Der erste Morgen
"Biep. Biep. Biep." Mit einem nervigen, energischen Ton holt mich mein wecker aus den süßen Träumen meines Tiefschlafes. Mit geschlossenen Augen taste ich auf dem Nachttisch nach ihm und schlage ihn mit einem gezielten Schlag aus. Ruhe. Endlich.
Als ich mich aufrichte und auf dem Nachttisch nach meiner Brille angele, fällt mir auf, dass die Straßenlaterne nicht wie sonst durch mein Fenster scheint und mich blendet. Stimmt, die neuen Vorhänge. Muss ich mich erst noch dran gewöhnen.
Ich schlage die Bettdecke zurück und muss mich zusammenreißen, um nicht aufzuschreien. Es ist sch***e kalt. Ich beeile mich, ins Bad zu kommen, und genieße die von der Fußbodenheizung erwärmten Fliesen unter meinen Füßen. Ich werfe mein Nachthemd in die Dreckwäschetruhe und steige in die Dusche. Als das warme Wasser über meinen Rücken prasselt, wird mir schnell wieder warm.
Ich dusche und föhne meine Haare, aus dem nassen, hässlichen schwarzbraun werden meine üppigen, lockigen, schokobraunen Haare, auf die ich so stolz bin.
Ich ziehe mich an und decke unten in der Küche den Frühstückstisch, während das Radio dudelt. "Leute, wir haben erste Zahlen!", meldet sich der aufgeregte Moderator. "Im gesamten Land liegt Schnee meterhoch, an der Küste etwa einen Meter, im Landeskern bis zu fünf Meter hoch. Bleiben sie bloß drinnen!"
Ich reiße die Vorhänge vor dem Küchenfenster auf. Eine weiße Schneewand ist zu sehen. Als ich nach oben sprinte, kommt mir meine Tochter Leyla entgegen. Als sie mein geschocktes Gesicht sieht, sagt sie nur kurz "Auch schon bemerkt, dass der Schnee bis zu den Fenstern hier oben reicht?" Ich werde ihr einen schnellen Blick zu, der ihr bedeutet, weniger Sarkasmus an den Tag zu legen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, und gehe ins Schlafzimmer.
Leyla hat nicht untertrieben. Keine Handbreit unter dem Fensterbrett, das sich bestimmt in etwa vier Metern Höhe befindet, liegt die obere Grenze des Schnees. Und es schneit weiter.
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