Kapitel 1 - Flohpulver
»Draco Lucius Malfoy komm sofort zurück!«, die Stimme der Frau hallte durch das riesige Haus, doch der kleine blonde Junge mit dem verschmitzten Lächeln und den sturmgrauen Augen, dachte nicht daran, zu folgen. Er rannte um eine weitere Ecke und schlüpfte schnell in einen Raum. So leise wie möglich drückte er sich neben der Tür an die Wand und lauschte. Schritte halten draußen im Flur.
»Draco wo steckst du? Komm schon raus! du musst auch nicht mehr lesen üben. Komm zu Mummy, ich mach dir einen Kakao!«, verzweifelt sah sich die große blonde Frau um, lief dann den Flur entlang und war bald nicht mehr zu hören.
Draco Malfoy grinste. Der Sechsjährige hasste die Lesestunden mit seiner Mutter. Er rechnete viel lieber, flog auf seinem Übungsbesen oder dachte sich mit seinem Onkel Severus neue Zaubertränke aus. Doch meistens langweilte er sich furchtbar. Nur selten waren andere Kinder zum Besuch im Manor und so blieben dem Blonden nur die Hauselfen und seine Eltern als Spielkameraden. Sein Vater arbeitet im Zaubereiministerium und war selten da. Seine Mutter versuchte ihr bestes, aber einen adäquaten Spielpartner konnte auch sie nicht ersetzen.
Am liebsten spielte Draco mit seinen beiden Patenonkeln. Severus Snape und Regulus Black lebten zusammen in Spinner's End in Cokeworth. Severus unterrichtet in Hogwarts der Schule für Hexerei und Zauberei und war so nur in den Ferien zuhause. Regulus war Heiler im St. Mungos in London und kam häufig zu Besuch, wenn Severus nicht da war. Nun waren aber Sommerferien und Draco wusste, dass beide Männer zu Hause waren.
Sein Blick fiel auf den Kamin und die kleine Schale die darauf stand. Der Kleine grinste. Er sah sich um. Sein Blick blieb auf dem Fußhocker, der vor dem Sessel stand hängen. Er zog ihn vor den Kamin, stieg darauf und griff nach der Schale. Das feine Pulver rieselte durch seine Finger.
Draco war noch nie alleine mit Flohpulver gereist. Sein Vater sagte, das sei nicht möglich, da er noch kein vollständiger Zauberer sei, aber so richtig glauben wollte der Blonde das nicht. Er würde es einfach probieren. Seine Paten würden sich sicher freuen, wenn er sie besuchte. Er nahm sich eine Handvoll Flohpulver und stellte sich in den Kamin.
»Spinner's End...«, rief er und warf das Flohpulver vor sich. Die Worte waren, nur schwer zu verstehen, Draco hatte eine große Zahnlücke und so lispelte er seit geraumer Zeit. Trotz allem loderten plötzlich grüne Flammen um den Kleinen und sofort geriet der Blonde in Panik.
»MUMMY!!«, schrie er, bevor er verschwand, und sah so nicht mehr, wie die Tür aufgerissen wurde und ein großer Mann mit schwarzen Haaren in den Raum stürzte.
Der fünfjährige Harry Potter schwitzte erbärmlich. Seit Stunden putzte er das Wohnzimmer im Ligusterweg Nr. 4. Am Morgen hatte sein Cousin Dudley ihm ein Bein gestellt, sodass er hinfiel und sich schmerzhaft die Stirn aufschlug. Daraufhin schoss plötzlich Asche aus dem Kamin und traf nicht nur seinen Cousin, sondern auch die halbe Einrichtung. Harry wusste nicht, wie das passiert sein konnte. Aber sein Onkel gab ihm die Schuld daran. Er schlug ihn heftig und befahl ihm, alles zu putzen. Er, seine Tante Petunia und Dudley wären bis zum Abend in einem Freizeitpark. So schrubbte der kleine schwarzhaarige Junge mit den smaragdgrünen Augen jeden Zentimeter des Zimmers. Wenn sein Onkel später noch ein Krümel Asche finden würde, dann hätte Harry nichts mehr zu lachen. Ihm war schwindlig und seine Zunge klebte am Gaumen. Sein Onkel hatte Bad und Küche abgeschlossen und so gab es für den Fünfjährigen nichts zu trinken. Er wischte sich über die Stirn, auf der neben der Wunde vom Morgen noch eine feine blitzförmige Narbe zu fühlen war. Seufzend warf Harry den Lappen in den Eimer. Das Wasser war schwarz und doch dachte er kurz darüber nach, einen Schluck zu trinken. Im selben Moment loderten im Kamin plötzlich grüne Flammen auf. Vor Schreck taumelte Harry nach hinten und fiel hin. Er realisierte kaum, was geschah, als jemand aus dem Flammen geschossen kam und keuchend direkt vor seinen Füßen landete. Der kleine Junge war mit Asche bedeckt und seine wohl sonst strohblonden Haare standen wild vom Kopf ab. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben und weinte leise. Harry setzte sich auf und kniete sich vor den anderen. Sanft strich er ihm über den Rücken.
»Hey du! Nicht weinen. Ist dir was passiert?« Draco sah auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Vorsichtig schüttelte er den Kopf.
»Wo...wo bin ich?« Wollte er zögernd wissen.
»Bei mir Zuhause. Ligusterweg Nummer 4 in Little Whinging. Ich bin Harry und du?«, der Schwarzhaarige hielt dem Blonden lächelnd seine Hand entgegen. Draco griff danach und schüttelte sie.
»Ich...ich bin Draco. Wie alt bis du?« Wollte er wissen und musterte sein Gegenüber. Der Junge lächelte freundlich. Er trug seltsame Sachen. Sie schienen ihm viel zu groß zu sein und waren schmutzig. Er trug eine Brille, die mehrmals geklebt worden war und er war ziemlich klein. Viel kleiner als er selber. Draco hätte ihn auf etwa drei Jahre geschätzt, aber so, wie er sprach, musste er älter sein.
»Ich bin fünf. Werde aber in ein paar Tagen sechs. Und du?«
»Ähm...ich bin schon sechs. Sind deine Eltern nicht da?« Harry schüttelte den Kopf.
»Meine Eltern leben nicht mehr. Ich wohne bei meiner Tante und meinem Onkel und na ja meinem doofen Cousin Dudley. Aber die sind nicht da. Aber sag mal wie genau...also wie kommst du da rein?«, Harry zeigte auf die Feuerstelle. Draco drehte sich um und sah zu dem Kamin. Erst jetzt wurde ihm klar, dass etwas völlig schiefgegangen war. Wie sollten seine Eltern ihn hier finden? Die Wohnung sah nicht so aus, als würden hier Zauberer leben und der Junge schien vom Flohen nichts zu wissen. Tränen traten ihm in die Augen und er schluchzte. Sofort war der Schwarzhaarige wieder neben ihm und strich ihm tröstend über den Kopf.
»Hey nicht so schlimm wir finden deine Eltern schon. Wo wohnst du denn? Hier in der Nähe?« Der Blonde schüttelte den Kopf.
»Unser...unser Haus liegt in Wiltshire...«, stotterte er mit tränenerstickter Stimme. Irritiert sah Harry ihn an.
»Wiltshire? Das ist ziemlich weit weg, glaub ich. Bist du zu Besu...«, weiter kam er nicht. Plötzlich loderten wieder grüne Flammen im Kamin und unvermittelt stand ein großer, dunkelhaariger Mann im Zimmer.
»ONKEL SEV!«, rief der Blonde und warf sich seinem Paten in die Arme. Der nahm Draco auf den Arm und drückte ihn an sich.
»Draco Merlin sei Dank. Was machst du nur für Blödsinn. Deine Mutter kommt um vor Sorge. Wo genau wolltest du denn hin?« Fragend betrachtete er das Kind in seinen Armen.
»Zu dir und Onkel Reg...«, schluchzte Draco.
»Dummer Junge. Das hätte gehörig schiefgehen können. Deine Magie hat wohl diesen Kamin aktiviert. Wer weiß, wo du sonst gelandet wärst. Ich brauchte fünf Versuche, ehe ich dich gefunden hab. Geht's dir gut?«, der Blonde nickte.
»Harry war nett zu mir«, Severus Snape setzte seinen Patensohn ab und sah sich um.
»Harry?«, fragte er und dann entdeckte er den Jungen. Er hatte sich in eine Ecke des Zimmers gedrückt und so klein wie möglich gemacht. Sein Gesicht hatte er mit seinen Armen bedeckt.
Vorsichtig ging der Tränkemeister auf das Kind zu. Er war klein. Vielleicht drei oder vier Jahre alt. Wo steckten denn die Eltern? Der Kleine würde ja kaum alleine hier sein. Severus kniete sich vor den Jungen und sprach sanft mit ihm.
»Guten Tag. Mein Name ist Severus Snape. Du musst wirklich keine Angst haben. Ich danke dir dafür, dass du dich ein bisschen um mein Patenkind gekümmert hast. Sag mal, wo sind denn deine Eltern?«
»Er hat keine mehr. Er lebt bei Tante und Onkel«, sagte Draco leise hinter ihm. Snape sah den Blonden an und dann wieder zu Harry, der inzwischen den Blick gehoben hatte. Die Erkenntnis traf den Lehrer wie ein Schlag. Die Augen, des Kindes, die smaragdgrünen Augen. Augen, die er kannte. Augen, von denen er geglaubt hatte, sie nie wieder zu sehen. Und dann die schwarzen Haare, die unordentlich vom Kopf abstanden und die Brille. Harry war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten – bis auf die Augen.
Der Kleine sah furchtbar krank aus und wenn es wirklich Harry Potter war, dann musste er auch fast sechs sein, aber so sah er nicht aus. Sanft strich Severus ihm die Haare aus der Stirn. Sofort versteifte sich das Kind und zuckte so heftig zurück, dass es sich den Kopf an der Wand hinter sich stieß.
»Shh ... ganz ruhig ich tu dir nichts«, wieso reagiert er so? Dann sah der Tränkemeister es, auf der Stirn klaffte eine Wunde. Die Platzwunde schien nicht versorgt worden zu sein. Sie war dreckig und offenbar tief. Das Blut war geronnen, sie konnte also nicht frisch sein. Die blitzförmige Narbe daneben ließ nun keinen Zweifel mehr zu. Vor Severus hockte der Sohn von Lily und James Potter. Und offensichtlich stimmte etwas ganz und gar nicht.
Plötzlich hörte man ein Auto vor dem Haus stoppen. Panisch sprang Harry auf.
»Sie müssen gehen. B-bitte! Mein Onkel und meine Tante dürfen sie nicht sehen. Bitte...«, die Stimme des Fünfjährigen überschlug sich. Wie ein Kaninchen auf der Flucht sah er sich panisch im Raum um, als er die Autotüren klappen hörte, zerrte er den Tränkemeister am Arm in den Flur. Er öffnete eine Tür unter der Treppe und schob den Mann und Draco dort rein.
»Schnell in mein Zimmer. Bitte leise sein. I-ich lasse Sie raus, sobald es geht«, ehe Severus etwas sagen konnte, hatte Harry die Tür verschlossen und er und Draco standen im Dunkeln. Draco konnte einigermaßen aufrecht stehen, aber Severus musste sich ziemlich ducken. Er hockte sich hin. Im fahlen Licht sah man nicht viel. In dem Schrank lagen nur eine dünne Matratze und eine schäbige Decke. Ansonsten standen hier nur Putzmittel. Hatte der Junge gesagt, das sei sein Zimmer?
»Onkel Sev, was passiert hier?«, flüsterte Draco neben ihm.
»Shh ... , leise Draco. Ich weiß es nicht, aber wir sollten machen, worum er uns gebeten hat.«
Jetzt hörte Severus, wie die Eingangstür geöffnet wurde.
»Wo steckt der Bengel? Ich hoffe, er ist fertig! Potter wo bist du?«, die Stimme des feisten Mannes hallte durch das Haus. Durch die Lüftungsschlitze in der Tür erhaschte der Tränkemeister einen kurzen Blick auf Vernon Dursley. Der Mann erinnerte an ein Walross. Neben ihm stand ein circa siebenjähriger Junge, der seinem Vater in Sachen Gewicht offenbar schon jetzt nacheiferte.
»I-ich bin hier Onkel Vernon«, kam es nun leise von der Wohnzimmertür.
»Ich hoffe, du hast alles erledigt Bengel.«
»Ich bin fast fertig. Ich...«, weiter kam er nicht. Severus konnte es nicht sehen aber gut hören. Der Mann holte aus und schlug dem Jungen ins Gesicht, dieser stürzte gegen den Türstock und blieb wimmernd liegen. Nun reichte es dem Tränkemeister. Mit einem nonverbalen Zauber hatte er die Tür des Schranks geöffnet und stürmte in den Flur. Die Szene war grotesk. Der kleine schwarzhaarige Junge lag auf den Boden, die Arme schützend über dem Kopf. Vernon Dursley stand wutschnaubend über ihm, die Hand schon wieder zum Schlag erhoben. An der Eingangstür stand Petunia Dursley und starrte Severus entsetzt an. Dudley versteckte sich hinter der Kommode. Schnell stellte sich Snape zwischen Vernon und Harry und fing den Schlag ab.
»Wie können Sie es wagen?«, spie er dem feisten Mann entgegen. Vernon starrte dem Lehrer mit völliger Abscheu entgegen.
»Wer zum Teufel sind Sie und was machen Sie in meinem Haus?«
»Mein Name ist Severus Snape...«, Petunia zog scharf die Luft ein und hielt sich eine Hand vor den Mund.
»Oh ja Petunia du kennst mich! Und nun frag ich dich, wie kommst du dazu, so mit deinem Neffen umzugehen. Lilys Sohn. Dass du dich nicht schämst!«
»Pah, was weißt du schon? Wir haben nicht um ihn gebeten. Man hat ihn uns vor fünf Jahren vor die Tür gelegt und nun haben wir ihn an der Backe. Meine perfekte Schwester hat sich in die Luft gejagt und wir haben den Bengel«, spuckte sie dem Lehrer entgegen. Purer Hass flammte in ihren Augen.
Severus wollte gerade etwas erwidern, als er spürte, wie jemand ihm am Ärmel zog. Er sah in die ängstlichen Augen von Draco.
»Onkel Sev i-ich glaube, Harry geht es nicht gut.«
»Wer ist das Kind?«, wollte Petunia wissen, aber der Tränkemeister ignorierte sie. Er zog seinen Zauberstab und hielt ihn Vernon, der ihn immer noch wütend anfunkelte, unter die Nase. Nun wich dieser zurück und drückte sich an die Treppe. Severus kniete sich neben Harry und fühlte seinen Puls. Der Kleine war bewusstlos, der Puls schwach aber regelmäßig. Severus steckte den Zauberstab weg und hob den Jungen auf die Arme. Es erschreckte ihn, wie leicht das Kind war. Er hielt ihn mit einer Hand an sich gedrückt, dann griff er nach Dracos Hand und ging zur Tür. Petunia drückte sich an die Wand, als befürchte sie, selber geschlagen zu werden.
»Du hast nicht um ihn gebeten? Nein, das hast du nicht. Aber er hat auch nicht um euch gebeten. Euch wurde ein wehrloses Kind vor die Tür gelegt und Ihr misshandelt es? Etwas Abscheulicheres und Feigeres gibt es nicht. Aber du kannst dich freuen Tunia, denn du wirst ihn nie wieder sehen. Nie wieder, dafür werde ich sorgen«, presste der Tränkemeister mühsam hervor. Ohne sich noch einmal umzusehen, trat er mit Draco an der Hand und Harry im Arm nach draußen. Die warme Sommersonne ließ die Umgebung friedlich und einladend erscheinen. Es war ein krasser Kontrast zu dem, was hinter den Türen des Hauses im Ligusterweg Nummer 4 geschehen war.
»Draco lass meine Hand auf keinen Fall los, hörst du?«, der Junge nickte, hielt die Hand seines Paten noch fester umklammert und griff mit der anderen in die Roben des Mannes. Ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte er das Gefühl am Bauchnabel in ein Loch gezogen zu werden. Nur Sekunden später spürte er Rasen unter sich. Ihm war schlecht, aber er schaffte es, sich nicht zu übergeben.
»Alles in Ordnung?«, fragte Severus über ihm. Draco nickte schwach.
»Gut dann komm. Dein neuer Freund braucht Hilfe«, sofort lief der dunkelhaarige los. Draco hatte Mühe, Schritt zu halten, als sie die Freitreppe zum Manor empor rannten.
Als er die Tür aufdrückte, kam ihm Narzissa Malfoy schon entgegen.
»Severus hast du ihn?«
»Mum!«, rief Draco und warf sich weinend in die Arme seiner Mutter. Die drückte ihren Sohn fest an sich.
»Draco! Was machst du nur. Ich hatte solche Angst um dich!«
»Mummy es tut mir leid. Wir müssen Harry helfen!«
»Harry?«, irritiert sah Narzissa zu Severus.
»Zissa wo ist Reg?«
»Ähm ... oben im Arbeitszimmer mit Lucius«, sofort rannte Severus los. Die Blonde hob ihren Sohn auf die Arme und folgte ihm.
Der Tränkemeister warf die Tür auf. Lucius Malfoy und Regulus standen am Fenster und fuhren herum, als die Tür aufflog.
»Sev was ... hast du Draco?«, Lucius sah verwirrt zu seinem besten Freund, als Narzissa mit Draco hinter ihm in den Raum stolperte.
»Keine Zeit für lange Erklärungen. Reg, du musst dem Kleinen helfen«, sanft legte Severus Harry auf die Couch. Regulus war sofort bei ihm und sah geschockt auf das geschundene Kind.
»Wer ist das? Was ist passiert?«
»Reg, bitte erst heilen!«, flehend sah der dunkelhaarige zu seinem Partner. Der nickte. Zog seinen Zauberstab und ließ die Sachen des Jungen verschwinden. Die beiden Männer zogen scharf die Luft ein.
Severus dreht sich zu Narzissa, welche immer noch in der Tür stand.
»Zissa geh mit Draco nach draußen. Ich bitte dich!«, die Blonde nickte, drückte den Kopf ihres Sohnes an ihre Schulter und verließ den Raum.
Lucius trat an die Couch und schlug die Hände vor den Mund.
»Bei Merlin was ist mit dem Kind passiert?«, der Körper des Jungen war abgemagert. So sehr, dass man jeden Knochen sehen konnte. Narben, Schrammen und Blutergüsse zierten die Haut, die fast schon aschfahl schien.
Sofort ließ Regulus seinen Zauberstab über den Körper wandern. Er rief einige Phiolen auf und flößte sie dem bewusstlosen Kind ein. Einige Blutergüsse verschwanden. Die Wunde auf der Stirn schloss sich, aber eine Narbe blieb. Die Hautfarbe war noch immer blass, aber nicht mehr ganz so ungesund. Der Junge seufzte tief und schien nun ruhig zu schlafen.
»Dieses Seufzen. Es scheint, als hätte er das erste Mal in seinem kurzen Leben keine Schmerzen«, stellte Regulus vollkommen fassungslos fest.
»Dobby!«, rief Lucius Malfoy und neben ihm erschien ein kleines Wesen mit Fledermausohren und großen Augen.
»Was kann Dobby für Master Malfoy tun?«
»Dobby bring bitte einen Pyjama von Draco. Vielleicht einen, der ihm schon etwas klein ist«, der Hauself verbeugte sich tief und verschwand.
»Also Sev wer ist das?«, wollte Regulus wissen und legte eine Decke über das schlafende Kind.
»Der Kleine ist doch höchstens vier Jahre alt. Wer hat ihm so was angetan?«, fragend sah Lucius zu dem Tränkemeister, als Dobby wieder erschien. Er hielt einen blau-gestreiften Pyjama in den Händen und reichte ihm dem malfoyschen Familienoberhaupt. Dieser griff danach und zog ihn dem Jungen sanft über. Mit einem Schwenker seines Zauberstabes passten die viel zu großen Sachen. Dann deckte er ihn wieder zu.
»Es ist Harry Potter!«, sagte Severus leise und wand den Blick nicht von dem Jungen.
»Was?« Kam es zeitgleich von Regulus und Lucius. Der Heiler kniete sich neben die Couch und strich die Haare des Jungen zur Seite. Die Blitznarbe war ihm zuvor nicht aufgefallen. Nun sah er sie deutlich.
»Aber wie?«, wollte nun Narzissa wissen, die in den Raum getreten war.
»Wo ist Draco?«, fragend sah Lucius zu seiner Frau.
»Er ist in seinem Zimmer. Dobby passt auf ihn auf. Also Severus was ist das passiert?«, der dunkelhaarige zuckte mit den Schultern und erzählt in kurzen Sätzen, was geschehen war.
»Er kann nicht wieder dorthin zurück! Auf keinen Fall! Warum auch immer Draco ausgerechnet in diesem Kamin rauskam, es muss Schicksal gewesen sein. Vor fünf Jahren habe ich Lily etwas versprochen und das werde ich halten«, beendete der Tränkemeister seine Erzählung.
»Natürlich kann er nicht wieder zurück. Vielleicht solltest du Dumbledore informieren?!«, sagte die Blonde und sah zu Severus.
»Zissa! Dumbledore hat den Jungen erst zu diesen Muggeln geschickt, ihn einfach vor die Tür gelegt und sich dann nicht mehr gekümmert. Ich werde ihn informieren, aber erst einmal muss Harry erfahren, wer er ist, denn eines ist sicher, er weiß nichts über unsere Welt!«,
»Nun gut. Es war ein langer Tag, wie soll es weiter gehen?« Wollte Lucius wissen.
»Ich denke, es ist am besten, wir nehmen den Kleinen erst mal mit zu uns. Er braucht die nächsten Tage auf jeden Fall noch Behandlung und aufpäppeln müssen wir ihn ohnehin. Außerdem hat er Sev schon kennengelernt und hat, wenn er aufwacht, vielleicht erst einmal weniger Angst. Was sagst du?«, fragend sah der junge Heiler zu seinem Partner.
»Sieh ihn dir doch an Regulus, als ob Sev den Jungen noch mal hergibt.« Lachte Lucius. Der Tränkemeister rollte mit den Augen, trat an die Couch und wickelte so vorsichtig wie möglich die Decke um das Kind. Dann hob er den Jungen auf seine Arme.
»Ich denke, bei uns ist er ganz gut aufgehoben. Sagt Draco wir kommen ihn die nächsten Tage besuchen und er soll sich keine Sorgen machen. Ich glaube, die beiden haben sich gut verstanden«, lächelte Severus.
Zusammen mit seinem Partner trat er nun in den Kamin. Regulus griff nach dem Flohpulver und lächelte seiner Cousine noch einmal zu, dann warf er es und sprach: »Spinner's End«
Schon waren die beiden Zauberer und der Junge verschwunden.
»Wie kann man das einem Kind nur antun?« Noch immer kopfschüttelnd stand Narzissa vor dem Kamin. Sanft legte ihr Mann seine Arme um sie.
»Ich weiß es nicht, aber im Moment ist er in den besten Händen. Vielleicht hatte Harry Potter, bis jetzt kein Glück im Leben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er genau von den richtigen Menschen gerettet wurde.«
»Ja, das denke ich auch!«, sagte Narzissa und warf einen letzten Blick auf den nun leeren Kamin.
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