
»017
›Come back to me again, please
Cause without you, there's no me anymore‹
•••
Yoongi und ich haben die Tage wieder damit verbracht, herum zu liegen. Und wenn Yoongi arbeiten musste, bin ich in ein unweit entferntes Tanzstudio gegangen.
Jetzt gerade ist Mittwoch. Irgendwas gegen zehn Uhr. Ich stochere lustlos in dem Rührei auf meinem Teller herum. Den anderen scheint meine bedrückte Stimmung gar nicht aufzufallen. Irgendwann berührt mich jemand an meinem Handgelenk und an dem angenehmen Prickeln, das mich durchfährt, weiss ich, dass es sich um Yoongi handelt.
Ich sehe auf und schaue direkt in sein bedrücktes Gesicht. »Was ist los?«, fragt Yoongi flüsternd. Ich wende meinen Kopf wieder meinem Teller zu. Ich stehe schnell auf, murmle etwas von wegen mir würde es nicht gut gehen und schleiche aus dem Zimmer. Ich spüre Yoongis brennenden Blick auf meinem Rücken und werfe ihm einen flehenden Blick zu. Ich brauche einfach kurz Zeit für mich.
Oben angekommen schnappe ich mir den Decken Haufen von neben der Balkontür und verziehe mich damit auf den Balkon, wo ich mich, in Decken eingewickelt, auf das Sofaähnliche Teil fallen lasse. Ich starre wieder auf Seoul und die Trauer scheint mich langsam zu verschlingen.
Minuten, Stunden oder Tage später reisst mich Yoongis Stimme aus der Stille, in der ich versunken bin. »Ist alles okey, Jimin?«, fragt er mit seiner rauen Stimme. Ich sehe zu ihm auf und er starrt mir genau in meine verheulten Augen. Ich wende meinen Blick wieder ab und zucke mit meinen Schultern. Nichts ist okey...
Yoongi setzt sich neben mich und schnappt sich ein paar der Decken. Ich spüre seinen brennenden Blick wieder auf mir und überlege. Soll ich es ihm erzählen? Ja- es spricht nichts dagegen...
Ich atme nochmal kurz durch, bevor ich mit meiner Erzählung beginne. »Hast du dich nicht gefragt, woher ich die Narben auf meinem Rücken habe?«, sage ich leise und sehe zu Yoongi auf. »Schon... Aber ich wollte dich nicht dazu zwingen, es mir zu erzählen.«, antwortet Yoongi und mustert mein Gesicht. Ich atme nochmal durch und beginne zu reden.
»Vor neun Jahren war ich in einen schweren Autounfall verwickelt... Meine Eltern und ich wollten zu Freunden fahren. Aber die Strasse war in einer Kurve komplett vereist. Wir kamen von der Strasse ab und rasten einen Steilhang hinunter. Unten krachte das Auto in eine Gruppe von Bäumen. Der Airbag ging erst zu spät auf. Mein Vater ist sofort gestorben. Meine Mutter später auf dem Weg ins Krankenhaus.«, ich werde von meinem eigenen Schluchzen unterbrochen und lassen die ganzen neuen Infos sacken. Danach rede ich langsam weiter.
»Und ich... Naja. Das Auto war alt und die Gurte hielten nicht mehr wirklich so ganz. Ich bin im Fussraum zwischen den hinteren und vorderen Sitzen gelegen. Und dann... Dann ist irgendetwas unter mir explodiert. Ich hatte Verbrennungen. Mein ganzer Rücken war verbrannt. Und irgendein Metallstück steckte in meinem Rücken. Ich hatte Glück. Wäre das Stück drei Millimeter weiter rechts eingedrungen, wäre ich für immer querschnittsgelähmt.
Das Jugendamt hat Tage lang gestritten, was sie mit mir machen sollen. Alle meine Verwandten leben in Amerika. Und in diesem instabilen Zustand konnte ich nicht so weit transportiert werden. Also kam ich zu sehr guten Freunden meiner Eltern und lag dann hier in Seoul nochmal zwei Monate im Krankenhaus, bevor sie mich entlassen haben. Drei Jahre sass ich dann im Rollstuhl. Die Ärzte meinten, dass ich eigentlich schon laufen könnte. Aber ich hatte eine Blockade im Kopf. Ich versuchte es nie wirklich. Obwohl mich die zwei, die mich aufgenommen haben, immer wieder motiviert haben. Sie haben mich geliebt wie ihren eigenen Sohn. Aber das ist nicht das gleiche.
Ich verfiel in Depressionen und ass fast nichts mehr. Ich war ganz kurz davor, magersüchtig zu werden. Aber das Tanzen hat mich gerettet. Durch Zufall bin ich auf ein Video gestossen. Danach habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, selbst so über die Bühne schweben zu können. Und ausserdem habe ich dann irgendwann gedacht, dass das alles hier nichts bringt. Meine Eltern wollten sicher nicht, dass ich hier nur noch in diesem verdammten Rollstuhl herum rolle. Meine Blockade war gebrochen. Ich habe lange gebraucht, um überhaupt auf Krücken gestürzt stehen zu können. Und noch viel länger, um mit Krücken zu gehen. Und fast zwei Jahre später hatte ich es geschafft. Ich konnte wieder ohne Krücken laufen.
Die Geschichte ist zwar gut ausgegangen, aber ich denke immer an den Anfang. Immer in meinen schwachen Momenten überlege ich, wie es gewesen wäre, wenn das Metall mich getroffen hätte. Oder wie es gewesen wäre, zu sterben. Ob es schnell gewesen wäre oder langsam.«
###
Okey... Als Ausgleich gibt's morgen ein schönes Kapitel...? Hehe?
pewpew
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro