
2. Kapitel
Ein Doktor ging mit einem Klemmbrett unter seinem Arm durch die weißen Gänge des Krankenhauses. Es war ruhig geworden, seitdem die Reporter durch Einsatz der Polizei aus dem Krankenhaus vertrieben worden waren. Es waren schon vier Wochen vergangen und der Prozess um Mr. Trumble war vor wenigen Stunden beendet worden. Ihm stand lebenslange Haft bevor.
Schon fast so lange, wie es Menschen auf dieser Erde gab, gab es auch eine zweite Spezies, die den Menschen in vielen Dingen ähnelte. Sie sahen aus wie sie und verhielten sich auch wie sie. Man konnte sie praktisch nicht voneinander unterscheiden. Doch eine Sache unterschied die Elements doch von ihren menschlichen Ebenbildern. Während Menschen machtlos und einfach durchs Leben schritten, verfügten die Elements über Gaben, die sich auf wissenschaftliche Ebene nicht erklären ließen. Die Göttin des Mondes Selene war eine sehr mächtige Göttin gewesen und hatte sich gerne mit den Menschen beschäftigt. Sie fand ihr Wesen interessant. Eines Tages fasste sie den Entschluss einen Versuch zu starten. Sie wollte den Menschen Gaben geben, um die menschliche Rasse zu perfektionieren. Dazu hatte sie vier Neugeborene ausgewählt und entführt. Die vier Kinder hatten bei ihr im Othrys eben diese besonderen Gaben geschenkt bekommen. Die vier Elemente der Natur sollten ab nun ihnen gehorchen. Als die vier Kinder Yukio, Willma, Irma und Kevion alt genug waren, hatte Selene sie wieder zurück auf die Erde gebracht. Dort war es ihre Aufgabe die Menschen vor allen Übel mit ihren neuen besonderen Gaben zu beschützen. Wenn ein Kind aus dem Blut zweier Elements geboren wird, dann bekommt das Kind meistens ein Element, welches eine Kreuzung der Elemente ihrer Eltern ist. Daher gab es bald so viele verschiedene Elemente. Die wenigsten davon hatten noch etwas mit den Urelementen zu tun, und es wurden immer mehr.
Das Gen der Elements ist oft auch nicht stark genug um sich durchzusetzen. So kann es passieren, dass beide Elternteile Elements sind und das Kind doch menschlich wird. Trotzdem trägt dieses Kind das Gen in sich, welches sie auch wieder weitervererben kann. Bereits die Hälfte der Weltbevölkerung soll das Gen der Elements in sich tragen. Doch nur bei einem kleineren Teil hat es sich durchgesetzt.
Mr. Trumble war ein Mann, dessen Frau getötet wurde, als es zu einem Kampf zwischen zwei Elements kam. Es war ein böser Unfall und niemand hätte es verhindern können. Trotzdem war Mr. Trumble seitdem der Ansicht, dass Elements die Menschen auslöschen wollten. Er hatte sich also gegen die Elements verschworen und hatte angefangen sie zu jagen. Immer mehr Menschen schlossen sich Mr. Trumble an. Ein Großteil seiner Anhänger hatte einfach Angst vor der Macht die die Elements haben und wollten sie deshalb loswerden. Selene hatte die Elements allerdings nicht erschaffen, damit sie die Welt an sich rissen. Das wäre ihr nie in den Sinn gekommen! Die Elements hätten ihr faszinierendes Menschenvolk beschützen sollen und so sollte es immer noch sein. Und genau diese Aufgabe hatten die Elements immer verfolgt. Seit Jahrhunderten hatten sie die Menschen beschützt, bis zu dem Zeitpunkt als sie selbst zu den gejagten wurden und sich verstecken mussten.
Vor vier Woche wollte Mr. Trumble alle Elements auslöschen. Viele Jahre seines Lebens hatte er damit verbracht einen perfekten Plan auszuarbeiten, wie er am einfachsten alle Elements gleichzeitig los wurde. So verirrte er sich auch in das ein oder andere Buch, welches eigentlich nur für Elements zu lesen bestimmt war. Darin fand er heraus, dass Selene bei der Erschaffung der vier Urelements Yukio, Willma, Kevion und Irma einen Fluch verwendet hatte, anstatt eines Zaubers. Zu der damaligen Zeit war es den Göttern noch nicht möglich gewesen Wunder oder Zauber zu vollbringen. Der Nachteil bei Flüchen war dass es immer einen Weg gab sie zu brechen, sonst würden sie nicht funktionieren. Selene entschied sich dafür, den Fluch auf sich zu legen. Man musste also sie töten um den Fluch zu lösen. Dies war für Mr. Helmut Trumble ein gefundenes Fressen. Mit einer Maschine hatte er es in den Othrys geschafft. Er hatte Selene entführen und töten wollen, doch sie war nicht dort gewesen. Wie er durch ihre Schwester Eos erfahren hatte, war Selene schon 14 Jahre zuvor auf die Erde geflüchtet um sich vor Helmut zu schützen, da sie bereits von seinen Plänen gehört hatte. Dennoch hatte er seine Suche nach Selene nicht aufgegeben, bis es ihm schließlich gelungen war sie einzufangen. Doch er hatte ihre Macht unterschätzt. Sie und tausende andere Elements hatten seinen Plan durchkreuzt und nun war er zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Der Doktor schüttelte verächtlich seinen Kopf. Wie hatte ein Mann nur so grausam sein können? Er wollte das Leben tausender beenden! So etwas wollte der Doktor nicht verstehen. Er persönlich hatte nie etwas gegen die Elements gehabt. In den letzten tausend Jahren gab es doch immer schon Frieden zwischen den zwei Rassen und nie war etwas Skandalöses geschehen. Umso erleichterter war er gewesen, als der Krieg zwischen die Männer von Mr. Trumble und den Elements vorbei gewesen war.
Doch der Krieg trug auch viele Folgen mit sich. Sehr viele Kinder hatten ihr Leben verloren oder waren schwer verletzt in das Krankenhaus eingeliefert worden. Unglaublich, dass nur Kinder diese Schlacht bestritten hatten, da die erwachsenen Elements beinahe alle ausgerottet waren. Wieder schüttelte er seinen Kopf. Helmut Trumble hatte es geschafft 75% aller Elements zu Waisenkindern zu machen.
Mit einer Karte öffnete er die Tür zum Krankenzimmer. Darin lag Stella Brown. Sie war unter den Trümmern des eingestürzten Gebäudes gefunden worden. Einige Test hatte den Ärzten gesagt, dass sie eine Elements sein musste, doch die Ergebnisse waren nicht eindeutig gewesen. Irgendwas war anders gewesen. Ihr Zustand war kritisch. Sie hatte sich einige Rippen gebrochen, welche sich in ihr Herz und teilweise auch in ihre Lunge bohrten. Doch aus irgendeinen Grund war es den Ärzten nicht gelungen das Mädchen zu operieren. Jedes Mal, wenn sie ein Werkzeug, wie ein Skalpell an ihre Haut anzusetzen, erhitzte sich das Metall und das Skalpell schmolz. Sie hatten alles Versucht, doch es war hoffnungslos. Stella würde diese Nacht wohl nicht überleben. Dafür atmete sie zu unregelmäßig und flach. Er stand am Bettende und beobachtete ihre Brust, welche sich stoßweise hob und wieder senkte. Er machte sich letzte Notizen und verließ dann den Raum.
Es war spät am Abend. Die Sterne erleuchtenden den Himmel und der Mond stand hoch. Das Piepsen der Maschine, welche Stellas Herzschlag aufzeichnete, war das Einzige, was zu hören war. Es wurde immer langsamer und unregelmäßiger, bis es schließlich stillstand. Die Maschine gab einen langen Pieps von sich, der keine Pause machen wollte. Wieso sollte er auch? Er hatte nichts mehr, was er aufzeichnen konnte. Da flogen plötzlich die Vorhänge zur Seite und das Mondlicht erhellte den Raum. Es wurde wärmer und eine leichte Brise zog auf. Ein Funkeln fegte durch die Luft und sammelte sich schließlich an einer Stelle. Zuerst war es ein große Ansammlung von funkelnder Luft, doch dann nahm es die Form eines Mädchens an. Sie hatte schwarze, schulterlange Haare und ihre Haut war bläulich, vergleichbar mit einem Sternenhimmel. Ein weites, weißes Kleid schlang sich um ihre Beine, als die Gestalt näher an das Krankenbett der leblosen Stella herantrat. Sie kannte dieses Gesicht. Es war zwar ein Monat her, aber ihr hatte sie es zu verdanken, dass sie über Mr. Trumble gesiegt hatte. Die roten Lippen des fremden Mädchens, welches plötzlich in diesem Zimmer erschienen war, formten sich zu einem Lächeln. Eigentlich war es einer Göttin untersagt das Leben sterblicher zu retten, aber sie war Stella etwas schuldig. Ihre blaue Hand fuhr über den Körper der Sterblichen, welcher darauf sofort zu glühen begann und plötzlich ertönte das regelmäßige Piepsen der Maschine wieder. Ihr Herz schlug wieder und ihre gebrochenen Knochen verheilten in Sekundenschnelle.
Stella fuhr hoch und ihre braunen Haare fielen ihr ins Gesicht. Das Atmen schien ihr auf einmal so einfach zu fallen. Sie bildete sich ein eine blaue Gestalt neben ihrem Bett stehen zu sehen. Ihre Augen kniff sie zusammen und sah ein weiteres Mal hin, doch es war nur das Licht des Mondes zu sehen und im nächsten Moment fiel sie schon wieder geschwächt in ihr Bett zurück. Ihre Augen hatten sie wohl getäuscht.
„Ich werde dieses Gebäude vermissen", bedauerte Louise. Sie und ihre besten Freunde Lovelyn und Mikaru hatten gerade eine Beerdigung hinter sich gebracht. Sunshine war der Name des beerdigten Mädchens gewesen. Man hatte sie im Garten der Schule begraben. Das Mädchen war Louises beste Freundin gewesen und hatte ihr Leben für Louises geopfert. Louise fühlte sich so schuldig. Sunshine sollte bei ihnen sein und ebenfalls traurig auf das alte Schulgebäude zurückblicken. Louise, Mikaru und Lovelyn hatten den Auftrag bekommen auf eine andere Schule zu wechseln. Auf die Elite, eine Schule die nur besonders begabte Elements besuchen durften. Von dieser Sorte gab es nur 12 weltweit. Um dort aufgenommen zu werden, musste man schon beachtliches geleistet haben. Louise, Mikaru und Lovelyn hatten genau dies getan. „Komm Louise!", rief Mikaru ihr zu. Ihre zwei Freundinnen hatten sich bereits in das Auto gesetzt, welches sie zu ihrer neuen Schule fahren würde. Louise nickte und drehte sich langsam um. Der Motor des Autos wurde gestartet und Louise fing an zu rennen. Geschickt sprang sie auf die Rückbank und schloss die Tür hinter sich. „Auf einen neuen Anfang!", meinte Mikaru und hielt ihre Reiseflasche, welche mit O-Saft gefüllt war in die Höhe und lächelte. Louise war nicht nach Lächeln zu mute, aber sie konnte einfach nicht anders. Auch sie und Lovelyn schnappten sich ihre Flaschen und stießen sie gegen Mikarus. Das Auto setzte sich in Bewegung und verließ die kleine Lichtung vor der School of Elements.
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