♕ 18.
Das geniale Video hat die liebe XxMarryStylesxX für mich gemacht, TOTAL UNERWARTET. Haha noch mal vielen lieben Dank für die Überraschung, die ist dir definitiv gelungen<3
Panisch drehe ich mich um. Wer war das? Hat Alvaro mich doch verfolgt? Meine Augen wandern über die menschenleere Straße, kein Alvaro, kein Edward, niemand. Die Straße scheint verlassen. Habe ich mir das nur eingebildet? Langsam überkommt mich das Gefühl, verrückt zu werden.
Doch plötzlich höre ich es wieder.
„Tara. Unüberlegtes Handeln kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen."
Genau die gleichen Worte. In genau der gleichen Tonlage.
Verwundert blicke ich auf meine kleine Umhängetasche, mir kommt es so vor als wäre die Stimme aus dem schwarzen Beutel gekommen. Schnell öffne ich ihn, und ich verstehe, mein Handy gibt diese Warnsignale von sich. Anscheinend im Minutentakt, den schon wieder dringt diese kranke, monotone Stimme in mein Ohr.
Nein, ich werde nicht aufgeben. Nicht so kurz vor dem Ziel. Ein Handy kann mir keine Befehle geben, anscheinend ist darin ein Chip eingebaut, wodurch mich die Psychopatencrew aufspüren kann. Noch einmal blicke ich mich um, die Straße ist immer noch menschenleer.
Verbissen schmeiße ich das Handy auf den Boden. Ich lasse mich nicht mehr aufhalten. Und von einer kranken Handystimme erst recht nicht.
Schnell bewege ich mich weiter in Richtung Haupteingang. Mein Gehirn lässt die Schmerzen, die durch die blutverschmierte Wunde an meinem Knie ausgelöst werden, vergessen. Meine Gehirnzellen füllen sich nur mit einem Gedanken: Erlösung. Erlösung von all den psychischen Horror-Ereignissen der letzten Tage. Vor allem die Operation beißt sich immer wieder in meinem Kleinhirn fest. Ich bin nicht fähig zu vergessen, zu akzeptieren. Ich kann es mir einfach nicht leisten schön zu werden, die Bezahlung ist zu hoch. Zu schmerzhaft. Zu grauenvoll.
Endlich habe ich es geschafft, kraftlos drücke ich die Türklinke nach unten. Aber kaum als ich die Polizeistation betreten habe, strömt neue Energie durch meinen Körper. Mut verleiht neue Kräfte.
Das blaue Kleid klebt schweißtriefend an meinem Körper, meine Fettwampe am Bauch und meine großen Brüste sind jetzt deutlich sichtbar. Keine Zeit für Schamgefühle. Also schaue ich wieder schnell nach oben- direkt in ein gelangweiltes Gesicht eines Polizeibeamten.
„Ich habe bald Feierabend, also bitte machen Sie es kurz, ja." Schnauzt er mich an.
Meine Wut steigt überdimensional an. Das hat er nicht gerade gesagt? Selbst in einem Rechtstaat steht das Feierabendbier wohl über dem Drang helfen zu wollen.
„Ich... Meine Schwester.." ich gerate ins Stocken, zu viele Worte auf einmal wollen plötzlich aus meinem Mund.
„Wie schauen sie überhaupt aus? Schweißnass und blutverschmiert? Bitte kleiden Sie sich das nächste Mal anständig wenn Sie mit einem Beamten reden wollen! In diesem Aufzug kann ich sie kaum ernst nehmen."
Wutgeladen balle ich die Fäuste zusammen und hole tief Luft.
„Meine Schwester wurde auf der Modenschau dort drüben betäubt. Und an mir werden ohne Narkose Operationen durchgeführt. Und.." ich muss erneut Luft holen, die Aufregung lähmt meine Lungenflügel.
„Nun mal langsam." Der Polizist macht eine ruhige Handbewegung. „Machen Sie bitte keine belanglosen Aussagen. Ich brauche Fakten, Daten, Namen. Und bitte um Himmels willen schreien Sie nicht so rum, ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Vielleicht schalten sie erstmal einen Gang runter. Wir stellen ihnen auch gerne eine Tasse Beruhigungstee zur Verfügung."
„Beruhigungstee?!" ich habe meine Wut nicht mehr unter Kontrolle. Wutentbrannt schreie ich ihn an. „Jetzt hören Sie mir mal zu, ich..."
Da mein Gehirn beschäftigt ist, meinen Kopf feuerrot werden zu lassen, bemerke ich gar nicht wie sich die Eingangstür erneut öffnet.
Mit einem festen Griff werde ich nach hinten gezogen. Ich bin gezwungen für einen kurzen Moment die Luft anzuhalten. Der Schock überfordert meinen Körper.
„Endschuldigen sie meine Schwester, sie weiß nicht was sie redet"
Alvaros Stimme.
Ich schaue in seine Augen. Hasserfüllte Blicke durchdringen mich.
Sofort versuche ich mich aus seinem festen Griff zu wehren. Aber Alvaro lässt mit seinen staken Armen nicht locker, im Gegenteil er drückt noch fester zu. Ich bin nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen. Die Angst und die Verzweiflung schnüren mir die Kehle zu.
„Beleidigungen brauche ich mir eh nicht anzuhören." Murmelt der Polizeibeamte vor sich hin und packt seine Arbeitstasche.
Jetzt treffen die Augen des Polizisten auf meine. „Kommen Sie morgen wieder, wenn Sie bei Verstand sind. Und machen Sie dann eine klare Aussage. Ich habe jetzt Feierabend." Ich ertrage seine Worte mit hilflosen, angsterfüllten Blicken.
„Ja sie wird morgen wieder kommen." Spricht Alvaro für mich in einer monotonen Tonlage. Dann schiebt er mich schwungvoll Richtung Tür. Meine Beine versuchen sich zu wehren, mit aller Kraft versuche ich mich aus seinem Griff zu lösen. Keine Chance, ich bin zu schwach.
Die Hilflosigkeit wird unerträglich. Die Verzweifelte Angst in mir, erreicht das Limit. Mein Körper fällt schlaff in sich zusammen, träge lieg ich jetzt in Alvaros Armen. Meine Figur gleicht der einer leblosen dicken Puppe, in einem zerfetzen blauen Kleid mit einem blutverschmierten Knie.
Mir wird keine Wahl gelassen, mein Körper hat nicht die Kraft zu kämpfen. Mein Kopf schreit nach brutalen Krieg. Aber es existieren keine Alternativen, ich werde dazu gezwungen aufzugeben. Mich meinen Schicksal zu stellen. Der Tod wäre eine wohltuende Erlösung. Aber diese Hilflosigkeit und die Unwissenheit was kommt, ist erbarmungslose Folter. Die Verzweiflung nagt an meinen Kräften. Unerbittlich.
Schwer fallen meine Augenlider nach unten. Wie von selbst. Ich gebe mir keine Mühe die Schwerkraft aufzuhalten, denn innerlich weiß ich schon längst, dass ich verloren habe. In einem Kampf, den ich nicht mal kämpfen durfte. Weil ich ein nichtsnutziger Schwächling bin, Willenskraft alleine reicht manchmal nicht. Der Gedanke begleitet mich tief in die Dunkelheit.
Ich schlage meine Augen auf. Ein stechendes Weiß empfängt mich. Erschöpft kneife ich die Augen zusammen. Wo bin ich?
Ich liege in einem Bett, mit schneeweißen Bettbezug. Das Bett in einem Raum, alle vier Wände in einem kalten weiß gestrichen. Darin ein Tisch, ein stuhl- ebenfalls weiß.
Eine kalte Gänsehaut lässt meine Glieder erzittern. Nur schwammig kann ich mich an die Ereignisse in der Polizeistation erinnern. Wie viele Tage sind seit dem verstrichen? Wo bin ich? Bin ich jetzt tot? Wollte Alvaro mich nicht umbringen, wenn ich etwas verrate? Fühlt sich so der Himmel an? Schneeweiß und kalt?
Wieso besitze ich noch meinen Körper? Ich dachte nur die Seele steigt in den Himmel. Verwundert blicke ich mich weiter um. Selbst ich trage ein schneeweißes, luftiges Hemd. Alles um mich herum ist weiß- schneeweiß. Die Wunde an meinem Knie ist verheilt. Ansonsten fühlt sich mein Körper zwar schwach, aber normal an.
Meine Augen wandern noch einmal in dem Raum umher, auf der Suche nach einer Tür.
Aber es existiert keine. Keine Tür die mir erlaubt den angsteinflößenden, wei0en Raum zu verlassen.
Die Angst lässt mich fast vergessen zu atmen. Was ist hier verdammt nochmal los?
Mein Blick bleibt plötzlich an dem Tisch hängen, auf dem eine graue Zeitung liegt. Der einzige Farbtupfer in dem Zimmer.
Vorsichtig taumle ich auf den Tisch zu. Mein Kreislauf gewöhnt sich nur langsam an den Positionswechsel, ich muss länger in dem Bett geschlafen haben.
Der Artikel auf der ersten Seite springt mir sofort ins Auge.
08.09.2015
Mobbing-Opfer begeht Suizid
Sturz von der Großhesseloher Isar-Brücke
München. Am vergangenen Freitag nahm sich die 17-jährige Tara König das Leben. Seit mehreren Jahren schon zieht die Großhesseloher Brücke Selbstmörder in die Tiefe. Allein im letzten Jahr sprangen zehn Menschen von der 35 Meter hohen Brücke in München.
„Offensichtlich gilt der Sprung von dieser Brücke als vertraute Methode." Sagt Psychiater Bronisch, einer der führenden Selbstmordforscher in Deutschland.
Bereits am Vergangen Samstag veröffentlichten die Eltern im ‚Münchner Merkur' eine Traueranzeige. Teile des Abschiedsbriefes bestürzten viele Münchner. "Liebe Mama, Lieber Papa. Jahrelang wurde ich gemobbt und schikaniert, mein ganzes Leben lang war mein Platz in der hintersten Reihe. Ich wurde ich benachteiligt, gemobbt, ausgeschlossen. Von allen. Ich kann nicht mehr, Tschüss. Tara König."
Für die Stadtteile Harlaching und Großhesselohe war die Todesanzeige ein bestürzendes Signal. Kein Außenstehender hat was von ihrem Leidensweg bemerkt. Die vermutlichen Vorwürfe der Eltern drangen bis jetzt noch nicht in die Öffentlichkeit.
Ein paar Stunden vor dem Selbstmord berichtete ein Polizeibeamter, dass das 17- jährige Mädchen aufgelöst in die Polizeistation am Rande der Stadt kam. Eine vernünftige Aussage kam aber nicht zu Stande.
Zwei Zeugen sollen ihren Sturz bestätigt haben, eine Wasserleiche wurde allerdings noch nicht gefunden. Die Polizei ermittelt, die Beamten vermuten einen typischen gelungen Selbstmordversuch.
Die Redaktion merkt an, dass sie sich dazu endschieden haben, in der Regel nicht über Suizide zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände große Aufmerksamkeit. Die Berichterstattung gestaltet sich deshalb in diesem Fall bewusst zurückhaltend, es wird auf genau Details verzichtet. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachmachquote nach jeder Berichterstattung über Suizide.
Süddeutsche Zeitung.
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