♕ 2.
„Du kannst selbst entscheiden ob du es annimmst. Wie gesagt es ist nur ein Angebot.
Nur so viel: Du wirst beliebt und begehrenswert sein, ich weiß wie sehr du unter deinem Aussehen leidest. Aber ich verlange dafür auch einige Gegenleistungen."
Wie bitte was? Das ging mir jetzt ehrlich gesagt zu schnell. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass auf einmal so ein Redeschwall aus ihm raus kommt. Er will mir also ein Angebot machen. ER MIR, schon allein deshalb könnte zwei Saltos schlagen. Ich beherrsche aber nicht mal einen- ich bin sehr unsportlich.
Normalerweise bin ich auch nicht auf dem Kopf gefallen, aber ich habe gerade keinen Plan was ich sagen soll. Ich habe kein Wort verstanden. Okay das liegt vielleicht dran, dass gerade das bestaussehende Wesen der Schule mit mir spricht! Er hat leicht lockige, braune Haare. Dunkelgrüne Augen- genau wie ich! Und markante Gesichtszüge.
Ehrlich gesagt habe ich ihn noch nie lächeln sehen. Aber trotzdem finde selbst ich ihn sehr anziehend. Schon immer- wenn ich so darüber nachdenke. Damals in der 5. Klasse hat er jedes Mal über seine Haare gestrichen, bevor er sich meldete. Das klingt arrogant, aber er sah halt schon damals süß aus.
Alvaro sieht mir meinen verzweifelten, fragenden Blick anscheinend an. Er spricht weiter: „Tara? Kennst du mich? Ich bin Alvaro, der aus deiner Klasse." Ach was? Ich nicke vorsichtig.
„Ich weiß wie du dich gerade fühlst. Ich weiß du wirst gehänselt. Und ich weiß, dass du beliebt sein möchtest."
Hilfe! Was der alles weiß, aber es stimmt, er hat Recht, ich fühle mich schrecklich in meiner Haut. Aber woher zum Teufel weiß er das?
Er spricht langsam weiter, wahrscheinlich denkt er, dass ich nicht gerade die Hellste bin. Meine Blicke schweifen kurz nach rechts und links, beobachtet uns jemand?
Ich bringe immer noch kein Wort aus meinem Mund. „Also wie wär es, wenn du erstmal mit zu mir kommst. Und dann erkläre ich dir alles genauer." sagt er mit leiser Stimme. Oh mein Gott! Er hat mich gerade gefragt, ob ich mit ihm mitkommen wolle. MICH!
Tara jetzt reiß dich mal zusammen, zwinge ich meine innere Stimme zur Vernunft.
„Ä-ääh ja klar. Warum nicht." sage ich in einer hohen Tonlage. „Schön!", Alvaro lächelt.
Krass, das wäre dann wohl geklärt.
Er legt einen Arm um meine Schulter, und führt mich Richtung Ausgang. Ja, er legt einen Arm um meine Schulter! Um meine! Ich will das nur noch einmal betonen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Das muss ein Traum sein. Was ist heute anders als sonst? Schlägt mein Leben jetzt endlich eine andere Richtung ein? Eindeutig mein Glückstag heute, ich spüre es genau. Ab jetzt wird sich mein Leben ändern.
Die Tränen sind mittlerweile an meinem Gesicht angetrocknet, aber ich wische mit meinem Ärmel vorsichtshalber nochmal drüber. Ich nehme es immer noch nicht so richtig war, aber ich schlendere gerade mit ALVARO Arm in Arm über den Schulhof. Da eigentlich noch Unterricht wäre, ist aber keine Menschenseele auf dem Pausenhof.
Er hat nichts mehr gesagt. Wir sind schweigend nebeneinander hergegangen. Erst als wir an seinem Auto angelangt sind, murmelt er „Steig ein." Er hat schon ein eigenes Auto, das weiß jeder an der Schule, weil dieses Auto ein Ferrari ist. Ein schwarz glänzender sau teurer Ferrari, mit dem er jeden Morgen fünf vor 8 angefahren kommt. Er hat das Geld, oder besser gesagt seine Eltern. Ich weiß nicht was die beruflich machen, aber erfolgreich sind sie auf jeden Fall.
Alvaro schätze ich vielleicht so auf zwanzig, vom Alter her. Normalerweise ist man nicht zwanzig in der 10. Klasse. Ich weiß aber leider nicht was er davor gemacht hat. Irgendwelche Einzelheiten aus seiner Vergangenheit, kennt glaub ich keiner an unsere Schule. Er redet mit Anderen nicht viel. In der Pause sehe ich ihn oft alleine auf einer Bank, er ist Einzelgänger- eigentlich genau wie ich.
Aber Schluss jetzt! Meine Gedanken schweifen schon wieder vom eigentlichen Thema ab!
Ich höre ein leises Klicken, dann hält Alvaro mir die Tür auf. Ich steige ein.
Mein Gott bin ich naiv. Im Auto eines Fremden mitfahren? Da ist bei meiner Erziehung wohl gewaltig was schief gelaufen. Immer wieder hört man von Vergewaltigungen junger Mädchen die sich auf einen Fremden einlassen.
Aber ist ja nicht fremd! Ich kenne ihn ein bisschen, er geht ja mit mir in eine Klasse. Er wird schon nichts „Böses" mit mir vorhaben. Wenn doch ist es jetzt schon zu spät, denn Alvaro hat den Motor angeschmissen.
Ich glaube komischerweise immer an das Gute im Menschen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder, wirklich jeder etwas „Gutes" in sich trägt. Selbst die ganzen Tussis in der Schule sind nicht durch und durch böse, jeder hat auch eine andere Seite. Aber man kann selbst entscheiden, welche man in der Öffentlichkeit zeigt. Ich weiß nicht wieso ich so gutgläubig bin, vielleicht weil mir noch nie etwas wirklich Schlimmes passiert ist. Hänseleien, Ungerechtigkeit, usw. kann man ja nicht mit Krieg zum Beispiel vergleichen. Wow, so positive Gedanken hatte ich schon lang nicht mehr. Der Typ hat eine positive Wirkung auf mich.
Ich schaue nach vorne. Wo sind wir? Mist, ich hab mir den Weg überhaupt nicht gemerkt, ich war so in Gedanken vertieft. Das passiert mir leider öfter. Manchmal lebe ich in meiner eigenen Traumwelt, was um mich geschieht vergesse ich dann komplett.
Der Ferrari hält an. Wir stehen in einem Wald, vor uns ein riesiges wunderschönes Haus, aber rundherum nur Bäume. Keine Menschenseele weit und breit. Scheiße er will mich doch vergewaltigen, schießt es mir durch den Kopf. Langsam steige ich aus und schaue dann fragen Alvaro an. Er lächelt. „Hier wohne ich, zusammen mit meinem Vater."
„Wow. Ein sehr schönes Haus, aber wieso wohnt ihr so abgelegen, mitten im Wald?" meine Stimme ist leicht zittrig. „Hier sind wir ungestörter, und können in Ruhe reden." „Verstehe." murmel ich.
„Also Tara" so fängt er an. Ich liebe es wie er meinen Namen ausspricht. „Ich weiß du fühlst dich unwohl in deiner Haut. Du bist mit deinem Aussehen nicht zufrieden. Aber zusammen können wir dich ändern. Ich finde du hast etwas sehr besonderes an dir. Bloß die Verpackung gefällt mir noch nicht.
Wenn du schön genug für mich bist, werden wir zusammen sein. Ich spüre schon jetzt, dass da ein Verbindung zwischen uns ist."
Das klingt ein bisschen auswendig gelernt. Und schon wieder überfordert er mich, mit diesem Redeschwall. Ich öffne meinen Mund und will etwas sagen, doch er fällt mir ins Wort. „Allerdings gibt es da ein paar Bedingungen. Ich zwinge dich zu nichts, meine Liebe. Aber wenn du unterzeichnest musst du alles erfüllen was in dem Vertrag geregelt ist. Ohne Ausnahme."
Er lächelt mich an. Mir wird ganz warm ums Herz. Seine schnurrgeraden, weiß funkelnden Zähne stechen mir sofort ins Auge.
Es gibt einen Vertrag. Okay meinetwegen, ich würde alles machen was er von mir will. Ich fühle mich besonders, schon allein weil er gerade mit mir spricht. Er wird mich so verändern, dass ich schöner und beliebter werde. Ich glaube ihm das einfach so, ich bin viel zu geflasht, um groß darüber nachzudenken wie das überhaupt gehen soll.
Alles in allem einfach perfekt. Er liest mir meine Wünsche von den Augen ab, und will sie auch noch erfüllen. Wie gesagt, mein absoluter Glückstag.
Vielleicht werden wir sogar eine Beziehung führen. Ich bin verschossen in ihn. Wer ist das nicht? Eine Verbindung zwischen uns ist auf jeden Fall vorhanden, das spüre ich. Mich kann er zwar nicht anziehend finden, aber das wird sich jetzt ja anscheinend ändern.
Für mich, ist er anziehend, sehr sogar.
„Hier ließ dir das sorgfältig durch, aber lass dir Zeit. Wir haben alle Zeit der Welt. Dann wirst du alles verstehen." Er hält mir mehrere Blätter Papier hin. „Was ist das?" frage ich. „Ließ selbst."
Oh ich dachte das war ein Scherz mit dem Vertrag. Krass, Alvaro nimmt das alles ziemlich ernst hier, wenn er sogar mit einem schriftlichen Vertrag vorbereitet hat. Ich nehme den weißen Stapel mit leicht zittrigen Händen entgegen.
Vertrag zwischen Alvaro Caffron und Tara König
Wieso steht da mein Name? Alvaro hätte unmöglich planen können, dass ich mit ihm mitkomme. Seltsam.
Ich blättere um. Auf der nächsten Seite steht ein langer Text.
Meine Augen weiten sich immer mehr, als ich mit angehaltenen Atem lese was dort geschrieben steht.
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