♕ 13.
Die kalte Angst, die durch meinen rasenden Herzschlag ausgelöst wird, lässt meinen Körper erstarren. Wenn meine Mutter das liest, bin ich geliefert. Eine Sekunde verstreicht, in der ich nur fassungslos zuschaue wie meine Erzeugerin den Vertrag umdreht. Im nächsten Moment aber fange ich mich, und reiße ihr wild dir Kopie aus der Hand.
Verwundert runzelt meine Mom die Stirn. „Tara was ist los? Hast du eine schlechte Note bekommen?"
Erleichtert atme ich auf und stecke den verknitterten Zettel zurück in die Tasche, sie scheint nichts mitbekommen zu haben. „N-nein. Nein. Das ist nur ein Arbeitsblatt auf dem ich nicht alle Lösungen rausgebracht habe." Stottere ich und schaue ihr dabei absichtlich nicht Augen. Verlegen blicke ich zu Boden und versuche nicht ertappt auszusehen.
Aber nein meine Mutter wendet sich schon wieder ihrer Modezeitschrift zu. Klar, das einzige was sie interessiert hätte, wären meine schlechten Noten. Wahrscheinlich würde sie sich dann endlich bestätigt fühlen, wenn ich in allen Kategorien des Lebens versagen würde. Dann wäre ich endlich die ‚Missgeburt', die es überhaupt nicht verdient erst ein Leben zu führen zu dürfen. Gute Noten sind schon immer das einzige Merkmal, dass mich von anderen abhebt. Aber was bringt es hervorragende Arbeiten zu schreiben, wenn man sich danach mit niemanden darüber freuen kann? Gute Noten helfen einem nicht den alltäglichen Alltag zu meistern. Schönheit hingegen schon.
Ein bisschen Kraft fliest jetzt wieder durch meine Glieder. „Ich geh dann mal." Murmle ich noch kurz, bevor ich die Haustür ins Schloss fallen lasse.
Der Schock sitzt noch immer tief im Nacken, aber so schnell es meine wackligen Beine zulassen, laufe ich in Richtung Bushaltestelle. Zum Glück der Bus nicht lange auf sich warten.
Erleichtert lasse ich mich dann in den Sitz plumpsen und atme nochmal tief durch. Es ist alles gut gegangen, niemand hat was mitbekommen. Nicht von dem Vertrag, nicht von meinen neuen Brüsten. Schnell schaue ich mich um, der Bus ist wegen der frühen Uhrzeit noch relativ leer, deswegen wage ich mein Handy rauszuholen um ein bisschen zu googeln. ‚Keine neuen Nachrichten' dieser Satz hinterlässt nur noch einen kleinen Stich in meinem Herzen. Ich habe ihn schon viel zu oft gelesen, und erwarte auch nichts anderes mehr wenn ich mein Handy anschalte.
Schnell tippe ich in die Suchleiste Edwards Praxis ein. Gleich der erste Treffer scheint vielversprechend. Mit klopfenden Herzen öffne ich die Seite.
Schönheitsoperationen auf höchsten medizinischen Niveau Schönheitschirurg Prof. Dr. Dr. med. Edward Caffron ☘ - Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie
Eine Website hat diese Horrorpraxis also auch. Schnell überfliege ich den langen Text der genauere Details über die OP und die verschiedenen Angebote liefert. Es scheint alles ziemlich seriös, bestimmt behandelt Edward auch Patienten unter Vollnarkose, den die Kundenberichte schwärmen von seiner gelungenen und exakten Arbeit. Oder wurden diese Bewertungen selbst erstellt? Oder erkauft?
Wie bei einem schlechten Film greife ich in meine Tasche und hole eine Schokoladentafel raus, ich habe immer welche für ‚Notsituationen' dabei. Genussvoll beiße ich hinein und ein paar Glückshormone springen auf meine Nervenzellen über.
Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters. Mit Edward Caffron wird Schönheit für jeden zugänglich und messbar. ☘ Das perfekte Gesicht ist beispielsweiße von bestimmten Winkelverhältnissen abhängig. Die Winkel a = 20 ° °d = 13 °e = 78 ° unterstreichen die perfekten Linien zu einem idealen Gesicht. Dabei ist e der Winkel zwischen der Vertikalen und der Linie c, die die Augenbrauen beschreiben....
Mittlerweile ist die gesamte Schokoladentafel in meinem Magen verschwunden. Ich überfliege nur noch die restlichen Seiten. Aber was mir doch des Öfteren auffällt, ist dieses kleine Ahornblatt ☘, das sich immer wieder zwischen die Zeilen schlängelt. Ich kann mir keinen Reim draus machen. Ein geheimes Zeichen? Eine Art Code? Oder einfach nur ein Platzhalter?
Endlich hält der Schulbus vor unserem langweiligen grauen Gebäude. Ich steige aus und knöpfe noch schnell meine Jacke zu, der Hintergedanke meine neuen Brüste verstecken zu müssen hat sich fest in meinem Gehirn verankert.
Die Minuten bis zur ersten Chemiestunde vergehen wie im Flug. Gefangen in meinem eigenen dichten Nebel, umkreisen immer wieder dieselben Gedanken mein Gehirn. Die Schulglocke erlöst mich von meinen hartnäckigen Gedankenwellen.
Verzweifelt versuche ich dem Schulstoff zu folgen, aber immer wieder ertappe ich meine Augen dabei, die gefühlte hundertmal in einer Minute, zu Alvaro schweifen. Wie die letzten Tage auch, schenkt er mir aber im Unterricht nicht kleinsten Hauch Beachtung. Es ist so als würde ich diesen Umhang tragen, der mich in Alvaros Augen unsichtbar erscheinen lässt.
Mir bleibt nichts anderes übrig außer diese Tatsache hinzunehmen, denn ich würde ihn niemals alleine in der Öffentlichkeit ansprechen. Viel zu sehr hätte ich vor seiner Zurückweisung Angst, und dann das darauf folgende Gelächter der Mitschüler. Alles blieb also beim Alten, meine Pausen verbringe ich auf der Toilette, und den Rest versuche ich so unauffällig wie möglich über mich ergehen zu lassen. Keiner weiß was sich unter meinem Pullover versteckt, sonst würde mir bestimmt mehr Beachtung geschenkt werden. Aber ich versuche mich zu bändigen, und mich ganz unauffällig zu benehmen. Und es gelingt mir auch, am Ende des Schultages hat niemand von meinem kleinen perfekten Geheimnis erfahren.
Ich laufe die Treppen nach unten, wo ich am unteren Ende Alvaro erblicke, der schon auf mich zu warten scheint. Er macht mir Anzeichen ihm zu folgen, und ich tue was er sagt.
Als wir an Alvaros Ferrari angekommen sind, sehe ich im Augenwinkel, dass Tabea auf mich zu rennt. Ich drehe meinen Kopf zu ihr, aber sie hält jetzt plötzlich inne, und schaut mich nur mit weit aufgerissenen Augen an. Auch andere Mitschüler sind jetzt auf mich aufmerksam geworden. Fühlt es sich so an beliebt zu sein? Die Augen vieler Schüler Augen triefen nur so vor Neid. Ich lächle kurz, und steige hocherhobenen Hauptes in den Wagen.
Alvaro fährt sofort los, und die klassische Musik durchdringt kurz darauf wieder meinen Körper.
„Na? Das gefällt dir, von allen Seiten beneidet zu werden, oder?" Alvaros Stimme klingt triumphierend. Ich nicke bloß und schaue dann aus dem Fenster. Dieses Gefühl habe ich heute zum ersten Mal gespürt. Und es war unglaublich, eine wohltuende Salbe für die Seele. Und diese hat es bitternötig eingerieben zu werden.
Die erfrischende Luft von Alvaros Palast begrüßt mich herzlich. An den verwesten Gestank im Keller wage ich kaum zu denken, aber trotzdem breitet sich ein mulmiges Gefühl in mir aus, ich weiß viel zu wenig über die Caffrons. Jetzt mal abgesehen davon, dass sie kranke hirnrissige Psychopathen sind.
„Erzählst du mir mal ein bisschen was über dich?" frage ich Alvaro direkt ins Gesicht, während wir die langen Gänge des Palastes durchqueren.
„Du erfährst noch früh genug, was du wissen musst. Warte bis die Zeit gekommen ist." Antwortet er nur kalt. Nachzuhaken bringt nichts, dass merke ich schon an seinem nüchternen Unterton. Und wieder fühle ich mich Alvaro unterworfen, der Vertrag währe zufrieden mit mir.
Langsam erkenne ich wohin mich Alvaro führt, es ist der Fitnessraum. Sofort werden meine Schritte kleiner und schwermütiger, schon allein der Gedanke an Sport lässt mein Körper ermüden.
„Du wirst jetzt jeden zweiten Tag deinen Körper trainieren, damit kannst du dich gleichmal anfreunden. Aber glaub mir Sport löst Glückshormone aus, und nach jeder Einheit wirst du dich besser fühlen."
„Aber ich hasse zum Beispiel die Situps so sehr." Murmel ich leise.
„Wir können ja auch erst mit was Leichterem anfangen" jetzt lächelt mir Alvaro aufmunternd zu, und ich verliebe mich sofort in seine kleinen Grübchen. Ich kann nicht dagegen machen, trotz dieser Horroroperation, finde ich seine Lässigkeit und generell seine Art toll. Und hammer ausschauen tut er auch noch nebenbei. Diesen Drang ihn anfassen zu dürfen, versuche ich zu verbergen. Trotz der qualvollen Hölle dich ich wegen ihm durchleben musste, schafft er immer wieder dieses anziehenden Seiten in ihm hervorkommen zu lassen.
„Erstmal wiegen wir dich." Alvaro deutet auf die große, prunkvolle Waage die in der Mitte des Fitnessraums steht.
Langsam gehe ich auf sie zu und schäme mich schon bei dem Gedanken daran, dass Alvaro gleich diese hohe Zahl schwarz auf weiß zu Gesicht bekommt
.„Vorher aber noch ausziehen." Grinst er mich jetzt an. „Wir wollen doch nicht dein Gewicht verfälschen."
Es wird immer peinlicher. Obwohl Alvaro meinen nackten hässlichen Körper schon kennt, ziehe ich mir nur langsam und beschämt die Klamotten vom Leib. Jetzt steige ich auf die kühle Waage, und die Ziffern schnellen sofort nach oben. Vorsichtig schaue ich in Alvaros grüne Augen. Er aber schaut wie gebannt auf die Waage, und runzelt die Stirn. „Oh das ist doch mehr als ich erwartet hätte." Sagt er nun und schreibt die Zahl eifrig in sein Notizbuch.
„Ich hätte die Tafel Schokolade nicht mehr essen sollen." Denke ich plötzlich laut, und könnte mich im nächsten Moment dafür Ohrfeigen. Ich hätte das nicht vergessen dürfen, jetzt mehr auf meine Nahrung zu achten
.„Tara, du weißt wahrscheinlich noch nicht was Disziplin wirklich bedeutet." Alvaros Stimme klingt scharf. Einen Touch zu scharf.
Plötzlich nimmt er einen kleinen Stock, der neben einem Gerät angelehnt war, in die Hand. Alles geht unheimlich schnell.
Ich spüre einen schmerzhaften Schlag auf meinem nackten Rücken. Qualvoll schreie ich auf und will mich losreißen. Aber Alvaro hält mich fest und haucht mir in den Nacken. „Bestrafung muss sein, Süße."
Ein kalter, angstgetränkter Schauer legt sich über mein Herz, und im Augenwinkel sehe ich, wie Alvaro zu einem weiteren Schlag ausholt.
FRAGESTUNDE ! ich würde mich echt freuen wenn ihr kurz auf die Fragen antworten könntet, weil es mich wirklich interessiert. #neugierigerStalker
1.Eure Lieblingsstelle der bisherigen story?
2.Macht ihr Sport?
3.Mögt ihr generell eher Happyends oder traurige, dramatische Enden?
4.Euer aktuelles Lieblingslied?
Kurze Mitteilung die aus tiefsten Herzen kommt: Vielen vielen DANK für eure tollen Kommies immer, ihr wisst gar nicht wie sehr ihr mir damit helft!!
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