Kapitel 10 - Verzweiflung
»Draco? Draco Schatz, du träumst schon wieder!«, Narzissa sah den sechsjährigen Jungen streng an. Dieser blinzelte einige Male, ehe er auf das Pergament vor sich blickte und die Feder wieder ansetzte.
»Okay, lassen wir das für heute«, sagte Narzissa resigniert.
»Geh ein bisschen nach draußen, bald wird es nicht mehr so schön sein«, sie nahm ihrem Sohn die Feder aus der Hand und legte diese beiseite.
»Okay Mum...«, sagte Draco, stand auf und ging ohne ein weiteres Wort nach draußen. Seufzend sah Narzissa ihm nach. Es waren bald sechs Wochen vergangen, seit Harry von Severus und Regulus weggeholt wurde. Draco hatte das ebenso schlecht verkraftet wie die Männer. Der Junge verstand nicht, warum Harry nicht bei seinen Onkeln leben durfte und weder sie, noch ihr Mann konnten es ihm erklären. Lucius selbst hatte alles in seiner Macht stehende versucht, um Harry zurückzuholen, aber kämpfte gegen Windmühlen. Im Ministerium war man der Meinung, dass der Junge sich stabilisieren musste und daher würde er bei seinen neuen Eltern verbleiben. Narzissa blickte hinunter zu Draco, der im Garten auf der Schaukel saß. Ihr fehlte Harry genauso, wie ihrem Sohn und so sehr sie sich wünschen würde, dass er wieder bei ihnen wäre, so sehr hoffte sie doch, dass es ihm wenigstens gut ginge, da wo er jetzt war.
»Lady Malfoy, Mr. Black ist im Salon«, ein Hauself verbeugte sich tief und riss Narzissa aus ihren Gedanken.
»Danke, ich komme«, sagte sie schnell und der Elf verschwand. Regulus kam nun häufiger, besonders seit Severus wieder zurück in der Schule war, um zu arbeiten. Auch Regulus arbeitet wieder und Narzissa wusste, dass ihr Cousin hauptsächlich nach Ablenkung suchte.
»Reg, schön dich zu sehen!«, sagte sie, als sie in den Salon trat und umarmte den Heiler. Die letzten Wochen hatten Spuren hinterlassen. Regulus war dünn geworden, hatte Augenringe und nur selten huschte ein Lächeln über das Gesicht des Mannes.
»Soll ich fragen, wie es dir geht?«, wollte Narzissa wissen und wies auf die Couch.
»Besser nicht, wie geht es euch?«
»Alles gut, nur...mhm...Draco nimmt das alles doch noch sehr schwer. Er spielt weniger als sonst, lacht kaum und beim Unterricht träumt er oft.«
»Soll ich mal mit ihm reden?«
»Wenn du meinst, dass das hilft. Aber was, willst du ihm sagen?«, Regulus zuckte mit den Schultern.
»Was macht Sev?«, versuchte Narzissa etwas vom Thema abzulenken. Regulus stand wortlos auf und trat ans Fenster. Draco saß inzwischen im Gras und spielte mit der Katze der Malfoys. Diese leckte ihm gerade über das Gesicht und der Junge schien zu lachen.
»Ich glaube unsere Beziehung zerbricht daran«, sagte Regulus unvermittelt und drehte sich, mit Tränen in den Augen zu Narzissa. Diese sah ihn geschockt an. Die Beziehung der beiden war in den Jahren gewachsen. Sie brauchten einander, hatten sich schon als junge Erwachsene immer Halt gegeben, dass sie etwas trennen könnte, hätte Narzissa nie gedacht. Langsam ging sie auf Regulus zu und zog ihn in ihre Arme.
»Hey, das glaube ich nicht. Komm schon, sprich mit mir, was ist, passiert?«, sagte sie und zog Regulus wieder zum Sofa.
»Er redet nicht mit mir. Nicht wirklich. Wenn ich in Hogwarts bin, dann schweigen wir uns die meiste Zeit an. Wir schlafen nicht miteinander und wenn ich ihn küsse, dann ist es ohne Emotion. In Spinner's End, da erinnert mich alles an Harry, jeder Gegenstand, alles. Ich war noch nicht einmal in seinem Zimmer, seit er fort ist. Das Schlimmste ist, dass Emily sagte, wir könnten ihn besuchen, sobald er sich gut eingelebt hat, aber es sind jetzt sechs Wochen vergangen und nichts, gar nichts. Ich mache mir Sorgen um den Kleinen und Sev igelt sich ein und schiebt alles von sich weg, ich kann so nicht weitermachen...«, sagte Regulus und brach schluchzend ab. Narzissa legte einen Arm um ihn. Sie ahnte, was Severus umtrieb. Er war immer der Rationale in dieser Beziehung gewesen, derjenige der die Sachen plante und in die Hand nahm. Er kam nicht damit zurecht, dass ihm alles aus den Händen geglitten war und vor dem Menschen, den er am meisten liebte, konnte er das einfach nicht zugeben.
»Hast du versucht mit ihm über alles zu reden?«, fragte sie. Regulus schüttelte den Kopf.
»Nach meinem Zusammenbruch, da war er einfach nur da und gab mir Halt. Als die Ferien zu Ende gingen, da bat er mich, mit ihm nach Hogwarts zu gehen, wenigstens für die erste Zeit. Wir leben nebeneinander her, aber wir sprechen nicht über Harry, es ist so, als fehlten uns die Worte und das tun sie bis heute.«
»Du musst es ihm sagen. Eure Liebe darf daran nicht zerbrechen, denn sonst zerbrecht ihr. Ihr braucht euch und Harry braucht euch, hörst du?«, Narzissa sah ihrem Cousin in die Augen. Dieser nickte, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.
»Danke Zissa! Ich geh noch zu Draco und dann muss ich versuchen, meine Beziehung zu retten«, sagte er und stand auf.
»Ich glaube an euch. Ihr schafft das...«, sagte Narzissa und Regulus verließ mit einem letzten Gruß den Raum.
»Ihr müsst...«
»Hey Drache«, sagte Regulus, als er zu dem Jungen auf die Wiese trat. Draco saß im Gras und streichelte noch immer den Kater. Die Abendsonne schien ihm ins Gesicht und er blinzelte einige Male.
»Onkel Reg, bist du alleine da«, fragte Draco und setzte den Kater ab. Regulus setzte sich zu ihm und strich ihm über die blonden Haare.
»Ja, du weißt doch Sev, muss arbeiten.«
»Ach ja...«, sagte der Junge und senkte dann Blick. Regulus ahnte, dass er nicht nur Severus gemeint hatte.
»Was ist los Kleiner? Deine Eltern machen sich Sorgen um dich«, fragte Regulus sanft.
»W-wann kommt Harry wieder zu euch?«, war alles, was Draco fragte.
»Weißt du Drache, das wissen wir nicht genau, aber wir hoffen bald.«
»Geht es ihm gut?«, Regulus versetzte diese Frage einen Stich, weil er einfach nicht darauf antworten konnte.
»I-ich weiß es nicht, aber ich glaube fest daran. Harry wäre sicher traurig, wenn er wüsste, dass du so traurig bis. Also, wie wäre es, wenn du versuchst, wieder ein bisschen fröhlicher zu sein und ich verspreche, ich nehme dich bald mal wieder mit nach Hogwarts«, Draco lächelte nun schwach.
»O-okay, gehst du jetzt zu Onkel Sev?«, wollte er dann wissen. Regulus nickte lächelnd. Draco stand auf, umarmte seinen Paten und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
»Gibst du ihm das von mir?«, fragte er dann.
»Sicher!«, sagte Regulus und küsste Dracos Stirn, dann stand er auf, winkte ihm ein letztes Mal und disapparierte.
Hier oben in Schottland war es bereits deutlich kälter. Regulus zog seinen Umhang enger an den Körper, als er von Hogsmeade hinauf zum Schloss lief. Nach dem Besuch im Manor war er sicher, dass er um ihre Lieben kämpfen würde. Er tat es nicht nur für sich, sondern auch für Draco und besonders für Harry. Als er das Schloss betrat, drang Lärm aus der Großen Halle. Das Abendessen war in vollem Gange. Regulus überlegte erst, ob er zum Essen gehen sollte, entschied sich aber dann um und lief in die Kerker. Ihre Wohnung war bereits um ein Zimmer erweitert worden und es schmerzte sie beide, jeden Tag auf diese Tür zu schauen. Seufzend legte Regulus seinen Umhang ab und kochte eine Kanne Tee. Sein Blick fiel auf den Kaminsims. Dort standen verschiedenen Fotos von ihm und Sev und auch von Draco, Narzissa und Lucius. Eines zeigte Severus mit Harry auf dem Arm am Meer. Regulus selber hatte es gemacht, aber heute war das Foto umgedreht und Regulus wusste, dass es für Severus einfach zu schmerzhaft war, es anzusehen. Eine halbe Stunde später, kam dieser in die Wohnung. Als er Regulus im Sessel sitzen sah, huschte ein kurzes Lächeln über das schmale, blasse Gesicht des Lehrers.
»Du bist früh heute«, sagte er und küsste seinen Partner flüchtig auf die Wange.
»Überstunden und ich war noch im Manor«, sagte Regulus, stand auf und küsste Severus ebenfalls auf die Wange.
»Von Draco«, sagte er. Severus nickte.
»Danke, wie geht es ihm?«
»Nicht so gut. Zissa macht sich Sorgen. Er vermisst ihn...«, sagte Regulus und suchte in den Augen von Severus nach etwas Greifbarem. Aber dieser nickte nur und sortierte einige Unterlagen, die auf dem Tisch ausgebreitet waren.
»SEV!«, der Ruf ließ den Lehrer aufschrecken. Regulus stand zitternd und glasigen Augen vor ihm.
»HÖR AUF! Hör auf, so zu tun, als würde dich das alles nichts angehen. Es hilft doch nichts, wenn du deine Gefühle einfach unter blindem Aktionismus vergräbst, das macht dich kaputt und es macht mich kaputt. Ich kann das nicht mehr, bitte rede mit mir! Schrei mich an, aber mach irgendwas. Es tut weh, es tut mir genauso weh wie dir. Denkst du, ich kriege nicht mit, dass du nicht mehr schläfst? Ich weiß es, denn ich schlafe auch nicht. Ich liege neben dir in diesem Bett und starre an die Decke. Ich bin noch da! Ich liebe dich, bei Merlin ich liebe dich mehr als mein eigenes Leben, aber so...so kann ich nicht mehr weitermachen...ich kann nicht. Er fehlt mir so, er fehlt mir in jeder Sekunde und es zerreißt mich, nicht zu wissen, wie es ihm geht und es zerreißt mich, weil ich weiß, dass es dir genauso geht und du nicht mit mir sprichst. V-vielleicht ist es besser, wenn ich gehe...vielleicht...«, schluchzend ging Regulus in die Knie und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Severus stand vollkommen geschockt vor ihm und auch er zitterte. Wie in Zeitlupe ging er ebenfalls in die Knie und berührte seinen Partner sanft an der Schulter.
»Reg...ich...es tut mir leid«, sagte er und der Angesprochene sah auf. Tränen rannen ihm über die Wangen und sanft wischte Severus sie weg.
»Ich...als sie Harry wegholten, da bist du zusammengebrochen und ich habe mich nie hilfloser gefühlt. Es war so, als hätte mir jemand das Herz herausgerissen. Die Menschen die ich am meisten liebe so leiden zu sehen, das war...ich dachte, du würdest mir die Schuld geben, weil ich nicht gekämpft habe, nicht einfach mit ihm verschwunden bin. Ich dachte, du würdest mich hassen dafür, dass ich Ha...das ich unseren Sohn einfach aufgegeben habe. R-Reg es tut mir leid. Ich liebe dich und ich kann nicht ohne dich leben. Bitte es tut mir leid...er f-fehlt mir einfach so und...«, nun rannen Severus Tränen über das Gesicht, das erste Mal seit sechs Wochen weinte er und schrie all seinen Schmerz heraus und Regulus hielt ihn, so wie er ihn gehalten hatte, und sie wussten mit einem Mal, dass nichts sie trennen konnte und das sie kämpfen würden um das Kind, das zu ihnen gehörte.
London – Kensington
Das mondäne Stadthaus der Familie Lufkin unterschied sich kaum von den anderen in diesem Teil von London. Auch hier war es langsam Herbst geworden. Die Blätter leuchteten in Rot und Gelb und die Luft roch nach Regen. Thomas Lufkin hatte die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben und lief die Campden-Hill-Road hinab. Es dämmerte bereits, als er sein Elternhaus erreichte. Er machte inzwischen eine Ausbildung im Zaubereiministerium und wohnte in der Winkelgasse, aber er besuchte seine Adoptiveltern regelmäßig und noch häufiger, seit Harry Potter, oder Harry Lufkin, wie er inzwischen hieß, bei ihnen lebte. Der Junge, hatte es schwer und Thomas wollte ihm beistehen, doch bisher hatte er kaum Fortschritte gemacht. Harry sprach nicht, aß nur wenig und schrie nachts, geweckt von Albträumen.
Als er vor dem Haus mit der Nummer 345 stand, sah Thomas nach oben. Im Zimmer seines kleinen Bruders brannte Licht. Harry saß am Fenster und sah nach draußen. Der Blick des Jungen war in die Ferne gerichtet und so voller Sehnsucht, dass Thomas es selbst im schwächer werdenden Tageslicht noch sah. Seufzend klopfte er an die Haustür.
»Tom, schön dass du da bist. Willst du etwas essen?«, Hannah Lufkin umarmte ihren Sohn, dieser schüttelte den Kopf.
»Nein, Mum alles in Ordnung. Ich habe schon gegessen!«
»Tom, was macht die Arbeit?«, Felix Lufkin klopfte seinem Ältesten auf die Schulter.
»Alles gut. Viel zu tun im Moment«, sagte Thomas und legte seinen Mantel ab.
»Komm, ich habe gerade Tee gemacht«, sagte Hannah und schob die beiden Männer in das gemütliche Wohnzimmer. Thomas lächelte unwillkürlich. Er liebte sein Elternhaus und als er mit drei Jahren hierherkam, da war das Wohnzimmer, der erste Raum, an den er sich erinnerte. So etwas hatte er vorher nie gehabt. Seine Muggeleltern waren obdachlos und zogen mit ihm von Heim zu Heim. Sie nahmen Drogen und bald starb seine Mutter an einer Überdosis und dann sein Vater. Thomas wurde gefunden, als er alleine in einem Park umherirrte. Er kam in ein Muggelwaisenhaus, aber schnell zeigte sich, dass der damals Zweijährige anders war. Eine Mitarbeiterin des Heimes, die mit einem Zauberer verheiratet war, erkannte Thomas' magisches Talent und so gab sie ihn in die Obhut des Ministeriums. Sehr schnell kam er dann zu den Lufkins und für ihn war es das größte Glück.
»Und...wie läuft es?«, fragte Thomas vorsichtig. Er war seit einer Woche nicht mehr hier gewesen, aber am Blick seiner Eltern sah er, dass es wohl keine Fortschritte gab.
»Er isst etwas mehr, aber sprechen will er nicht. Die meiste Zeit starrt er aus dem Fenster. Ich glaube, dass er manchmal mit Amicus redet, wenn er glaubt, keiner hört zu. Wenn ich ihm vorlese, dann wirkt er irgendwie entspannt, aber ich weiß auch nicht...«, sagte Hannah und blickte zur Tür, die in den Flur führte.
»Wie schläft er?«, Felix seufzte.
»Er hat jede Nacht Albträume. Wenn wir ihn nicht hören, dann sitzt plötzlich das Frettchen auf unserem Bett und fiept. Kline hat mit keiner Silbe erwähnt, dass Harry schwer misshandelt wurde!«, überrascht sah Thomas auf. Das Einzige, was sie wussten, war das Harry, nicht bei seinen leiblichen Verwandten bleiben konnte, weil diese Muggel mit dessen magischen Fähigkeiten überfordert waren. Zwischenzeitlich kam das Kind bei seinem Paten unter, aber im Ministerium hielt man es für besser, wenn der Junge in ein stabiles Umfeld kam.
»Was soll das heißen?«, fragte Thomas.
»Dein Vater hat Matthew Tanner in der Winkelgasse getroffen. Sie kennen sich über Tanners Eltern. Matthew war derjenige, der das Gutachten über Harry geschrieben hat. Der Kleine wurde von frühster Kindheit an schwer misshandelt und weggesperrt. Durch einen Zufall hat sein Pate ihn gerettet. Er und sein Partner hatten sich um die Adoption bemüht, aber...«
»Kline! Kein Wunder, der Typ ist die Pest«, sagte Thomas laut.
»Tom, bitte...«
»Nein, Mum. Er hasst Schwule, er ist der Meinung, sie seien eine Gefahr für die Zaubergemeinschaft. Er hat euch nichts gesagt, weil ihr abgelehnt hättet, wenn ihr gewusst hättet, dass sie Harry nur seinem Paten wegnehmen, weil dieser mit einem Mann lebt«, sagt Thomas frustriert und trat an den Kamin, auf welchem zahlreiche Kinderfotos von ihm standen. Ein aktuelles zeigte ihn zusammen mit seinem Partner Ethan.
»Tom?«, sein Vater stand hinter ihm. Thomas drehte sich zu ihm.
»Schon okay Dad, es ist nur...egal.«
»Wie geht es Ethan?«, wollte seine Mutter lächelnd wissen.
»Gut, es geht ihm gut. Er lässt euch grüßen und fragt nach deinem Rezept für den Kürbiskuchen. Er probiert es seit einer Woche und wenn ich noch einen seiner Versuche essen muss, dann passe ich bald nicht mehr in meine Hosen«, sagte er lächelnd.
»Bekommst du...sag, würdest du vielleicht noch mal versuchen mit Harry zu sprechen? Er mag dich, glaube ich«, fragend sah seine Mutter, Thomas an.
»Natürlich, ich wollte auch fragen, ob ich ihn am Samstag mit in den Zoo nehmen kann. Ethan liegt mir damit schon eine Weile in den Ohren. Vielleicht wäre es ganz nett.«
»Sicher, tut das nur«, sagte seine Mutter und ein trauriger Schatten legte sich auf ihr Gesicht. Thomas trat zu ihr.
»Hey Mum, er mag euch. Er hat noch nicht versucht, einfach wegzulaufen, das ist doch schon mal was«, sagte er und küsste seine Mutter auf die Wange.
»Weißt du, wer sein Pate ist?«, fragend sah Felix zu Thomas und dieser hob gespannt die Augenbrauen, wissend, dass es eine rhetorische Frage war.
»Severus Snape!«, sagte Felix. Thomas war überrascht. Er wusste, dass sein ehemaliger Zaubertranklehrer mit einem Mann liiert war, es war eine Art offenes Geheimnis, aber das hatte er nun nicht erwartet.
»Okay, na dann habe ich mit Harry vielleicht ein Gesprächsthema«, sagte Thomas grinsend und stieg in den ersten Stock.
Er klopfte an die Tür, erwartet aber kein »Herein«. So trat er einfach ein. Harry saß an seinem Schreibtisch, Amicus lag auf dem Bett und hob den Kopf, als Thomas eintrat. Harry wandte ihm den Kopf zu und lächelte leicht. Tom trat zu ihm.
»Ein schönes Bild«, sagte er. Auf dem Papier hatte Harry offenbar sich gezeichnet. Er stand zwischen zwei Männern, beide groß und mit schwarzen Haaren, einer trug die Haare etwas länger als der andere und hatte einen langen schwarzen Umhang um. Das musste Snape sein. An die Seite hatte Harry ein Haus gemalt, vor dem drei Menschen standen und winkten. Einer davon war offenbar ein Junge. Thomas Blick wanderte. Auf dem Tisch neben dem Bett stand ein Teller mit einem Sandwich und einem Glas Milch. Beides war nicht angerührt worden.
»Sag mal, willst du das nicht essen? Mum macht die besten Sandwiches«, sagte Thomas, ging zum Bett, brach sich ein Stück des Brotes ab und steckte es in den Mund. Ami sah ihn an und bekam auch etwas ab. Harry stand auf, setzte sich zu ihm und schüttelte den Kopf. Amicus sprang auf den Schoß seines Herrchens und ließ sich kraulen. Thomas beobachtete ihn von der Seite. Er war seit sechs Wochen hier und hatte deutlich an Gewicht verloren. Er war ohnehin zu klein und dünn für sein Alter, aber jetzt wirkte er unendlich verloren, in den Sachen, die er trug.
»Auf dem Bild, das du da gemalt hast, ist das Pro...ist das Severus?«, fragte Thomas und sofort sah Harry zu ihm. Zaghaft nickte er.
»Weißt du, ich kenne ihn. Er war mein Lehrer in Hogwarts. Du vermisst ihn sehr, oder?«, wieder nickte Harry.
»Willst du mir erzählen, wer der andere Mann ist und die kleine Familie, die du gemalt hast?«, Harry drückte Amicus an sich und schwieg. Thomas wollte bereits aufstehen um ein Buch zu holen, um Harry wie immer etwas vorzulesen, als er zum ersten Mal die Stimme des Kindes hörte.
»Regulus«, sagte er kaum hörbar. Tom lächelte, ging zum Schreibtisch und holte das Bild.
»Der hier?«, fragte er, setzte sich wieder und zeigte auf den anderen Mann. Harry nickte.
»Er macht Menschen gesund«, erklärte er mit leiser Stimme.
»Er ist also Heiler, das ist schön und wer ist das hier?«, Thomas zeigte auf die Familie.
»Draco und Narzissa und Luc«, sagte Harry und zeigte nacheinander auf die gezeichneten Menschen.
»Sind das Freunde?«, der Junge nickte.
»S-sie haben versprochen, sie lassen mich nicht allein...«, sagte Harry traurig und drückte Ami wieder fester ans sich. Das Frettchen leckte dem Jungen über die Wange.
»Sie wollten das nicht Harry, sie wollten dich nie alleine lassen. Das waren andere, die das entschieden haben. Ich glaube, dass sie dich genauso vermissen wie du sie. Aber sie wären sicher sehr traurig, wenn sie wüssten, dass es dir schlecht geht«, sagte Thomas sanft. Er wusste nicht, wie er das Kind trösten sollte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Harry quasi seinen Eltern entrissen wurde, denn das waren Snape und sein Partner für ihn. Der Kleine war erst sechs Jahre alt und hatte mehr Verluste erlebt, als so mancher Erwachsene.
»S-sind sie böse auf mich?«, wollte Harry wissen.
»Wer? Mum und Dad?«, Harry nickte. Thomas strich ihm über den Kopf.
»Nein, nein natürlich nicht. Sie haben dich gerne und wollen, dass es dir gut geht.«
»I-ich mag sie auch, sie sind lieb, aber...«, der Junge brach ab und zog die Knie an. Tränen rannen ihm über die Wange. Thomas zog ihn sich auf den Schoß und sofort klammerte sich das Kind an ihn und weinte.
Felix und Hannah standen vor der, nur angelehnten Tür und auch Hannah liefen Tränen über das Gesicht. Harry hatten sie nie weinen sehen. Als Emily ihn zu ihnen brachte, war er wie erstarrt. Machte, was man ihm sagte, aber er war wie ferngesteuert. Erst seit Felix, Matthew getroffen hatte, war ihnen klar, warum Harry so reagierte. Man hatte ihn aus einer intakten Familie gerissen, kurz nachdem er aus einem furchtbaren Leben gerettet wurde.
»F-Felix ich kann das nicht...i-ich kann ihn nicht so leiden sehen«, schluchzte Hannah leise und ihr Mann nahm sie in den Arm.
»Shh...ich weiß Schatz, ich auch nicht und er wird nicht mehr leiden!«, sagte er entschlossen, ließ Hannah los und trat langsam in den Raum. Harry klammerte sich an Thomas' Hals und wimmerte leise, schien aber inzwischen einfach eingeschlafen zu sein. Tom sah hilflos zu seinem Vater.
»Weißt du, wo Professor Snape wohnt?«, fragte Felix leise.
»N-nein, aber er müsste ja in der Schule sein und vielleicht wohnt sein Partner ja auch da. Warum?«, fragte Thomas irritiert.
»W-weil wir ihn zurückbringen!«, sagte Hannah, die neben ihren Mann getreten war. Thomas strich dem schlafenden Kind beruhigend über den Rücken und nickte verstehend. Er wusste, dass es seinen Eltern das Herz brach Harry abzugeben, aber noch viel mehr würden sie leiden, wenn sich Harry nie vom Verlust seiner Väter erholen würde.
»Wann?«, fragte er leise.
»So schnell es geht!«, sagte Felix und Hannah nickte entschlossen.
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