𝟙𝟡. 𝔾𝕣ü𝕟𝕖 𝔽𝕝𝕒𝕞𝕞𝕖𝕟
"Is it true that you shouted at Professor Umbridge?"
"Yes," said Harry.
"You called her a liar?"
"Yes."
"You told her He-Who-Must-Not-Be-Named is back?"
"Yes."
"Have a biscuit, Potter." ~ Minerva McGonagall
𝕄𝕖𝕣𝕒
𝒜m Samstagmorgen erwachte Mera mit schwerem Kopf und noch immer müden Augen. Sie lag zugedeckt mit zwei Decken auf dem Sofa und ihr Blick richtete sich auf Draco, der mit hochgelegten Füßen im nahen Ohrensessel saß, die Augen geschlossen und Cassiopeia, ebenfalls schlafend, auf dem Schoß. Sie musste lächeln.
Es war verrückt. Diese Szene kam ihr so falsch vor und fühlte sich doch so richtig an. Was war das zwischen ihnen?! Wieso zog er sie plötzlich so an? Wieso hatte sie ihn geküsst und wieso verdammt nochmal hatte er den Kuss erwidert! Sie verbot sich, weiter darüber nachzudenken, stand stattdessen leise auf, blickte aus dem matten Fenster. Es schneite. Dicke Flocken legten sich auf die bestehende Schneedecke und ließen sie neu erstrahlen. Die Schlossgründe sahen ihr hell entgegen und doch fühlte sie sich grau.
Als Draco wenig später aufwachte und auf die Uhr sah, beschlossen sie, mit ein wenig Abstand hinunter in die Große Halle zum Frühstück zu gehen. Wieder setzte sich Mera zu Ginny, blickte zu Hermine und Ron, deren Köpfe sich kurz nach ihr umgesehen hatten. Harrys Kopf blieb gesenkt und sie seufzte traurig.
Nach dem Essen verabredete sie sich mit Luna zu einem Spaziergang im frisch gefallenen Schnee und die Haare der Ravenclaw schienen mit der weißen Umgebung zu verschwimmen. Sie schwiegen während sich der Schnee unter ihren Stiefeln knirschend ergab und es war ungewohnt für Mera, so still zu sein, aber in diesem Moment tat es ihr auch gut.
Luna überraschte sie, als diese auf ihre direkte Art fragte: „Warum verbringst du deine Zeit mit mir und bist nicht bei Harry oder Hermine?" Mera schluckte.
Es musste so offensichtlich sein, dass sie sich aus dem Weg gingen und sie konnte die ganzen Gerüchte, die in den nächsten Tagen aufkommen würden, bereits in ihrem Kopf hören. Ohne Luna anzusehen, suchte sie nach Worten, sie war kurz davor, das Mädchen anzulügen, aber was hätte es ihr gebracht.
„Ich weiß es nicht. Wir sind zurzeit nicht einer Meinung und das treibt einen Keil zwischen uns. Es tut mir leid, dass du dich wie ein Lückenfüller fühlst, das bist du nicht!" Sie versuchte sich an einem kleinen Lächeln, von dem sie nicht wissen wollte, wie schief es saß.
„Schon gut, ich nehme es dir nicht übel. Ich weiß, dass die Leute mich komisch finden."
Nun blieb Mera abrupt stehen und drehte sich zu dem feenartigen Mädchen um, das selbst in seiner Winterjacke zierlich aussah. „Du bist nicht komisch, Luna, nur anders als sie, und damit kommen viele nicht klar. Ich mag dich, du bist so erfrischend ehrlich und du siehst die Dinge aus deiner eigenen Perspektive, das ist gut."
Der Samstag verging ohne dass Mera eine Möglichkeit bekam mit Harry zu sprechen. Oder Hermine und Ron. Sie setzten sich demonstrativ von ihr weg, er sah sie nicht einmal an. So wütend und wahrscheinlich enttäuscht hatte sie ihn noch nie erlebt und am liebsten hätte sie auch niemals herausgefunden, dass er so sein konnte. Seine kalte Schulter jagte ihr spitze Nägel ins Herz und nicht einmal Cassiopeia konnte sie mit ihrem Geschnurre aufheitern.
Am Sonntagvormittag saß sie für Ihre Hausarbeiten im Gryffindor Gemeinschaftsraum und blickte auf, als sich ein Schatten über ihr Pergament legte. Hermine war vor ihr stehen geblieben und sah auf Mera herab, ein leises Lächeln im Mundwinkel.
„Komm, Hermine", erklang Harrys fordernde Stimme und sie zuckte ertappt zusammen. Ohne eine weitere Geste drehte sie sich um und verschwand mit den Jungs durch das Portraitloch.
Die anwesenden Gryffindors starrten sie an und Mera hörte das Getuschel aus allen Ecken. Nach einer Zeit hielt sie es nicht mehr aus. Mit einem dicken, ledergebundenen Buch unterm Arm verließ auch sie den Gemeinschaftsturm und irrte eine Zeit lang durch die Korridore, bis sie sich in einem entlegenen Gang in eine Fensternische sinken ließ und müde die Seiten aufschlug.
Mit ihrem Zauberstab in der Hand übte sie die neuen unausgesprochenen Zauber, doch bald schon ließ sie nur noch kleine Flammen auftauchen wie sie es auf Dracos Handfläche getan hatte. Sie sah lange in die kleinen Feuer, als konnten diese ihr helfen, ihre Gedanken zu ordnen.
Sie fühlte sich zerrissen und wusste nicht mehr, ob sie sein wollte, wer sie war. In manchen Momenten wollte sie so unglaublich wütend auf das Gryffindor Trio sein, dass sie sie so im Stich ließen, bis ihr bewusst wurde, dass sie es war, die sich abgewandt hatte. War es so?
Sie fühlte sich zerrissen und als würde sie die klaffende Schlucht in ihrem Inneren niemals wieder schließen können. Denn was sie fühlte, würde niemals zusammenpassen.
Sie wollte all ihre Zeit mit Slytherin verbringen und zugleich die Zeit zurück, in der sie noch zu Gryffindor gehört hatte.
Denn gerade gehörte sie nur zu Draco Malfoy, der genauso in der Luft hing wie sie selbst. Unsicher, wo er dazugehörte, dazugehören wollte.
Kaum hatten ihre Gedanken seinen Namen erwähnt, drehten sie sich nur noch um diesen Jungen. Die Flammen, die aus ihrem Zauberstab züngelten, färbten sich augenblicklich grün und sahen dadurch beinahe noch ästhetischer aus. Blöde Häuser. Wieso mussten alle Schüler eigentlich so unterteilt werden. Nach ihren Stärken und Schwächen? Nach Familientradition? Alles Blödsinn. Mera erinnerte sich noch genau daran, als sie auf dem dreibeinigen Hocker vor der versammelten Schulfamilie saß und sich der sprechende Hut auf ihren Kopf senkte. Sie hatte nie jemandem davon erzählt, was er zu ihr gesagt hatte.
Plötzlich schreckte sie auf und schoss versehentlich einen Feuerball auf denjenigen, der sich ihr von hinten genähert und ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte.
„Woah, Mera, entspann dich, ich bin's nur!", konnte sich Draco noch gerade so wegducken. Sie schloss die Augen und seufzte: „Tut mir leid, ich war in Gedanken."
„Alles ok?", der Slytherin beugte sich zu ihr herunter und hob ihr Kinn an. Eine Sekunde lang war er versucht, seine Lippen auf ihre zu legen, doch er musste sich zurückhalten, durfte nicht noch schwächer werden, noch angreifbarer. Das Mädchen nickte, dann schüttelte sie ergeben den Kopf. Wem wollte sie hier schon etwas vormachen.
„Na komm, du holst dir noch eine Blasenentzündung auf dem kalten Marmorboden", mit seinen kräftigen Armen zog er sie auf die Beine und schweigend liefen sie durch die Korridore nebeneinander her, nahmen einige Umwege durch das ganze Schloss, um ungesehen zu bleiben.
In der nächsten Woche waren wieder die Zaubertrankstunden die Unterrichtsstunden auf die Mera sich am meisten freute, denn in allen anderen saß sie neben Ron, Hermine oder Harry und fühlte sich mit jeder Stunde schlechter. War sie eine schlechte Freundin gewesen? Hatte sie es verdient, so ausgegrenzt zu werden?
Mit der Zeit jedoch waren Schuldgefühle und Trauer der Wut gewichen. Sie hielt es nicht länger aus, so behandelt zu werden, ignoriert zu werden, doch es bot sich ihr keine passende Gelegenheit, Harry zur Rede zu stellen. Bis zum Abend eines von Slughorns wiederkehrenden Dinnern.
Das ganze Menü über hatte sie versucht, Blickkontakt zu Harry zu suchen, fand aber nur Blaise Zabinis beobachtenden Augen. Als Slughorn sie nach unendlichen Gesprächen und Anekdoten schließlich in ihre Gemeinschaftsräume entließ, wollte sie ihn an der Tür abpassen.
Auf einmal schob Blaise sie aus dem Raum in den Korridor: „Ich muss mit dir reden, Harmsworth!"
Überrascht sah sie den großen Slytherin an, den sie nur zu gut aus Dracos Grüppchen kannte und den sie in den letzten Jahren schon das ein oder andere Mal verhext hatte.
„Jetzt nicht, Zabini", ohne zu fragen, was er wollte, versuchte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Professor Slughorns Bürotür zuzuwenden, um Harry nicht zu verpassen.
„Doch jetzt!", der Junge versperrte ihr die Sicht und lehnte sich gefährlich nahe zu ihrem Kopf, so dass seine folgenden Worte außer ihr niemand hören konnte. „Was hast du mit Draco zu schaffen?"
Bevor er weiterkam oder Mera antworten konnte, wurde Zabini angerempelt, so dass er an ihre Brust stolperte. „Du scheinst dich ja prächtig in deinem neuen Freundeskreis einzuleben!", zischte Harry gehässig, „Ich hätte merken müssen, dass du nur mit uns spielst. Wahrscheinlich wolltest du nur mit dem berühmten Harry Potter befreundet sein!"
Hart stieß er sie im Vorbeigehen nochmal mit der Schulter zur Seite. Das war's. Es reichte ihr! Sie schubste den Slytherin von sich und folgte dem Gryffindor mit schnellen Schritten.
„Harry!", rief sie wütend und stellte sich dem Jungen in den Weg. Ausdruckslos sah er sie an, wollte sich erneut an ihr vorbeischieben, doch sie ließ ihn nicht gehen. „Du hörst mir jetzt mal gut zu, verdammt, ich habe es satt, dass du mich für etwas strafst, für das ich nichts kann! Und dann auch noch auf diese lächerliche Art und Weise!"
Böse funkelte sie ihn an und vielleicht war es genau dieses Funkeln, das ihn dazu brachte, ihr wenigstens Gehör zu schenken. Wortlos zog er sie in das nächstbeste leere Klassenzimmer, ließ sie jedoch wie nach einem Elektroschock sofort wieder los und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es gibt nicht viel, das du sagen könntest, um die letzten Wochen wieder gut zu machen!", schnaubte er.
Sie holte tief Luft, war darauf bedacht, Harry nicht zu sehr anzuschreien:
„Erinnerst du dich noch an unser erstes Jahr? Wir haben mit Ron und Hermine zusammen den Troll bekämpft und es später durch all die Rätsel und Fallen unserer Lehrer geschafft. Weil wir ein gutes Team waren! Und als Sirius den Dementoren hätte überlassen werden sollen? Haben wir ihn und Seidenschnabel gemeinsam gerettet! Was war, als beim Trimagischen Tunier die halbe Schule gegen dich war und diese widerlichen Potter stinkt-Anstecker getragen hat? Ich habe zu dir gehalten! Letztes Jahr, als dir keiner geglaubt hat, dass Voldemort zurück ist? Ich habe dir geglaubt, ohne jeden Zweifel! Und als wir mit dir ins Zaubereiministerium gegangen sind, um dir zu helfen, erinnerst du dich daran? Uns war allen bewusst, dass wir dabei draufgehen können, aber wir standen an deiner Seite und hätten unser Leben für dich gegeben! Du bist so eingebildet, Harry Potter, und merkst es nicht einmal!"
Gut, vielleicht hatte sie die letzten Sätze doch geschrien.
Die letzten Wochen war sie so klein geworden, so weich, so zerbrechlich und still. Als ihr das nun bewusst wurde, platzte endlich alles aus ihr heraus:
„Ich kann nichts dafür, dass du deinen Arsch nicht hochbekommen hast, um es Ginny zu sagen und du sie jetzt mit Dean sehen musst! Ich kann nichts dafür, dass du so davon überzeugt bist, dass Draco ein schlechter Mensch ist und ich kann nichts dafür, dass ich gerne Zeit mit ihm verbringe! Ich kann nur etwas dafür, dass ich dir die letzte Sache nicht sofort erzählt habe und das tut mir ehrlich leid! Aber es bedeutet nicht, dass ich euch austausche, dass ich nicht mehr zu euch gehören will. Ihr seid meine besten Freunde und wir waren die letzten fünf Jahre immer für einander da, gegen nichts in der Welt würde ich das hergeben wollen. Du bist mein bester Freund, Harry, und ich will dich nicht verlieren!"
Sie musste sich beherrschen, ihn nicht an den Schultern zu packen und zur Vernunft zu schütteln. Stattdessen trat sie einen Schritt zurück, um jede seiner Regungen besser im Blick zu haben. Doch Harry blieb still, rührte sich nicht, starrte sie nur an. Als Mera schon glaubte, er würde sich gar nicht mehr zu ihrem Wortwasserfall äußern, durchbrach sein raues Flüstern die Stille.
„Das mit Ginny und Dean hätte nicht sein müssen..." Oh. Das von all ihren Worten war am meisten an ihm hängen geblieben? „Ich weiß selbst, dass ich mir meine Gefühle ihr gegenüber eingestehen sollte."
Verwirrt aber auch erleichtert, dass er überhaupt mit ihr sprach ohne sie zu beleidigen, stotterte sie: „Tut mir leid. Ich habe gesehen, dass deine schlechte Laune zum Teil auch daher rührte..."
Er seufzte schwer und blickte Mera dann nochmal lange in die Augen. Schließlich zog er sie in eine Umarmung und murmelte an ihrem Ohr: „Ich will dich auch nicht verlieren, nicht an Draco Malfoy!"
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