4 - Jäger oder Gejagter?
"Zum Teufel, Kyle! Ich hab ihn verloren." Alexandr stürmte wütend aus den Laden und sah sich verwirrt um als er das Handy gegen sein Ohr hielt. "Was ist denn hier los?" Er sah sich um über alle sah er Menschen die sich in einem Takt bewegten und "Glow" von Madcon tanzten. Alt wie jung, und auch als er über das Geländer hinab sah, sah er überall tanzende Menschen. Einige standen am Rand und sahen zu, doch immer mehr macht mit. Überall waren sie, auf den Rolltreppen in den Schaufenstern aus den Läden kamen einige "Rad" schlagend gestürmt und tanzten mit, selbst in den Wasserbrunnen wo die Fontäne sprühte tanzten sie. Er sah die einheitlich roten Shirts und war wiederwillig beeindruckt. Es sah gut aus was sie taten und es erregte eine Menge Aufmerksamkeit. Doch leider fand dieser Flashmop zur absolut falschen Zeit statt.
"Alexandr, bist du noch dran?"
"Ja, verdammt, wie sollen wir hier durch die Menschen durch kommen?" fing er auch gleich wieder zu fluchen an.
"Keine Ahnung, aber ..." auf einmal war Funkstille.
"Kyle?"
"Ich hab ihn, er ist im Südflügel!" rief Kyle aus.
"Welche Etage?!"
"Erdgeschoss."
"Zum Teufel, ich bin in der ersten!"
"In C&A ist eine Rolltreppe, ich glaube kaum das sie auch da tanzen werden."
Alexandr überlegte nicht lange, sondern rannte los, drängte sich durch die Menge oder sprang einfach über die Menschen drüber und rannte dann die Rolltreppe hinunter. Unten eilte er weiter. Alexandr tanzte sich fast schon durch die Menge, so dicht standen sie unten, und bewegte sich zielsicher in den Südflügel.
Er brauchte nicht lange um Kyle zu finden. Er spürte die Energien die miteinander rangen und sah überrascht nach oben. Kyle balancierte gemeinsam mit Amion ganz oben auf den Stahlträgern. Amion dieser elende Verräter. Alexandr merkte das er ärgerlich mit den Zähnen knirschte und nach oben starrte. Einige, wenige schlaue Menschen folgten seinen Blick und rissen die Augen auf. Er hätte sich am liebsten selbst verflucht. Ohne zu zögern drang er in die Gedanken der Menschen ein. Ließ sie vergessen, was sie gesehen hatten und sorgte dafür das sie nicht nach oben sahen.
"Erdgeschoss, alles klar!" schnaubte er verächtlich. Wie sollte er da jetzt ohne Aufmerksamkeit zu erregen hoch kommen? Er schüttelte den Kopf, als er sah wie Kyle taumelnd zurückwich und verfluchte seine verzwickte Situation. Doch was Kyle jetzt tat war totaler Wahnsinn. Alexandr riss die Augen auf. Kyle packte Amions Hemd und ließ sich nach hinten fallen, so erschrocken wie Amion war, wehrte er sich zu spät dagegen. Gemeinsam fielen sie vom Stahlträger.
Alexandr wusste nicht wer von beiden dafür sorgte, dass sie nicht in die Menschenmenge stürzten. Aber auf einmal waren sie weg, ohne das die Menschen die von oben kommende Gefahr bemerkt hätten. Alexandr fluchte. Wo zum Teufel waren sie hin?
Er beobachtete die tanzende Menge und forschte genausten in deren Gedanken das auch wirklich niemand etwas mit bekommen hatte. Er musste immer daran denken das Niemand auf ihr Handeln und Tun aufmerksam werden durfte. Und dann sah er sie. Alice. Sie tanzte vor der Rolltreppe die nach oben führte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und elegant, und er konnte sich sehr gut ausmalen wie sie mit voller Leidenschaft tanzte. Doch jetzt war sie nicht bei der Sache. Obwohl sie lächelte, blickten ihm ihre großen grünen Katzenaugen verzweifelt an. Sie hatte es gesehen, das wusste er. Da der Tanz es verlangte unterbrach sie den Augenkontakt und er sah an ihrer linken Stirn halb verdeckt von ihren Haaren eine frische noch leicht blutende Wunde. Er wusste wenn er sich jetzt auf sie konzentrieren würde, würde er den süßen Geruch ihres Blutes wahrnehmen. Sie zuckte kaum merklich zusammen, ihr Gesicht verzog sich nur für eine Millisekunde, und dann lief das Blut wirklich.
Ohne nachzudenken fauchte er unwillkürlich.
Sie strich sich mit der Hand über die Stelle und warf ihre Haare noch weiter nach vorn. Er wusste nicht was geschah, aber er sah das sie immer mehr Schmerzen bekam. Er drang in ihre Gedanken ein oder vielmehr er wollte es. Aber sie hatte einen viel zu mächtigen Schutzschild um ihre Gedanken. Alexandr konnte nur den Rand ihrer Wahrnehmung sehen, nur das was sie ihm zeigen wollte und was er da sah verblüffte ihn. Er sah nicht die riesige Einkaufshalle mit den Menschen. Er sah Fliesen, sah Toilettenkabinen, Waschbecken und dann sah er Amion direkt ins Gesicht. Er hörte ihn.
"Hör mir zu, Kleiner!" verlangte Amion. "Ich habe nicht vor dich oder Alexandr umzubringen. Ich habe nur vor meine Pflicht auszuführen. Ich habe deinem Vater dir Treue geschworen und auch vor langer Zeit dir. Diesen Schwur halte ich, auch wenn es jetzt nicht so aussieht!"
"Du hast meine Eltern umgebracht!" fauchte Kyle mit erstickter Stimme und Alexandr vermutete das Amion ihm am Hals gepackt hatte.
"Nicht deine richtigen Eltern Junge, und auch sie brachte ich nur um weil ich keine Wahl hatte, gegen das Schicksal kann man nichts tun. Es musste so sein. Irgendwann wirst du mir danken. Aber bis dahin..."
Alice drängte ihn aus ihren Gedanken. Sie wusste was jetzt kommen würde und sie wollte es ihm ersparen. Der Tanz hörte auf, sie verbeugte sich tief, als sie merkte wie der Schmerz auf ihren Hals furchtbar stark zunahm und sie das Gefühl hatte zu ersticken. Sie griff sich an den Hals und sah sich verzweifelt nach einen Versteck um. Sie hatte nicht mehr lange Zeit. Sie rannte durch die Menschen durch, an Alexandr vorbei und in den Gang rein der zu den Toiletten führte. Gott sei Dank war hier niemand. Dann endlich gab sie den Impulse nach um Atem zu ringen. Aber es kam keine Luft, kein Sauerstoff. Sie spürte immer mehr wie sich ihr Gesichtsfeld verengte. Kleine Punkte flimmerten vor ihren Augen. Ihre Knie gaben in genau dem Moment nach als Alexandr durch die Tür in den Gang schlüpfte. Geschickt fing er sie auf und nahm sie besorgt hoch wie ein kleines Kind, doch sie versuchte den Kopf zu schütteln und zeigte mit schwachen Fingern auf die Herrntoilette. Verwirrt sah er sie an. Gehorchte jedoch und stieß die Tür auf. Und sah in das Haselnussbraun von Amions Augen. Augenblicklich ließ Amion Kyle los. Alexandr hörte das befreite Luftschnappen der Zwillinge, sah wie Amions Augen sich für eine Sekunde auf Alice in seinen Armen richteten und dann war er weg. Der Dolch den Alexandr genau in den Moment warf, ließ den letzten ganzen Spiegel zerbersten.
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