♕ 3.
Vertrag zwischen Alvaro Caffron und Tara König
Der Vertrag beschreibt die Beziehung zwischen der Fragmentarischen und dem Vollkommenen ⊄
Im Folgenden werden die Zusammenhänge zwischen der Person die vollkommen schön ist (dem Vollkommenen) und der Person die schönheitsbedürftig ist (der Fragmentarischen) erkenntlich gemacht. Die 15- Regeln müssen immer und zu jeder Zeit eingehalten werde. Ausnahmslos. Ansonsten wird jede Art der Bestrafung akzeptiert.
✣Die Fragmentarische ist der vollkommenen Person in jeder Hinsicht unterlegen
✣ Der Vollkommene hat jedes Recht, den Körper der Fragmentarischen so zu formen, bis alle Einzelteile die perfekten Maßen haben
✣ Alle Mittel die zum Erhalt der Schönheit der Fragmentarischen dienen, sind zugelassen, auch wenn diese noch so schmerzhaft und grauenvoll sind
✣ Die Fragmentarische muss jede Entscheidung des Vollkommenen akzeptieren, und darf sich nicht wehren
✣ Es gibt ein striktes Ernährungsprogramm, das von der fragmentarischen Person eingehalten werden muss
✣ Für die Fragmentarische entstehen keine Kosten, außer gelegentliche Liebkosungen für den Vollkommenen
✣ Die Fragmentarische muss ihren üblichen Verpflichtungen, wie beispielsweise sich bilden, während des Vertrags nachgehen
✣ Dennoch muss die fragmentarische Person in ihrer Freizeit an ihrem Körper selbst arbeiten, individuelle Freizeit gibt es nicht
✣ Tägliche sportliche Aktivitäten der Fragmentarischen müssen bedingungslos getätigt werden, das Programm wird von den Vollkommenen gestellt
✣ Nur wenn ein schwerwiegender Virus vorliegt, ist die Fragmentarische von dem Schönheitsprogramm befreit
✣ Die Fragmentarische erhält alle Schönheitseingriffe kostenlos, Eingriffe werden solange getätigt bis alles perfekt ist. Beispielsweise wenn das Gesicht der perfekten Schönheitsformel entspricht
✣ Die Fragmentarische muss Schmerz aushalten und diesen akzeptieren, wer schön sein will muss leiden
✣ Einmal pro Woche, immer sonntags, hat die Fragmentarische ihren „freien Tag", auf die Ernährung muss währenddessen aber trotzdem geachtet werden
✣Die Fragmentarische verpflichtet sich, während der Dauer des Vertrages und auch nach Abschluss des Vertrages, absolutes Stillschweigen zu bewahren.
✣ Der Vertag endet wenn der Körper der Fragmentarischen perfekt ist, durch die Unterschrift wird der Vertrag sofort wirksam
⊄
Du musst schön sein,
Deine Gesichtszüge fein,
Der Körper perfekt,
Unser gemeinsames Projekt. ⊄ Caffron
Ende. Ich lese mir den Vertrag noch einmal durch.
Nach dem zweimaligen durchlesen, war ich mir immer noch nicht sicher, ob dieser Vertrag wirklich ernst gemeint ist. Mit „der Fragmentarischen" bin ich gemeint, „der Vollkommene" ist Alvaro. So viel habe ich soweit verstanden. Vorsichtshalber frage ich bei Alvaro aber nochmal nach. Er nickt bloß.
Das ist doch krank! Ich bin dem Vollkommenden, also Alvaro, in jeder Hinsicht unterlegen. Ja vollkommen ist er, ich sehe keinen einzigen Makel was sein Äußeres betrifft. Aber ich bin ihm unterlegen...wir sind doch nicht mehr im Mittelalter. Und ich bin kein Sklave.
Und wenn ich nicht schweige, oder eine der Regeln breche, wird jede Art der Bestrafung akzeptiert. Was auch immer damit gemeint ist. Das ist zu krass. Hilfe, wir leben in der Neuzeit, dass kann gar nicht ernst gemeint sein. Haha bestimmt nur ein dummer Scherz.
Ich schaue Alvaro an. Seine Miene bleibt ernst, nicht einmal ein kleines Lächeln ist im Anflug. „Überlege es dir gut. Aber wie du siehst hast du nur Vorteile wenn du dich darauf einlässt." sagt er schnell. Er wirkt trotzdem etwas ungeduldig auf mich.
Aber er scheint es wirklich ernst zu meinen. Ich lese mir den Vertrag, und damit die 15 Regeln noch ein drittes Mal langsam durch. Alvaro beobachtet mich währenddessen mit seinen schönen Augen. Es fällt mir jetzt schwerer, mich auf die vielen Wörter zu konzentrieren. Seine Augen begutachten meine Mimik genau.
Erst jetzt nehme ich das Gedicht wahr:
Du musst schön sein,
Deine Gesichtszüge fein,
Der Körper perfekt,
Unser gemeinsames Projekt. ⊄ Caffron
Es ist schön, die Reime zergehen auf meiner Zunge. Ich liebe Poesie. Woher weiß er das?
Langsam verstehe ich. Er meint mit „Eingriffen" und „Formen des Körpers" Schönheitsoperationen. Anders kann man einen Körper nicht verändern, der von Natur aus sehr hässlich ist. Die Schönheit durch Operation erzwingen. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
„Sportliche Aktivitäten müssen bedingungslos getätigt werden", ganz ehrlich, ich hasse Sport. Und ich weiß nicht ob ich ein tägliches Sportprogramm durchstehen würde. Außerdem wird er dann merken wie unsportlich ich bin, und das ist sehr peinlich, weil ich wirklich null Ausdauer habe.
Es spricht also alles gegen eine Einwilligung des Vertrages, aber Fakt ist: Ich empfinde Minderwertigkeitsgefühle. Ich war schon mal kurz vor einer Depression. Ich habe einen Selbsthass auf mich und meinen Körper, ich kann nicht mehr weiterleben so wie bisher. Das stehe ich nicht mehr durch.
Ich werde mich nie mit meinem Körper abfinden können. Also warum eigentlich keine Schönheitsoperationen? Die auch noch kostenlos sind. Wer hässlich ist, hat sowieso keine Wahl. Entweder man lebt mit diesem abscheulichen Körper, oder man lässt Operationen zu die den Körper schön machen.
Klar kann man auch durch Diäten und Sport den Schwabbelbauch weg bekommen, aber eine krumme Hakennase wird von fünf Wochen abnehmen nicht gerade.
Ich leide so sehr unter meinem Aussehen, dass mein komplettes Leben davon beeinflusst wird. Ich könnte nicht mal Komplimente annehmen, weil ich mich selbst nicht akzeptiere. Diese Erkenntnis wird mir heute zum ersten Mal bewusst.
Es muss sich was ändern!
Schon wieder füllen sich meine Augen mit Tränen. Zum zweiten Mal an diesem Tag schaffe ich es nicht meine Augenflüssigkeit unter Kontrolle zu halten. Peinlich!
Er legt seinen Arm auf meine Schulter. Wärme durchströmt mich aber gleichzeitig breitet sich eine Gänsehaut in meinem Körper aus.
„Komm mit, ich möchte dir was zeigen, meine Liebe. Danach kannst du immer noch entscheiden, ob du mein Angebot annimmst. ", flüstert Alvaro liebevoll. Er schiebt mich in Richtung des großen Hauses.
Nachdem Alvaro eine lange Zahlenkombination in ein kleines Kästchen neben der Haustür eingetippt hat, öffnet sich die weiße Tür mit einem Ruck.
Wow! Die sehr modern eingerichteten Räume strahlen eine warme Freundlichkeit aus. Wir gehen durch viele Türen, und ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Ein Zimmer ist schöner als das andere. Und das Haus hat unendlich viele Zimmer.
Nach einer Weile aber gehen wir eine lange Wendeltreppe nach unten, und plötzlich durchströmt mich ein verwester Geruch. Der Unterschied zu der wohligen Atmosphäre von oben verwirrt mich etwas. Alvaro nimmt meine Hand, und umschlingt diese fest.
Wir gehen einen langen Gang entlang, am Ende befindet sich eine große Tür. Den verfaulten Geruch nimmt meine Nase nun noch stärker war. Es ist der vergammelte Geruch von Tod. Der verweste Geruch einer Leiche. Ich kann nicht mehr klar denken, allein der Gestank füllt meine Poren mit Angstschweiß.
Alvaro sperrt die große Holztür langsam auf.
Die Tür ist offen. Ich schnappe nach Luft. Alvaros Finger umschlingen meine Hand fester.
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