26 - Wunden pflegen
✦ MARIANA ✦
„Hey, was—?", rufe ich, doch da legen sich seine Lippen schon auf meine und ersticken jeglichen verbalen Protest im Keim.
Sein Kuss ist sehnsüchtig, gierig und wild, als entlade sich die ganze angestaute Spannung an meinen Lippen. Würde er mich nicht in seinen Armen halten, hätte er mich wahrscheinlich damit umgehauen.
Ohne das ganze salzige Wasser zwischen uns und vor allem in unseren Mündern schmecke ich Alex zum ersten Mal so richtig und das löst eine Fehlzündung in meinem Gehirn aus. Schwelend heiss züngelt plötzlich dieses unbeschreibliche Verlangen in mir auf, lässt mich meine Finger in seinen blonden Schopf graben, anstatt ihn von mir zu schieben. Als hätte er das schon längst so gewollt, presst sich mein Körper an seinen und lechzt nach mehr.
Ich will ihn.
Alex stöhnt leise unter meiner Erwiderung seiner Lust. Ein Blitz jagt zeitgleich durch meine Synapsen, weckt mich und lässt die Alarmglocken schellen.
Abbruch!
Ich reisse mich von seinem Mund weg, lasse seine Haare los. Er starrt mich benommen an, atmet schwer, genauso wie ich. Seine Hände ruhen auf meiner Hüfte und es kommt mir so vor, als brenne die Stelle, dort wo seine Haut auf meiner liegt.
„Was ... was machst du?", fahre ich ihn an und trete zur Seite, im Versuch, mich aus seinen Armen zu lösen.
Alex packt mich jedoch an der Taille und zieht mich ruckartig zu sich zurück an die Brust. Unsere Körper krachen aneinander.
„Hier geblieben." Er führt seinen Mund wieder an meinen, hält dabei meinen Kopf in einer Hand. „Ich habe noch nicht genug!"
Er küsst mich ein zweites Mal. Diesmal sanfter. Es ist so verdammt schön, dass ich das leise Keuchen nicht unterdrücken kann, das sich meine Kehle hinaufschleicht. Alex merkt es und grinst in den Kuss hinein, schlingt seinen Arm enger um mich.
Mein Körper ist tatsächlich ein mieser Verräter. Ich sollte das nicht wollen!
„Mariana ...", flüstert er an meine Lippen und ich könnte ihn gerade dafür ermorden, dass er meinen Namen so lustvoll ausspricht.
Alex knabbert an meiner Unterlippe, weswegen ich meine Augen vor dem elektrisierenden Gefühl, das es auslöst, nach hinten rollen muss. Mit seinen kräftigen Armen dirigiert er uns beide in eine mir unbekannte Richtung, ohne dabei von meinem Mund abzulassen. Mein Leib folgt ihm blind, als hätte dieser Typ mich gezähmt. Dann presst er mich gegen den steilen Felsen, der sich hinter uns in die Lüfte erhebt. Wir stehen neben der Kaskade. Nur die Gischt des herabstürzenden Wassers kühlt unsere Körper.
Ich spüre die Kälte des Steins in meinem Rücken und Alexanders Hitze an meiner Vorderseite. Ich schnappe nach Luft, doch die wird mir gleich wieder von seinem Mund genommen.
Nein, verdammt!
Meine Finger drücken ihn von mir weg, doch alles, was ich damit bezwecke, ist, meine Nägel tiefer in seine Brustmuskeln zu bohren. Das wird bestimmt Abdrücke hinterlassen. Alex Hände finden die meinen, die so chancenlos ihn zur Seite schieben wollen. Er verkeilt seine Finger in meine, entfernt meine Hände von seiner Brust und hebt sie über meinen Kopf. Der raue Fels bohrt sich in meine Handrücken.
„Nicht kratzen", raunt er.
Dann beginnt er meinen Kiefer mit sanften Küssen zu besäen. Sachte arbeitet er sich zu meinem Ohrläppchen vor. Ich erschauere. Diese Lippen treiben mich an den äussersten Rand meiner Denkfähigkeit.
„Alex!"
Ich stöhne voller Wohlgenuss und lege den Kopf zur Seite, präsentiere ihm meinen Nacken, wie ein Tier, das sich seinem Jäger ergeben hat. Mein Geschenk nimmt er mit einem genüsslichen Brummen an, tastet sich mit seinen Lippen weiter vor, bis zu meinem Hals, lässt meine Hände los, sodass ich mich in seinen Nacken, in seine Schultern festkrallen kann. Er lehnt seinen mächtigen Körper gegen meinen, sodass der Fels mir fester in den Rücken drückt. Seine Hände fahren meiner Taille entlang.
„Du riechst so gut", flüstert er an meine heisse Haut.
Ich kämpfe mit mir selbst. Mit der Vernunft und meinem Trieb, der so fordernd in meinem Inneren brennt. Seine Berührungen befördern mich in einen Lustnebel, aus dem ich es bald nicht mehr rausschaffen werde, wenn er mein Schlüsselbein mit seinen Lippen küsst. Das ist meine empfindliche Stelle! Wenn er die erreicht, ist es um meinen Verstand geschehen.
Das darf ich nicht zulassen!
Sachte schiebe ich ihn von mir. Dieses Mal lässt er mich gewähren und löst seine Lippen von meinem Körper. Seine Augen sind vor Lust um mehrere Nuancen dunkler geworden. Es ist offensichtlich, dass er um Selbstbeherrschung ringt. Wenn es nach ihm ginge, würde er mir sicherlich den Bikini vom Leib reissen wollen. So gierig, wie er mich betrachtet.
Mein Kopf wechselt in den Normalbetrieb, verjagt den Dunst der Begierde in die hintersten Ecken. Irgendwo müssen Enzo und die anderen stecken. Wenn wir nicht gleich folgen, werden sie zurückkehren und uns suchen. Ich werde nicht zulassen, dass sie uns so sehen!
Meine Stimme klingt zittrig und rau, als ich die Sprache wiederfinde: „Es ist fal—"
„Ich kann mich nicht mehr länger zurückhalten, Mariana!", unterbricht er mich. Dabei stützt er seine Ellbogen neben meinen Kopf ab und kesselt mich mit seinen Armen ein. „Du machst es unmöglich!"
Die Sommersprossen strahlen mir entgegen. Ich sehe sie so deutlich, dass ich sie zählen könnte. Sein Brustkorb hebt und senkt sich im Takt seiner schnellen Atmung. Ich starre ihn an. Schockiert und gleichzeitig überrumpelt.
Was soll man bitte auf sowas antworten?
Ein Wassertropfen läuft von seiner Schläfe über den Rand seines Kiefers, fällt von dort auf seine Brust und bahnt sich seinen Weg in eine verführerische Richtung. Ich verfolge die Perle, doch bevor sie vom Stoff seiner Badeshorts aufgesogen wird, hebe ich wieder meinen Blick.
„Das hier ist nicht richtig", hauche ich dann und ich merke selbst, dass es wie eine billige Ausrede klingt, was ich hier sage. Ich bleibe jedoch dabei. „Wir dürfen das nicht. Es ist gegen die Regeln."
Alex schüttelt den Kopf. Ich sehe es in seinen Augen, wie der Hunger sich darin windet und wie er abwägt, ob er sich noch einmal über mich hermachen soll. Doch bevor er seinen Mund ein weiteres Mal an meinen Körper legen kann, schlüpfe ich unter seinem Arm hindurch und bringe mich in Sicherheit.
Er dreht sich um und blickt mir nach.
„Vergiss die Regeln, Mariana. Bitte!"
Ich wate kopfschüttelnd aus dem Wasser. Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung wahr, realisiere, dass er meine Hand packen möchte, aber dieses Mal bin ich schneller. Bevor er sich meine Finger greifen kann, ziehe ich sie rechtzeitig weg. Dabei mache ich jedoch eine ruckartige Bewegung, die mir den Boden unter den Füssen wegzieht.
Mein Fuss schlittert seitlich weg und ich falle zu Boden.
Das reissende Geräusch meiner Haut übertönt für eine Sekunde das Rauschen des Wasserfalls, als mein Knie den grossen Felsen neben mir streift, auf welchem Lieke zuvor noch meditierte. Mein Schmerzensschrei ist glaszerschmetternd laut. Ich weiss, dass spätestens jetzt meine Teamkollegen im Wald umkehren und zu uns herangestürmt kommen werden.
„Shit! Hast du dir wehgetan?"
Alexanders Frage scheint in Anbetracht des mächtigen Blutschwalls, der aus meiner Schürfwunde am Knie tritt, vollkommen überflüssig.
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Zurück im Bubbles, begleitet mich Raya zum Notfallraum, während die anderen die Sachen aus dem Boot räumen. Nie hätte ich gedacht, dass ich heute diejenige sein werde, die auf der Krankenstation landet. Stöhnend lasse ich mich aufs Bett nieder, das unter meinem Gewicht leise ächzt. Raya beginnt sogleich mit der Wundversorgung. Sie tupft mir die Wunde ab.
Verdammt! Das brennt!
Ich beisse mir auf die Zähne. Ihr Wattebausch färbt sich dunkelrot, sodass sie gleich mehrere Tupfer nehmen muss, um meine Wunde zu säubern. Ich lasse es zähneknirschend über mich ergehen.
„Wie ist das passiert?", will sie wissen. „Bist du nach dem Shooting auf den Steinen einfach ausgerutscht?"
Ich kratze mich am Hinterkopf, überlege fieberhaft, wie ich Raya nicht erzählen kann, dass es Alex war, der mich stürmisch herumgewirbelt hat, sodass ich mich wehren wollte, wir dann in einen heissen Kusskampf verfielen und ich bei meinem Fluchtversuch schliesslich mit dem Knie gegen den Felsen gekracht bin.
„Ich ... ähm ... bin geklettert und dann ausgerutscht, ja ..."
Raya schüttelt gedankenverloren den Kopf. Sie ist zwar keine Ärztin, aber Schildkröten kann sie versorgen und wenn ich meine klaffende Wunde so betrachte, dann ähnelt das den Verletzungen, die wir auch an Meeresschildkröten schon oft gesehen haben. Ist fast dasselbe.
„Zum Glück hat dich Alexander vom Pearls Drop bis zum Turtle Beach tragen können. Das wäre mit diesem kaputten Knie ein langes Stück zu Fuss gewesen", meint sie.
Wahrlich, denke ich zähneknirschend.
Das hat sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt. Wie ich kochend vor Wut in Alexanders Armen liegen musste. Als ich Enzo noch fragen wollte, ob er nicht übernehmen wolle — natürlich um Alex zu entlasten — hat diese Kröte einfach nein gesagt. Während geschlagenen dreissig Minuten konnte ich ihm und seinem betörenden Geruch nicht entkommen, musste seinen Herzschlag unter seiner Brust fühlen, seine Arme an meinem Körper.
Raya sprüht eine Ladung Desinfektionsmittel auf meine Schürfwunde. Ich ziehe die Luft durch dir Zähne ein.
„Auuu!", jaule ich, weshalb sie mir einen entschuldigenden Blick zuwirft und mir den heilen Oberschenkel tätschelt.
Dann streckt sie mir auf ihrer Handfläche eine winzige Papiertüte hin.
„Das sind Pillen gegen die Schmerzen. Das wirkt entzündungshemmend und antibakteriell", antwortet sie auf meinen fragenden Blick und schenkt mir ein Glas Wasser ein. „Die verteilt meine Mutter immer, wenn sich jemand geschnitten hat. Nimm sie."
„Raya. Ich nehme keine Medizin."
Das habe ich von meinem Vater. Ich halte die Schmerzen aus, bis es kaum noch zu ertragen ist. Erst dann ziehe ich die Möglichkeit in Erwägung, zur modernen Medizin zu greifen. Ansonsten vertraue ich der Heilkraft meines Körpers.
„Keine Widerrede!", hält sie dagegen und starrt mich mit ihren mandelförmigen Augen nieder, dass ich ganz automatisch den Mund zumachen muss. Sie hat einen Teil der Strenge von ihrer Mutter geerbt. „Du kannst froh sein, dass wir nicht nähen müssen! Mach mir einfach den Gefallen und friss die Pillen."
Ich blinzle sie etwas perplex an, denn so wurde ich von ihr schon lange nicht mehr angefahren. Sie streckt mir alles hin und als ich es nicht nehme, stellt sie es auf das Tischchen neben dem Krankenbett.
„Ich will nur dein Bestes, Lopez, das weisst du doch", sagt Raya nun sanfter. Sie kann nicht lange böse sein.
Ein müdes Schmunzeln schenke ich ihr und will zum Becher greifen, da werden wir unterbrochen, denn jemand steht in der Tür des Notfallraumes und stiehlt uns jegliches Tageslicht von draussen.
Es ist Alex.
„Alles okay?", möchte er wissen.
Da ich in dem Moment kein Wort über meine Lippen bekomme, sondern nur ein Krächzen meinen Rachen verlässt, ist es zum Glück meine beste Freundin, die das Wort ergreift.
„Ja, alles okay. Es sah schlimmer aus, als es ist. Nur ein paar Kratzer, die mit einem Verband und der entsprechenden Medizin schnell heilen werden."
Raya wirft mir abermals einen strengen Blick zu, den ich augenverdrehend quittiere. Dann kramt sie in einer Schublade herum und holt einen Gazestreifen hervor. Meine Finger krallen sich in den abgesessenen Schaumstoff der Krankenliege, als sie sich meiner Wunde wieder nähert. Ich mag Verbände nicht so, weil dann die Haut darunter immer so schrecklich juckt.
„Raya", sagt Alex mit einer Rauheit in seiner Stimme, dass mein Magen ganz merkwürdig flattert. „Bitte lass uns kurz alleine. Mariana und ich haben etwas unter vier Augen zu besprechen."
Ich reisse panisch die Augen auf, denn ich will nicht alleine mit Alex im Notfallraum sitzen. Hier gibt es nur einen Ausgang, aus dem ich flüchten kann und er steht direkt davor, versperrt mir den Weg mit seinen breiten Schultern.
Raya nickt absolut unwissend darüber, dass sie mich ganz bestimmt nicht im Stich zu lassen hat und wirft mir ein letztes Mal einen ernsten Blick zu.
„Nimm diese Tabletten, Lopez. Für die nächsten vier Tage. Wir wollen nicht, dass du dir bei der Luftfeuchtigkeit eine Entzündung holst. Und verbinde dir dein Bein selber, ja?" Mit diesen Worten verlässt sie den Krankenraum und schliesst die Tür hinter uns.
Ich hebe den Becher an meine Lippen, meine Finger zittern. Die Vibration wird auf das Glas übertragen und so schwappt das Wasser in meinem Trinkgefäss verdächtig hin und her. Mühselig schlucke ich die Tablette hinunter.
Warum zum Teufel bin ich bloss so nervös?
Alex richtet den Blick auf mich und schon habe ich das Gefühl, wieder in Flammen zu stehen. Nicht nur meine Wunde am Knie brennt höllisch, seine Augen stechen ebenfalls auf meine Haut ein, sorgen dafür, dass mir gleichzeitig warm und kalt wird, als läge ich fiebrig dem Tode nahe.
„Bitte lass mich einfach in Ruhe", krächze ich. Ich stelle das Glas zur Seite und rutsche auf der Krankenliege etwas zurück. Ich räuspere mich und reibe mir den Unterarm.
„Wie geht's deinem Bein?", höre ich ihn fragen.
Den Blick will ich nicht heben, denn es würde nur bedeuten, dass ich in seinen unendlich blauen Augen ertrinken würde. Mein Herz schlägt mir wild in der Brust. Obwohl ich sitze, pocht es fordernd unter meinen Rippen. Ich verstehe mich selbst nicht mehr.
„Es hängt noch alles an mir", murre ich und hebe mein verletztes Knie an, damit das Licht auf die Schürfwunde fällt. Mein aufgewetztes Fleisch schimmert hellrosa. „Du hast mich nur halb auseinandergenommen."
Alex seufzt und kommt näher. Ich senke mein Bein wieder und umarme meinen Torso, als gäbe mir das mehr Halt, doch ich fühle mich wie eine Boje in stürmischer See. Meine Gefühle schaukeln wie wild auf und ab, wollen sich von ihrer Verankerung reissen und ins Weite treiben.
„Tut mir leid", entschuldigt sich Alex leise. „Es war wirklich nicht meine Absicht, dass du dich so verletzt."
„Ja, schon klar. Brauchst dich nicht zu entschuldigen." Ich zucke mit den Schultern, den Blick fest auf den Boden gerichtet.
„Mariana."
Die Vibration seines Basses jagt mir eine Gänsehaut über die Epidermis. Meine Härchen stellen sich unangenehm steif auf. Die Erinnerung an seine heissen Lippen auf meinen flackert auf. Ich kneife die Augen zusammen, als ob mir das Abhilfe gegen die Sehnsucht meines Körpers verschaffen würde.
Doch das tut es nicht.
„D-Du ..." Ausser ein merkwürdiges Stottern bringe ich nichts hervor. Ich weiss sowieso gar nicht, was ich sagen will.
Ruhe. Ich will doch einfach nur Ruhe.
„Ich wollte dich nicht so anfallen ...", sagt er.
Kurz wird er still, während seine Augen auf meiner Wunde ruhen und er in Gedanken an den Moment unseres Zusammenpralles zurückkehrt. Dasselbe geschieht mit mir. Mein Körper erschaudert ob der Erinnerung seines Vorstosses.
„Ich wollte das auch nicht", murmle ich leise.
Sein Blick wandert zu meinem Gesicht. Prüfend. Abwartend.
„Du wolltest nicht, dass ich dich küsse?"
Eigentlich will ich nicken, doch ich schaffe es nicht, denn es wäre nicht richtig. Es würde nicht der Wahrheit entsprechen, wenn ich behauptete, dass mein Herz nicht danach gebettelt hat.
Tief in meinem Inneren habe ich es mir gewünscht. Warum sonst habe ich ihm diese erotische Duscheinlage am Wasserfall geboten? Natürlich auch zum Spass, aber besonders, weil ich mir eine Reaktion von ihm erhoffte. Das lässt sich nicht mehr verleugnen. Meine schwache Seite hungert nach den körperlichen Annäherungen dieses Mannes und ich weiss einfach nicht warum!
Ich bin komplett machtlos dagegen.
Alex ist das absolute Gegenteil von dem, was ich verkörpere. Wofür ich stehe. Aber dennoch ist er gleichzeitig alles, wonach ich mich die letzten Tage sehne. Und das reisst mich fast entzwei!
Ohne, dass ich es gemerkt habe, ist er mir näher gekommen. Er steht direkt vor mir, seine Hand streift mein gesundes Bein.
„Sag es mir, Mariana", raunt er und legt seine Fingerspitzen an mein Kinn, um es anzuheben. „Wolltest du, dass ich dich küsse? Denn so habe ich dich verstanden. Dein ganzer Körper hat nach mir geschrien."
Er blickt mich mit diesen ozeanblauen Augen an und da ist es um mich geschehen. Ich verliere mich darin, während er die Wahrheit hinter meinen Wimpern sucht. „Du hast mich doch gerufen, nicht wahr?"
Seine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
Er lehnt sich zu mir vor. Ich kann ihm nicht antworten. Irgendetwas schnürt mir die Kehle zu und ich verdächtige mein Herz, meine Stimmbänder zum Schweigen gebracht zu haben. Ich muss die Augen schliessen, um seiner Anziehungskraft zu entkommen.
„Bitte sag es mir, dass ich aufhören soll. Sag es mir und ich lasse dich fallen wie eine heisse Kartoffel."
Natürlich musste er mir meinen eigenen Spruch aufdrücken und eigentlich hätte ich gerne geantwortet, dass ich keine Kartoffel sein kann, sondern höchstens eine Süsskartoffel oder Yucca, doch irgendwie ist meine Schlagfertigkeit wie vom Winde verweht.
Ich hebe den Blick.
„Nicht fallen lassen", ist alles, was ich murmeln kann.
Seine Lippen kräuseln sich. In seinen Augen flackert ein Licht. Er streicht mir mit seiner Hand vom Kinn bis zur Wange, mustert mich. Seine Finger schiebt er bis hinter mein Ohr.
Die zweite Hand findet mein Gesicht. Sein Daumen verharrt an meiner Unterlippe. Aus gesenkten Lidern sieht er sich an meiner Lippe satt, übt mit der Fingerkuppe etwas mehr Druck aus, sodass ich meinen Mund öffnen muss.
Seine zärtlichen Berührungen gefallen mir so sehr. Es ist, als luden mich diese Hände dazu ein, mich in sie zu legen, an sie zu lehnen.
Wir schweigen, denn wir müssen nicht reden, um uns zu verstehen.
Mein Herz poltert wie wild in meinem Brustkorb. Schon wieder ist sie da. Die schrecklich bedürftige Sehnsucht nach seiner Zärtlichkeit. Ein Lächeln zupft an seinen Mundwinkeln, als er seinen Kopf zu mir herabsenkt, seine Lippen den meinen nähert.
„Noch einmal?", fragt er flüsterleise. Alles, was ich darauf erwidern kann, ist ein schwaches Nicken.
Ja, küss mich, Alexander Rosenberg. Küss mich noch einmal.
Ich schliesse die Lider, bereit dazu, seinen sanften Kuss zu empfangen, mich in seiner Zuneigung zu vergessen, da wird die Tür zum Krankenzimmer aufgestossen. Alexander schreckt zurück.
„Wo ist die After-Sun—?" Enzo bleibt wie angewurzelt im Rahmen stehen, seine Hand liegt noch auf der Klinke. Er starrt uns an, als seien wir Ausserirdische vom Mars, die soeben auf der Erde gelandet sind.
„Oh mon Dieu!", stösst er aus, als er sich wieder fassen kann. Dann zieht ein hässlich verräterisches Grinsen über seine Fresse.
„Störe ich euch etwa gerade beim Doktor spielen?", ärgert er uns und stützt die Hände in die Hüfte. Wir schweigen eisern, was Enzo dazu bewegt, weiter zu labern: „Hab ich es euch nicht gesagt, dass sich dieser Raum wunderbar fürs Rumknutschen eignet? Nur abschliessen solltet ihr das nächste Mal!"
Er lacht und klatscht dabei in die Hände.
Ich springe vom Krankenbett. In dem Moment ist es mir gerade egal, dass meine Wunde noch blutet und ich mir eigentlich einen Verband um mein Knie binden müsste. Alles, was ich will, ist aus diesem Raum zu flüchten.
Alex' Finger streifen meinen Handrücken, als ich an ihm vorbeigehe. Wie gerne ich diesen Kuss bekommen hätte, kann ich gar nicht in Worte fassen! Ich verstehe selbst nicht, wie er mich so weich gekriegt hat. Doch nur schon diese flüchtige Suche nach meiner Zuneigung, dieser Hauch von einer Berührung stellt alle meine Prinzipien auf den Kopf.
Seufzend schliesse ich die Augen, schubse Enzo zur Seite und verlasse den Krankenraum.
„Dumme Kröte", knurre ich hinterher und humple zu den Hängematten.
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Guten Morgen ihr Süssen
Da habt ihr eure Knutscherei. Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Mariana scheint es derbe erwischt zu haben. Also nicht nur ihr Knie ;-) Natürlich müssen die zwei wieder unterbrochen werden. Auf so einer Insel hat man einfach keine Privatsphäre. So doof.
Wünsche euch noch ein schönes Weekend!
Eure Fleur
(Chapter Photo by Polina Kuzovkova: https://unsplash.com/photos/uf2JJNgYp4A)
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