Kapitel 11
Ich wurde durch eine Art lautes Kratzen geweckt. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Es war noch stockdunkel. Die leise tickende Uhr neben mir an der Wand zeigte zwei Uhr.
Ich richtete mich auf und tapste die Treppe hinunter, um den Ursprung des Geräuschs auszumachen. Alles sah irgendwie unheimlich aus.
Der Mond schien durch ein kleines Fenster. Es schien fast so, als würde er mir den Weg zur Küche weisen wollen. Ich folgte seinem Licht.
Die Treppe knarrzte. Ich fühlte mich wie in einem dieser Horrorfilme.
Ich hielt kurz inne und lauschte. Doch ich konnte nur noch meinen Atem und mein pochendes Herz hören. Das Kratzen war verstummt.
Kopfschüttelnd drehte ich mich um. War ich wirklich paranoid geworden? Ich fuhr mir durch mein schweißnasses Haar.
Hatte ich es mir nur eingebildet? Ich wollte wieder nach oben gehen, doch da hörte ich es wieder. Es kam aus der Richtung der Eingangstür.
Ich schluckte. Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet. Sollte ich Ethan wecken? Nein, ich würde damit schon klar kommen. Ich meine, es konnte doch eh keiner die Schutzmauer durchdringen.
Oder?
Warum war ich denn so nervös? Vielleicht war es eine Katze?
"Sei nicht dumm! Eine Katze kratzt doch nicht so laut!", mozte mich meine innere Stimme an.
Doch ich hörte nicht auf sie. Ich tapste einfach weiter die Treppe hinunter. An ihrem Ende angelangt, hielt ich wieder kurz inne.
Ich starrte die, vom Mondlicht silber glänzende, Haustüre an. Das Kratzen war wieder verstummt.
Vorsichtig ging ich auf sie zu. Ich atmete flacher. Plötzlich wurde mir kalt.
Ich legte meine Hand vorsichtig auf den kalten Messingknauf.
Ich atmete noch einmal tief ein und aus. Schließlich fasste ich mir ein Herz und öffnete die Tür.
Sofort schlug mir peitschender Wind entgegen.
Wind? Es war eher ein Tornado.
Ich wollte die Türe wieder schließen, aber ich wurde vom Wind hinausgeschoben. Krampfhaft hielt ich mich an dem Türgriff fest, um nicht wegzufliegen.
Es regnete wie aus Kübeln. Ich musste die Augen schließen. Meine Kleidung war sofort klitsch nass.
Was war das!?
Es donnerte als gäbe es kein morgen.
Ich hielt mir die Ohren zu, um dem tosenden Lärm zu entkommen. Leider war ich so dumm und ließ natürlich den Türknauf los und wurde von dem Sturm in den Matsch geschleudert.
Ein Blitz traf neben mir in die Erde.
Plötzlich wurde alles ganz still. Das einzige, das ich hörte war ein lautes Piepen.
Alles verlief plötzlich in Zeitlupe.
Was war das gerade gewesen? War ich taub?
Ich versuchte mich aufzurichten. Das Unwetter wütete immer noch um mich herum.
Alles drehte sich. Mir wurde schlecht.
Ich wurde durch den Sturm wieder in den Matsch gedrückt.
Mein Blick richtete sich nach oben in den dunklen Himmel.
Doch anstatt in diesen, blickte ich in zwei läuchtend rote Augen.
In die Augen einer großen schwarzen Bestie, die sich auf der blauen Kuppel niedergelassen hatte und diese fast vollständig bedeckte. Eine Bestie, die aussah wie ein schwarzer großer Drache.
Dieser starrte mit seinen blutroten Augen in meine.
Dann verstummte plötzlich das Piepen.
Doch so schnell es verschwunden war, kehrte der ohrenbetäubende Lärm zurück.
Die Bestie schnaufte. Das war also der starke Wind gewesen.
Ich wurde vom Boden in die Luft geschleudert, geradewegs in die Richtung der Bestie.
Ihre Augen besaßen eine Art Anziehungskraft.
Ich versuchte mich zu wehren, aber was sollte ich schon tun?
Ich sah Flammen und Hass in den Augen der Bestie. Sie trieften vor Rache, Zorn und Macht.
Irgendwie erinnerten mich diese Augen an jemanden. Aber an wen?
Alles um mich herum verschwamm. Nur die roten Augen glühten immernoch.
Dann sah ich nur noch rot. Rot, überall rot. Eine einzige wabernde Masse. Ich schloss die Augen, doch anstatt dem erhofften schwarz, sah ich wieder nur rot.
Rot, wie Rosen.
Rot, wie Liebe.
Rot, wie Feuer.
Rot, wie Hass.
Rot, wie Blut.
Doch dann konnte ich plötzlich eine weiße Silhouette ausmachen, die sich langsam auf mich zu bewegte.
Es war ein junger Mann. Er besaß einen Dreitagebart und trug einen langen Mantel.
Er sah aus, als wäre er mit weißer Farbe in das Rot hinein skizziert worden.
Für einen Moment blieb er stehen, schaute mich an, dann wandte er sich wieder zum Gehen.
"Nein, warten Sie!", krächzte ich, doch der Mann verschwand, wurde eins mit dem Rot.
Rot, überall rot.
"Nein, bitte!", ich merkte wie ich anfing zu wimmern.
"Bitte, lassen sie mich nicht alleine!"
Plötzlich bemerkt ich wie links neben mir eine ähnliche Gestalt auf mich zu rannte. Bevor ich ihr Gesicht aus machen konnte, rammte sie mir einen Dolch in die Brust.
Ich schrie.
______Ende_des_Traums_____
"Charlotte! Wach auf!", hörte ich Ethans panische Stimme.
"Charlotte, hey, es ist alles gut. Es war alles nur ein Traum."
Ich schlug die Augen auf.
"Ethan", krächzte ich, "Die Bestie...draußen..."
Dann bemerkte ich etwas.
"Oh mein Gott, es brennt, Ethan es brennt! Hol die Feuerwehr! Oh mein Gott, ich habe dein Haus angezündet, Ethan!", schrie ich weinerlich.
"Pscht", meinte Ethan.
Dann spürte ich, wie er in meinen Kopf eintrang. Ich spürte seine Anwesenheit.
Ich wusste nicht, was er gemacht hatte, aber augenblicklich beruhigte ich mich.
"Es ist alles gut, Charlotte. Ich habe schon...", wollte er sagen, aber da würde auch schon die Tür aufgerissen und James stürmte herein.
Augenblicklich erlosch das Feuer.
"Oh Gott Charlotte, was hast du getan! Du hast ja das gesamte Haus angezündet!", rief er.
Sofort traten mir die Tränen in die Augen.
"Hey, so war das nicht gemeint, ich..", meinte James.
"Toll gemacht, echt." Ethan verdrehte die Augen.
"Nein, lass ihn. Es stimmt doch, es tut mir so leid, ich...ich....ach man, warum bin ich nur so!", schniefte ich,
"Warum schaffe ich es nicht, meine Kräfte zu kontrollieren. Was wenn ich noch Menschen töte? Ich bin so dumm, so schwach, warum schaffe ich es nicht!" Nun begann ich wirklich heftig an zu weinen. Ich raufte mir die Haare.
Warum nur? Das war doch nicht normal.
James trat zu mir an das Bett.
"Du bist nicht dumm Dummerchen", meinte James flüsternd. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Sein braunes Haar viel im ins Gesicht und seine wunderschönen Augen glänzten.
"Zwar bist du etwas tollpatschig, aber nicht dumm.Und das mit deinen Kräften ist doch ganz normal."
OK, wow, ein netter freundlicher James. Hatte er was getrunken?
Ich nickte und sah auf meine Hände.
Ethan räusperte sich.
"Falls ich euch unterbrechen dürfte, wenn ihr nichts dagegen habt, dann fahre ich euch jetzt zur Schule. Es wird einige Tage dauern, bis sich das Haus wieder vollkommen neu aufgebaut hat."
"Ja klar, Häuser die sich von alleine wieder aufbauen, ganz normal. Aber warum wundert mich das eigentlich noch?", lachte ich unsicher und stand mit wackeligen Beinen auf, um den beiden zum Auto zu folgen. Ein Glück, dass ich gestern in meinen Klamotten eingeschlafen war, sonst wäre es jetzt unangenehm geworden.
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