« Stella eilte zurück und nahm die Schiebegriffe des Rollstuhls in die Hand und fuhr mit Luna aus der Bibliothek.
Es war schon spät geworden. Die Sonne ging bereits unter. Als Stella mit Luna an der kleinen Disco vorbeikam, bemerkte sie, dass dort ziemlich viel los war. Viele Schüler tanzten darin und hatten Spaß. Das freute Stella. Vielleicht würde sie ebenfalls eines Abends dort vorbeisehen.
Als sie sich den Holzstufen näherten, die nach Oben führten, fragte Stella: »Wie kommst du normalerweise immer nach oben« »Bei den Stufen zu den Jungenzimmer befindet sich ein Aufzug« Stella steuerte die anderen Stufen an, welche ebenfalls in den 3. Stock führten, allerdings befanden sich am Ende dieser Stiegen die Zimmer für die Jungen. Natürlich konnte man auch die anderen Stufen verwenden, da im Gang im 3. Stock keine Trennung aufwies, welcher die Mädchenzimmer von denen der Jungen trennte. Als die zwei Mädchen beim Aufzug ankamen, entdeckte Stella einen Scanner für die Chipkarten. Luna wollte gerade ihre Chipkarte herausholte, als Stella meinte: »Ich mach schon« Sie hatte bereits ihre Karte in der Hand. »Deine Karte wird den Aufzug nicht öffnen können. Er ist nicht gedacht für Schüler, sondern für Lehrer, welche Möbel oder andere schwere Dinge hinaufbringen müssen. Meine Karte hat nur die Berechtigung dieses Aufzug zu rufen, damit ich in mein Zimmer kann« Stella erinnerte sich daran, als Hacu ihr erklärte, dass manche Chipkarten mehr Berechtigungen haben, als andere. Sie nahm Lunas Chipkarte und hielt sie an den Scanner. Man konnte hören wie sich Maschinen in Gang setzten und der Aufzug sich in Bewegung setzte. Stella gab Luna ihre Karte zurück und schob das Mädchen in den Aufzug, als die Tür aufging. Stella drückte den Knopf, welcher nach oben führte und im nächsten Moment waren sie auch schon angekommen.
Sie klopfte an der Tür zu Auroras und Lunas Zimmer. Nachdem sie Auroras Stimme hörte, die sie hereinbat, öffnete sie die Tür und schob Luna hinein. Aurora warf Stella einen überraschten Blick zu und dann sah sie ihre Schwester ebenfalls überrascht an. »Nanu, seit wann erlaubst du, dass dich jemand schiebt?« Luna verdrehte die Augen und ließ stattdessen Stella antworten: »Sie war zu Müde um selbst aus der Bibliothek hierher zu fahren« Aurora stand von ihrem Bett auf und ging auf die zwei zu. »Normal hast du zu viel Stolz um um Hilfe zu bitten« murmelte Aurora neckend. »Hilf mir einfach in mein Bett und halt die Klappe« Aurora drängte sich an Stella vorbei und übernahm die Schiebegriffe. Sie schob ihre Schwester zum Bett und bevor Aurora Luna aus dem Stuhl helfen durfte, sagte Luna zu Stella: »Danke Stella, wir sehen uns dann Morgen« Das war die höffliche Form jemanden zu sagen, dass er nun gehen sollte. Stella nickte und verschwand durch die Tür.
Stella öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Sie hatte das Buch unter ihrem Arm eingeklemmt. Die Vorhänge waren wie bei Stellas ersten Besuch in diesem Zimmer zugezogen und das Licht war aus. Sie suchte nach dem Lichtschalter, als sie plötzlich jemand an den Schultern packte und an die Wand drückte. Erschrocken schrie Stella auf und ließ ihr Buch fallen. »Wer..?« »Die anderen mögen vielleicht vergessen haben, dich aufzufordern, deine Geschichte weiter zu erzählen, wieso du noch nie in einer Schule für Elements warst, aber ich nicht« Louise war die Person, die vor ihr stand und gegen die Wand presste. Aber wieso tat sie das. Würde sie lediglich wissen wollen, wie ihre Geschichte weiter ging, hätte sie Stella auch einfach so fragen können. »Deine letzten Worte waren 'Ich war'. Wo warst du?« »Wieso willst du das wissen?« »Wo warst du?« bohrte Louise. Sie machte keinen Anstalt nachzugeben. »Ich war dort. In diesem Gebäude, welches explodierte« Sie versuchte sich zu befreien, aber Louise hielt sie eisern fest. »Wieso warst du dort?« Louise sprach mit kühler Stimme, aber Stella spürte deutlich, dass sie die Antwort so sehr verlangte, wie eine hungrige Katze eine fette Maus. »Der Boss hatte an mir und seinem Sohn Experimente durchgeführt« Es schmerzte sich daran zu erinnern. Wie oft war sie nackt auf einen kalten Tisch gelegen und hatte das Skalpell über ihre Haut gleiten sehen. Wieviel Blut hatte sie seiner Zeit verloren. Durch die drei Jahre im Krankenhaus waren die meisten Narben verblasst, da ihre Haut die Sonne nicht berührte, aber sie waren dennoch da und Stella erinnerte sich an beinahe jeden einzelnen Eingriff. »Joseph« murmelte Louise. Überrascht riss Stella ihre Augen auf. Woher kannte sie den Namen des Jungens, welcher Stella aus ihrem stählernen Gefängnis gerettet hatte. »Dann muss ihn Helmut manipuliert haben« murmelte Louise, was Stella noch weiter verwirrte. »Wovon redest du?« wollte Stella nun wissen. Louise schüttelte ihren Kopf und gab Stella hiermit zu verstehen, dass es unwichtig war. »Ist dir dort zufällig ein Mädchen mit blauer Haut und schwarzen Haar begegnet?« Ein Bild blitzte vor ihren Augen auf; ein Mädchen, welches auf Louises Beschreibung passte, doch es wurde schnell von einem zweiten überdeckt; Die Wissenschaftler spritzten ihr ein Serum und dann verschwamm alles. Worüber hatte sie eigentlich gerade nachgedacht? Sie runzelte ihre Stirn und dann viel ihr Louises Frage wieder ein. Wieso sollte ein Mädchen blaue Haut haben und wieso sollte Stella ihr begegnet sein? Hätte dieses Mädchen, von welchem Louise sprach wirklich blaue Haut, dann sollte sie schnellstens zum Arzt gehen. »Nein verdammt, habe ich nicht« Louise ließ locker und Stella konnte sich befreien. Sie rieb sich ihre Schultern und sah das Mädchen vor sich an. Stella war richtig sauer auf Louise, aber als sie Louises traurigen Ausdruck sah, verflog ihre Wut. »Louise, was hast du?« Louise schüttelte betrübt ihren Kopf. »Dieses Mädchen war eine sehr gute Freundin von mir. Sie hat mir wirklich viel bedeutet, aber sie ist in meinen Armen gestorben. Es hätte sein können, dass du sie getroffen hast und sie dir vielleicht aufgetragen hat mir etwas zu sagen. Ich weiß, es war sehr unwahrscheinlich. Aber ich musste einfach sicher gehen« Stella war sich nun ganz sicher, dass Louise nicht das Mädchen war, welche alle in Louise sehen. Stella wusste nicht, was ihr alles zugestoßen war, aber es durfte sie wohl ziemlich verletzt haben. »Das tut mir leid. Lass mich dir einen Tipp geben: Denke nicht an ihren Tod sondern an all die schöne Zeit, die ihr miteinander verbracht habt« Louise sah Stella mit ausdruckslosen Gesicht an und plötzlich floss eine Träne Louises Wange herab und dieser folgten weitere. Hatte Stella etwas Falsches gesagt? Louise stürzte sich in Stellas Arme, welche diese Umarmung nur zögerlich erwiderte. Sie konnte spüren wie Louises Tränen ihr Shirt durchnässten. »Es tut mir leid« murmelte Stella und fuhr Louise übers Haar. Sie selbst hatte ebenfalls alles verloren und wusste nur zu gut wie sich Louise fühlte.
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