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10 - Kota Bharu

✧ ALEXANDER ✧

Drei Wochen später

Mittlerweile habe ich mich an das Inselleben gewöhnt. Die Affen, die manchmal lauthals ihre Seelen aus den Kehlen brüllen, sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch gefällt mir der träge Rhythmus im Bubbles sehr. 

Es ist, als hätten die Menschen hier keinen Bock auf Stress. Sie wählen bewusst die Langsamkeit und ich muss sagen, es gefällt mir. Seit langem habe ich mich nicht so entspannt gefühlt, wie jetzt.

Selbst auf meiner Weltreise war ich zeitweise gestresst.

Enzo, Raya, Mariana, Bob und ich sitzen im Sand und warten auf das Wassertaxi, das uns aufs Festland bringen soll. Es ist bereits mehr als 45 Minuten zu spät. Vor drei Wochen wäre ich deswegen wahrscheinlich schon längst an die Decke gegangen, aber jetzt geniesse ich die zusätzliche Zeit, die uns gegeben wurde.

Weshalb all die Eile auch? Wir haben hier alle Zeit der Welt.

„Was wollt ihr in Kota Bharu eigentlich erledigen?", suche ich das Gesprächsthema mit meinen noch müde wirkenden Teamkollegen.

Mariana und Enzo scheinen beide etwas ausgelaugt. Diese drei Wochen waren für die beiden Tauchlehrer anstrengend. Möglicherweise liegt es daran, dass ich die Tauchgangplanung effizienter gestaltet habe. Nachdem mir gesagt wurde, dass es eine exakte Zeit gibt, während derer die Taucher an Land bleiben müssen, um keine Schäden davonzutragen, habe ich alles ausgerechnet und optimiert.

Wenn sie die Tauchgänge am Vormittag eine Stunde früher durchführen, dann schaffen sie vor der Mittagszeit pro Person zwei Tauchgänge in einer Tiefe von maximal zwanzig Metern. Für Anfängerkurse, die morgens stattfinden, genügt das. Die Profi-Tauchgänge am Nachmittag sind etwas komplexer und so habe ich sie da nur noch für maximal einen pro Tag eingeplant.

Die Kassen haben in den letzten Wochen mächtig geklingelt, sehr zu Freuden von Bob. Doch an den müden Gesichtern von Mariana und Enzo sehe ich, dass ich mit meiner Effizienzsteigerung vielleicht etwas zu weit gegangen bin.

„Chen Lu hat uns eine ganze Liste an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Gebrauchs gegeben, die wir besorgen müssen, um den Vorrat aufzustocken", antwortet Enzo laut gähnend.

„Wo werdet ihr diese Sachen einkaufen? Gibt es in Kota Bharu sowas wie ein Supermarkt?", frage ich weiter.

Obwohl ich vor einem Monat mit dem Flugzeug dort gelandet war, hatte ich keine Gelegenheit, die Hauptstadt der Ostküste so richtig zu erkunden. Ich musste den Weg zum Bubbles finden und das war schon schwierig genug.

„Auf dem Gemüse- und Fleischmarkt natürlich", grummelt Mariana.

Wie immer höre ich diesen leicht vorwurfsvollen Unterton in ihrer Stimme, der zwar über die Zeit etwas leiser geworden ist, aber dennoch ist er da. Als hätte ich mit meiner alleinigen Existenz ihre Vorfahren beleidigt.

„Mariana und ich gehen aber auch noch zur Post. Sie erwartet nämlich schon seit Monaten den nächsten Liebesbrief ihres Freundes!", erzählt Raya neben mir.

Erstaunt blinzle ich die Malaysierin an. Ich weiss nicht, was mich an der Aussage stutzig werden lässt. Mariana hat einen Freund? Das sind die einzigen Gedanken, die ich in dem Moment fassen kann. Ein merkwürdig bitteres Gefühl macht sich in meinem Magen breit.

„Raya, halt die Klappe!", zischt Mariana sofort und schubst ihre Freundin, sodass sie seitlich umgeworfen wird.

„Warum? Du hast mir doch erst kürzlich davon erzählt, wie sehr du ihn vermisst!", macht Raya weiter und schürt somit den Überdruss in mir weiter an.

Mariana rauft sich die Haare.

„Erstens sind es keine Liebesbriefe, die er mir schickt, sondern einfach nur Briefe oder Postkarten. Und zweitens ist er ein guter Kumpel. Das ist alles", verteidigt sie sich.

Das brennende Gefühl in meinem Magen flacht etwas ab. Wenn sie das sagt, dann muss das stimmen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Mariana schwindeln würde. Sie scheint mir mehr die Sorte Person zu sein, die einem ihre ehrliche Meinung in die Fresse haut.

Raya lacht auf.

„Erst gestern hast du ihn noch Seelenverwandter genannt! Heute ist er bloss ein Kumpel?"

Ich hebe überrascht die Augenbrauen. Die süsse Malaysierin scheint in Plauderlaune zu sein, vielleicht kriege ich aus der noch mehr intime Geheimnisse. Mariana krallt ihre Hand in den Sand und bewirft Raya damit.

„Musst du allen gleich alles verraten?"

Wir ducken uns, denn natürlich schleudert es den Sand auch über mich und die anderen, als wolle sie uns alle bezichtigen.

„Wer bitte kann mit so einer bissigen Muräne seelenverwandt sein?", schnaubt Enzo von der Seite und klopft sich den Sand vom Schoss.

Ich muss kurz aufprusten. Einen berechtigten Punkt, den er hier einbringt. Mariana ist widerspenstig. Sehr. Sich vorzustellen, dass einer damit klarkommen kann — ja gar auf derselben Wellenlänge reiten soll — ist schon fast undenkbar.

„Bist du dir sicher, dass es diesen Kerl wirklich gibt?", füge ich der Neckerei hinzu.

Ihre dunklen Mokkaaugen funkeln mich an. Es ist wahrlich ein Genuss, dieses Temperament aus ihr zu locken, obwohl die Mittel, mit welchen ich das tue, nicht unbedingt als lauter bezeichnet werden können. Aber da sie so grossen Unmut mir gegenüber hegt, kann ich es nur so.

Die Kleine weigert sich ja, mal nett zu mir zu sein.

„Ob ihr es glauben wollt oder nicht, es gibt Männer auf dieser Welt, die sind sogar ganz in Ordnung. Davon solltet ihr beiden Backfische euch mal eine Scheibe abschneiden!", faucht sie.

Enzo kichert, während ich in dem Moment ernsthaft überlege, was sie meinen könnte. Über welche Qualitäten muss dieser Typ denn verfügen, dass sie so viel von ihm hält?

Das Wassertaxi tuckert heran und wir steigen ein. Bob setzt sich neben den Fahrer und plaudert mit ihm. Während Enzo und Raya in eine Diskussion verfallen, welche Art von Reis der Franzose auf dem Markt ersteigern solle, setzt sich Mariana ans Heck und schmollt.

Ich lasse mich auf der anderen Seite nieder und mustere sie von der Seite. Dabei lege ich meine Arme links und rechts auf den Rand der Bank ab. Mariana hat ihren Blick in die Ferne gerichtet. Sie wirkt in Gedanken versunken. Das knöchellange, schwarze Sommerkleid mit rot-weissen Blumen, das sie trägt, steht ihr wirklich gut. Es verdeckt ihre Schultern und hüllt ihren Körper sittlich in eine Schicht luftiger Stoffe.

Bisher hatte ich sie noch nicht in solch femininer Kleidung gesehen und ich muss gestehen, es gefällt mir. Sie wirkt mit den langen, fliessenden Haaren, die ihr seitlich von der linken Schulter fallen, sinnlicher als in der sportlichen Tauchkleidung. 

Der Wind streichelt ihr durch die Haare, als wir Fahrt aufnehmen und den Strand vom Bubbles hinter uns lassen.

✧✦✧

Die Stadt Kota Bharu ist im Vergleich zu unserer Insel ein stinkendes Loch.

Die Blechlawinen drücken sich durch die viel zu engen Strassen, es wird gehupt und geschrien, die Motoren heulen und husten, auf dem Gehsteig tummeln sich geschäftige Menschen.

Ich stehe etwas überfordert mit Bob und den anderen am Busbahnhof. Mein Rücken schmerzt, denn die kurze Fahrt vom Hafen bis zur Stadt dauerte nochmal quälende dreissig Minuten, in welchen wir über eine mit Schlaglöchern gesprenkelte Strasse fuhren — in einem Bus ohne Sprungfedern.

Mehrfach habe ich mir meinen Kopf an der Decke des kleinen Busses angeschlagen. Das und die unerträgliche Hitze, die in der Stadt herrscht, jagt mir ein stechendes Pochen durch meine Schläfen.

Raya streckt mir eine Wasserflasche hin.

„Gegen die Kopfschmerzen", meint sie freundlich.

Ich nicke ihr dankend zu. Sie muss an meinem verzerrten Gesicht erkannt haben, dass es mir nicht so gut geht.

„Treffpunkt wieder in drei Stunden hier?", fragt Bob in die Runde.

Enzo hilft Mariana gerade dabei, sich eine Zigarette anzuzünden. Sie nicken und ziehen dann gemeinsam mit Raya los, um auf dem Fleisch- und Gemüsemarkt ihre Erledigungen zu machen. Ich blicke ihnen nach und warte, bis Bob mir endlich verrät, wo diese Baubehörde ist, zu welcher wir gemeinsam gehen wollten.

Wir warten, bis die anderen um die Strassenecke verschwunden sind.

„Hat eigentlich irgendwer Fragen gestellt?", möchte ich wissen, sobald sich die Gruppe in sicherer Entfernung befindet.

Bob schüttelt den Kopf.

„Nein. Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass ich auch aufs Festland komme."

„Wie lange willst du ihnen die Wahrheit noch vorenthalten?", hake ich weiter nach.

Ich bin kein Fan von Geheimnissen.

Ganz besonders, weil es mir persönlich einfach schwerfällt, nicht ehrlich zu sein. Ich war schon immer Unterstützer brutaler Ehrlichkeit, dennoch verstehe ich Bob natürlich, dass er die heile Welt seines Teams noch nicht zerstören möchte.

Die Frage ist nur, wie lange wir beide es schaffen werden, die Wahrheit von den anderen zu verbergen.

„Solange wir keine offizielle Baubewilligung haben, müssen sie nichts wissen", murrt er.

Bob läuft los. Ich folge ihm durch eine enge Gasse, die uns zu meiner Erleichterung den ersehnten Schatten spendet. Trotzdem ist es heiss, sodass sich schon die ersten Schweissflecken auf meinem Shirt bilden.

Wir biegen in die Hauptstrasse. Die Sonne knallt auf den Asphalt, während wir uns durch das Menschenwirrwarr drücken.

„Diese Bewilligung wird aber kein Problem sein, oder?", will ich weiter wissen.

Bob hatte mir erst kürzlich verraten, dass er die Bewilligung für den Bau der Hotelanlage am Turtle Beach noch nicht eingeholt hatte, weil er solchen Papierkram lieber vor sich hinschiebe.

Der Strand befindet sich im selben Naturschutzgebiet wie das Bubbles. Da die Natur dem Staat und nicht Bob gehört, kann ich für den Bau der Anlage das Grundstück nicht einfach vom Besitzer — in diesem Falle Bob — abkaufen, sondern brauche noch eine Sonderbewilligung von den staatlichen Behörden in Kota Bharu, um den Bau abgesegnet und beweihräuchert zu bekommen.

In Deutschland wäre das ein überaus bürokratischer Prozess geworden, der wahrscheinlich vom Naturschutzbund sowieso gestoppt worden wäre.

In Malaysia funktionieren die Dinge jedoch anders. Bob meinte, dass die Behörden hier relativ kulant seien und ein Auge zudrücken würden. Dafür müssen wir sie einfach überzeugen. Wie genau ich das machen soll, weiss ich noch nicht, aber dafür sind wir heute in der Stadt.

„Sollte es nicht", grummelt Bob.

Wir bleiben vor einem dreistöckigen, weissen Gebäude stehen und ich schicke ein Stossgebet gen Himmel, dass es in diesem Haus eine Klimaanlage haben wird. Der Asphalt und die Betongebäude, die uns umringen, stauen die ganze Wärme an. Bei der Hitze drohe ich tatsächlich zu schmelzen.

„Selamat siang", begrüsst uns der Sicherheitstyp am Eingang.

Der Kerl trägt eine lange schwarze Hose, dazu ein weisses Hemd und darüber ein Jackett. Mir ist es schleierhaft, wie der nicht schon längst am Hitzetod verreckt ist.

„Selamat siang", grüssen Bob und ich unisono zurück. Die malaysische Begrüssungsfloskel.

Zu meiner Erleichterung ist der Empfangssaal dieses Gebäudes gut temperiert. Der Typ nickt freundlich und führt uns dann zu den Treppen. Im dritten Stock angekommen werden wir auf zwei Stühle gebeten, auf denen wir warten sollen, bis wir ins Zimmer gelassen werden.

✧✦✧

Nach geschlagenen eineinhalb Stunden werden wir endlich reingelassen.

Meine deutsche Ungeduld hatte sich zwischenzeitlich gezeigt, indem ich nervös vor der Tür auf und ab ging in der Hoffnung, man würde uns früher reinlassen. Bob meinte jedoch, dass dies nichts bringe, sondern dass wir uns der Willkür der Behörden beugen müssen. Da würde solch „westliches" Verhalten, wie er es nannte, nicht viel bringen.

So sitze ich etwas missmutig vor dem grauhaarigen, älteren Chinesen, der uns so lange hat warten lassen.

Immerhin spricht er gut Englisch, sodass wir keine Kommunikationsschwierigkeiten haben werden. Der Herr stellt sich als Mister Zhao vor, der zuständige Beamte und Verantwortliche für Bauprojekte und Baueingaben der Stadt Kota Bharu und deren Umgebung.

„Was bringt Sie hierher?", will Mister Zhao wissen.

Ich räuspere mich, denn nun geht es um Geschäfte. Da will ich nicht Bob das Wort überlassen müssen. Schliesslich ist das hier meine Arbeit.

„Wir sind heute hier, um eine Baubewilligung bei Ihnen einzuholen", beginne ich. „Sie wurden uns als zuverlässigen, sehr erfahrenen und fairen Partner empfohlen."

Mister Zhao nickt ab meinem Kompliment zufrieden. Schleimen ist immer eine gute Taktik, wenn man etwas von jemandem möchte.

„Da haben Sie richtig gehört", redet sich der Beamte selbst gut und lacht dann kurz auf. Es klingt wie ein Grunzen und ich versuche, aus Höflichkeit mit einzustimmen.

Bob schweigt neben mir. Ihm ist es nicht wohl bei der Sache, das sehe ich seinem todernsten Gesicht an.

„Mein Partner hier", sage ich und deute mit der Hand auf Bob, „hat mir offenbart, dass der Erhalt einer solchen Baubewilligung in Malaysia manchmal Monate dauern kann."

Der Chinese nickt.

„Da hat Ihr Partner Sie korrekt informiert."

„Ganz besonders, wenn es sich um Bauvorhaben handelt, die in einem Naturschutzgebiet durchgeführt werden sollen", füge ich hinzu und warte die Reaktion ab.

Mister Zhao blickt mich lange an. Dann greift er in die Brusttasche seines weissen Anoraks und holt eine Packung Zigaretten hervor. Mit einem Feuerzeug zündet er sich den Glimmstängel an und bläst den Rauch in unsere Richtung.

„Von welchem Gebiet ist die Rede?", will er wissen.

„Pulau Perhentian Besar", antworte ich sogleich.

Er nimmt einen langen Zug von seiner Zigarette, hält die Luft an, damit das Nikotin in seinen Körper gerät und dann bläst er den Dunst laut durch den Mund aus.

„Das wird schwierig, Mister ...?"

„Rosenberg."

„Mister Rosenberg."

Ich lasse mich von der Aussage nicht einschüchtern, denn ich vermute eine Strategie dahinter. Mister Zhao macht mir den Eindruck eines gerissenen Geschäftsmannes. Seine Weste ist garantiert nicht so weiss, wie sie mir gerade entgegen schimmert.

„Warum sollte das schwierig werden?", forsche ich nach.

„Die Bauvorschriften auf Pulau Perhentian Besar sind wegen des Naturschutzes besonders streng. Weil dort diese besonderen Schildkröten ihre Eier legen. Selbst wenn sich auf der Insel einiges ausbauen liesse — ich meine, Potenzial hat es definitiv und jeder Mensch mit einem Instinkt für gute Geschäfte würde sofort zig Hotels und eine Golfanlage dort hochziehen wollen — gelten für die Region besondere Bedingungen."

„Das ist mir bewusst", fahre ich fort. „Wir hatten dennoch gehofft, den ganzen Bewilligungsprozess beschleunigen zu können. Spätestens in drei Monaten würden wir mit allem beginnen wollen."

Mister Zhao lacht schon wieder. Diesmal lauter, schriller. Ich blinzle verunsichert zu Bob, der nur mit den Schultern zuckt.

„Mister Rosenberg", sagt er, als er wieder zu Atem kommt. „Kennen Sie das chinesische Sprichwort: Wenn Sie mit Erdnüssen bezahlen, bekommen Sie Affen?"

Ich schüttle den Kopf und lächle leicht irritiert ab seiner Frage. Woher sollte ich so ein Sprichwort denn bitte kennen? Und was zum Teufel bedeutet das?

Bob räuspert sich neben mir.

„Der reguläre Betrag für die Eingabe des Bauvorhabens beträgt 4'800 Malaysische Ringgit", sagt er, dabei betont er das Wort regulär dermassen, dass ich sofort verstehe, in welche Richtung sich dieses Gespräch plötzlich entwickelt.

So hatte ich mir die Verhandlung mit einer öffentlichen Behörde nicht vorgestellt. Das ist höchst fragwürdig!

„Das ist korrekt. Der reguläre Betrag", bestätigt der Chinese grinsend.

Ein nichtsbedeutender Betrag für so jemanden wie mich. Das Geld hatte ich mit einem Zucken meiner Lider zusammen. Doch der gierige Ausdruck in Mister Zhaos Gesicht verrät mir, dass ich mehr hinblättern werden muss.

„Wie viel kostet denn so eine Sonderbewilligung?", frage ich durch zusammengepresste Zähne.

„Das Vierfache davon", kommt die unverschämte Antwort von Mister Zhao.

Mir klappt der Mund auf, doch Bob kommt mir zuvor. Er weiss über den Kontostand der Altona Bank Bescheid. Auch ich besitze knapp eine Million auf verschiedenen Konten, trotzdem finde ich es nicht in Ordnung, dass wir hier offenbar nur mit Bestechung zu unserem Ziel kommen.

So bin ich nicht. Solche Geschäfte gehe ich nicht ein! Das ist illegal.

Bob wirft mir einen ernsten Blick zu und schüttelt den Kopf. Es ist klar, dass ich jetzt nicht mehr zu sprechen habe. Der Malaysier beginnt auf Chinesisch mit Mister Zhao zu diskutieren.

Die zwei zischeln sich Worte zu, die ich nicht verstehe, doch als sie die Hände schütteln, erkenne ich, dass der Deal wohl gerade ausgehandelt wurde. Ich habe keine Ahnung, wie viel wir bezahlen werden müssen, aber Bob scheint das geregelt zu haben — auf eine für mich unkonventionelle, korrupte Art.

Der Typ wollte nicht einmal genau wissen, was wir an dem Strand bauen werden! Ich könnte ein Erdöl-Mogul sein und eine riesige Anlage dort aufstellen wollen, Mister Zhao wäre das wahrscheinlich schnurzegal gewesen, solange ich ihm seinen Geldbeutel fülle.

Frustriert verlasse ich das Gebäude.

Die heisse Luft schlägt uns entgegen, als wir uns zurück ins Gewühl begeben.

✧✦✧

Am Busbahnhof warten die anderen bereits auf uns. Ein Anhänger, vollbeladen mit Kisten und Körben, steht neben ihnen. Enzo ist in ein Gespräch mit Raya verwickelt. Mariana steht daneben und raucht schon wieder. Meines Erachtens raucht sie heute aussergewöhnlich viel.

Wir machen uns zusammen auf den Weg zur Anlegestelle weiter südlich von der Stadt, von welcher wir mit dem Wassertaxi zurück auf die Insel transportiert werden. Ich muss zugeben, ich habe den Lärm der Stadt wirklich nicht vermisst.

Zudem hat mir das Geschäft mit dem Beamten den letzten Nerv geraubt. Ich habe das dringende Bedürfnis, weniger Menschen um mich zu haben.

Es zieht mich tatsächlich wieder auf die einsame Insel.

Das Wassertaxi ist dieses Mal schneller da und so fahren wir zurück. Abermals sitze ich an derselben Stelle, wie bei der Hinfahrt und habe meine Augen auf Mariana gerichtet, die — wie schon heute Morgen — von ihren Gedanken total absorbiert ins Meer starrt.

„Und hast du deinen Liebesbrief bekommen?", rufe ich durch den lauten Geräuschpegel des Motors.

Mariana hört mich nicht, sondern blickt noch immer verträumt, und für meine Verhältnisse fast etwas zu traurig über die Wasseroberfläche. So entscheide ich mich dafür, mich neben sie zu setzen.

Sie dreht mir fragend den Kopf zu.

„Was willst du?", mault sie mich an.

„Ich wollte wissen, ob du deinen heiss ersehnten Liebesbrief erhalten hast?"

Die Frage bereue ich sofort, als ich sehe, was es in ihrem Gesicht anstellt. Ihre dunklen Augen werden glasig und sie schluckt schwer. Stumm schüttelt sie den Kopf und richtet den Blick wieder nach vorne.

„Nein, er hat nicht geschrieben", murmelt sie dabei.

Ich habe unfreiwillig ein sehr heikles Terrain betreten, merke ich, denn so niedergeschlagen habe ich Mariana tatsächlich noch nie gesehen. Dieser Brief-Mensch muss ihr offenbar viel bedeuten.

„Vielleicht hatte er einfach keine Zeit, dir zu schreiben?", versuche ich die Wogen zu glätten. „Oder die Post war wieder mal unzuverlässig. Ich weiss ja nicht, wie das hier ist, aber in Deutschland ist DHL eine absolute Katastrophe. Da will ich mir nicht vorstellen, wie sich der malaysische Postdienst anstellt, wenn die deutschen Maschinen das schon nicht hinbekommen."

Ein hauchzartes Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht und innerlich singe ich deswegen ein Siegeslied. Ich hab es tatsächlich geschafft, sie ein klitzekleines Bisschen aufzumuntern! Das Lächeln verstirbt allerdings sofort.

„Ja, es könnte an der Post liegen. Oder einfach, weil er nicht mehr schreiben kann."

Die Art und Weise, wie sie das sagt, lässt mich aufhorchen. Sie schluckt abermals schwer. Ihre Augen blicken mich fast ängstlich an, während die Gedanken in ihrem Kopf wild herumschwirren müssen.

Ohne es wirklich zu wollen, fasse ich ihre Schulter an und streichle sie. Sie dreht sich nicht von mir weg, sondern lässt es zu, dass ich sie berühre.

„Ich würde darauf vertrauen, dass keine Neuigkeiten, gute Neuigkeiten bedeuten", sage ich.

Mir ist bewusst, dass das eine dumme Redewendung ist, die man so daher sagt, aber in dem Moment meine ich das wirklich so. Was sonst kann ich sagen?

Mariana presst die Lippen aufeinander und nickt. Wenn ich könnte, würde ich meinen Arm um sie legen, denn ich habe das Gefühl, dass es etwas wäre, was sie in dem Moment gerade brauchen könnte.

Stattdessen habe ich eine andere Idee. Die einzige Taktik, die ich bei Verdruss und Traurigkeit kenne, ist Ablenkung.

„Wie wäre es, wenn wir heute Abend Poker spielen?", schlage ich vor und blicke hilfesuchend zu Enzo, der unser Gespräch bestimmt mitverfolgt hat. Mir ist ja einst zu Ohren gekommen, dass sie gerne ab und an pokern.

Der Franzose beginnt breit zu grinsen. Mariana hebt den Kopf. Der traurige Ausdruck ist plötzlich aus ihrem Gesicht gewichen. Sie blickt mich herausfordernd an, als hätte sie das bedrückende Gefühl von vorhin weit in die hintersten Kammern ihrer Selbst verfrachtet. Dort, wo sie niemand mehr sehen kann.

„Willst du etwa verlieren?", fragt sie mich.

„Freu dich lieber nicht zu früh, der Pokerkönig sitzt nämlich vor dir", bluffe ich, obwohl ich von Pokern überhaupt keine Ahnung habe.

Es ist mir egal, dass ich mich wahrscheinlich auf vollster Linie blamieren werde, aber das Lachen, das ich aus Marianas schönem Hals entlocken kann, ist mir in dem Moment wirklich alles wert.

„Herausforderung angenommen!", sagt sie strahlend.

✧✦✧✦✧

Hallo ihr bunten Fische

So, Alexander versucht Geschäfte zu machen, aber es scheint nicht ganz so zu klappen, wie er sich das vorgestellt hat. Immerhin kriegt er jetzt hoffentlich diese Baubewilligung...

Was denkt ihr, wen meinte Mariana wohl , habe ihr keinen Brief geschrieben? Wie einige von euch es vielleicht schon wissen, hat ihr "Seelenverwandter" eine eigene Geschichte. Die findet ihr bei der wundervollen SevenTimes- unter dem Titel: Venganza Silenciosa. Kann ich euch wirklich empfehlen zu lesen!

Tja und jetzt werden sie pokern. Wer wird den Match gewinnen?  Das erfährt ihr im nächsten Kapitel am Mittwoch. ;-)

Habt ein tolles Wochenende!

Eure Fleur



(Chapter Photo by Izdihar Sahalan: https://unsplash.com/photos/h3HfqsQk0JQ)

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