Kapitel 29
Es war Morgen – zumindest Ronjas Auffassung nach. Also war es gerade so früh, dass der erste Mc Donald's aufmachte, was sehr verlockend sein konnte, wenn man seit geräumiger Zeit kein Klo mehr gesehen hatte. Oder wenn man ständig herumgeflitzt war, weil einem selbst nachts keine Ruhe mehr gelassen wurde, und sich nun nach einem kräftigen Schluck Wasser und einem warmen Gebäude sehnte.
Doch es war nicht einfach, zu dem nun so heiß ersehnten Mc Donald‘s zu gelangen, denn die Stadt war klein, und ein, zwei Jungen waren immer auf der Suche nach uns.
„Noch eine Verfolgungsjagd wäre zu viel für uns“, erklärte mir Ronja genervt, als ich beinahe durch ein Gartentor hinaus auf die Straße spaziert wäre. „Wir müssen vorsichtig sein.“ Vorsichtig! Dass ich nicht lache!, dachte ich mir darauf bloß finster. Für mich waren zurzeit keineswegs die Jungen die Gefahr – nein, ich fürchtete eher, dass man uns entdecken und mit viel Geschrei aus dem Garten jagen würde. Dann wären wir nämlich richtig dran. Und so wie wir aussahen, würde es mich nicht wundern, wenn irgendwelche Leute versuchen würden, uns ins Waisenhaus zu stecken.
„Hm, scheint alles in Ordnung zu sein!“, verkündete Ronja vom Baum herab, und balancierte vorsichtig über die Zweige zum Stamm zurück. „Achtung, ich komme jetzt runter!“ Viel Glück!, dachte ich, und ging in Deckung.
„Ha, ha“, knurrte Ronja. „Ich hoffe doch, du fängst mich auf, wenn ich falle?“
„Damit wir beide Matschebrei sind, oder was?“, rief ich nach oben, und versuchte die vielen Meter abzuschätzen, die Ronja vom Erdboden trennten. Warum musste sie auch bloß den höchsten Baum der ganzen Umgebung wählen? Ein kleinerer hätte es auch getan …
„Hups!“, kam es von Oben, und Ronja landete knackend ein paar Zweige tiefer. „Hab's gleich geschafft!“, verkündete sie. „Den Rest kann ich ja sprin-ahhh....“Mit einem unangenehmen klatsch landete sie neben mir im Gras und blieb regungslos liegen.
„He, Ronja, lebst du noch?“, fragte ich leise, und beugte mich besorgt über sie.
„Du solltest mich auffangen, du Knallbone!“, nuschelte sie als Antwort ins Gras, und hievte sich unter demonstrativem Stöhnen hoch.
Trotz des zutiefst dramatischen Unfalls erreichten wir den Mc Donald's noch vor Sonnenuntergang, und auch Ronjas mitleiderregendes Humpeln ließ nach, als ich ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkte.
Hier war es angenehm warm, und obwohl der starke Geruch nach Essen uns fast wahnsinnig machte, fühlte ich mich hier doch relativ gut. Gemütlich lümmelten wir uns in den Sitzen und erzählten den Leuten ein ums andere Mal, wir hätten uns nur noch nicht entschieden, was wir essen wollten, und würden auch keinen Grund zur Eile sehen.
„Richtig toll hier, nicht?“, fragte ich Ronja, die sich auf ihrem Sitz eingerollt hatte, erhielt aber keine Antwort. Meine Güte, hat die es gut!, dachte ich mir. Am Liebsten wäre ich ebenfalls auf der Stelle eingeschlafen, aber wir mussten immer noch vorsichtig sein. Irgendwann mussten wir schließlich den Mc Donald's verlassen, und wenn dann Nus Bande vor der Tür lehnte, waren wir geliefert. Also hielt ich weiterhin Ausschau und spähte die Straße ab.
„He!“, sagte da jemand. Erschrocken zuckte ich zusammen, und fuhr so schnell herum, dass ich beinahe das Gleichgewicht verloren und vom Stuhl gekippt wäre.
„Schläft Ihre junge Freundin etwa?“, fragte mich einer, der verdächtig nach einem Mitarbeiter aussah.
„Oh“, sagte ich völlig verdattert. Mein Gehirn fing an zu rattern. Sollte ich ihm eine Lüge erzählen? Das behagte mir gar nicht, also beschloss ich einfach, auf den Ich-lüge-nicht-du-denkst-nur-was-Anderes-Trick zurückzugreifen.
„Nun, wir haben heute Nacht nicht so recht geschlafen, wissen Sie, volles Programm, sozusagen. Aber ich wecke sie gleich, schließlich haben wir ja noch nicht gefrühstückt.“ Ich rang mir ein Lächeln ab, und versuchte, mich normal hinzusetzten.
„Das habt ihr in der Tat noch nicht“, stellte mein Gegenüber leicht grimmig fest, und verschwand. Gerade drehte ich mich erleichtert auf meinem Stuhl um, als ich schon wieder fast heruntergefallen wäre vor Schreck. Wenn mich nicht alles täuschte, war gerade Ramon in das Geschäft nebenan geschlendert! Oh nein!
Blitzschnell war ich auf den Beinen, rüttelte Ronja wach, und erklärte ihr hastig die Lage.
„Und einkaufen will der bestimmt nicht!“, fügte ich hinzu, bevor ich sie endgültig vom Sessel riss, und im Eilschritt auf die Tür zuhielt. Kaum auf der Straße, hielt ich es nicht mehr aus – ich rannte los, als wäre der Teufel hinter mir her. Unter wildem Fluchen holte Ronja mich ein, und packte meinen Ärmel.
„Was rennen wir so, wo er doch allein ist?“, fragte sie ärgerlich, während sie sich mit der freien Hand den Schlaf aus den Augen wischte.
„Ganz einfach“, entgegnete ich. „Weil er das nicht lange bleibt!“ Für einen Moment schaute sie mich verdutzt an, dann schien sie zu verstehen.
„Wäre diese Stadt doch nur größer … das würde es für uns wesentlich einfacher machen.“ Seufzend schaute sie nach hinten, verzog das Gesicht, und wurde wieder schneller. Auch ich warf einen Blick über die Schulter, und was ich da sah, bestätigte meine Vermutung: Ramon zog, kaum dass er uns entdeckt hatte, ein Handy aus seiner Tasche, und flitzte los.
Geschickt wichen wir blöd dreinschauenden Leuten aus, und hielten direkt auf den Markt zu, wo wir hofften, in der Menge verschwinden zu können. Diese Hoffnung war berechtigt, immerhin war unser Markt immer gut besucht, und auch heute brechend voll.
„Auf geht’s!“, wisperte Ronja, und stürzte sich vergnügt in das Getümmel.
„Ronja, warte!“, rief ich leise, doch da hatte ich sie schon aus den Augen verloren. Verflucht! Erst versuchte ich, der Spur aus entrüsteten Menschen zu folgen, die sie hinterließ, doch der Abstand zwischen uns wurde immer größer, und ich traute mich nicht zu rufen, aus Angst, Ramon könne mich hören. Auch die vereinzelten „He!“ und „Was soll das!“, oder „Pass doch mal auf!“ Rufe hörte ich jetzt nicht mehr, sie gingen einfach im allgemeinen Lärm unter. Halb benommen stolperte ich vom Markt und verschwand in einer kleinen Gasse. Hier war es dunkel, die großen, alten Häuser ließen keinen Lichtstrahl in dieses einsame Gässchen dringen. Leicht unwohl war mir schon zumute, als ich der Gasse folgte, begleitet von meinen immer düsterer werdenden Gedanken. Wie klein diese Stadt doch war!, wurde mir nun bewusst. Ja schon fast ein Dorf! Es musste ein leichtes für Nus Bande sein, uns zu erwischen.
So sehr wünschte ich mir nun, nach Hause zu kommen, ich wollte nicht länger in dieser dunklen, kühlen Gasse entlanglaufen. Obwohl es der beiweitem wärmste Winter seit Jahren war – hier fing ich richtig an zu frieren, ich musste mir richtig Mühe geben, nicht mit den Zähnen zu klappern. Denn der kühle Wind war hier noch deutlicher zu spüren und zu allem Überfluss hatte ich ja meinen Pullover verloren und vergessen, mir von Ronja einen anderen zu borgen.
Plötzlich hallten Schritte durch die Straße, durch die ich gerade noch gegangen war. Abrupt blieb ich stehen. Ronja? Oder … Ramon. Egal, ich durfte nichts riskieren, selbst wenn es keiner der Jungs war.
Besorgt musste ich feststellen, dass die Schritte schon nah waren, viel zu nah. Ich konnte mich nicht einmal mehr umdrehen, um wegzulaufen, als Ramon auch schon um die Ecke geschlittert kam, gerade dabei einen Straßennamen in sein Handy zu murmeln, als er mich sah. Langsam ließ er das Handy in die Tasche gleiten, und war mit einem Satz neben mir. Mit einem Aufschrei schlug ich ihm heftiger als gewollt gegen die Brust, sodass er nach Luft schnappend zurücktaumelte.
„He, he, wir wollen doch nicht gewalttätig werden!“, säuselte Harold plötzlich hinter mir, und ehe ich mich versah, hatte er mich auch schon auf den Boden gelegt.
„Genau“, stimmte Ramon grimmig zu, rieb sich seine Brust und schlenderte neben mich. „Los, wir dürfen keine Zeit verlieren.“ OK, dachte ich mir. Das wird jetzt ein klein wenig peinlich, muss aber sein. Dann holte ich tief Luft, und schrie aus Leibeskräften: „Roooonjaa!! Ro-hmpfmpf....“Blitzschnell war Harolds Hand hervorgeschossen, und hatte sich auf meinen Mund gelegt. Leise knurrend hielt er mich auf dem Boden, Ramon dagegen kämpfte gerade mit mir, in dem Versuch, Handgelenke und Hals nach der Kette zu durchsuchen. Trotz meiner Bemühungen schritt die Durchsuchung – eben nur etwas verlangsamt – voran.
„In ihrem Taschen ist nichts“, stellte Harold leise fest, und wollte schon meine Hände packen, um sie festzuhalten, als ich eine wohlbekannte Stimme hörte. „Ria ...“ Ich reagierte blitzschnell, keinen Moment zu spät, denn schon hatte Ramon meinen Kragen herunter gekrempelt, und griff nach der Kette. Keine Millisekunde vor ihm riss ich sie mir vom Hals und schleuderte sie in Ronjas Richtung. Für einen Wurf aus meiner Position nicht schlecht, doch Ronja reagierte zu langsam, und klirrend landete das Wurfgeschoss auf dem Pflaster. Fast gleichzeitig schnellten die beiden Jungen auf die Beine und jagten los. Den Rest sah ich nicht mehr, in meinem Gehirn existierte nur noch ein einziger Gedanke: Flucht. Wie ein Komet war ich auf den Beinen und schoss auf den Markt zu.
„Schnapp‘ du Ronja!“, hörte ich Harold hinter mir rufen, doch mein Vorsprung war groß und ich rannte nicht langsam.
„Mist-Verdammt!“, fluchte Ramon weiter hinten, und da wusste ich, dass Ronja es geschafft hatte. Erleichtert tauchte ich im Marktgewühl unter.
Nachdem ich den Marktplatz hinter mir gelassen hatte und durch verlassene dunkle Gassen lief, schwappte die Müdigkeit und die Erschöpfung wie eine riesige Welle über mir zusammen. Am liebsten hätte ich mich einfach fallen gelassen, doch ich schleppte mich weiter, da ich mir nicht sicher sein konnte, ob ich Harold abgehängt hatte oder nicht.
Ein paar Gassen weiter sank ich auf die Knie, lehnte mich an eine Hauswand und schloss die Augen. Als ich so dasaß und versuchte, meinen schnellen unregelmäßigen Atem zu beruhigen hörte ich plötzlich Schritte, doch trotzdem blieb ich mit geschlossenen Augen sitzen – in diesem Moment war mir alles egal.
„Ria!“, hörte ich eine vertraute Stimme. Irgendjemand kniete sich neben mich. „Alles in Ordnung?“, fragte Nu leicht besorgt. Ich spürte, wie er mein Kinn hochhob. „Ria, mach die Augen auf.“ Seine Stimme wurde nervöser. Er ließ mein Kinn wieder los und legte mir eine Hand auf den Kopf. „Hi, Jasper. Ich habe Ria gefunden ...“, vorsichtig öffnete ich ein Auge und blendete das Gespräch aus. Abhauen konnte ich nicht, dafür war ich zu müde und Nu zu schnell, außerdem würde er es durch die Hand auf meinem Kopf sofort merken. Mein Blick sank wieder zu Boden und blieb an seinen Schuhen hängen – urplötzlich hatte ich eine Idee.
Mit einem schnellen Blick nach oben stellte ich fest, dass Nu die Straße entlang schaute und nicht auf mich achtete. Also öffnete ich vorsichtig seine Schnürsenkel, darauf bedacht, mich dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Jetzt alle vier wieder zusammen knoten … hm, hm …
„...Gut, ja sie ist ziemlich erledigt...Bis gleich.“ Nu beendete unahnend das Gespräch, und mit einem Satz sprang auf, lief los, als wäre der Teufel hinter mir her.
„He, bleib stehen!“, fluchte Nu, wollte mir nachsetzten, doch schlug er der Länge nach hin. „Ich kriege dich, darauf kannst du dich verlassen“, rief er mir nach und wälzte sich auf den Rücken um seine Schuhe wieder auseinander zu knoten. Jasper, schon auf halbem Weg, zu gehen, reagierte zum Glück zu spät.
Erschöpft streifte ich durch die Gassen. Wenn ich mich nicht täuschte, müsste Ronja hier irgendwo sein, doch es war kein Laut zu hören. Wenn sie jetzt die Richtung gewechselt hat, dann ...!, fluchte ich still in mich hinein. Gähnend durchstreifte ich die Straßen, immer auf der Hut, doch schon längst nicht mehr so wachsam wie vorher. Trotzdem entging mir das Geräusch nicht – dieses Geräusch, von Schritten, die bereits in einen müden Trab verfallen waren. Ronja!, durchfuhr es mich. Das muss sie sein! Fast alle Vorsicht war verflogen, als ich mich dem Geräusch näherte. Jetzt trennte mich nur noch eine Häuserreihe von ihr! Es musste doch Ronja sein, oder? Wenn es ein Jogger war …
Es war Ronja. Zumindest ein Jammerbild von dem, was Ronja einmal gewesen war. Müde schleppte sich meine Gefährtin die Straße entlang, Ramon, der nicht besser aussah, hintendrein.
„Ronja!“, rief ich ihr aus sicherer Entfernung zu, unschlüssig, ob ich mich ihr nähern sollte.
„Gottseidank, Ria!“, keuchte sie, und zog die Kette aus ihrer Tasche.
„Was ...“, begann ich, doch da segelte diese auch schon auf mich zu. Mit einem Hechtsprung bekam ich sie zu fassen, landete kauernd auf der Straße, und schaute Ramon leicht verunsichert an.
„Na los, mach schon!“, stieß Ronja hervor. „Hau endlich ab!“ Anfangs leicht zögerlich sprang ich auf die Beine, dann spurtete ich in eine andere Straße. Ramon würde mich nie kriegen, soviel stand fest, also wagte ich es, mich noch einmal umzudrehen, und einen letzten Blick auf die beiden zu werfen.
Doch mein letzter Blick wurde es dann doch nicht, denn gerade, als ich mich endgültig aus dem Staub machen wollte, registrierte ich, wie Ramon Ronja zu fassen bekam, und die zwei sich auf der Straße wälzten. Ich glaube nicht, dass ich ihnen eine neue Gefangene gönnen werde!, dachte ich wild entschlossen, und fixierte meinen Blick wieder auf die beiden Kämpfenden.
Ramon abzuwehren war ein Leichtes – er war ebenso erschöpft wie Ronja, und hatte gegen mich keine Chance. Mit Ronja zu verschwinden war schon wesentlich schwerer, sie war kaum noch in der Lage einen Schritt zu tun, und hätte es beinahe nicht mehr über einen Gartenzaun geschafft. Beinahe. Ramon hingegen hatte keine Chance mehr für irgendwas, da ich ein paar hübsche Knoten in seine Pulloverärmel gemacht hatte.
Als wir einen großen Abstand zwischen ihn und uns gebracht hatten, sackten wir erschöpft in einem Garten zusammen, und während Ronja mir stolz erzählte, wie sie so kreuz und quer gelaufen war, dass keine Verstärkung zu ihnen hatte aufschließen können, wäre ich fast eingeschlafen. Aber eben nur fast.
Es wurde langsam Abend, und Ronja hatte Hunger, erheblich viel Hunger, ihr war eiskalt, und sie hatte nicht die Absicht, es dabei zu belassen, das sah man ihr an. Mit finsterer Miene und verschränkten Armen hockte sie an einer Hauswand und dachte nach – was sie übrigens schon seit geschlagenen drei Stunden tat.
„Ich werde eine Möglichkeit finden, und wenn ich die ganze Nacht dran sitze!“, knurrte sie immer wieder. Manchmal hatte ich versucht, darauf etwas zu erwidern, doch der Blick, mit dem sie mich dann immer bedacht hatte, hatte mich augenblicklich verstummen lassen.
Plötzlich fuhr Ronja ruckartig hoch, und sah mich mit großen Augen an. „Ich hab's, Ria! Warum sind wir da bloß nicht früher drauf gekommen? Wir Idioten!“ Was um Himmels Willen ist denn mit der los?, dachte ich mir, und schaute zu ihr hoch.
„Was denn?“ Ich gab mir alle Mühe, interessiert zu klingen, doch ich klang wohl eher zutiefst gelangweilt – was Ronja jedoch nicht im Mindesten zu stören schien.
„Thea!“, rief sie triumphierend aus – so laut, dass ich verstört zusammenzuckte, und ihr mit einem Handzeichen bedeutete, leiser zu reden.
„Bei ihr könnten wir uns doch verstecken, sie hat mit Sicherheit nichts dagegen!“, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort.
„Hör mal“, erklärte ich ihr mit müder Stimme. „Thea ist meine beste Freundin, glaubst du, die Jungen würden Sylvia überwachen, sie aber vergessen? Nein. Außerdem hat sie was gesagt von wegen, sie würde die Weihnachtsferien über wegfahren.“
Enttäuscht sackte Ronja wieder zusammen, und saß wieder zusammengekauert an der Hauswand.
„Ronja“, sagte ich ärgerlich. „Sieh es doch ein. Wir haben kein Essen, wenn wir etwas trinken gehen, ist die Gefahr, entdeckt zu werden so groß, dass wir nur noch morgens uns abends da runter gehen, und wenn wir auch nur versuchen, bei deinen Eltern zu klingeln, haben sie uns erwischt, und wahrscheinlich so schnell Hilfe geholt, dass wir nicht einmal mehr aus deinem Haus rauskommen. Und deine Eltern ...“
„Schscht!“, unterbrach sie mich und warf mir einen merkwürdigen Blick zu. „Hör mal, wenn du gleich losrennst, um den Jungen die Kette zu überreichen … Ich glaube, es ist besser, wenn du sie mir jetzt wiedergibst.“ Sie musterte mich kühl, als warte sie auf irgendeine Regung. Ich funkelte zurück.
„Hatte ich gar nicht vor.“ Gelassen ließ ich die Kette zwischen meinen Fingern spielen, doch – ein wenig besorgt war ich, aber ich würde es nicht zugeben. Es war anstrengend, und wir hatten in letzter Zeit nur sehr wenig, in meinem Falle gar keinen Schlaf gehabt, inzwischen wirkte sich das alles auf unsere Laune aus. Doch gerade jetzt durften wir uns nicht trennen, denn alleine hatten wir erst recht keine Chance. Traurig beobachtete ich Ronja, wie sie so dasaß, und wieder in Gedanken versunken war, und ich spürte nur allzu deutlich, wie ein Teil von mir immer dringlicher verlangte, aufzugeben. Es könnte ja so viel einfacher sein, sagte er immer und immer wieder, und ich wusste nur zu gut: Diesmal funktionierte der Trick der Jungen, wir waren bereits so schwach – wenn Ronja nicht bald etwas einfallen würde, war es einfach … vorbei.
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