Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

𝟙𝟚. 𝕋𝕙𝕖 ℝ𝕠𝕠𝕞 𝕠𝕗 ℝ𝕖𝕢𝕦𝕚𝕣𝕖𝕞𝕖𝕟𝕥

"Dumbledore says people find it far easier to forgive others for being wrong than being right," ~ Hermione Granger

𝕄𝔼ℝ𝔸

𝕳inter den Flügeltüren, die Draco für sie aufhielt, erstreckte sich ein heller, mittelgroßer Raum. Ein breites dunkles Sofa mit tiefgrünen, weichen Kissen dominierte die Mitte des Raumes, und vor dem flackernden Kamin lag ein dicker schwarzer Teppich. In einer Ecke reihten sich hohe Bücherregale aneinander und rahmten einen großen Schreibtisch ein. Die breiten Fensterbänke waren mit bunt bestickten Kissen ausgelegt, und durch die tiefen Fenster konnte Mera direkt auf das Quidditch-Stadion blicken.

Draco trat hinter sie und reichte ihr ein kleines Fernglas. „Ich dachte, wenn ich dich schon vom Auswahltraining weghole, kannst du zumindest von hier aus einen Blick darauf werfen, wenn deine Freunde dran sind." Sie nahm das Omniglas und lächelte leicht. „Auch wenn es eigentlich egal ist, Gryffindor hat keine Chance gegen Slytherin," fügte er mit einem überheblichen Grinsen hinzu. Sie stieß ihn gespielt verärgert an und legte das magische Glas auf das Fensterbrett, bevor sie sich wieder ihm zuwandte.

„Sei ehrlich, warum hast du mich hierher gebracht? Was mache ich hier?" Ihre Stimme war fest, doch in ihrem Blick lag ein Hauch von Unsicherheit. Draco biss sich auf die Unterlippe und trat ein paar Schritte zurück. „Du warst das gestern, nicht wahr? Du hast mich beobachtet." Mera schluckte, ihre Nervosität wuchs. Den ganzen Vormittag hatte sie sich vorgenommen, ihn zur Rede zu stellen, und nun war es umgekehrt. „Wobei habe ich dich beobachtet?" Ihr Ton war herausfordernd, doch die Falten auf seiner Stirn verrieten seine Verärgerung. „Das weißt du. Also, was hast du deinen Freunden erzählt?"

Es ging ihm also um das, was sie gesehen hatte. Darum, was sie gegen ihn in der Hand hatte. Sie lachte kurz, fast bitter, und wandte sich wieder dem Fenster zu. „Gar nichts. Ich habe nichts gesagt. Ich habe mein Versprechen aus unserem ersten Jahr gehalten und niemandem erzählt, dass Draco Malfoy Gefühle hat wie jeder andere Mensch auch." Sie schüttelte den Kopf, mehr für sich selbst, und bemerkte nicht, wie er hinter sie trat. Nach einem kurzen Zögern legte er seine Hand auf ihren Arm. Ihre Muskeln spannten sich an, sie war bereit, sich zu verteidigen, doch sie zuckte nicht zurück. „Du bist ein guter Mensch, Mera," sagte er leise.

Die Wärme, die von seiner Hand ausging, und seine ungewohnt sanften Worte machten sie nervös. In ihrem Kopf erklang eine warnende Stimme. Sie konnte nicht vergessen, dass eben diese Hand, die jetzt sanft ihren Arm hielt, einst drohte, ihr die Luft zu nehmen.

Ihre Gedanken drohten abzuschweifen und die absurde Situation, in der sie sich befand, zu vergessen, als er sie in seine Gegenwart zurückholte, indem er ihr Kinn unerwartet sanft mit einem Finger anhob und ihr tief in die Augen sah.

„Alles okay mit dir?" Seine Stimme war leise, fast besorgt. Sie brauchte einen Moment, um ihre Fassung wiederzufinden, bevor sie stotternd antwortete: „Äh, ja, ja klar, alles gut."

"Und zwischen uns? Ist alles gut?" Er sah sie mit einem ungewissen Ausdruck an. Sie biss sich auf die Lippen und legte den Kopf leicht schräg.

„Was meinst du mit 'zwischen uns'? Es gibt kein 'Uns', und es ist auch nicht gut. Aber es ist... okay. Nach langem Nachdenken habe ich verstanden, dass du versucht hast, dich zu entschuldigen. Und obwohl ich das verstanden habe, verstehe ich dich nicht wirklich."
Sie holte tief Luft. „Das ist zwischen uns. Ein OK."

Es dauerte eine Weile, bis er langsam nickte. Sein Blick, der sie durchdrungen hatte, klärte sich, und er zog seine Hand von ihrem Arm zurück, hinterließ jedoch eine kalte Gänsehaut auf ihrer Haut.

Die Unsicherheit, die zwischen ihnen hing, war fast greifbar, und beiden war klar, dass es ungewohnt für sie war, alleine in diesem Raum zu sein, nur sie beide und das, was unausgesprochen zwischen ihnen stand.


Er räusperte sich: „Also, wie du vielleicht mitbekommen hast, hat mir McGonagall eine Strafarbeit aufgebrummt, weil ich diese Woche zweimal zu spät zu ihrem Unterricht gekommen bin, und..." Er machte eine einladende Geste mit den Händen.

„Ja? Jetzt bin ich gespannt, wie du da wieder rauskommen willst. Ich werde deine Strafarbeit nicht für dich schreiben, Malfoy!" Mera verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, nein, das erwarte ich nicht. Aber es geht um nonverbale Verwandlungszauber, und du bist darin ziemlich gut. Ich dachte, vielleicht könntest du mir ein bisschen helfen." Zögernd lächelte er sie an. „Nur ein ganz kleines bisschen mit den Zaubern, nicht mit dem Aufsatz!" fügte er schnell hinzu.

Mera seufzte ergeben. „Also gut, bewaffne dich mit deinem Zauberstab und einer Schreibfeder, los," forderte sie ihn auf, während sie zum großen Schreibtisch ging. Draco folgte ihr sofort und legte kurz eine Hand auf ihr Schulterblatt. „Danke!"

 Wieder ließ seine Berührung sie schaudernd zurück. Ein Schaudern, das ihr zu gefallen begann.

Sie hatte immer gewusst, dass der große blonde Junge, der ihr und ihren Freunden die letzten Jahre so das Leben schwer gemacht hatte, auch eine nette Seite haben konnte. Es überraschte sie nur, dass er sie plötzlich zeigte. Obwohl sie selbst manchmal aufbrausend und wild war, genoss sie es, wenn Harmonie um sie herum herrschte. Deshalb sah sie keinen Grund, Malfoy an seine groben, beleidigenden Taten zu erinnern.

Die Strafarbeit war schnell geschrieben, und nach einiger Zeit gelang es ihm sogar, sein Tintenfass in ein Weinglas zu verwandeln – ein Zauber auf Erstklässler-Niveau – ohne jedoch die Formel laut auszusprechen oder zu murmeln. Mittlerweile saßen sie nebeneinander auf der Couch, und Mera starrte nachdenklich in den flammenden Kamin. Sie hatten nicht über das gesprochen, was gestern Abend geschehen war, und sie hatte das Gefühl, dass er es entweder nicht wollte oder noch nicht konnte.

„Seit wann nennst du mich eigentlich bei meinem Vor- oder Spitznamen?" fragte sie plötzlich, ohne ihn anzusehen.

„Wie bitte?" Sein Gesicht zeigte echte Verwunderung.

„Esmeralda – nach der ersten Zaubertrankstunde hast du meinen Vornamen gesagt, und jetzt sprichst du mich mit meinem Spitznamen an."

Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Mera hatte sich ihm mittlerweile zugewandt und die Beine aufs Sofa gezogen. Sein Blick wanderte zu ihren ordentlich gestapelten Schulbüchern, die zwischen ihnen lagen. Etwas zog seine Aufmerksamkeit an wie ein Magnet. Langsam streckte er den Arm aus und fuhr mit den Fingerkuppen über die verschnörkelten Buchstaben ihres vollen Namens, den sie sorgfältig auf die Vorderseite eines ihrer Notizhefte geschrieben hatte. Esmeralda Ivory Philomena Harmsworth.

„Ich weiß nicht," zögerte er und sein Blick schnellte kurz schüchtern zu ihrem fragenden Gesicht, bevor seine Miene wieder ernst wurde.

„Ganz ehrlich, Mera," er stockte und strich sich nervös durch die Haare. Es schien, als kämpfte er mit sich selbst, ob er wirklich zulassen sollte, dass sie ihm näher kam. Dass er sie bewusst durch die dicke, kalte Schutzmauer führte, die er vor langer Zeit um sich errichtet hatte. Das stetig wachsende Verlangen, sich jemandem vollends zu öffnen, das er seit den Sommerferien verspürte, konnte er nicht länger ignorieren. Nicht jemandem – ihr.

Er schluckte, ehe er fortfuhr, ohne Mera anzusehen: „Ich bin gerne in deiner Nähe," sagte er leise, „Frag nicht, aber du beruhigst mich irgendwie. Du, eine verdammt nervige, eigensinnige Gryffindor, beruhigst mich. Und wenn du nicht auch noch mit Potter befreundet wärst, hätte ich das vielleicht schon früher bemerkt. So überraschend das für dich sein mag, aber ich habe dich nie gehasst." Bei seinen letzten Worten sah er sie wieder an, ein verlorener Ausdruck flackerte über sein Gesicht, wie die Schatten der Flammen.

„Ich weiß," antwortete sie langsam, aber mit sicherer Stimme. „Ich hasse dich auch nicht. Dazu kennen wir uns viel zu wenig. Und all die Gründe, die du mir in den letzten Jahren geliefert hast, reichen maximal dazu, dich einfach nicht zu mögen. Aber um dich zu hassen, müsste einiges mehr zwischen uns passieren." Sie betonte die letzten Worte bewusst und bemerkte, wie sein Lächeln zurückkehrte.

„Ich schätze es, dass du Zeit mit mir verbringst, ohne mich zu verurteilen, obwohl ich dich nicht gut behandelt habe. Dass du mir diese Chance gibst." Sein Blick glitt über ihr Gesicht, und er griff zögernd nach ihrer Hand, ließ seinen Daumen in kreisenden Bewegungen über ihre helle Haut fahren.

„Vielleicht bist du genau das, was ich gerade brauche. Einen Freund. Ohne Vorurteile, ohne ängstlichen Respekt vor meinem Nachnamen. Jemanden, der einfach nur mich sieht." Er stoppte seine Bewegung und fügte mit einem schiefen Lächeln hinzu: „Und Freunde nennt man nicht beim Nachnamen. Oder, Harmsworth?"

Sein schelmisches Grinsen steckte sie an, doch ihr Gesicht wurde wieder ernst, als sie noch eine Frage stellen musste: „Du hast gesagt, ich sollte Angst vor dir haben..."

„Nicht! Bitte", unterbrach er sie hastig und schwach und Mera wünschte sich, sie hätte diesen versteckten, traurigen Ausdruck in seinen Augen niemals gesehen.

Draco nahm seinen Zauberstab in die Hand. „Lass uns ein paar Regeln aufstellen, wenn das hier," er deutete mit dem Stab zwischen ihnen hin und her, „sich wiederholen und funktionieren soll." Mera verdrehte die Augen, aber nickte. Er murmelte etwas, und leuchtende Buchstaben erschienen vor ihnen in der Luft:

1. Kein Wort darüber. Zu Niemandem.

2. Nicht neugierig sein.

3. Außerhalb dieses Raumes ändert sich nichts.

4. Freunde. Mehr nicht.

Bei Merlin, er war wirklich ein eingebildeter Idiot. Sie wusste nicht einmal, was das überhaupt war, dem er gerade diese bescheuerten Regeln gab. Und wollte sie das? Seufzend ergriff sie die Hand, die er ihr hinhielt, und bekräftigte wer weiß was mit festem Händedruck.

Das Licht im Raum schwand allmählich, und in den Ecken tauchten schwebende Kerzen auf, die den Raum in ein warmes Licht tauchten, gemischt mit dem letzten Hauch des Sonnenuntergangs. Als sie ihren Kopf nach hinten auf die Sofalehne sinken ließ, bemerkte sie nicht, dass die dunkellila Abdrücke auf ihrem Hals sichtbar wurden, die sie in den letzten Tagen immer mit T-Shirtkragen, Halstüchern oder ihren Haaren verdeckt gehalten hatte. Erst als seine kalten Fingerspitzen über die Blutergüsse fuhren, zuckte sie überrascht zusammen. Seine erschrockenen Augen scannten ihren Hals ab, und plötzlich sprang er auf und entfernte sich hastig einige Schritte.

„Es tut mir leid, ich hätte nicht... Wir... Du solltest nicht hier sein!" stammelte er und raffte hastig seine Sachen zusammen, während er große Schritte in Richtung Tür machte. Mera war ebenfalls aufgestanden und legte schnell ihre Haare um ihren Hals.

„Warte!" rief sie ihm nach, doch er reagierte nicht und hatte bereits die Hand an der Tür. „Draco!"

Er hielt inne, und sie nutzte den Moment, um zu ihm zu gelangen und ihre Hand auf seine, die Klinke umklammernde Hand zu legen. Sie standen so nah beieinander, dass ihr Atem sich vermischte.

„Du hast mich noch nie Draco genannt."

„Freunde, schon vergessen?" flüsterte sie.

Seine Augen schlossen sich kurz und auch seine Antwort war nichts anderes als ein Flüstern. „Wieso vertraust du mir überhaupt?"

Mera befeuchtete flüchtig ihre Lippen, bevor sie ruhig antwortete: „Weil du es selbst gesagt hast. Jeder verdient eine zweite Chance – und ich glaube, du auch."

Er schüttelte leicht den Kopf und schnaubte skeptisch. „Und wieso bist du dir so sicher?"

"Ich sehe es in deinen Augen, Draco. Das hab ich schon vor fünf Jahren", erwiderte sie sanft, ihre Stimme fest. Seine Augen schlossen sich erneut, und als er sie wieder öffnete, lag ein Hauch von Nachdenklichkeit darin. „Du wirst es schaffen, das Richtige zu tun" fügte sie leise hinzu.

Er schluckte schwer und ließ seinen Blick kurz auf den Boden sinken, bevor er wieder zu ihr aufsah. „Ivory... das ist ein schöner Name, den werde ich mir merken", raunte er ihr mit warmem Atem gegen die Wangen, die sich sicher schon röteten, „Ivy."

Nach langen Momenten der Stille, in denen sie nur ihre gleichmäßigen Atemzüge genossen hatte, murmelte Mera: „Wir sollten jetzt trotzdem gehen. Es ist schon spät."

Draco warf ihr einen letzten, lächelnden Blick zu, bevor er sich abwandte und die Treppen zur Eingangshalle hinunterging. Sie meinte, eine sanfte Dankbarkeit in ihm zu spüren. Mera sah ihm nach und spürte eine seltsame Mischung aus Ruhe und Zuversicht in der Brust. Dies war der Anfang von etwas Neuem, vielleicht sogar etwas Wertvollem.


„Da bist du ja! Mensch, du musst aufhören, einfach so zu verschwinden. Wir machen uns Sorgen, vor allem nach dem letzten Mal!" Hermine empfing Mera im Gemeinschaftsraum mit offenen Armen, doch als sie sich zu Ron setzte, der grinste wie ein Honigkuchenpferd, klang Hermines Stimme leicht angespannt. „Wo warst du? Du hast mich einfach stehen lassen."

Mera räusperte sich und zwang ein Lächeln hervor. „Ja, das tut mir leid. Mir ging's plötzlich nicht so gut. Ich bin zurück ins Schloss und hab mich ein wenig hingelegt. Später bin ich noch ein bisschen durchs Schloss gelaufen, Bewegung und so", fügte sie schnell hinzu, hoffend, dass ihre Lüge überzeugend klang. Glücklicherweise schien Hermine ihr sofort zu glauben.

„Oh, du Arme, geht's dir denn wieder besser? Hier, ich habe dir einen Teller vom Abendessen mitgebracht, als du dort auch nicht aufgetaucht bist." Hermine reichte ihr fürsorglich einen Teller.

In dem Moment spürte Mera, wie hungrig sie eigentlich war. Sie hatte vollkommen die Zeit vergessen, während sie mit Draco zusammen gewesen war. Ihr Magen knurrte verräterisch, als sie den Teller dankend entgegennahm. „Danke", murmelte sie, bevor sie ein Stück Brot in den Mund steckte. „Wie ist das Auswahltraining gelaufen?"

Ron, der scheinbar nur auf diese Frage gewartet hatte, sprang förmlich auf. „Es war großartig! Du hättest sehen sollen, wie ich die Quaffel gehalten habe! McLaggen, dieser Trottel, ist in die komplett falsche Richtung gehechtet. Sein Gesicht, als er realisierte, dass ich besser bin und er nur Ersatzhüter wird – unbezahlbar!" Er grinste triumphierend, bevor er sich wieder in die Kissen fallen ließ. Mera bemerkte ein schuldbewusstes Zucken in Hermines Augen, doch auch sie lächelte.

Während Ron weiterredete, spürte Mera, wie sich ein schweres Gefühl in ihrer Brust ausbreitete. Was war das gerade eben mit Draco gewesen? Diese seltsame Vertrautheit, die plötzlich zwischen ihnen entstanden war, fühlte sich aufregend und beunruhigend zugleich an. Sie erkannte sich selbst kaum wieder – und Draco noch weniger. Doch ein Teil von ihr konnte nicht leugnen, dass ihr das gefallen hatte.


Eine Stunde später kam Harry von Snapes Nachsitzen zurück. Er verschwand sofort, um sich die Reste der Flubberwürmer von den Händen zu waschen, die er für den Professor hatte sortieren müssen – ohne Handschuhe. Als er sich schließlich neben Mera setzte, wirkte er enttäuscht.

„Ich hatte eigentlich erwartet, dass du dich auch für die Mannschaft vorstellst. Ich hätte dich auf jeden Fall genommen!", sagte er mit einem Hauch von Bedauern in der Stimme.

„Harry", begann Mera, doch er unterbrach sie.

„Nicht nur, weil wir Freunde sind. Du fliegst wirklich toll!"

„Danke", antwortete sie mit einem sanften Lächeln, während sie kurz ihre Hand auf sein Knie legte. „Aber Quidditch ist dein Ding. Ich schaue euch lieber von der Tribüne aus zu." Sie stand auf und richtete ihren Blick auf den Schlafsaal. „Hermine, bleibst du noch wach?"

Hermine schüttelte den Kopf, ihre Locken wippten dabei leicht. Sie verabschiedeten sich voneinander und machten sich gemeinsam auf den Weg zum Schlafsaal. Als sie nebeneinander vor dem Spiegel standen und Zähne putzten, schielte Mera zu Hermine hinüber.

„Was war das vorhin für ein Blick, als Ron über McLaggen geredet hat?"

Hermine seufzte schwer und hielt kurz inne. „Eventuell habe ich McLaggen einen Verwechslungszauber angehext. Deshalb ist er zum falschen Tor geflogen."

Mera musste lachen. „Wow, Hermine, das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Ein bisschen Betrug also?"

„Ich habe nur einem Freund einen Gefallen getan! Oder besser gesagt der ganzen Mannschaft", erklärte Hermine mit einem schelmischen Grinsen und Zahnpastaresten in den Mundwinkeln. „Außerdem, das gewonnene Selbstvertrauen tut Ronald wirklich gut."

Während Mera Hermines Worte hörte, konnte sie nicht anders, als anzuschweifen. Draco hatte etwas in ihr geweckt, das sie nicht kannte – eine Seite von sich, die sie gleichzeitig verwirrte und faszinierte. Sie wusste nicht, was das war, aber sie wollte es herausfinden. Doch wie? Und was bedeutete das alles?

Ihr innerer Konflikt tobte weiter, während sie sich ins Bett legte, unfähig, die Gedanken an Draco und das, was zwischen ihnen geschehen war, abzuschütteln. Ein Teil von ihr wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte – doch ein anderer Teil konnte nicht leugnen, dass sie genau das mochte.


Sonntagmorgen schliefen sie aus und kamen erst spät in die Große Halle, viele Schüler hatten bereits gefrühstückt und saßen nur noch zusammen und unterhielten sich. Während die Gryffindor-Freunde später im Gemeinschaftsraum saßen und lernten oder sich unterhielten, saß Mera auf einem der Turm-Fensterbretter und sah Wind und Blättern beim Fangenspielen zu. Auf ihren Knien lagen Pergament und Feder und den Hintergrund ausblendend begann sie, einen Brief an ihre Eltern zu schreiben.

Liebe Mama, lieber Papa,

ich hoffe, es geht euch gut! Ich weiß, ihr seid wahrscheinlich überrascht, dass ich mich so früh melde, aber ich wollte euch einfach schreiben. Keine Sorge, ich habe nichts angestellt – Ehrenwort!

Ich genieße die Zeit hier in Hogwarts sehr. Es ist schön, wieder bei Hermine, Harry und Ron zu sein. Natürlich gibt es ein paar neue Regeln wegen der Vorkommnisse, über die wir schon gesprochen haben, aber das macht uns nur noch entschlossener, das Beste aus diesem Jahr zu machen.

Wir haben auch einen neuen Zaubertränke-Lehrer, Professor Horace Slughorn. Vielleicht kennt ihr ihn? Er war eigentlich schon im Ruhestand, aber Dumbledore hat ihn zurückgeholt.

Dank ihm habe ich jemanden kennengelernt, mit dem ich jetzt öfter zusammenarbeite. Eigentlich dachte ich, es würde schwierig werden, aber es ist anders gekommen. Es ist komisch... Ich hätte nie gedacht, dass wir uns so gut verstehen könnten.

Das alles erzähle ich euch, weil ich mit Hermine oder den Jungs nicht wirklich darüber sprechen kann. Sie würden es wahrscheinlich nicht verstehen. Dieser jemand, von dem ich spreche, hat in der Vergangenheit nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen – weder bei mir noch bei anderen. Es gibt viele Gerüchte über ihn und seine Familie, und ich wünschte manchmal, ich könnte sie ignorieren. Ich glaube, dass sie wahr sind, die meisten - aber nicht, dass er so ist.

Ich spüre einfach, dass er anders ist, als alle denken, aber ich habe Angst, dass er das nur mit mir ist und je länger wir uns nicht sehen, desto mehr wird er wieder, wie ihn alle sehen wollen. Dabei wird er gar nicht wirklich gesehen. Der Unsichtbare.

Es gibt Momente, in denen ich mich frage, ob ich nicht zu naiv bin. Ich weiß, dass er auch verletzend sein kann. Wisst ihr, manchmal verstehe ich ihn noch nicht. Im einen Moment bringt er mich zum Lachen und sieht dabei selbst so glücklich aus, und im nächsten will er mich von sich stoßen. Als dürfte er das nicht, als verbrenne er sich an mir.

Jeder darf doch glücklich sein, oder?

Ich weiß noch genau, dass ihr mich immer wieder mit diesen Worten ermahnt habt, bis sie sich in meinen Kopf eingebrannt hatten. Weil sie wahr sind.
‚Everyone you meet is fighting a battle you know nothing about. Be kind. Always.'
Ich gebe ihm eine Chance, weil er sie verdient, wie jeder sie verdient. Weil jeder Fehler machen kann, die aber erst zu richtigen Fehlern werden, wenn man sie nicht wieder gut zu machen versucht. Wenn man es nicht wenigstens versucht...

Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht zu spät ist und er aus seinem Kampf nicht mehr als Gewinner hervorgehen kann. Und was ist, wenn sein Kampf überhaupt nicht gewonnen werden kann? Was, wenn wir  am Ende auf zwei verschiedenen Seiten stehen? Darf dann wirklich jeder von uns glücklich sein?

Ich fühle mich in seiner Nähe irgendwie sicher und gleichzeitig herausgefordert und ich hoffe, dass ihm das genauso geht und dass es uns erhalten bleibt. Ich hoffe, wir stehen am Ende auf derselben Seite.

Ich hoffe sehr, dass ich mich nicht täusche. In ihm.

Mum, Dad, ich weiß wirklich nicht, was passiert ist oder was passieren wird, aber gerade bin ich glücklich und das ist doch erstmal alles, was zählt, oder?

Ich musste euch das einfach schreiben, auch wenn ihr darauf nicht unbedingt antworten müsst. Es tut gut, meine Gedanken mit euch zu teilen.

Ich wünsche euch alles Liebe, bis wir uns wiedersehen - oder schreiben.

Alles Liebe
Mera

Den gefalteten Brief brachte sie am frühen Abend in die Eulerei und schickte eine Schuleule zu ihren Eltern nach London. Sie hatte keine Ahnung, was über sie gekommen war, aber sie hatte diese Worte loswerden müssen. Und traute sich nicht, mit ihren Freunden über ihn zu sprechen.

Er hatte ihr einen neuen Spitznamen gegeben und sie einen Freund genannt. Und sie hatte dem zugestimmt.
Freunde, Draco Malfoy und sie? War das wirklich, was sie wollte? Sollte sie das wollen?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro