♕ 12.
Noch nicht überarbeitet. #wieimmerzuunmotiviert
6.00 Uhr.
Meine zitternde Hand streicht über die Stirn, verzweifelt versuche ich die Schweißperlen von meiner Haut zu wischen. Ein weiterer Schauer durchfährt mich, mein gesamter Körper bebt immer noch heftig.
Es war nur ein Traum. Nur ein Traum. Versuche ich mir einzureden, innerlich weiß ich aber das es die Realität war. In der Hölle wurde meine Seele auf die grauenvollste Art gefoltert, ich kann und werde es nie vergessen können. Mein Gehirn versucht dies zu verarbeiten, vergeblich. Die Traumatisierung ist unendlich mal größer, als das meine kleinen Gehirnzellen begreifen könnten was genau vorgefallen ist. Bin ich jetzt psychisch labil? Kurz schweifen meine Gedanken zu einer Therapie bei einem Psychologen. Schnell verwerfe ich diese Idee aber wieder, reif für die Klapse bin ich noch nicht.
Keiner darf mir etwas anmerken, niemand darf merken wie wund meine Seele ist. Keiner darf von dieser Horror- Operation erfahren. Mehrmals spielen sich diese Sätze in meinem Gehirn ab. Aber nicht wegen dem Vertrag. Ja, sie würden mich umbringen wenn ich jemanden etwas erzählen würde. Selbst der Versuch der Polizei irgendwas zu berichten, würde mich töten. Sie würden es wie einen Selbstmord oder Unfall aussehen lassen, dann wird die Wahrheit mit mir ins Grab gehen, ich würde als verrückte Irre in Erinnerung bleiben. Und mein Tod nützt sowieso niemanden etwas, die richtige Wahrheit würde niemals ans Licht kommen.
Der Tod scheint so verlockend und nah, es wäre meine Erlösung. Ich bräuchte einfach nur zur nächsten Polizeidienststelle gehen, und den schrecklichen Vorfall berichten. Auch wenn die Beamten mir nicht glauben würden, Alvaro und seine kranke Sekte würden es rausbekommen, dass ich Sie hinhängen wollte. Dann würden sie mich töten, und der Horror hätte ein Ende. Die Verlockung nach dem weißen Licht steigt, umso länger ich die Gedankenkette weiterspinne. Die Freiheit der Schmerzlosigkeit ist nur ein Hauch von mir entfernt.
Aber dennoch reiße ich mich zusammen. Ich darf nicht schwach werden, mich nicht meiner Verzweiflung und Sehnsucht fügen. Das einzige was ich will, ist Rache.
Erbarmungslose Rache an Alvaro, Edward und deren Gefolge. Sie sollen büßen für das was sie mir angetan haben. Für jeden kleinsten Schnitt in meinem Körpergewebe sollen sie leiden. Ich habe zwar noch keinen Plan, aber ich werde alles daran setzen, sie leiden zu sehen. Koste es was ich wolle.
Rache verleiht ungeahnte Fähigkeiten. Wut schenkt unglaublichen Tatendrang, sie werden dafür bezahlen. Dieses Ziel, diese Gedanken geben mir Kraft.
Kraft um aufzustehen, Kraft um in diesen neuen Tag zu starten. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante. Mir wird etwas schwindelig, mein Kreislauf ist alles andere als stabil. Nach ein paar Sekunden aber schaffe ich es, mich zu erheben. Torkelnd verschwinde ich im Bad.
Schnell ziehe ich mir die schweißtriefenden Klamotten vom Leib und steige unter die Dusche. Was ich jetzt brauche, sind klare Gedanken.
Eiskaltes Wasser fließt hemmungslos über meine Körper. Der Schweiß wird weggespült, die schmerzvolle Wunde in meinem Herzen bleibt. Langsam fahren meine Finger über das Gesicht, bis runter zu meinen Brüsten. Die zwei Wölbungen sind deutlich spürbar, je fester der Druck wird, desto größer wird der Schmerz. Zwei schöne runde Bälle hab ich an mir dran, für meinen Geschmack zwar noch etwas zu groß, aber die Schwellung würde ja bald zurückgehen. Eigentlich zwei perfekte Brüste, die ich jetzt besitze. Ist es nicht das was ich immer wollte? Endlich ein Körperteil zu haben das perfekt ist?
Ja. Und ich möchte auch immer noch schön werden. Es ist mein sehnlichster Wunsch, mein Lebensziel das ich erreichen wollte. Oder immer noch will? Mein Gehirn scheint mir schon wieder so vernebelt. Ein schwerer Rauch liegt in den Zwischenräumen meines Großhirns.
Der Traum perfekt zu werden ist so unglaublich nah. Ich brauche nicht mehr zuzugreifen, ich habe nicht mal mehr die Wahl. ICH WERDE PERFEKT. Wenn ich Rache will, wird mein Körper von alleine perfekt zurecht gemacht. Sie werden den Kunststoff in mich einbauen, sodass die Illusion eines schönen Körpers entsteht. Aus dieser Perspektive scheinen die Operationen wie ein Geschenk. Es wäre perfekt. Nur der Weg zu dieser Perfektion ist der grauenvollste den man sich vorstellen kann.
Was wird meine Schwester sagen? Meine Eltern? Meine Klassenkameraden? Werden sie mich endlich akzeptieren, oder sogar anhimmeln?
Meine Gedanken werden unterbrochen. Plötzlich wird die Bad Tür schwungvoll aufgerissen. Scheiße, ich habe vollkommend vergessen abzuschließen. Eine Sekunde später schnappe ich mir ein Handtuch und drehe mich dann wutgeladen um. Tabea steht verschlafen in der Tür.
„Verdammt Tabea, wieso kannst du nicht anklopfen?" schreie ich ihr, so laut ich kann, ins Gesicht.
Auf ihren Lippen bildet sich ein kleines Lächeln. „Ach Tara, wir wissen alle wie hässlich du bist. Deine Speckschwarten sieht man schon von weiten."
Ihre Demütigung versetzt mir einen scharfen Schnitt ins Herz. Ich dachte mein vor Schmerz-triefendes Herz kann keine weiter Herabwürdigungen aufnehmen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Die Wunde kann sich bis ins unendliche ausdehnen.
In ein Loch passen viele Schmerzen und Demütigungen. Löcher im Herzen bekommen nicht die Chance vollgefüllt zu sein. Man muss die Hilflosigkeit und die Erniedrigungen ertragen, und sie rieseln durch einen hindurch. Platz für Demütigungen ist immer.
Mit hochrotem Kopf schlage ich Tabea die Tür vor der Nase zu, und schließe schnell ab. Ihr hämisches Grinsen aber bleibt in meinem Kopf fest verankert. Der werde ich es zeigen. Plötzlich entweicht auch mir ein kurzes Lächeln.
Aber jetzt am Anfang darf noch niemand etwas erfahren, ermahne ich mich selbst. Schnell ziehe ich mir einen sehr weiten Pullover über und betrachte mich skeptisch im Spiegel. Man kann nur schwer erkennen, dass meine Brüste über Nacht gewachsen sind. Unter dem großen Pulli kann man viel verstecken. Zufrieden föhne ich meine Haare und stelle mich schließlich doch noch schnell auf die Waage. Eigentlich verabscheue ich dieses kleine Gerät, aber schließlich möchte ich meinen Erfolg irgendwann messen. Die Waage zeigt eindeutig zu viel an, kein Wunder lügen tun nur die Medien.
Die viel zu hohe Zahl verankert sich fest in meinem Gehirn. Noch einmal muss ich lächeln, wenn ich daran denke, dass die Kilos bald purzeln werden.
Beschwingt gehe ich die Treppe nach unten in die Küche. Ich achte sehr darauf, dass sich meine Brüste nicht unter dem viel zu weiten Pullover abzeichnen. Ich habe keine Lust meinen Eltern irgendeine Lügengeschichte aufzutischen. Geschweige denn würden sie mir wahrscheinlich eh nur die Wahrheit abkaufen. Die Wahrheit aber darf nicht ans Licht kommen. Zumindest jetzt noch nicht.
„Na Tara, wir haben dich ja gestern gar nicht zu Gesicht bekommen? Hast du schön gelernt?", begrüßt mich meine Mutter mit einer übertriebenen fröhlichen Laune.
„Ja." murmle ich nur kurz, und setzte mich an den schon gedeckten Frühstückstisch.
„Müde schaust du aus." bemerkt meine Mutter jetzt weiter. Normalerweise schenkt mir in diesem Haus keiner so viel Aufmerksamkeit. Ich zucke nur mit den Achseln und lege mir ein Croissant auf den Teller.
Mein Vater liest tiefversunken in seiner Zeitung, und auch meine Mutter widmet sich jetzt wieder ihrer Modezeitschrift. Das Frühstück verläuft schweigsam. Ich erzähle meinen Eltern nur das Nötigste, und meine Erzeuger reden in meiner Anwesenheit sowieso fast nie. Früher war das noch anders, als ich jede Kleinigkeit aus der Grundschule erzählen durfte. Aber selbst wenn ich ihnen jetzt was berichten wollen würde, weiß ich, dass es sie nicht interessiert. Es ist ihnen völlig egal was ich mache. Die Einzige auf die sie noch Hoffnungen legen, ist Tabea. Meine Mutter hofft auf einen Schauspielkariere meiner Zwillingsschwester. Ich bin schon lange abgeschrieben.
Nach einer halben Stunde dann, habe ich das Bedürfnis schnell dieses Haus zu verlassen. Obwohl es noch viel zu früh für die Schule ist, schnappe ich mir schnell meine Tasche. Schusselig wie ich bin, nehme ich sie aber an der falschen Seite, und der gesamte Inhalt ist jetzt auf dem Fußboden verteilt.
Meine Mutter schaut auf, und will mir helfen. „Passt schon, ich kann das alleine.", rufe ich ihr schnell zu. Aber es ist schon zu spät, verwundert hebt meine Mutter die Kopie von Alvaros Vertrag auf. Ich hatte den Zettel gestern unachtsam in meine Tasche gestopft. Mist, sie darf das nicht lesen. Niemals.
Die panischen Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich. Meine Herzgeschwindigkeit steigt enorm. Für ein paar Sekunden vergesse ich zu atmen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro