𝟚𝟚. 𝔻𝕖𝕣 𝕊𝕔𝕙𝕨𝕦𝕣
"Nobody's ever asked me to a party before, as a friend! Is that why you dyed your eyebrow, for the party? Should I do mine too?" ~ Luna Lovegood
𝕄𝕖𝕣𝕒
𝕴n seinem Büro empfing Professor Slughorn seine Gäste mit übertrieben guter Laune, die vielleicht auch ein wenig von der bereits halb geleerten Flasche Met und dem schon wieder gefüllten Glas in seiner Hand rührte.
Der geräumige Raum war mit Tannengirlanden weihnachtlich geschmückt und die Fenster mit bunten Seidentüchern abgehängt worden. Ein leichter Glitzer und helles Glockenläuten lag in der Luft. Diese Atmosphäre hatten sie wahrscheinlichen den Hauselfen zu verdanken, genauso wie die auf Silbertabletts gereichten Häppchen und Getränke.
Nach Horace Slughorns kleiner Ansprache stieß Mera mit ihren Freunden an. Die Jungs hatten sich ebenfalls zurechtgemacht und es fühlte sich gut an, einfach mal den Schulalltag zu vergessen, vielleicht sogar jemand anderes zu sein, nur für diesen Abend.
„Ich bin so froh, dass wir jetzt erstmal alle Klausuren hinter uns haben! Wie lief eigentlich deine und Dracos Zaubertrankprüfung?", ehrlich interessiert blickte die Freundin sie an.
Meras Herz stolperte einen kurzen Moment, als Hermine seinen Namen erwähnte. Wie gerne hätte sie ihn nun um sich, wie gerne würde sie jetzt mit ihm lachen, vielleicht sogar tanzen, seine warmen Hände an ihrer Taille spüren. Stattdessen wurde sie daran erinnert, dass ihre gemeinsamen Zaubertrankstunden vorüber waren. Sie zwang sich ein Lächeln auf.
„Gut, denke ich."
„Also wenn ihr keine Bestnote bekommt, wo ihr euch in den letzten Wochen so oft zum Lernen getroffen habt!", Hermine schüttelte lachend den Kopf, „Ich habe dich kaum zu Gesicht bekommen. Lavender hat sich andauernd Ron an den Hals geschmissen, Ginny hing im wöchentlichen Wechsel an Deans Lippen oder weinte sich seinetwegen die Augen aus und Harry hatte ohnehin so viel mit den Quidditch-Trainingsstunden und Dumbledores Nachhilfestunden um die Ohren. Ich..."
Feixend unterbrach Mera sie: „Da blieb dir nichts Anderes übrig als dich in den Prüfungsvorbereitungen zu vergraben, stimmts?"
„Allerdings", lachte Hermine nun selbst.
Auf Meras Stirn bildete sich eine nachdenkliche Falte. „Ich glaube, ich habe ziemlich viel verpasst, weil ich andauernd..."
„...nur Draco im Kopf hattest?", die Freundin blickte ihr grinsend in die Augen. Sie hatte ihre Stimme verschwörerisch gesenkt und zwinkerte ihr nun zu.
Plötzlich leerte Hermine ihr noch halbvolles Glas mit einem Zug, stellte es auf dem Tischchen neben ihnen ab und flüsterte Mera angespannt ins Ohr, während sie sich unauffällig hinter sie schob.
„Du entschuldigst mich, da vorne kommt Cormac und den musste ich heute schon zweimal daraufhin weisen, dass er seine Finger bei sich behalten soll. Bis nachher!" Damit drehte sie sich um und verschwand zwischen den tanzenden Gästen.
Mera blickte ihr überrascht nach bis Cormac McLaggen ihr seine schwere Hand auf die Schulter legte und sie ansprach: „Hey, hast du nicht gerade noch mit Hermine gesprochen, weißt du, wo sie hin ist?"
Sein anzügliches Grinsen hing ihm schief im Gesicht und Mera hätte es ihm gerne mit einem Zauberstabschwung aus dem Gesicht gewischt.
„Hermine? Nein, tut mir leid, keine Ahnung, wo sie ist. Aber ich denke, wenn sie Zeit mir dir verbringen möchte, wird sie dich finden."
Sie lächelte gekünstelt und hätte sich bei seinen folgenden Worten am liebsten angewidert geschüttelt.
„Falls du sie siehst, sag ihr, ich will sie." Dabei leckte er sich mit der Zunge über die Lippen und wandte sich zum Gehen und Mera musste sich beherrschen, bei diesem ekelerregenden Anblick nicht in lautes Gelächter auszubrechen.
Als sie aufsah, weil die Musik plötzlich stoppte und sich ein Gemurmel zwischen den Gästen erhob, sah sie direkt in seine grauen Augen. Die Augen, die sie den ganzen Abend bereits immer wieder unbewusst in der Menge gesucht hatte, obwohl sie wusste, dass sie nicht da sein würden.
Sein Blick lag entschuldigend auf ihr, doch wich sogleich einer wütenden Miene, als Argus Filch den Griff um Dracos Kragen verstärkte. Er trug einen schwarzen Anzug, der ihm wie angegossen passte, und der seine bleiche Haut und die hellen Haare noch weißer wirken ließ, noch strahlender als er für sie ohnehin schon strahlte.
"Hab den hier beim Rumlungern erwischt, wollte sich wohl auf die Party schleichen!", krächzte Filch mit seiner rostigen Stimme und reckte stolz den Kopf.
Draco entriss ihm seinen Jackett-Kragen und richtete sich den Anzug, ehe er Professor Snape, der sich aus der umstehenden Menge gelöst hatte und nun mit tadelndem Blick vor dem Slytherin stand, trotzig ins Gesicht sah.
"Ja gut, vielleicht wollte ich mich reinschleichen. Na und?"
Professor Snape blickte ihn mit durchdringendem Blick an, als wollte er ihn alleine dadurch strafen.
Auch Horace Slughorn richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Draco, nachdem er sich noch ein Glas Met vom nahen Buffet gegriffen hatte.
„Mr. Malfoy, ich kann mich nicht entsinnen, Sie eingeladen zu haben", Slughorn zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Sie erwiesen sich zwar als herausragender Schüler, dennoch kann ich die Taten Ihres Vaters keinesfalls gutheißen und ich dulde keine Verbrecher in meinen Reihen. Es entsetzt mich noch heute, wie ich mich damals so in Lucius täuschen konnte...".
Seine abschweifenden Gedanken fingen sich wieder und entschuldigend sah er den Slytherin mit einem halben Lächeln an.
„Wie dem auch sei, bleiben Sie doch trotzdem für heute Abend auf ein Gläschen."
Mit diesen Worten prostete er dem blonden Jungen zu und war dabei sich abzuwenden, als Professor Snape ihn aufhielt: „Ich würde gerne kurz mit meinem Schüler sprechen. Wenn Sie erlauben, Horace", Professor Snapes schnarrende Stimme verlieh Mera eine Gänsehaut und ihre Augen huschten zu Dracos, die ebenso verärgert wie fürchtend auf Professor Snape ruhten.
Der Angesprochene machte eine auffordernde Handbewegung: „Nur zu, Severus. Aber vergessen Sie nicht: Das hier ist eine Party!"
Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste zerrte Draco aus dem Raum und langsam fiel den Umstehenden wieder ein wie man atmete. Mit Slughorns Klatschen begann die Musik erneut zu spielen und überdeckte das aufgekommene Getuschel.
Mera musste sich eine Hand auf die Brust legen, in der ihr Herz schlug, als wäre sie gerade um ihr Leben gerannt, um sich und ihre Gedanken zurück in diesen Raum zu holen. Was wollte er hier? Sich wirklich auf die Party schleichen? Ihretwegen?
Mit den Augen folgte sie noch einmal seinen und Snapes schnellen Schritten, wie sie bereits vor einigen Minuten den Raum verlassen hatten, ehe sie ihre Beine sortieren konnte und sich in Bewegung setzte, unauffällig folgend.
Nachdem Mera bereits um drei Ecken in die ausgestorbenen und nur schwach erleuchteten Korridore gespäht hatte, verlor sie die Hoffnung, dass sie den Slytherin Hauslehrer und seinen Schüler irgendwo finden würde. Es war sowieso eine dumme Idee gewesen, ihnen zu folgen. Was hatte sie überhaupt erwartet? Was hatte sie vorgehabt?
Kopfschüttelnd drehte sie sich einmal um sich selbst und machte sich gerade auf den Weg, zu Slughorns Büro zurückzukehren, als sie plötzlich am Handgelenk gegriffen und ums Eck in eine dunkle Nische gezogen wurde. Noch bevor sie auf irgendeine Weise reagieren konnte, erschien Harry vor ihr, indem er sich seinen Tarnumhang vom Kopf zog.
Mera atmete entspannt aus. „Erschreck mich doch nicht so, Harry!", begann sie in normaler Lautstärke, doch Harrys an die Lippen gelegter Zeigefinger ließ sie in einen leisen Flüsterton umschwingen.
„Was ist los, warum versteckst du dich hier unter deinem Umhang?"
„Ich bin Snape und Malfoy gefolgt und habe sie belauscht."
Bei seinen vor Anspannung zitternden Worten bildete sich ein Kloß in ihrem Hals, der sich nicht hinunterschlucken ließ. Hatte er genau das getan, was sie vorgehabt hatte? Nein, sie wollte Draco nicht belauschen, sie wollte nur bei ihm sein. Oder?
„Mera, hör zu, die beiden haben über einen Unbrechbaren Schwur gesprochen, den Snape für Malfoy geschworen hat. Was meinst du, worum es da gehen wird?! Snape hat Malfoy angeschnauzt, dass er nicht so auffällig sein und sich zurücknehmen soll! Die führen etwas im Schilde und wir wissen beide, dass es nichts Gutes ist! Bitte glaub mir, Mera!"
In ihrem Kopf stürzte eine Vielzahl an möglichen Gründen für Snapes und Dracos Gespräch wie ein Wasserfall über sie herein. „Ich...ich glaube dir, Harry. Aber ich werde auch Draco glauben, wenn er mir das plausibel erklären kann."
Der zornige Ausdruck in Harrys Augen verstärkte sich, doch er presste seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammen und nickte nur stumm.
Schweigend waren sie zur Party zurückgekehrt, hatten sich, um ihre Hände zu beschäftigen, zwei Gläser Met gegriffen und standen am Rand der improvisierten Tanzfläche, hingen beide ihren lauten Gedanken nach.
Meras Augen scannten den Raum nach dem maßgeschneiderten schwarzen Anzug ab, doch sie erkannte nur Dean und Ginny, die eng umschlungen in einer Ecke standen und sich unbeobachtet fühlten.
Lavender und Ron, die sich gegenseitig zur Musik herumwirbelten und nur bedingt Rücksicht auf die anderen Tanzenden nahmen.
Cormac, der lässig an einer Säule lehnte, und das blonde Mädchen anlächelte, das ihm unendliche Geschichten zu erzählen schien, und der dabei hin und wieder an seinem Glas nippte. Von Hermine fehlte jede Spur.
Nach einer Weile tauchte Luna vor ihnen auf und hielt Harry auffordernd eine Hand entgegen: „Wenn du gestattest, ich würde mich gerne mit einem Tanz für deine Einladung bedanken, Harry."
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und mit einem kurzen Blick verabschiedete er sich von Mera und ließ sich von Lunas schwebenden Schritten zwischen die anderen Tanzpaare ziehen.
Nachdenklich schwenkte sie den letzten Tropfen Met in ihrem Glas und fuhr mit dem Finger den Goldrand nach, als sie plötzlich die Wärme eines Körpers hinter sich spürte. Sie erkannte seinen Geruch, noch bevor sie sich zu ihm umgedreht hatte. Den Geruch von Patschuli und Zedernholz, Moschus und Zartbitterschokolade mit einem Hauch von Minze. Den Geruch von buntem Laub auf feuchtem Erdboden und salzigen Tränen. Den Geruch von Ledereinbänden und rissigem Pergament und warmgeschwungenen Zauberstäben. Den Geruch von lachender Atmosphäre und langen Umarmungen.
„Hey." Seine Stimme war nicht mehr als ein Luftstoß, der gegen ihre Wange prallte und sich wie eine Welle über ihren ganzen Körper legte.
Mit einem Ruck drehte sie sich zu ihm um und blickte direkt in die Gewitterstürme, die durch seine Augen zu ziehen schienen. Er fixierte sie mit seinem Blick und Mera merkte, wie ihre Wangen Feuer fingen, während sie nur wortlos zurück starren konnte. Schließlich riss sie sich von ihm los und fuhr sich verlegen mit der Zunge über die trockenen Lippen.
„Draco, was...was machst du hier?" Erst jetzt bemerkte sie die halbleere Flasche in seiner Hand und die Schwerfälligkeit seiner Zunge.
„Bei dir sein, Mera." Seine freie Hand stolperte zu ihrem Gesicht und strich ihr stockend eine Haarsträhne hinters Ohr, ehe sie auf ihrer Wange liegen blieb. Eine gefühlte Ewigkeit blickten sie sich wieder in die Augen und nichts um sie herum schien noch wichtig zu sein.
Bis Mera bewusst wurde, dass sie immer noch in Slughorns Büro auf einer Party standen, auf der niemand eine Ahnung davon hatte, wie viel er ihr bedeutete, wie verloren sie sich hier bisher ohne ihn gefühlt hatte - und wie sehr sie ihn gerade küssen wollte. Nicht einmal sie selbst.
Reflexartig stieß sie ihn ein wenig von sich und sah sich erschrocken um, doch zum Glück schienen sie keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben und vielleicht hatte es sich auch nur für sie wie die Ewigkeit angefühlt, die dieser Moment zwischen ihnen angehalten hatte.
„Hast du die halbe Flasche etwa so schnell alleine getrunken?", versuchte sie ihre eigene Aufmerksamkeit umzulenken und deutet auf seinen festen Griff um den Flaschenhals.
„Ja", raunte er, ehe er sich den Met erneut an die Lippen setzte. „Ich war wütend."
Seine Augen ließen sie nicht los und Mera erkannte den Schmerz, den sie schon zu oft in ihnen sehen musste, aber über den er ihr nichts erzählte.
„Wir sollten hier verschwinden", murmelte sie mehr zu sich selbst, während sie ihr Glas abstellte und begann, ihn hinter sich herzuziehen.
„Das sollten wir, Darling."
Obwohl sie ihn nicht ansah, sondern versuchte, ihn möglichst unauffällig aus dem Raum zu führen, konnte sie das Grinsen in seinem Gesicht hören, mit dem er über seine eigenen Gedanken lachte.
In einem leeren Korridor, in dem sie nur noch leise die Musik und Stimmen der Feiernden wahrnehmen konnten, blieb sie schließlich stehen und sah ihn wieder an. Sah seine Blicke, die über ihr Gesicht jagten.
„Du bist betrunken, Draco", stellte sie fest und nahm ihm die Flasche aus der Hand, sie seufzte resigniert.
„Nicht zu betrunken, um nicht zu wissen, was ich tue. Und ich schwöre dir, das hier will ich schon so lange tun."
Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und legte seine Lippen auf ihre. Seine weichen Lippen, die sie viel zu sehr vermisst hatte.
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